Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
1Ein Pſalm Dauids / vor zu ſingen.
DER HERR erhöre dich in der not / Der Name des Gottes Jacob ſchütze dich.
3Er ſende dir hülffe vom Heiligthum / Vnd ſtercke dich aus Zion.
4Er gedencke all deines Speisopffers / Vnd dein Brandopffer müſſe fett ſein / Sela.
5Er gebe dir was dein Hertz begeret / Vnd erfülle all deine anſchlege.
6WIr rhümen / das du vns hilffeſt / Vnd im Namen vnſers Gottes werffen wir Panier auff / Der HERR gewere dich aller deiner bitte.
7NV a mercke ich / das der HERR ſeinem Geſalbeten hilfft / Vnd erhöret jn in ſeinem heiligen Himel / Seine rechte Hand hilfft gewaltiglich.
8Jene verlaſſen ſich auff Wagen vnd Roſſe / Wir aber dencken an den Namen des HERRn vnſers Gottes.
9Sie ſind nidergeſtürtzt vnd gefallen / Wir aber ſtehen auffgericht.
10HJlff HERR / Der König erhöre vns / wenn wir ruffen.
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 20 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Pſalm Dauids | 1: HERR | ||
2: Jacob | 3: Heiligthum | ||
3: Zion | 4: Speisopffers | 4: Brandopffer | |
4: Sela | 5: anſchlege | 6: Panier | |
6: gewere | 7: Geſalbeten | 7: heiligen | |
7: Roſſe | |||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pſalm Dauids | Psalm Davids Angabe der Urheberschaft im Titel von 50 Psalmen:
Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diese Psalmen verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass sie zu einer Sammlung von Psalmen gehören, die ihm gewidmet ist. In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.
a) Psalm Davids: 50
b) Gülden Kleinod Davids: 6 Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60
c) Unterweisung Davids: 6 Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142
d) Lied Davids: 4 Psalmen 122, 124, 131 und 133
e) Psalmlied Davids: 2 Psalmen 68 und 108
f) Gebet Davids: 2 Psalmen 17 und 86
g) Unschuld Davids: 1 Psalm 7
h) Lob Davids: 1 Psalm 145
i) Davids: 1 Psalm 138
Zur Person Davids
Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vorſingen | vorsingen (Verb) a) für jemandem etwas singen b) vor jemanden etwas singen c) als Solist etwas zuerst singen, andere (ein Chor) wiederholen es d) als Solist einen Liedteil singen, andere (ein Chor) ergänzt weitere Liedteile Psalm 4,1 ( u. a.)
Ein Pſalm Dauids / vor zu ſingen
Luther: (Vorſingen) Wie der Cantor vnd Prieſter einen Vers oder Epiſtel vor ſinget / Vnd der Chor hinnach ſinget ein Reſponſorium / Haleluia oder Amen.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 21.11.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jacob
Iſrael | Jakob (Name)
Israel (Name) Jacob
Dort, wo Israel als Name einer Person verwendet wird, ist Jakob gemeint, der von Gott den Namen Israel bekam.
Israel bezeichnet daneben das Volk Israel, die Israeliten, sowie das historische Land Israel. Der heutige Staat Israel trägt offiziell eben diesen Namen: Medinat Jisra'el. (מדינת ישראל).
Jakob ist der zweite Sohn von Isaak, der Zwillingsbruder von Esau, und Enkel von Abraham.
Er lebte mit seinen beiden Frauen und mit seinen Kindern in Haran.
Jakob bekam nach einem Kampf mit Gott von ihm den Namen Israel.
Seine Söhne sind die Namensgeber der zwölf Stämme, aus denen sich das Volk Israel gebildet hat.
Jakob, der nun Israel heißt, zieht in seinen späten Jahren nach Ägypten, wo er auch stirbt. Der Name Jakob
hebräisch: יַעֲקֹב (Ja'ākob, Jakob) lateinisch: Iacob griechisch: Ἰακὼβ Für diesen Namen gibt es unterschiedliche Deutungen:
1) Die erste Deutung findet sich in 1Mos 25,24-26:
DA nu die zeit kam / das ſie [Rebekka, die Frau Isaaks] geberen ſolt / ſihe / da waren zwilling in jrem Leibe. Der erſt der eraus kam / war rötlicht / gantz rauch wie ein fell / Vnd ſie nenneten jn Eſau. Zu hand darnach kam er aus ſein Bruder / der hielt mit ſeiner Hand die ferſen des Eſau / Vnd hieſſen jn Jacob.
Der Name wird auf das hebräische Wort עָקֵב (Akew), Ferse, zurückgeführt, dessen Wurzel im hebräischen Namen Jakob stecke, wobei עָקוֹב (Akow) »die Ferse halten« bedeute, Jakob demnach »Fersenhalter« hieße.
2) Die zweite Deutung wird zurückgeführt auf das selbe hebräische Wort עָקוֹב (Akow), allerdings in der Bedeutung »betrügen«. Als Begründung wird dabei auf die bekannte Erzählung vom Tausch des Erstgeburtsrechts gegen ein Linsengericht verwiesen (1Mos 25,29-34) und auf die Erzählung von der Täuschung des Isaaks, der ungewollt Jakob als Erstgeborenen segnet (1Mos 27,36).
Unsere Deutung:
Das hebräische Wort עָקוֹב (Akow) meint nicht nur »die Ferse halten« oder »betrügen«. Dies sind bereits abgeleitete Begriffe. Es meint ursprünglich und in erster Linie »hinter jemandem herschleichen« (jemandem auf den Fersen sein, dies kann auch in betrügerischer, dunkler Absicht geschehen, daher »betrügen«).
Wir meinen, dass »hinter jemandem herschleichen« hinreichend aus 1Mos 25,26 verständlich ist: Damals waren anders als heute Zwillinge im Mutterleib nicht selbstverständlich vor der Geburt zu erkennen. Bei der Geburt folgte zur Überraschung aller dem ersten Kind ein zweites.
Jakob schlich dem Esau geradezu hinterher als zunächst unentdeckter, heimlicher Verfolger. Er war ihm schließlich bei der Geburt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Fersen. Jakob meint in diesem Zusammenhang demnach den Zwilling, der als Zweiter zur Welt kam.
Die Deutung Betrüger erscheint zum Zeitpunkt der Geburt und Namensgebung nicht haltbar und ist bestenfalls ein nettes Wortspiel, womöglich aus der Zeit nach Jakobs Tod.
Der Name Israel
hebräisch: יִשְׂרָאֵל (Jiṣra'el) lateinisch: Israhel griechisch: Ἰσραὴλ
Es gibt unterschiedliche Deutungen für diesen Namen. Fest steht, dass die Endung אל (el) »Gott« bedeutet.
Der vordere Teil wird allgemein auf die semitische Wurzel שרה (sarah) mit der Bedeutung »ringen, kämpfen« zurückgeführt. Es scheint auch möglich, dass sich die Wurzel שרר (sarar) in der Bedeutung »herrschen« dahinter verbirgt. Die deutschen Entsprechung wären in etwa »Gott ringt (mit uns)« bzw. »Gott möge mit uns ringen« oder »Gott herrscht« bzw. »Gott möge herrschen«.
Luther erklärt den Namen Israel im Scholion zu 1Mos 32,28:
Luther: Iſrael kompt von Sara / das heiſſet kempffen oder vberweldigen / Da her auch Sar ein Fürſt oder Herr / vnd Sara ein Fürſtin oder Fraw heiſſt / vnd Iſrael ein Fürſt oder Kempffer Gottes / das iſt / der mit Gott ringet vnd angewinnet. Welchs geſchicht durch den glauben der ſo feſt an Gottes wort helt / bis er Gottes zorn vberwindet / vnd Gott zu eigen erlanget zum gnedigen Vater.
Jakob wurde Israel
Nach seinem nächtlichen Kampf mit Gott (1Mos 32,25b-30) erhielt Jakob den Namen Israel.
Er ſprach / Wie heiſſeſtu? Er antwortet / Jacob. Er ſprach / Du ſolt nicht mehr Jacob heiſſen / ſondern IſraEl / Denn du haſt mit Gott vnd mit Menſchen gekempfft / vnd biſt obgelegen.
Er sprach: »Wie heißt du denn?« Er antwortete: »Jakob.« Er sprach: »Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern IsraEl. Denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und warst überlegen.«
Die Söhne Israels
Jakob heiratete nacheinander Lea und Rahel. Von ihnen und von deren Sklavinnen Bilhas und Silpas, die ihm nach der Sitte dieser Zeit als Nebenfrauen gehörten, hatte Jakob insgesamt zwölf Söhne:
Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Joseph, Benjamin, Dan, Naftali, Gad, Ascher.
Mit Ausnahme Josephs, dessen Söhne Efraim und Manasse namentlich in der Stammesliste vertreten sind, gaben diese Söhne den Stämmen Israels ihre Namen.
In den späteren Stammeslisten taucht Levi als Stamm nicht auf. Die Kinder Levi, die Leviten, besaßen als Priestergeschlecht einen Sonderstatus und bekamen bei der Landnahme (Buch Josua) kein Stammesgebiet zugewiesen. Sie erhielten in allen Stammesgebieten Städte, wodurch in allen Gebieten Israels auch die Leviten angesiedelt waren.
Die Zahl der Volksstämme Israels blieb jedoch zwölf, weil nun anstelle von Josef dessen Söhne Efraim und Manasse als Stammväter zweier Stämme gezählt wurden, die eigene Stammesgebiete bei der Landnahme zugewiesen bekamen.
Das Volk Israel
Vom Auszug aus Ägypten bis zum Tod Salomos und dann wieder nach der Zerstörung Samarias im Jahr 722 v. Chr. bezeichnet der Name Israel alle Israeliten.
Die Teilung Palästinas in Israel und Juda
In der Zeit zwischen dem Tod Salomos und dem Jahr 722 v. Chr. hießen nur die zehn Nordstämme Israel, die sich unter Jerobeam von Salomos Sohn Rehabeam getrennt und das Nordreich Israel gebildet hatten. Das Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem hieß Juda (siehe dazu 1Kon 12 - 22).
SK Version 21.11.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gott Jacob | Gott Jakobs, der Gott Jacob
Bezeichnung für Gott, die unterstreichen soll, dass es sich bei diesem Gott, den der Autor meint, um den selben Gott handelt, den bereits Jakob angebetet hatte und von dem Jakob den Namen Israel erhalten hatte.
Der Gott Jakobs ist also der Gott des Volkes Israel, der Nachkommen Jakobs, zu denen sich der Autor zählt.
In 2Mos 3,4-6 weist sich mit dieser Bezeichnung Gott gegenüber Mose aus.
4Da aber der HERR ſahe / das er hin gieng zu ſehen / rieff jm Gott aus dem Puſch / vnd ſprach / Moſe / Moſe. Er antwortet hie bin ich. 5Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land. 6Vnd ſprach weiter / Jch bin der Gott deines Vaters / der Gott Abraham / der Gott Iſaac / vnd der Gott Jacob.
4Da aber der HERR sah, dass er [Mose] ging, um zu sehen, rief ihn Gott aus dem Busch und sprach: »Mose! Mose!« Der antwortete: »Hier bin ich!« 5Er [Gott] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, an dem du stehst, ist heiliges Land.« 6Und <er> sprach weiter: »Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jacobs.«
HERR Gott Zebaoth höre mein Gebet / Vernims Gott Jacob / Sela.
HERR, Gott Zebaoth, höre mein Gebet. Vernimm es, Gott Jakobs. Sela.
In diesem kurzen Vers tauchen gleich drei verschiedene Bezeichnungen für Gott auf:
Der Autor drückt unmissverständlich und betont seinen Glauben an den einen (Schöpfer-)Gott aus (»HERR«), der über Erde und Himmel herrscht (»Gott Zebaoth«) und der der Gott Israels ist (»Gott Jakobs«).
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiligthum
Heiligthüme | Heiligtum, das
Heiligtümer, die gewöhnlich bedeutet Heiligthum einen heiligen Ort oder ein heiliges Ding. Dabei meint heilig in Abgrenzung zum Irdischen »göttlich vollkommen und verehrungswürdig«.
Heiligthum, Heiligthüme
Der Plural kommt nur dreimal im Buch des Propheten Hesekiel und einmal im Buch des Propheten Amos vor.
Besonders häufig erscheint das Wort im Buch des Propheten Hesekiel (sechundreißigmal) und im 1. Buch der Makkabäer (einundvierzigmal)
GOTT spricht: VND ſie ſollen mir ein Heiligthum machen / Das ich vnter jnen wone.
Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich unter ihnen wohne.
GOTT spricht: Ire Prieſter verkeren mein Geſetz freuelich / vnd entheiligen mein Heiligthum / Sie halten vnter dem Heiligen vnd vnheiligen kein vnterſcheid / vnd leren nicht / was rein oder vnrein ſey / Vnd warten meiner Sabbathen nicht / vnd ich werde vnter jnen entheiliget.
Ihre Priester verdrehen auf frevelhafte Weise mein Gesetz und entheiligen mein Heiligtum. Sie unterscheiden nicht zwischen Heiligem und Unheiligem. Sie lehren nicht, was rein, und was unrein sei. Und sie pflegen meine Sabbate nicht. Und ich werde unter ihnen entheiligt.
Anm.: Der Text ist nahezu zeitlos, wenn er auch nicht verallgemeinert und nur auf Priester (oder Pfarrer) bezogen werden kann. Heute ist es wohl die Christenheit an sich, die sich mehr und mehr selbst entheiligt (in dem sie nicht mehr zwischen »Heiligem« und »Unheiligem« unterscheidet) und damit Gott infrage stellt.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zion
berg Zion
berg Gottes
des HERRN Berg
der heilige Berg | Zion, der Berg Zion, der Der in der Bibel genannte Berg Zion ist der Tempelberg in Jerusalem. Er steht als Synonym für den Wohnsitz des Gottes JHWH.
König David eroberte Jerusalem sowie den Berg Zion südlich der Stadt (Südosthügel) mit der Burg Zion und machte Jerusalem zu seinem Königssitz. Salomo hatte das Stadtgebiet auf den angrenzenden Nordosthügel ausgeweitet, in dem er dort (wo sich heute der Felsendom befindet) einen Tempel errichtete. Der Name Zion bezeichnet nun diesen Hügel, den Tempelberg. Die Bezeichnung »Zion« ist allerdings in der Bibel unterschiedlich verwendet: In der am engsten gefassten Vorstellung bezeichnet Zion den Tempelberg. Das Wort kann aber auch für ganz Jerusalem, die heilige Stadt Jahwes, stehen. An einigen Stellen in den biblischen Texten können damit auch die Bewohner Jerusalems, bzw. das gesamte Volk oder alle Städte Judäas gemeint sein. Der in Jerusalem heute so genannte »Mount Zion«, südwestlich der alten Stadtmauer gelegen, erhielt diesem Namen, nachdem der kleine Berg im Mittelalter irrtümlich als Berg Zion identifiziert worden war. Neuere Forschungen bestätigten jedoch: Er ist nicht mit dem biblischen Berg Zion identisch. Der Berg behielt aber diesen offiziellen Namen.
Abbildung: Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion Foto: 2015, © Sabrina | Reiner
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Speisopffer | Speiseopfer, das Speisopffer
hebräisch: מִנְחָה (minḥăh)
Das hebräische Wort meint Geschenk, Abgabe und Opfer. Sofern es um die rituelle Opferhandlung geht, wird es mit Speiseopfer, Getreideopfer übersetzt. Das Speiseopfer oder Getreideopfer ist eine der Opferarten, die im Alten Testament beschrieben sind (siehe dazu u. a. 4Mos 28).
Speiseopfer, Getreideopfer
Bei der »Mincha«, dem Speiseopfer, wurde als Opfergabe ein Brotfladen gespendet (als Abgabe »dargebracht«), der aus Mehl und Öl gefertigt war und ggf. mit Weihrauch und Salz gewürzt wurde. Das Speiseopfer der Bevölkerung diente den Priestern als Grundversorgung, Nahrung und Lebensunterhalt.
Verbunden mit dem Speiseopfer war das Trankopfer, bei dem eine festlegte Menge Wein gespendet wurde. In der Abendmahlsgeschichte tauchen in der Tischzeremonie das Speiseopfer und das Trankopfer als Teile des Sündopfers auf: Jesus reicht Brot als Opfer in der Bedeutung seines (ausgebluteten) Leibes (Lk 22,19) und den Wein als Opfer in der Bedeutung seines vergossenen und aufgefangenen Blutes (Lk 22,20).
Er gedencke all deines Speisopffers / Vnd dein Brandopffer müſſe fett ſein
Er gedencke aller deiner Speiseopfer. Dein Brandopfer wolle er annehmen.
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Brandopffer | Brandopfer, das Brandopffer
hebräisch: עֹלָה (ʽōlăh)
Das hebräische Wort meint Brandofer. Es wird häufig auch mit Aufstiegsopfer, Ganzopfer, Holocaust übersetzt. Das Brandopfer ist eine der Opferarten, die im Alten Testament beschrieben sind (siehe dazu u. a. 4Mos 28).
Brandofer, Aufstiegsopfer, Ganzopfer, Holocaust
Bei der »Olah«, dem Brandopfer, wurde ein Rind, ein Schaf oder ein Widder vollständig verbrannt (»Ganzopfer«). Arme Leute opferten Tauben.
OPffer vnd Speisopffer gefallen dir nicht / Aber die Ohren haſtu mir auffgethan / Du wilt weder Brandopffer noch Sündopffer.
Opfer und Speiseopfer gefallen dir nicht. Aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer.
SK Version 21.11.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sela | Sela In den Psalmen: ein Tonzeichen
Sela (hebr. סֶלָה) ist die transkribierte Form des hebräischen Wortes, dessen Bedeutung und Herkunft unklar sind.
Es kommt in den Psalmen 71 mal vor und wird als Tonzeichen verstanden, und somit als musikalischer Fachbegriff. Es zeigt vermutlich eine Pause oder einen Ruhepunkt im Gesang, bzw. den Abschluss eines Absatzes (einer Strophe) an.
Es kann aber auch als Wiederholungszeichen (Refrain) verstanden werden. Dann könnte es auch die Textzeile abschließen, die als Wechselgesang von einem Chor gegen den Vorsänger wiederholt wird.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anſchlag | Anschlag, der Plural: anſchlege, Anschläge
Das Wort Anschlag wird in verschiedenen Bedeutungen und unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet.
Luther benutzt es in Sinn von:
a) Plan, Vorhaben b) Wünsche (des Vorhabens, des Handelns)
Dahinter verbirgt sich die Idee des Anschlags als öffentliche Bekanntmachung: Pläne, Vorhaben und Wünsche werden bzw. sind bekannt gemacht.
Er gebe dir was dein Hertz begeret / Vnd erfülle all deine anſchlege.
a) Er gebe dir was dein Herz begehrt und helfe dir bei allen deiner Vorhaben. b) Er gebe dir was dein Herz begehrt und erfülle alle deine Pläne.
Denn des menſchen Geiſt mus dauon / vnd er mus wider zu Erden werden / Als denn ſind verloren alle ſeine Anſchlege.
a) Denn des Menschen Geist muss davon, und er muss wieder zu Erde werden. Dann sind verloren alle seine Vorhaben. b) Denn des Menschen Geist muss ihn verlassen. Der Mensch muss wieder zu Erde werden. Dann lösen sich alle seine Pläne in nichts auf.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Panier
Panir | Panier, das (veraltet) Banner, Fahne, Feldzeichen Schiffsflagge
Das Banner war als Fahne das Feldzeichen eines Heerführers, unter dem sich eine Truppe auf dem Schlachtfeld ordnete.
Es ist Symbol und Ausdruck der Identifikation mit dem Heerführer. Heute haben Staatsflaggen, Firmen- oder Produkt-Logos (Marken) eine ähnliche Funktion.
Vnd im Namen vnſers Gottes werffen wir Panier auff
a) Und im Namen Gottes werfen wir Panier auf b) Und im Namen Gottes erheben wir das Banner. c) Und im Namen Gottes geben wir uns zu erkennen.
Schiffsflagge: Das Panier der Zwillinge
NAch dreien monden aber ſchifften wir aus in einem Schiffe von Alexandria / welchs in der Jnſulen gewintert hatte / vnd hatte ein Panir der Zwilling.
Nach drei Monaten schifften wir aus in einem alexandrinischen Schiff, das bei der Insel überwintert hatte. Es fuhr unter der Flagge der Zwillinge.
Anm.: Das »Panier der Zwillinge« meint die Schiffsflagge mit der Abbildung des Sternbilds Zwillinge (Gemini). Das Sternbild hat die Form eines langgezogenen Rechtecks. Die beiden mit bloßem Auge sichtbaren Hauptgestirne Castor (α Geminorum) und Pollux (β Geminorum) bilden mit Blick Richtung Norden die beiden nordwestlichen Eckpunkte des Rechtecks. Mitten zwischen ihnen hindurch geht der 31. Breitengrad, auf dem sich die ägyptische Stadt Alexandria befindet. D.h., das Sternbild Zwillinge bewegt sich von Horizont zu Horizont über Alexandria hinweg und steht an seinem höchsten Punkt senkrecht über der Stadt.
Das »Panier der Zwillinge« meint daher womöglich das (oder ein) Wappen des antiken Alexandria. Dann stammte das Schiff mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus dieser Stadt.
Abgebildet waren neben anzunehmenden weiteren Elementen und Ornamenten (Schiff? Stadt? Tempel?) mit Sicherheit zwei Sterne, die übereinander standen, wobei der untere Stern gegenüber der Mitte nach links, der obere nach rechts versetzt war.
Allerdings bestand in Rom ein ausgeprägter Kult für die Dioskuren (Die Söhne des Zeus Castor und Pollux). Auf dem Forum Romanum befand sich der Aedes Castoris, ein Tempel, der den Dioskuren Castor und Pollux geweiht war. Die Schiffsflagge könnte daher auf einen römischen Eigner hinweisen.
Vgl. dazu Luthers Anmerkung in der Marginalspalte zu Apg 28,11:
(Zwilling) Die nu ein Geſtirn am Himel heiſſen / wurden bey den Heiden gehalten fur Götter die den Schiffleuten gnedig weren / vnd heiſſen Castor vnd Pollux.
SK Version 21.11.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
geweren | gewähren (Verb) a) bewilligen, zubilligen, zugestehen, einräumen, usw. b) sich einverstanden erklären, zustimmen, zulassen, usw.
Das Wort gewähren wird in vielen, unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, die hier nicht aufgelistet werden können. Wir beschränken uns auf die die Besonderheiten in der Lutherbibel.
Verwendung
Veraltet ist die Verbindung mit dem Akkusativ der Person und dem Genitiv des Objekts:
Er gewere dich (Akkusativ) deiner bitte (Genitiv). Er gewähre dir (Dativ) deine Bitten (Akkusativ).
Der HERR gewere dich aller deiner bitte.
a) Der HERR gewähre dir alle deine Bitten. b) Der HERR bewillige alle deine Bitten. c) Der HERR möge deine Bitten annehmen.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geſalbte
Geſalbete | Gesalbte, der Mensch, der durch Salbung geweiht und geheiligt ist.
1. Nach biblischer Sitte bezeichnet der Begriff Könige. U. a. beinhaltet das Ritual der Krönung die Salbung mit wertvollen Ölen.
2. »Der Gesalbte« bezeichnet den Messias, den von den Juden erwarteten mächtigen König: Wir haben den Messias funden (welches ist verdolmetscht der Gesalbete) (Joh 1,14).
Der Gesalbte: - hebräisch: משיח, Messias - in griechischer Transkription: Μεσσίας, Messias - ins Griechische übersetzt: Χριστός, Christos - latinisiert: Christus.
3. Ein Gesalbter ist ein Eingeweihter, einer der mit den Geheimnissen einer Gesellschaft, eines Bundes u. s. w. bekannt ist.
Bezeichnung für den König
Der ſeinem Könige gros Heil beweiſet vnd wolthut ſeinem Geſalbeten / Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
Der seinem König große Hilfe erweist, der seinem Gesalbten Gutes tut, David und allen seinen Nachkommen
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
heilig | heilig (Adjektiv) (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:
u.a.
Ort, Boden: 2Mos 3,5:
Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.
Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«
Tätigkeiten: 2Mos 16,23:
Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sabbath der heiligen ruge des HERRN /
Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN.«
Gegenstände: 2Mos 28,2:
Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.
Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.
Menschen: 2Mos 19,6:
Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.
Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.
GOTT: Offb 4,8:
[...] vnd ſprachen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.
[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Roſs | Ross, das das Pferd
SEid nicht wie Roſs vnd Meuler / Welchen man Zeum vnd Gebis mus ins Maul legen
a) Seid nicht wie Pferd und Maultiere, denen man Zaumzeug und Kandare ins Maul legen muss. b) Seid nicht wie ein Pferd oder wie Maultiere, die mit Zaumzeug und Kandare gebändigt werden müssen.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.