QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Leidensgeschichte Joh 19,16-30 |
Epistel | Jes 53 |
Lied | Nr. 62 [EG 83] |
Gottesdienstordnung |
nach den altkirchlichen Leseordnungen
Der Karfreitag in den Kirchenjahren 1659/1660 bis 1666/1667
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Am Karfreitag gedenken die Christen des Kreuzestodes Christi. Der Name leitet sich aus dem Althochdeutschen »Kara« ab, was »Klage« oder »Trauer« bedeutet.
Der Kartag (mittelhochdeutsch: kar , althochdeutsch: chara, Wehklage, Trauer) ist im Trauerbrauchtum der Tag, an dem ein Leichnam unter Klageschrei bestattet und anschließend das Leichenmahl (der Leichenschmaus) gehalten wurde. Heute ist dies der Tag der Beisetzung oder Tag der Bestattung.
Die Bezeichnung Karfreitag ist schon im Mittelhochdeutschen bekannt (karvrītag) als Bezeichnung für den auf Christus bezogenen Kartag.
Der Namensteil »Kar« findet sich heute noch in »Karsamstag« und in »Karwoche«. Die Bezeichnungen Karmontag, Kardienstag und Karmittwoch für Montag, Dienstag und Mittwoch der Karwoche gab es, sie sind aber mit der Zeit unüblich geworden.
Für den Karfreitag sind unterschiedliche Bezeichnungen bekannt. Die lateinisch-kirchliche Bezeichnung Feria Sexta in Passione et Morte Domini bedeutet »Sechster Tag, im Gedenken an das Leiden und den Tod des Herrn«.
Feria sexta ist die mittelalterliche Bezeichnung für Freitag, für den sechsten Tag der Woche, wobei der Sonntag (dies dominica) der erste Tag, feria prima, ist.
Der Karfreitag war lange Zeit und ist wieder Teil des Triduum Sacrum. Informationen und Erläuterungen dazu finden sich in diesem Artikel:
Die Begriffe »Triduum Sacrum« und »Triduum Paschale« bezeichnen katholische Feste. Doch was bedeuten sie? Der Artikel gibt Antworten.
nach der altkirchlichen Leseordnung
allgemein seit der Reformation mindestens bis zum Kirchenjahr 1897/1898 in Gebrauch
( nach dem Evangeliumstext Leidensgeschichte
Joh 19,16-30 )
Hinweis: Es gilt der Wochenspruch des vorgehenden Sonntags.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Leidensgeschichte Joh 19,16-30 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Jes 53 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Leidensgeschichte
Joh 19,16-30.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Karfreitag
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Die Leidensgeschichte
wählbar nach
bevorzugt wurde
Evangelium nach Johannes
Joh 19,16-30
Evangelium nach Johannes
Joh 19,16-30
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Johannes.
C. XIX.
PIlatus vberantwortet Jheſus den Hohenprieſtern / das er gecreutziget würde.
IIII.
Jheſus
gecreutziget
SIe namen aber Jheſum / vnd füreten jn hin. 17Vnd er trug ſein Creutze / vnd gieng hin aus zur Stete die da heiſſet Scheddelſtet / welche heiſſet auff Ebreiſch Golgatha / 18Alda creutzigeten ſie jn / Vnd mit jm Zween ander / zu beiden ſeiten / Jheſum aber mitten inne.
19PIlatus aber ſchreib eine Vberſchrifft / vnd ſetzte ſie auff das Creutze / vnd war geſchrieben / Jheſus von Nazareth der Jüden König.20Dieſe Vberſchrifft laſen viel Jüden / denn die ſtete war nahe bey der Stad / da Jheſus gecreutziget iſt. Vnd es war geſchrieben auff Ebreiſch / Griechiſch / vnd Latiniſche ſprach. 21Da ſprachen die Hohenprieſter der Jüden zu Pilato / Schreib nicht der Jüden König / Sondern das er geſaget habe / Ich bin der Jüden König. 22Pilatus antwortet / Was ich geſchrieben hab / das hab ich geſchrieben.
DIe Kriegsknechte aber / da ſie Jheſum gecreutziget hatten / namen ſie ſeine Kleider / vnd machten vier Teil / einem jglichen Kriegsknechte ein teil / da zu auch den Rock. Der Rock aber war vngenehet / von oben an gewircket / durch vnd durch. 24Da ſprachen ſie vnternander / Laſſet vns den nicht zuteilen / ſondern darumb loſſen / wes er ſein ſol. Auff das erfüllet würde die Schrifft / die da ſaget. Sie haben meine Kleider vnter ſich geteilet / vnd haben vber meinen Rock das Los geworffen. Solchs theten die Kriegsknechte.
ES ſtund aber bey dem creutze Jheſu ſeine Mutter / vnd ſeiner mutter ſchweſter / Maria Cleophas weib / vnd Maria Magdalene. 26Da nu Jheſus ſeine Mutter ſahe / vnd den Jünger da bey ſtehen / den er lieb hatte / ſpricht er zu ſeiner Mutter / Weib / ſihe / das iſt dein Son. 27Darnach ſpricht er zu dem Jünger / Sihe / das iſt deine Mutter. Vnd von der ſtund an / nam ſie der Jünger zu ſich.
DARnach als Jheſus wuſte / das ſchon alles volnbracht war / das die Schrifft erfüllet würde / ſpricht er / Mich dürſtet.29Da ſtund ein Gefeſſe vol Eſſiges. Sie aber fülleten einen ſchwam mit eſſig / vnd legeten in vmb einen Iſopen / vnd hielten es jm dar zum munde. 30Da nu Jheſus den Eſſig genomen hatte / ſprach er / Es iſt volnbracht. Vnd neiget das Heubt vnd verſchied.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Buch des Propheten Jesaja
nach alter Kapitelteilung: Jes 53
nach heutiger Kapitelteilung: Jes 52,13-15; 53,1-12
REIHE
EP
Der Prophet Jeſáiá.
C. LIII.
5213
Die heutigen Verse 52,13-15 bilden in dieser Ausgabe den Anfang des Kapitels LIII. (53).
Verse 13 - 15
So spricht der HERR:
SIhe / mein Knecht wird weislich thun / vnd wird erhöhet vnd ſeer hoch erhaben ſein. 14Das ſich viel vber dir ergern werden / weil ſeine Geſtalt heslicher iſt / denn ander Leute / vnd ſein Anſehen / denn der Menſchen kinder. 15Aber alſo wird er viel Heiden beſprengen / das auch Könige werden jren mund gegen jm zuhalten / Denn welchen nichts dauon verkündiget iſt / dieſelben werdens mit Luſt ſehen / Vnd die nichts dauon gehort haben / die werdens mercken.
53
Verse 1 - 12
Beginn des Kapitels 53 nach heutiger Zählweise!
ABer wer gleubt vnſer Predigt? vnd wem wird der Arm des HERRN offenbaret? 2Denn er ſcheuſſt auff fur Im / wie ein Reiſs / vnd wie eine Wurtzel aus durrem Erdreich / Er hat keine geſtalt noch ſchöne / Wir ſahen jn / Aber da war keine Geſtalt die vns gefallen hette. 3Er war der aller verachteſt / vnd vnwerdeſt / voller ſchmertzen vnd kranckheit / Er war ſo veracht / das man das angeſicht fur jm verbarg / Darumb haben wir jn nichts geacht.
FVRwar er trug vnſer Kranckheit / vnd lud auff ſich vnſer Schmertzen / Wir aber hielten In fur den / der geplagt vnd von Gott geſchlagen vnd gemartert were. 5Aber er iſt vmb vnſer Miſſethat willen verwundet / vnd vmb vnſer Sunde willen zuſchlagen / Die Straffe ligt auff Im / Auff das wir Friede hetten / Vnd durch ſeine Wunden ſind wir geheilet. 6WIr giengen alle in der jrre / wie Schafe / ein jglicher ſahe auff ſeinen weg / Aber der HERR warff vnſer aller Sünde auff jn.
7DA er geſtrafft vnd gemartert ward / thet er ſeinen Mund nicht auff / wie ein Lamb das zur Schlachtbanck gefurt wird / vnd wie ein Schaf / das erſtummet fur ſeinem Scherer / vnd ſeinen mund nicht auff thut.
ER iſt aber aus der Angſt vnd Gericht genomen / Wer wil ſeines Lebens lenge aus reden? Denn er iſt aus dem Lande der Lebendigen weggeriſſen / da er vmb die Miſſethat meines Volcks geplagt war. 9Vnd er iſt begraben wie die Gottloſen / vnd geſtorben wie ein Reicher / wie wol er niemand vnrecht gethan hat / noch betrug in ſeinem Munde geweſt iſt? 10Aber der HERR wolt jn alſo zuſchlagen mit Kranckheit.
(Reicher)
Der ſein thun auff Reichtum ſetzt / das iſt ein Gottloſer.
WEnn er ſein Leben zum Schuldopffer gegeben hat / ſo wird er Samen haben / vnd in die lenge leben / vnd des HERRN a Fürnemen wird durch ſeine Hand fort gehen. 11Darumb das ſeine Seele geerbeitet hat / wird er ſeine Luſt ſehen / vnd die Fülle haben. Vnd durch ſein Erkentnis wird er / mein Knecht / der Gerechte / viel gerecht machen / Denn er tregt jre ſünde. 12Darumb wil ich jm groſſe Menge zur Beute geben / vnd er ſol die Starcken zum Raube haben / Darumb das er ſein Leben in tod gegeben hat / Vnd den Vbelthetern gleich gerechent iſt / Vnd er vieler ſunde getragen hat / Vnd fur die Vbeltheter gebeten.
a
(Furnemen)
Das iſt / ſein wille vnd werck / das er im ſinn hat / nemlich die Erlöſung der Menſchen.
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1) Der Verweis auf Joh 13 meint Joh 12,38, wo Luther auch korrekt den Rückbezug gesetzt hatte (siehe dort). Wir haben entsprechend verlinkt.
Das Video zeigt den Text aus dem Johannesevangelium der Lutherbibel von 1545, in dem von der Kreuzigung und vom Tod Jesu erzählt wird, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Am Karfreitag gedenken die Christen des Kreuzestodes Christi. Der Name leitet sich aus dem Althochdeutschen »Kara« ab, was »Klage« oder »Trauer« bedeutet.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.