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Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mt 18,1-11 |
Epistel | Offb 12,7-12 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Mt 18,1-11 |
1. Epistel | Offb 12,7-12 |
2. Evangelium | Joh 12,28-32 |
2. Epistel | Offb 5,11-14 |
Alttestamentliche Lektion | 1Mos 28,10-22 |
Gottesdienstordnungen |
Der Michaelistag in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Episteltext Offb 12,7-12 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
115 | EG 191 | Herr Gott, dich loben alle wir |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | Offb 12,7-12 |
Evangelium | Mt 18,1-11 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mt 18,1-11.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Episteltext Offb 12,7-12 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
115 | EG 191 | Herr Gott, dich loben alle wir |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | Offb 12,7-12 |
Evangelium | Mt 18,1-11 | |
Reihe II | 2. Epistel | Offb 5,11-14 |
2. Evangelium | Joh 12,28-32 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | 1Mos 28,10-22 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
Michaelistag
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 18,1-11
REIHE
EV
Euangelium
S. Mattheus.
C. XVIII.
Mar.9.
Luc.9.
Mar.9.
Luc.17.
ZV der ſelbigen ſtunde tratten die Jünger zu Jheſu / vnd ſprachen / Wer iſt doch der Gröſſeſt im Himelreich? 2Jheſus rieff ein Kind zu ſich / vnd ſtellet das mitten vnter ſie / 3vnd ſprach / Warlich ich ſage euch / Es ſey denn / das jr euch vmbkeret / vnd werdet wie die Kinder / ſo werdet jr nicht ins Himelreich komen. 4Wer nu ſich ſelbs nidriget / wie das Kind / der iſt der gröſſeſt im Himelreich. 5Vnd wer ein ſolches Kind auffnimpt / in meinem Namen / der nimpt mich auff. 6Wer aber ergert dieſer Geringſten einen / die an mich gleuben / Dem were beſſer / das ein Mülſtein an ſeinen Hals gehenget würde / vnd erſeufft würde im Meer / da es am tieffeſten iſt.
7WEh der Welt / der ergernis halben. Es mus ja ergernis komen / Doch weh dem Menſchen / durch welchen ergernis kompt. 8So aber deine Hand / oder dein Fus dich ergert / ſo hawe jn abe / vnd wirff jn von dir. Es iſt dir beſſer / das du zum Leben lam oder ein kröpel eingeheſt / Denn das du zwo hende oder zween Füſſe habeſt / vnd werdeſt in das ewige Fewr geworffen. 9Vnd ſo dich dein Auge ergert / reis es aus / vnd wirffs von dir. Es iſt dir beſſer das du eineugig zum Leben eingeheſt / denn das du zwey Augen habeſt / vnd werdeſt in das helliſche Fewr geworffen.
10SEhet zu / das jr nicht jemand von dieſen Kleinen verachtet / Denn ich ſage euch / Ire Engel im Himel ſehen alle zeit das Angeſichte meines Vaters im Himel. 11Denn des menſchen Son iſt komen / ſelig zu machen / das verloren iſt.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Buch der Offenbarung an Johannes
Offb 12,7-12
REIHE
EP
Die Offenbarung
S. Johannis
des Theologen.
C. XII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 7 - 12
ES erhub ſich ein ſtreit im Himel / Michael vnd ſeine Engel ſtritten mit dem Drachen / Vnd der Drach ſtreit vnd ſeine Engel / 8vnd ſiegeten nicht / Auch ward jre Stete nicht mehr funden im Himel. 9Vnd es ward ausgeworffen der gros Drach / die alte Schlange / die da heiſſt der Teufel vnd Satanas / der die gantze Welt verfüret / vnd ward geworffen auff die Erden vnd ſeine Engel wurden auch da hin geworffen.
Michael.
10VND ich höret eine groſſe ſtimme / die ſprach im Himel / Nu iſt das Heil vnd die Krafft / vnd das Reich / vnd die Macht vnſers Gottes / ſeines Chriſtus worden / weil der verworffen iſt / der ſie verklaget tag vnd nacht fur Gott. 11Vnd ſie haben jn vberwunden durch des Lambs blut / vnd durch das wort jrer Zeugnis / vnd haben jr Leben nicht geliebet / bis an den tod. 12Darumb frewet euch jr Himel / vnd die darinnen wonen. Weh denen / die auff Erden wonen / vnd auff dem Meer / Denn der Teufel kompt zu euch hinab / vnd hat einen groſſen zorn / vnd weis / das er wenig zeit hat.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.