Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in sechs Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel III. | ||
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3,1 - 4,7 |
III. DAS GESETZ, DER GLAUBE UND DIE VERHEISSUNG
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1 | 3,1-9 | Die Gerechtigkeit kommt aus dem Glauben, nicht aus dem Gesetz |
2 | 3,10-14 | |
3 | 3,15-18 | |
4 | 3,19-24 | |
5 | 3,25-29 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[358b]
3,1 - 4,7
O Ir vnuerſtendigen Galater / Wer hat euch bezaubert / das jr der warheit nicht gehorchet? Welchen Chriſtus Jheſus fur die augen gemalet war / vnd jtzt vnter euch gecreutziget iſt. 2Das wil ich alleine von euch lernen / Habt jr den Geiſt empfangen / durch des Geſetzs werck / Oder durch die predigt vom glauben? 3Seid jr ſo vnuerſtendig? Im Geiſt habt jr angefangen / Wolt jrs denn nu im Fleiſch volenden? 4Habt jr denn ſo viel vmb ſonſt erlitten? Ists anders vmb ſonſt. 5Der euch nu den Geiſt reichet / vnd thut ſolche Thatten vnter euch / Thut ers durch des Geſetzes werck? Oder durch die predigt vom glauben?
6Gleich wie Abraham hat Gott gegleubet / vnd es iſt jm gerechnet zur gerechtigkeit. 7So erkennet jr ja nu / Das die des Glaubens ſind / das ſind Abrahams kinder.
8DIe Schrifft aber hat es zuuor erſehen / Das Gott die Heiden durch den glauben gerecht macht. Darumb verkündiget ſie dem Abraham / In dir ſollen alle Heiden geſegenet werden. 9Alſo werden nu / die des glaubens ſind / geſegenet mit dem gleubigen Abraham.
10Denn die mit des Geſetzes wercken vmbgehen / die ſind vnter dem Fluch. Denn es ſtehet geſchrieben / Verflucht ſey jederman / der nicht bleibt in alle dem / das geſchrieben ſtehet in dem buch des Geſetzes / das ers thue.
11DAs aber durchs Geſetz niemand gerecht wird fur Gott / iſt offenbar / Denn der Gerechte wird ſeines Glaubens leben. 12Das Geſetz aber iſt nicht des glaubens / Sondern der Menſch der es thut / wird dadurch leben / 13Chriſtus aber hat vns erlöſet von dem Fluch des Geſetzes / da Er ward ein Fluch fur Vns (Denn es ſtehet geſchrieben / Verflucht iſt jederman der am Holtz hanget) 14Auff das der ſegen Abrahe vnter die Heiden keme / in Chriſto Jheſu / vnd wir alſo den verheiſſen Geiſt empfiengen / durch den Glauben.
LIeben Brüder / Ich wil nach menſchlicher weiſe reden. Verachtet man doch eines Menſchen teſtament nicht (wenn es beſtetiget iſt) vnd thut auch nichts dazu. 16Nu iſt je die Verheiſſung Abrahe vnd ſeinem Samen zugeſagt. Er ſpricht nicht / durch die Samen / als durch viele / ſondern als durch einen / Durch deinen Samen / welcher iſt Chriſtus. 17Ich ſage aber dauon / Das Teſtament / das von Gott zuuor beſtetiget iſt auff Chriſtum / wird nicht auffgehaben / das die Verheiſſung ſolte durchs Geſetz auffhören / welches gegeben iſt vber vierhundert vnd dreiſſig jar hernach. 18Denn ſo das Erbe durch das Geſetz erworben würde / So würde es nicht durch Verheiſſunge gegeben / Gott aber hats Abraham durch Verheiſſung frey geſchenckt.
[358b | 359a]
An die Galater. C. III.
CCCLIX.
WAs ſol denn das Geſetz? Es iſt dazu komen vmb der Sünde willen / Bis der Samen keme / dem die Verheiſſunge geſchehen iſt / Vnd iſt geſtellet von den Engeln / durch die hand des a Mitlers. 20Ein mitler aber iſt nicht eines einigen mitler / Gott aber iſt einig. 21Wie? Ist denn das Geſetz wider Gottes verheiſſen? Das ſey ferne. Wenn aber ein Geſetz gegeben were das da kündte lebendig machen / So keme die Gerechtigkeit warhafftig aus dem Geſetze. 22Aber die Schrifft hat es alles beſchloſſen vnter die Sünde / Auff das die verheiſſung keme / durch den glauben an Jheſum Chriſtum / gegeben denen / die da gleuben.
23EHe denn aber der glaube kam / wurden wir vnter dem Geſetz verwaret vnd verſchloſſen / auff den glauben / der da ſolte offenbart werden. 24Alſo iſt das Geſetz vnſer Zuchtmeiſter geweſen auff Chriſtum / das wir durch den glauben gerecht würden.
25Nu aber der glaube komen iſt / ſind wir nicht mehr vnter dem Zuchtmeiſter. 26Denn jr ſeid alle Gottes Kinder / durch den glauben an Chriſto Jheſu. 27Denn wie viel ewer getaufft ſind / die haben Chriſtum angezogen. 28Hie iſt kein Jüde noch Grieche / hie iſt kein Knecht noch Freier / hie iſt kein Man noch Weib / Denn jr ſeid allzumal einer in Chriſto Jheſu. 29Seid jr aber Chriſti / ſo ſeid jr ja Abrahams ſamen / vnd nach der verheiſſunge Erben.
(Was ſoll)
Gott hat Abraham das Erbe / das iſt / Gerechtigkeit vnd ewiges Leben aus gnade zugeſagt / was hülfft denn das Geſetz? Antwort. Das Geſetz offenbaret vnd mehret die ſunde / ſo es viel foddert / das wir nicht vermögen. Vnd offenbaret ſie darumb / das wir erkennen / das Gott aus gnaden gerecht mache / wenn das Geſetz allein gnug were / frum zu machen / was dürfften wir der verheiſſen gnade?
a
(Mitlers) Moſi / welcher Mitler zwiſchen Gott vnd dem Volck war. Es hette aber keines Mitlers bedurfft / ſo das volck hette das geſetz hören mögen / Exo. 20. vnd Deu. 5. So ſie es nu nicht hören mögen / Wie mag ſie das Geſetz frum machen? Gott aber iſt einig / das iſt / Er iſt alleine / vnd hat ſeines gleichen nicht / Darumb on Mitler nicht mit jm zu handeln iſt / als auch Hiob ſagt.
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