Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XII. | ||
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10,1 - 13,10 |
VI. PAULUS WEIST PERSÖNLICHE ANGRIFFE DURCH SEINE GEGNER ZURÜCK
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1 | 12,1-10 | |
2 | 12,11-19a | |
3 | 12,19b-21 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[356a]
ES iſt mir ja das rhümen nichts nütze / Doch wil ich komen auff die Geſichte vnd Offenbarung des HErrn. 2Ich kenne einen Menſchen in Chriſto / vor vierzehen jaren / Iſt er in dem Leibe geweſen / ſo weis ichs nicht / Oder iſt er auſſer dem Leibe geweſen / ſo weis ichs auch nicht / Gott weis es / Derſelbige ward entzücket / bis in den dritten Himel. 3Vnd ich kenne denſelbigen Menſchen / Ob er in dem Leibe oder auſſer dem Leibe geweſen iſt / weis ich nicht / Gott weis es / 4Er ward entzücket in das Paradis / vnd höret vnausſprechliche wort / welche kein Menſch ſagen kan. 5Dauon wil ich mich rhümen / Von mir ſelbs aber wil ich mich nichts rhümen / on meiner ſchwacheit. 6Vnd ſo ich mich rhümen wolte / thet ich darumb nicht törlich / denn ich wolte die warheit ſagen. Ich enthalte mich aber des / auff das nicht jemand mich höher achte / denn er an mir ſihet oder von mir höret.
7VND auff das ich mich nicht der hohen offenbarung vberhebe / Iſt mir gegeben ein a Pfal ins Fleiſch / nemlich / des Satanas engel / der mich mit Feuſten ſchlahe / auff das ich mich nicht vberhebe. 8Dafur ich drey mal dem HErrn geflehet habe / das er von mir wiche / 9Vnd er hat zu mir geſagt / Las dir an meiner Gnade genügen / Denn b meine Krafft iſt in den Schwachen mechtig. Dar-
a
(Pfal)
Heisſt hie nicht des Fleiſches anfechtung zur vnkeuſcheit / Sondern groſſe plage vnd ſchrecken vom Teufel. Denn Pfal iſt / da man die Leute angeſpieſſet / gecreutziget / oder gehenckt hat.
b
(Meine krafft)
Mit dieſem wort tröſtet Chriſtus alle / die in ſchwacheit oder leiden ſind. Denn er kann ſeine ſtercke in vns nicht beweiſen / wir ſein denn ſchwach vnd leiden.
[356a | 356b]
Die ánder Epiſtel C. XII․
vmb wil ich mich am allerliebſten rhümen meiner ſchwacheit / auff das die krafft Chriſti bey mir wone. 10Darumb bin ich guts muts / in ſchwacheiten / in ſchmachen / in nöten / in verfolgungen / in engſten / vmb Chriſtus willen. Denn wenn ich ſchwach bin / ſo bin ich ſtarck.
ICH bin ein Narr worden vber dem rhümen / Dazu habt jr mich gezwungen. Denn ich ſolte von euch gelobet werden / Sintemal ich nichts weniger bin / denn die hohen Apoſtel ſind / Wiewol ich nichts bin / 12Denn es ſind ja eines Apoſtels zeichen vnter euch geſchehen / mit aller gedult / mit Zeichen vnd mit Wunder / vnd mit Thaten. 13Welches iſts / darinne jr geringer ſeid / denn die andern Gemeinen? On das ich ſelbs euch nicht hab beſchweret / Vergebet mir dieſe ſünde. 14Sihe / Ich bin bereit zum drittenmal zu euch zu komen / vnd wil euch nicht beſchweren. Denn ich ſuche nicht das ewre / ſondern euch. Denn es ſollen nicht die Kinder den Eltern ſchetze ſamlen / ſondern die Eltern den Kindern.
Titus.
15ICH aber wil faſt gerne darlegen / vnd dargelegt werden fur ewre Seele / wiewol ich euch faſt ſeer liebe / vnd doch wenig geliebet werde. 16Aber las alſo ſein / das ich euch nicht habe beſchweret / Sondern dieweil ich tückiſch war / hab ich euch mit hinderliſt gefangen. 17Hab ich aber auch jemand vberforteilet / durch der etlichen / die ich zu euch geſand habe? 18Ich habe Titum ermanet / vnd mit jm geſand einen Bruder / Hat euch auch Titus vberforteilet? Haben wir nicht in einem Geiſt gewandelt? Haben wir nicht in einerley Fusſtapffen gegangen? 19Laſſet jr euch abermal düncken / wir verantworten vns? Wir reden in Chriſto / fur Gott.
ABer das alles geſchicht / meine Liebſten / euch zur beſſerung / 20Denn ich fürchte / wenn ich kome / das ich euch nicht finde / wie ich wil / Vnd jr mich auch nicht findet / wie jr wolt / Das nicht hadder / neid / zorn / zanck / affterreden / ohrenblaſen / auffblehen / auffrhur da ſey. 21Das ich nicht abermal kome / vnd mich mein Gott demütige bey euch / vnd müſſe leid tragen vber viele / die zuuor geſündiget vnd nicht buſſe gethan haben / fur die vnreinigkeit vnd hurerey / vnd vnzucht / die ſie getrieben haben.
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Zweiter Sonntag vor der Passionszeit
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