Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
LObe den HERRN meine Seele / HERR mein Gott / du biſt ſeer herrlich / Du biſt ſchön vnd prechtig geſchmückt. 2
LIecht iſt dein Kleid / das du an haſt / Du breiteſt aus den Himel / wie einen Teppich.
3Du welbeſt es oben mit Waſſer / Du fereſt auff den Wolcken / wie auff eim Wagen / Vnd geheſt auff den fittichen des Windes.
4Der du macheſt deine Engel zu winden / Vnd deine Diener zu Fewrflammen.
DER du das Erdreich gründeſt auff ſeinen Boden / Das es bleibt jmer vnd ewiglich.
6Mit der Tieffe deckeſtu es / wie mit einem Kleid / Vnd Waſſer ſtehen vber den Bergen.
7Aber von deinem Schelten fliehen ſie / Von deinem Donner fahren ſie dahin.
8DIe Berge gehen hoch erfür / vnd die Breiten ſetzen ſich herunter / Zum Ort den du jnen gegründet haſt.
9Du haſt eine Grentze geſetzt / darüber komen ſie nicht / Vnd müſſen nicht widerumb das Erdreich bedecken.
10DV leſſeſt Brünnen quellen in den gründen / Das die Waſſer zwiſſchen den Bergen hin flieſſen.
11Das alle Thier auff dem felde trincken / Vnd das Wild ſeinen durſt leſſche.
12An den ſelben ſitzen die Vögel des Himels / Vnd ſingen vnter den Zweigen.
13DV feuchteſt die Berge von oben her / Du macheſt das Land vol früchte die du ſchaffeſt.
14DV leſſeſt gras wachſen fur das Vieh / vnd ſaat zu nutz den Menſchen / Das du Brot aus der erden bringeſt.
15VND das der Wein erfrewe des Menſchen hertz / vnd ſeine geſtalt ſchön werde von Ole / Vnd das Brot des Menſchen hertz ſtercke.
16DAs die Bewme des HERRN vol ſaffts ſtehen / Die cedern Libanon die er gepflantzt hat.
17Da ſelbs niſten die Vogel / Vnd die Reiger wonen auff den Tannen.
18Die hohen Berge ſind der Gemſen zuflucht / Vnd die Steinklufft der Kaninichen.
19DV macheſt den Monden / das Jar darnach zu teilen / Die Sonne weis jren Nidergang.
20DV machſt finſternis / das Nacht wird / Da regen ſich alle wilde Thier.
21Die jungen Lewen / die da brüllen nach dem Raub / Vnd jre Speiſe ſuchen von Gott.
22WEnn aber die Sonne auffgehet / heben ſie ſich dauon / Vnd legen ſich in jre Löcher.
23So gehet denn der Menſch aus an ſeine erbeit / Vnd an ſein Ackerwerck / bis an den abend.
24HERR wie ſind deine Werck ſo gros vnd viel? Du haſt ſie alle weislich geordnet / Vnd die Erde iſt vol deiner Güter.
DAS Meer das ſo gros vnd weit iſt / da wimmelts on zal / Beide gros vnd kleine Thier.
26Daſelbs gehen die Schiffe / Da ſind Walfiſche / die du gemacht haſt / das ſie drinnen ſchertzen.
27Es wartet alles auff dich / Das du jnen Speiſe gebeſt zu ſeiner zeit.
28Wenn du jnen gibſt / ſo ſamlen ſie / Wenn du deine Hand auffthueſt ſo werden ſie mit Gut geſettiget.
29Verbirgeſtu dein Angeſicht / So erſchrecken ſie / Du nimpſt weg jren odem / So vergehen ſie / vnd werden wider zu Staub.
30Du leſſeſt aus deinen Odem / ſo werden ſie geſchaffen / Vnd verneweſt die geſtalt der Erden.
31DIE Ehre des HERRN iſt ewig / Der HERR hat wolgefallen an ſeinen Wercken.
32Er ſchawet die Erden an / ſo bebet ſie / Er rüret die Berge an / ſo rauchen ſie.
33ICh wil dem HERRN ſingen mein leben lang / Vnd meinen Gott loben / ſo lange ich bin.
34Meine Rede müſſe jm wolgefallen / Ich frewe mich des HERRN.
35Der Sünder müſſe ein ende werden auff Erden / Vnd die Gottloſen nicht mehr ſein. Lobe den HERRN meine Seele / Halelu ia.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
Ebre. | Die Epiſtel an die Ebreer.Biblia Vulgata: | Der Brief an die Hebräer Hebräerbrief | Hebr Hebr Hebr |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 104 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: HERR | 1: Seele | 2: LIecht | |
3: welbeſt | 3: Du fereſt | 3: fittichen | |
4: Engel | 6: deckeſtu | 8: erfür | |
16: Bewme | 12: Bewme des HERRN | 15: Ole | |
16: cedern Libanon | 17: Reiger | 18: Kaninichen | |
21: Lewen | 22: dauon | 23: erbeit | |
26: ſchertzen | 29: verbirgeſtu | 29: odem | |
30: verneweſt | 34: frewe mich | 35: Sünder | |
35: Gottloſen | 35: Halelu ia | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Liecht | Licht, das Substantivierung des Adjektivs liecht
a) Helligkeit (im Gegs. zur Finsternis) b) Lichtstrahlen (von Himmelskörpern, vom Feuer, von Lampen, usw.) c) als leuchtender Körper: Licht, Leuchte, Lampe ( besonders im Plural)
LJecht iſt dein Kleid / das du an haſt
a) Licht ist dein Kleid, das du an hast.
Hier ist Licht im Gegensatz zu Finsternis zu verstehen: b) Helligkeit umgibt dich.
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welben | wölben (Verb) bogenförmig decken, gewölbeartig bedecken, in der Form eines Gewölbes herstellen, bogenförmig krümmen, gewölbeartig krümmen, sich bogenförmig ausbreiten
Du breiteſt aus den Himel / wie einen Teppich. Du welbeſt es oben mit Waſſer.
a) Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich. Du wölbst es oben mit Wasser. b) Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich, wie ein Gewölbe aus Wasser.
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faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
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Fittig
Fittich | Fittich, der a) Flügel, davon besonders die Federn der Vorkante des Flügels von Vögeln und die langen Schwungfedern b) übertragen auf etwas: Fliegendes oder Flatterndes c) übertragen auf jemanden oder etwas: Schutz bietendes (wie unter ausgebreiteten Flügeln), (Schutz-)Schirm d) an Kleidung und Stoffen: Zipfel, Saum, äußere Randteile von Kleidern, Röcken, Mänteln, Jacken, Umhängen usw.
Fittig
Fittich
Federn: 1Mos 7,14
vnd allerley Vogel nach jrer art / Alles was fliegen kund / vnd alles was fittich hatte / 15das gieng alles zu Noah in den Kaſten
und allerlei Vögel nach ihrer Art, alles was fliegen konnte, alles was Federn hatte, das ging alles zu Noah in die Arche
übertragen: Psalm 18,11
Er ſchwebet auff den fittigen des winds.
a) Er schwebt auf den Fittichen des Windes.
b) Er schwebt auf dem wehenden Wind.
übertragen: Psalm 91,4
ER wird dich mit ſeinen Fittichen decken / vnd deine Zuuerſicht wird ſein vnter ſeinen Flügeln / Seine Warheit iſt Schirm vnd Schild.
Er wird dich mit seinen Fittichen bedecken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schrim und Schild.
an Kleidung: 4Mos 15,38
Rede mit den kindern Iſrael / vnd ſprich zu jnen / das ſie jnen Lepplin machen an den fittigen jrer Kleider vnter alle ewren Nachkomen / vnd gele Schnürlin auff die Lepplin an die fittig thun.
a) Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, damit sie Quasten an den Säumen ihrer Kleider machen unter allen euren Nachkommen und gelbe Schnürchen auf die Quasten an den Säumen tun.
b) Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, damit sie und alle eure Nachkommen Quasten an den Säumen ihrer Kleider fertigen, verziert mit purpurblauen* Schnüren.
* Anm.: Luther bezeichnet die Farbe der Schnüre als gel, also gelb. Doch gemeint ist ein rötlich-blauer Farbton, wie er beim Färben von Stoff mit dem Saft der Purpurschnecke entsteht. Eindeutig lässt sich das nicht bestimmen. Die Farbpalette der Farben, gewonnen aus der Purpurschnecke, ist sehr breit und reicht von sehr hellen Rottönnen über bläuliche und violette Töne bis hin zu Schwarz.
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Engel | Engel, der griechisch: ἄνγελος (ángelos) lateinisch: angelus Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)
(göttlicher) Bote, der
Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Gottes auf.
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deckeſtu | deckst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von decken (Verb)
Präsens: deckeſtu: deckst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. deckeſtu: deckst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !
Mit der Tieffe deckeſtu es / wie mit einem Kleid / Vnd Waſſer ſtehen vber den Bergen.
Mit der Tiefe des Wassers deckst du es zu wie mit einem Kleid. Das Wasser steht bis über die Berge.1
1Anmerkung zu Psalm 104,6:
Luther verwendet für die Verse 6-9 einen erzählerischen Präsens. Erzählt wird die Geschichte der Erschaffung der Welt, in der zunächst die trockene Erde geschaffen wurde. Dann überspülten ungeheure Wassermassen die gesamte Erde, aus denen sich schließlich das Land hervorhob. Berge türmten sich auf und Täler bildeten sich zwischen ihnen.
Dies alles geschah in der Vergangenheit. Moderne Bibelübersetzungen, so auch Luther-1964 und Luther-1984, übersetzen daher:
Mit den Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.
Die Luther-2017 übersetzt den ersten Halbsatz neu:
Die Flut der Tiefe deckte es wie ein Kleid, und die Wasser standen über den Bergen.
Dabei bezieht sich »es« auf »das Erdreich« aus dem vorhergehenden Vers.
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erfür | hervor (Adverb) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bawm
Bewme | Baum, der
Bäume, die Die Umlaute aw und ew
Neben den Umlauten »au« (haus) und »eu« (freude) kennt das Luther-Deutsch die Schreibweisen mit dem Buchstaben »w«.
Der Buchstabe »w« enstand aus einem doppelten »v« (»vv« bzw. »uu«) und signalisiert das verstärkte Klangbild.
Der Umlaut aw in Bawm endet in einem w-artigen Abklang, der fast wie ein kurzgesprochenes »o« klingt, ähnlich Ba(u)-om.
Der Umlaut ew in Bewme endet in einem v-artigen Abklang, der ein »j« mitschwingen lässt, ähnlich Be(u)-jme.
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Ceder
cedern Libanon
cedern Gottes
Bewme des HERRN | Libanon-Zeder, die Immergrüner Baum mit Wuchshöhen zwischen 30 bis 50 Meter, kann bis zu 1.000 Jahre alt werden.
In Palästina gibt es keine Zedern. Die Bibel nennt sie fast immer im Zusammenhang mit dem Libanon. Dort gab es große Zedernhaine, die sehr alt waren und wertvolles Holz für teure Bauwerke lieferten. So nutze König Salomo das Holz der Libanon-Zeder für den Bau des Tempels und seiner Paläste.
Dem Holz haftet das Göttliche an, die cedern Libanon sind nach Psalm 104 die Bewme des HERRN.
DAs die Bewme des HERRN vol ſaffts ſtehen / Die cedern Libanon die er gepflantzt hat.
Dazu Luther im Scholion zu Psalm 104,16: Bewme des HERRN / heiſſt er die im wald ſtehen / die nicht durch Menſchen geflantzet ſind.
Luther versteht »die Bewme des HERRN« als Bäume des Waldes, die nicht von Menschenhand gepflanzt wurden.
Tatsächlich beschreibt der Autor des Psalms, dass »die Bewme des HERRN« die cedern Libanon sind, die durchaus von Menschen gepflanzt sein können. Die Beifügung die er gepflantzt hat, bezieht sich auf Gott als Lebensspender und Schöpfer, wie er bereits in den Versen davor beschrieben wurde: So wie alles Leben stammen auch die Libanon-Zedern aus der Hand Gottes.
Berge ſind mit ſeinem Schatten bedeckt / Vnd mit ſeinen Reben die cedern Gottes.
Luther erklärt im Scholion zu Psalm 80,11, dass die cedern Gottes die Libanon-Zedern sind, in dem er sie für die Ortsangabe benutzt:
(Cedern Gottes) Jd eſt / Regnum dilatatum vſque ad Libanum. (Zedern Gottes) Das meint: Das Königreich erstreckte sich bis zum Libanon.
Er wird wachſſen wie ein Ceder auff Libanon.
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Ole
öle | Öl, das speziell das Öl, das zur Salbung benutzt wird, das Salböl.
Wenn das Wort am Anfang mit Großbuchstaben gesetzt ist, entfällt im Drucksatz das hochgestellte Umlaut-e auf dem Buchstaben O.
Du ſalbeſt mein Heubt mit öle
Du salbest mein Haupt mit Öl.
Jch hab jn geſalbet mit meinem heiligen Ole.
Ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öl.
ABer mein Horn wird erhöhet werden / wie eines Einhorns / Vnd werde geſalbet mit friſchem Ole
Aber meine Macht und mein mein Ansehen werden werden wachsen, und ich werde gesalbt mit frischem Öl.
Jr wort ſind gelinder denn Ole
Ihre Worte sind milder als Öl.
VND das der Wein erfrewe des Menſchen hertz / vnd ſeine geſtalt ſchön werde von Ole
Dass der Wein erfreue des Menschen Herz und seine Gestalt schön werde vom Öl.
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Ceder
cedern Libanon
cedern Gottes
Bewme des HERRN | Libanon-Zeder, die Immergrüner Baum mit Wuchshöhen zwischen 30 bis 50 Meter, kann bis zu 1.000 Jahre alt werden.
In Palästina gibt es keine Zedern. Die Bibel nennt sie fast immer im Zusammenhang mit dem Libanon. Dort gab es große Zedernhaine, die sehr alt waren und wertvolles Holz für teure Bauwerke lieferten. So nutze König Salomo das Holz der Libanon-Zeder für den Bau des Tempels und seiner Paläste.
Dem Holz haftet das Göttliche an, die cedern Libanon sind nach Psalm 104 die Bewme des HERRN.
DAs die Bewme des HERRN vol ſaffts ſtehen / Die cedern Libanon die er gepflantzt hat.
Dazu Luther im Scholion zu Psalm 104,16: Bewme des HERRN / heiſſt er die im wald ſtehen / die nicht durch Menſchen geflantzet ſind.
Luther versteht »die Bewme des HERRN« als Bäume des Waldes, die nicht von Menschenhand gepflanzt wurden.
Tatsächlich beschreibt der Autor des Psalms, dass »die Bewme des HERRN« die cedern Libanon sind, die durchaus von Menschen gepflanzt sein können. Die Beifügung die er gepflantzt hat, bezieht sich auf Gott als Lebensspender und Schöpfer, wie er bereits in den Versen davor beschrieben wurde: So wie alles Leben stammen auch die Libanon-Zedern aus der Hand Gottes.
Berge ſind mit ſeinem Schatten bedeckt / Vnd mit ſeinen Reben die cedern Gottes.
Luther erklärt im Scholion zu Psalm 80,11, dass die cedern Gottes die Libanon-Zedern sind, in dem er sie für die Ortsangabe benutzt:
(Cedern Gottes) Jd eſt / Regnum dilatatum vſque ad Libanum. (Zedern Gottes) Das meint: Das Königreich erstreckte sich bis zum Libanon.
Er wird wachſſen wie ein Ceder auff Libanon.
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Reiger | Reiher, der Fischreiher, der | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Caninichen
Kaninichen
Caninchen | Kaninchen, das Klippdachs, der wildlebendes, dem Hasen ähnliches Tier.
Luther benutzt das allseits bekannte Kaninchen, um einem in Europa unbekannten Tier für seine Leserschaft ein Gesicht zu geben: dem Klippdachs.
Das Tier, das in den biblischen Quellen gemeint ist (hebräisch שׇׁפׇן šāfān; griechisch χοιρογρύλλιον choirogrýllion), ist nach Ansicht der neueren Forschung mit hoher Wahrscheinlichkeit der Klippschliefer oder Klippdachs (Procavia capensis).
Luther lag gar nicht so schlecht mit der Wortwahl für seine Übersetzung: Dieses Tier ähnelt einem Kaninchen durchaus in Fell und Größe. Es ist zudem kein Hase, der eigenständig in den biblischen Schriften genannt ist und von ihm unterschieden werden sollte. Allerdings erinnert der Klippdachs von der äußeren Form her eher an ein Murmeltier oder ein Nutria. Das Tier stellt aber eine eigene, unabhängige Art dar.
Die verschiedenen Schreibweisen in der Lutherbibel erklären sich hinreichend aus den großen Zeitspannen, die zwischen den Übersetzungen der verschiedenen Texte lagen.
Caninichen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Kaninichen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Caninchen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Caninichen
Caninichen ein ſchwach volck / Dennoch legts ſein haus in den felſen /
Die Klippdachse sind ein schwaches Volk. Dennoch bauen sie ihr Haus in den Felsen.
3Mos 11,5
Die Caninichen widerkewen wol / aber ſie ſpalten die Klawen nicht / Darumb ſind ſie vnrein.
Die Klippdachse käuen zwar wieder, aber sie spalten die Klauen nicht. Darum sind sie unrein.
Kaninichen
Die hohen Berge ſind der Gemſen zuflucht / Vnd die Steinklufft der Kaninichen.
Die hohen Berge sind der Gämsen Zuflucht und die Steinkluft der Klippdachse.
Caninchen
5Mos 14,7
Das Camel / der Haſe / vnd Caninchen / die da widerkewen / vnd doch die klawen nicht ſpalten / ſollen euch vnrein ſein.
Das Kamel, der Hase und der Klippdachs, die [zwar] alle wiederkäuen aber [eben] die Klauen nicht spalten, sollen für euch unrein sein.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lew
Lewe | Löwe, der a) das Tier: der Löwe b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.
Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.
Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle
Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.
Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /
Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
dauon
da von | davon (Adverb) dauon
da von
mhd: dâ von Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).
Das Wort bezeichnet
a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein) b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.) c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.) Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon
Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.
Beispiel für getrennte Schreibung: da von
Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.
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Erbeit | Arbeit, die Erbeit, erbeit
mhd: arebeit, arbeit 1) ursprünglich: Tätigkeit des Knechts, bevorzugt in der Feldarbeit als Tagelöhner 2) Tätigkeit, um den Unterhalt zu verdienen
Vnſer Leben wehret ſiebenzig Jar / wens hoch kompt ſo ſinds achtzig jar / Vnd wens köſtlich geweſen iſt / ſo iſts Mühe vnd Erbeit geweſen /
Unser Leben dauert siebzig Jahre. Wenn es hoch kommt, dann sinds <auch> achtzig. Und wenn es ein erfülltes Leben war, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen.
Du wirſt dich neeren deiner hende erbeit /
a) Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit. b) Du wirst mit Arbeit deinen Unterhalt verdienen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ſchertzen | scherzen (Verb) von Tieren: froh, fröhlich, mutwillig springen, auch im geschlechtlichen Sinne: balzen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
verbirgeſtu | verbirgst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von verbergen (Verb)
Präsens: verbirgeſtu: verbirgst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. verbirgeſtu: verbirgst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
Wie lange verbirgeſtu dein Andlitz fur mir?
Wie lange verbirgst du noch dein Antlitz vor mir?!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Odem
odem | Odem, der der Atem
Das Wort othem war eine geläufige Nebenform zu athem.
Luthers Nebenform Odem hat sich zu einer feierlichen Form des Begriffs Atem (othem) verselbstständigt, der oft mit göttlichem Atem gleichgesetzt wird, also Atem meint, der »Leben« impliziert und nicht nur »Atemluft« bedeutet.
Er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Atem (athem) ist neben Hauch und Luft im Umfeld der Seele und des Lebensgeistes angesiedelt. Da die Seele dem Menschen eingeblasen und wieder von ihm ausgeblasen wird, sind die Begriffe des Wehens, Hauchens, Blasens und Atmens mit der Vorstellung von einer Seele und dem Lebensgeist verbunden.
Luther verwendet die Nebenform Odem, um gegenüber dem einfachen Atem (Luft, die ein- und ausgeblasen wird) die grundlegende Lebenskraft zu beschreiben, die nötig ist, um den Menschen zu beleben. Sie wurde dem noch leblosen Körper des ersten Menschen von Gott eingeblasen und wird von da an vererbt und bei der Zeugung weitergegeben.
Dabei grenzt sich Odem eindeutig von Seele ab, die ursprünglich wohl auch eine Art Lebenskraft bezeichnet. Während aber Odem die grundlegende Fähigkeit zu leben, das Leben an sich bezeichnet, ist an Seele die Persönlichkeit, das »Ich« des Individuums gekoppelt. Neben Körper (die Materie), Geist (die Fähigkeit, zu denken und zu handeln) und Seele (das Individuum, das "Ich") ist Odem (das Leben) die vierte Komponente, die uns Menschen zu lebenden, handelnden Wesen mit eigener Persönlichkeit macht (1Mos 2,7).
Leben vnd wolthat haſtu an mir gethan / vnd dein auffſehen bewart meinen odem.
Leben und Wohltat hast du mir zukommen lassen, und deine Fürsorge bewart meinen Odem [mein Leben].
Luther erklärt in der Marginalspalte, wie der Begriff Odem hier zu verstehen sei:
(Odem) Das iſt / mein Leben / das der odem anzeigt.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vernewen | erneuern (Verb) erneuern, neu machen, auch auffrischen, erfrischen usw.
Du leſſeſt aus deinen Odem / ſo werden ſie geſchaffen / Vnd verneweſt die geſtalt der Erden.
Du spendest deine Lebenskraft: So werden sie geschaffen. Und so erneuerst du die Gestalt der Erde.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
frewen
ſich frewen | freuen (Verb)
sich freuen (Verb) Luther verwendet in seiner Bibelübersetzung ausschließlich das reflexive »sich freuen«.
So würde Jacob frölich ſein / vnd Jſrael ſich frewen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sünder
ſünder
Sunder
ſunder | Sünder, der Mensch, der eine religiöse Verfehlung (Sünde) begeht, oder dem die Folgen einer solchen Verfehlung anhaften.
Zu Luthers Zeiten wurde der Begriff ausschließlich im religiösen und im kirchlichen Kontext verwendet. Durch die Vielzahl religiöser und kirchlicher Vorschriften war der Begriff Sünde inhaltlich eindeutig geprägt und beeinflusste viele alltägliche Verhaltensweisen.
In der katholisch-kirchlichen Praxis war beispielsweise das Unterlassen des Zehntenzahlens (Kirchensteuer) ein Vergehen gegen die Kirche und somit Sünde. In der Schreibweise Sunder:
Die Sunder zu Zion ſind erſchrocken / zittern iſt die Heuchler ankomen
Die Sünder zu Zion sind erschrocken, zittern überkam die Heuchler
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gottloſe
Gotloſe | Gottlose, der Substantivierung von: gottlos (Adjektiv)
Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott. 2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Halelu ia
Halelulia | Halleluja
Ausruf: Lobt Gott! oder: Preisset Jahwe! Die beiden Wörter Halelu und ia sind Luthers Transkription des hebräischen Wortes הַלְּלוּיָה (hallelu-Jáh), das aus den Begriffen für »preisen« und »Jah«, der Kurzform des Gottesnamens »JHWH« (Jahwe, Jehova) zusammengesetzt ist. Wörtlich übersetzt hieße der Text: »Preiset Jah«.
Luther lässt den Text unübersetzt und benutzt ihn als formelhaften Bestandteil des Textes.
Halelu ia
Haleluia
Die Schreibweise Halelu ia
Die Schreibweise Halelu ia benutzt Luther ausschließlich in den Psalmen, deren Übersetzung er sich bereits sehr früh zugewandt hatte. Dies erscheint wie eine Sprechhilfe für den Leser. Es ist eben nicht »Halelui-a« zu lesen, sondern »Halelu-ja«.
Das Vorkommen beschränkt sich auf die Psalmen 104 bis 106, 111 bis 112, 113 bis 117, 135, sowie 146 bis 150.
Die Psalmen 113 bis 118 werden mit diesem Ausruf in Psalm 113,1 eingeleitet. Sie bilden als Psalmengruppe das sog. »ägyptische Hallel«, das den Lobpreis Gottes im Gedenken an den Auszug der Hebräer aus Ägypten besingt.
Die Schreibweise Haleluia
Zusammengeschrieben erscheint das Wort nur einmal im Buch Tobit (Tobit 13,21), in den Anmerkungen zum Psalm 4 und zu 3Mos 11 sowie viermal im 19. Kapitel der Offenbarung des Johannes.
Heutige Übersetzung
Moderne Übersetzungen halten meist daran fest, den Begriff nicht zu übersetzen. Sie schreiben das Wort zusammen, entsprechend der hebräischen Vorlage. Es finden sich dann die Wörter Halleluja oder Hallelujah.
Seit der Ausgabe von 1912 schreibt die Lutherbibel an allen Stellen »Halleluja!«, stets mit Ausrufezeichen.
DARnach höret ich eine ſtim groſſer Scharen im Himel / die ſprachen / Haleluia. Heil vnd Preis / Ehre vnd Krafft ſey Gott vnſerm HERRN /
Danach hörte ich Stimmen großer Scharen im Himmel, die sprachen: Halleluja! Anrufung und Lobpreis, Ehrerbietung und Huldigung* gebüren Gott unserem HERRN.
Anm.: Der Vers Offb 19,1b ist eine Huldigungsformel, wie sie in der Anrede für Regenten Verwendung fand. Der Angesprochene erfuhr formelhaft besondere Ehrung.
»Heil« meint die Umkehrung weg vom Bösen, von Gefahren von Not, hin zum Guten, zur Errettung. Doch geht es hier nicht darum, dass Gott Rettung erfährt, sondern dass er derjenige ist, der aus Not rettet: Er ist es, der angerufen wird, rettet und Dank für die Rettung erfahren muss. Weiterhin soll nicht er »Kraft« erfahren, vielmehr ist seine Kraft in der Formel zu bezeugen, seiner Allmacht zu huldigen.
Lobe den HERRN meine Seele / Halelu ia.
a) (lyrisch) Lobe den HERRN meine Seele, Halleluja!
b) Meine Seele lobe den HERRN! Halleluja!
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
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