Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in fünf Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel II. | ||
1 | 2,1-22 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[68b]
WIe hat der HErr die tochter Zion mit ſeinem zorn vberſchüttet? Er hat die herrligkeit Iſrael vom Himel auff die Erden geworffen / Er hat nicht gedacht an ſeinen Fuſſchemel / am tage ſeines zorns.
2Der HErr hat alle wonungen Jacob on barmhertzigkeit vertilget / Er hat die Feſten der tochter Juda abgebrochen in ſeinem grim / vnd geſchleifft / Er hat entweihet / beide jr Königreich vnd jre Fürſten.
3Er hat alle horn Iſrael in ſeinem grimmigen zorn zubrochen / Er hat ſeine rechte Hand hinderſich gezogen / da der Feind kam / vnd hat in Jacob ein Fewr angeſteckt / das vmbher verzehret.
4Er hat ſeinen Bogen geſpannen / wie ein Feind / Seine rechte hand hat er gefüret / wie ein Widerwertiger / vnd hat erwürget alles was lieblich an zu ſehen war / vnd ſeinen grim / wie ein Fewr / ausgeſchüt / in der Hütten der tochter Zion.
5Der HErr iſt gleich / wie ein Feind / Er hat vertilget Iſrael / Er hat vertilget alle jre Pallaſt / vnd hat ſeine Feſte verderbt / Er hat der tochter Juda viel klagens vnd leides gemacht.
6Er hat ſein Gezelt zuwület / wie einen garten / vnd ſeine Wonunge verderbet / der HERR hat zu Zion / beide Feirtag vnd Sabbath laſſen vergeſſen / vnd in ſeinem grimmigen zorn / beide König vnd Prieſter ſchenden laſſen.
7Der HErr hat ſeinen Altar verworffen / vnd ſein Heiligthum verbannet / Er hat die mauren jrer Pallaſt in des Feindes hende gegeben / das ſie im Hauſe des HERRN geſchriehen haben / wie an eim Feirtage.
8Der HERR hat gedacht zu verderben die mauren der tochter Zion / Er hat die Richtſchnur drüber gezogen / vnd ſeine Hand nicht abgewendet / bis er ſie vertilget / Die Quinger ſtehen kleglich / vnd die Maur ligt jemerlich.
9Ire Thor ligen tieff in der Erden / Er hat jre Rigel zubrochen vnd zu nicht gemacht / Ire Könige vnd Fürſten ſind vnter den Heiden / da ſie das Geſetz nicht vben können / Vnd jre Propheten kein Geſicht vom HERRN haben.
10Die Elteſten der tochter Zion ligen auff der Erden / vnd ſind b ſtill / Sie
b
(Still)
Es iſt aus mit jnen Sind dahin.
[68b | 69a]
Jeremiá. C. II.
LXIX.
werffen Staub auff jre Heubter / vnd haben Secke angezogen / Die Jungfrawen von Jeruſalem hengen jre Heubter zur Erden.
11Ich hab ſchier meine Augen ausgeweinet / das mir mein Leib dauon wehe thut / Meine Lebber iſt auff die Erde ausgeſchüt vber dem jamer der Tochter meines Volcks / da die Seuglinge vnd vnmündigen auff den gaſſen in der Stad verſchmachten.
12DA ſie zu jren Müttern ſprachen / Wo iſt Brot vnd Wein? Da ſie auff den gaſſen in der Stad verſchmachten / wie die tödlich verwundten / Vnd in den armen jrer Müttern den Geiſt auffgaben.
13Ah du tochter Jeruſalem / Wem ſol ich dich gleichen / vnd wo fur ſol ich dich rechen / du Jungfraw tochter Zion? Wem ſol ich dich vergleichen / damit ich dich tröſten möcht? Denn dein ſchaden iſt gros / wie ein Meer / Wer kan dich heilen?
14Deine Propheten haben dir loſe vnd törichte Geſichte gepredigt / vnd dir deine Miſſethat nicht geoffenbart / damit ſie dein Gefengnis geweret hetten / Sondern haben dir gepredigt loſe Predigt / damit ſie dich zum Land hinaus predigten.
15Alle die fur vber gehen / klappen mit Henden / pfeiffen dich an / vnd ſchütteln den Kopff vber der tochter Jeruſalem / Iſt das die Stad / von der man ſagt Sie ſey die aller ſchöneſte / der ſich das gantze Land frewet?
16Alle deine Feinde ſperren jr maul auff wider dich / pfeiffen dich an / blecken die Zeene / vnd ſprechen / Heh / wir haben ſie vertilget / Das iſt der tag / des wir haben begert / Wir habens erlanget / wir habens erlebt.
Deut. 28.
17Der HERR hat gethan / was er furhatte / Er hat ſein wort erfüllet / das er lengſt zuuor geboten hat / Er hat on barmhertzigkeit zerſtöret / Er hat den Feind vber dir erfrewet / vnd deiner Widerſacher Horn erhöhet.
18Ir hertz ſchrey zum HErrn / O du maur der tochter Zion / las tag vnd nacht threnen herab flieſſen / wie ein bach / Höre auch nicht auff / vnd dein Augapffel laſſe nicht abe.
19Stehe des nachts auff vnd ſchrey / Schütte dein hertz aus / in der erſten wache gegen dem HErrn / wie waſſer / Hebe deine Hende gegen jm auff / vmb der Seelen willen deiner jungen Kinder / die fur Hunger verſchmachten / fornen an allen gaſſen.
20HERR ſchaw vnd ſihe doch / wen du doch ſo verderbt haſt / Sollen denn die Weiber jres Leibs frucht eſſen / die jüngſten Kindlin einer ſpannen lang? Sollen denn Propheten vnd Prieſter in dem Heiligthum des HErrn ſo erwürget werden?
21Es lagen in der gaſſen auff der erden Knaben vnd Alten / Meine Jungfrawen vnd Jünglinge ſind durchs Schwert gefallen / Du haſt gewürgt am tage deines zorns / Du haſt on barmhertzigkeit geſchlachtet.
22Du haſt meinen Feinden vmbher geruffen / wie auff einen Feirtag / das niemand am tage des zorns des HERRN entrunnen vnd vberblieben iſt / Die ich erneeret vnd erzogen habe / die hat der Feind vmbbracht.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Threno. | Die Klagelieder Jeremia.Biblia Vulgata: Anm: In der Lutherbibel 1545 direkt hinter dem Buch Jeremia eingeordnet und im Inhaltsverzeichnis nicht gesondert aufgeführt. | Die Klagelieder Jeremias Die Klagelieder des Jeremia | Klgl Klgl Klgl |
Le. | Das dritte Buch Moſe. | Das dritte Buch Mose (Levitikus) Levitikus 3. Buch Mose | 3. Mose Lev 3Mos |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
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MARGINALTEXT
10. Sonntag nach Trinitatis (violett)
Gedächtnis der Zerstörung Jerusalems
Klgl 1 und 2 in Auswahl
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Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.