Das Buch der Psalmen

Psalm XC.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

XC.

 

Ps 90,1-17

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Die Vergänglichkeit des Menschen

Ein Gebet

 

 

Der Psalm 90 aus Luthers Biblia 1545

 

 

Psalm 90, 10

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

 

 

 

Der Pſalter.

 

 

 

 

[313b]

 

 

[Spalte 2]

 

 

XC.

 

 

1Ein Gebet Moſe / des
mans Got­tes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HERR Gott / du biſt vn­ſer Zuflucht / Fur vnd fur.

2Ehe denn die Berge wor­den / vnd die Erde / vnd die Welt geſchaffen wurden / Biſtu Gott von ewigkeit in ewig­keit.

3DEr du die Men­ſchen a leſſeſt ſterben / vnd ſprichſt / Kompt wi­der Men­ſchen kin­der.

 

 

 

 

a

(Leſſeſt ſter­ben) Es ſter­ben jmer die Leu­te hin / vnd komen ander wi­der durch Got­tes wort / Da­r­umb iſt vn­ſer Leben gegen im als nichts.

 

 

 

 

[313b | 314a]

 

Der Pſalter.

CCCXIIII.

 

 

 

[Spalte 1]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4Denn tau­ſent jar ſind fur dir / wie der Tag der geſtern vergangen iſt / Vnd wie eine Nachtwache.

5Du leſſeſt ſie da hin faren wie einen Strom / Vnd ſind wie ein Schlaff / Gleich wie ein Gras / das doch bald welck wird.

6Das da früe blüet / vnd bald welck wird / Vnd des abends abgehawen wird vnd verdorret.

7DAs machet dein Zorn / das wir ſo vergehen / Vnd dein Grim / das wir ſo plötzlich da hin müſſen.

(Vnerkandte)

Das iſt / Adams ſünde →Rom.5. da mit der Tod ver­dienet iſt / Vnd doch die Welt ſol­ches nicht weis.

 

8Denn vn­ſer Mi­ſſe­that ſtelleſtu fur dich / Vn­ſer vnerkandte Sünde ins liecht fur deinem An­ge­ſich­te.

9Da­r­umb faren alle vn­ſer Tage da hin durch deinen zorn / Wir brin­gen vn­ſer Jare zu / wie ein Geſchwetz.

 

 

 

Eccl.18

 

 

 

 

 

10Vn­ſer Leben wehret ſiebenzig Jar / wens hoch kompt ſo ſinds achtzig jar / Vnd wens köſtlich ge­we­ſen iſt / ſo iſts Mühe vnd Erbeit ge­we­ſen / Denn es feret ſchnell da hin / als flö­gen wir dauon.

(Zörneſt)

Das iſt / Das ſol­ches dein Zorn iſt / vnd vn­ſer ſünde ſo gros iſt / die ſolchen zorn verdienet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11Wer gleubts aber / das du ſo ſeer zör­neſt? Vnd wer furcht ſich fur ſolch­em deinem Grim?

12LEre vns bedencken / das wir ſterben müſſen / Auff das wir klug wer­den.

13HERR kere dich doch wi­der zu vns / Vnd ſey deinen Knechten gnedig.

14Fülle vns früe mit deiner Gnade / So wöl­len wir rhümen vnd frö­lich ſein vn­ſer Leben lang.

15ERfrewe vns nu wider / nach dem du vns ſo lange plageſt / Nach dem wir ſo lange vnglück leiden.

(Deine Werck)

Das iſt / leben vnd hülffe / vnd alles guts.

 

(Vn­ſer werck)

Das iſt / geiſt­lich vnd welt­lich Regiment.

16Zeige deinen Knechten deine Wer­cke / Vnd deine Ehre jren Kindern.

17Vnd der HErr vn­ſer Gott ſey vns freundlich / Vnd fordere das werck vn­ſer hende bey vns / Ja das werck vn­ſer hende wolt er fordern.

 

 

 

 
 

 

Biblia 1545

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Biblia 1545

Namen und Abkürzungen biblischer Bücher

Luthers Verweise auf biblische Bücher

 Kürzel

 Bezeichnung in Luthers Biblia 1545

 Moderne Bibel

 Kürzel

Eccl.
Eccle.
Der Prediger Salomo.
Prediger Salomonis.
Eccleſiaſes.

Biblia Vulgata:
Libri salomonis: Ecclesiastes

 

Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln.
Hier steht Eccl. oder Ecc.für das Buch Jesus Sirach, nicht für den Prediger Salomo (Ecclesiastes).

→Zum Inhaltsverzeichnis

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Das Buch Kohelet

Prediger

Ecclesiastes

Prd

Koh

Prd

Rom.
Ro.
Epiſtel S. Paul an die Römer.

Biblia Vulgata:
Epistula Pauli ad Romanos

→Zum Inhaltsverzeichnis

Der Brief des Paulus an die Römer

Römerbrief

Röm

Röm

Rom

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 90 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: Moſe

1: HERR

1: Fur vnd fur

2: Biſtu

4: fur

5: faren

6: früe

7: Grim

8: ſtelleſtu

8: Sünde

8: liecht

10: wehret

10: erbeit

10: feret

10: dauon

11: gleubts

11: zörneſt

13: ſey

13: Knechten

17: hende

17: bey

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 90

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Moſe

Mose (Name)

hebräisch: ‏ מֹשֶׁה‎ (Mošeh)

lateinisch: Mose

griechisch Μωυσῆς (Mōysēs) oder Μωσῆς (Mōsēs)

 

Die Person Mose

 

Mose gilt als der Gesetzgeber Israels und als Mittler des Sinai-Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel.

 

Nach der Tradition ist er der Verfasser der »fünf Bücher Mose«, die daher diesen Namen tragen.

 

In den Psalmen ist Mose der »Mann Gottes«, der Prophet und der Führer des Volkes, der zusammen mit seinem Bruder →Aaron die Hebräer durch die Wüste geführt hatte.

 

In Psalm 99 wird Mose sogar als Priester bezeichnet.

 

→Psalm 99,6

 

MOſe vnd Aaron vn­ter ſei­nen Prie­ſtern

 

In der Geschichte von der Verklärung Jesu (Mt 17,3-4) erscheint Mose zusammen mit Elija, was die Verbindung der Heilsgeschichte des Neuen Tes­ta­ments mit der des Alten Testaments unterstreicht.

 

Der Name Mose

 

Die Bedeutung des Namens ist unklar. Heute wer­den bevorzugt zwei Deutungen vorgeschlagen:

 

a) Der Name wird zurückgeführt auf den hebräischen Wortstamm »mšh«, was »ziehen« bedeutet.

 

b) Der Name wird zurückgeführt auf den ägyptischen Wortstamm »ms«, was »gebären« be­deu­tet.

 

Das ägyptische Wort »ms« ist Bestandteil vieler ägyptischer Namen, so in Ramses (»Ra mesi s«, Sohn des Got­tes Ra) oder in Thutmosis (»Thot mosi s«, Sohn des Got­tes Thot, zu diesem Namen siehe unseren →Artikel Thutmosis III.).

 

Für diese Deutung spricht, dass Mose am königlichen Hof des Pharaos gelebt hatte und dort mit Sicherheit einen ägyptischen Namen trug, der wahrscheinlich auch noch in ägyptischer Tradition mit Zusätzen versehen war (denkbar wäre beispielsweise aus der Geschichte des Mose heraus eine Bezeichnung wie »Sohn des Nil-Gottes« (»Hapi mesi s«) oder ähnlich, was jedenfalls den Begriff »ms« in Relation zu je­man­den stellt). In der Verwendung ohne weitere At­tri­bu­te be­deu­tet »mesi/mosi/mose« dann einfach nur »Sohn«. Dies aller­dings könnte un­ter­strei­chen, dass das Findelkind Mose als legitimer Sohn des Pharaos anerkannt war.

 

Die Adaption des Namens in die hebräische Sprache und Schreibweise erfolgte dann später, frühestens in der Zeit nachdem sich Mose vom Hof des Pharaos gelöst hatte. Derartige Angleichungen an Sprachen und sogar Namenswechsel sind nicht unbekannt.

 

Wir folgen daher der Annahme, dass der hebräische Name Mose auf einen ausführlicheren, mit zu­sätz­li­chen Attributen ausgestatteten ägyptischen Namen zurückzuführen ist. Der Teil, der nach ägyptischer Tradition die Abstammung (von einem Menschen oder von einem ägyptischen Gott) beschreibt, ist gekappt, was unterstreicht, dass sich Mose von seinem ägyptischen Lebensumfeld vollständig gelöst hatte. Die Adaption an die hebräische Sprache und an einen hebräischen Wortstamm ist die folgerichtige Konsequenz daraus.

 

 

 

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HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

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fur vnd fur

immerfort

eigentlich: vor und vor

 

vorwärts und vorwärts

weiter und weiter

 

unaufhörlich vorwärts in der Bewegung, andauernd, immerfort vorwärts, immerfort, auf Ewig, ewiglich, usw.

 

→Psalm 61,7

 

DV gibſt einem Könige langes leben / Das ſei­ne jare wehren jmer fur vnd fur.

 

Du gibts einem König langes Leben, damit seine Jahre währen immer weiter und weiter.

 

 

→Psalm 146,10

 

Der HERR iſt König ewiglich / Dein Gott Zion fur vnd fur

 

Der HERR ist König ewiglich, dein Gott, Zion, immerfort.

 

 

 

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biſtu

bist du (Verb)

biſtu
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
163 94 6 63

2. Person Singular Indikativ Aktiv von sein (Verb)

 

Präsens:

biſtu: bist du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

→1Mos 3,9

 

Vnd Gott der HERR rieff Adam / vnd ſprach zu jm / Wo biſtu?

 

Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: (Antworte gefälligst!) Wo bist du?

Umgangssprachlich umschrieben: Wo treibst du dich rum!?

 

→Psalm 139,3

 

Jch gehe oder lige / ſo biſtu vmb mich / Vnd ſi­heſt alle meine wege.

 

Ich gehe oder liege (und ich weiß): Du bist (ganz bestimmt) um mich herum! Und du siehst alle meine Wege.

 

 

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fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

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faren

fahren (Verb)

die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens.

 

Formen

 

  Luther-Deutsch Deutsch
Infinitiv faren fahren
Präsens ich fare ich fare
  du fereſt du fährst
  er feret er fährt
Präteritum er fur er fuhr
  wir furen wir fuhren
  sie furen sie fuhren
  ich bin gefaren ich bin gefahren
Perfekt du biſt gefaren du bist gefahren
  er iſt gefaren er ist gefahren
Plusquamperfekt ſie waren gefaren sie waren gefahren
Imperative fare! fahre!
  →fereſtu fährst du!

 

 

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früe

früh (Adjektiv)

im Sinne von: mor­gens, in der Frühe

 

→Psalm 5,4

 

früe wolteſtu meine ſtim hören / Früe wil ich mich zu dir ſchicken

 

Am Morgen hast Du mein Gebet erwartet! In der Frühe will ich mich an dich wenden.

 

Der Morgen ist die Zeit für das Beten (s. →Psalm 17,15 u.a.).

 

 

 

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Grim

 

grim

Grimm, der

heftiger Zorn; verbissene Wut

 

 

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ſtelleſtu

stellst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von stellen (Verb)

 

Präsens:

ſtelleſtu: stellst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

ſtelleſtu: stellst du (ganz bestimmt)!

 

→Psalm 90,8

 

Denn vn­ſer Mi­ſſe­that ſtelleſtu fur dich

 

a) Denn unser Vergehen stellst du (ganz bestimmt) vor dich!

b) (frei:) Unser Vergehen bleibt vor dir nicht verborgen!

 

 

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Sünde

 

ſünde

 

Sunde

 

ſunde

Sünde, die

Handlung, die den Tatbestand einer religiösen oder kirchlichen Verfehlung erfüllt, insbesondere der Verstoß gegen ein religiöses (göttliches) oder kirchliches Gebot.

 

So war in der katholisch-kirchlichen Praxis bereits das Unterlassen des Zehntenzahlens (Kirchensteuer) ein Vergehen gegen die Kirche und somit eine Sünde.

 

 

→Jes 27,9

 

Da­r­umb wird da durch die ſun­de Jacob auffhören /

 

Darum wird dadurch die Sünde Jakobs ein Ende haben

 

 

 

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Liecht

Licht, das

Substantivierung des Adjektivs →liecht

 

a) Helligkeit (im Gegs. zur Finsternis)

b) Lichtstrahlen (von Himmelskörpern, vom Feuer, von Lampen, usw.)

c) als leuchtender Körper: Licht, Leuchte, Lampe ( besonders im Plural)

 

→Psalm 104,2

 

LJecht iſt dein Kleid / das du an haſt

 

a) Licht ist dein Kleid, das du an hast.

 

Hier ist Licht im Gegensatz zu Finsternis zu verstehen:

b) Helligkeit umgibt dich.

 

 

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wehren

 

weren

währen (Verb)

Das Wort kommt in unterschiedlichen Bedeutungen vor, die wir hier nicht alle auflisten können.

 

Verwendung in der Luther-1545

 

währen in der Grundbedeutung dauern

 

Mhd.: wern

 

Luther: wehren, auch: weren

 

a) Bestand haben, dauern, sich zeitlich oder räumlich ausdehnen

b) in seinem Zustand verharren, sich eine gewisse Zeit in seinem Wesen erhalten, sich über eine gewisse Zeit erstrecken

c) ganz, unversehrt bleiben

 

→Psalm 30,6

 

DEnn ſein Zorn we­ret ein augenblick

 

Denn dein Zorn dauert einen Augenblick

 

→Psalm 119,96

 

Jch hab alles dinges ein ende geſehen / Aber dein Gebot wehret.

 

a) Ich habe aller Dinge Ende gesehen, aber dein Gebot währt <ewig>.

b) Ich habe das Ende aller Dinge gesehen, doch Dein Gebot hat Bestand.

 

 

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Erbeit

Arbeit, die

Erbeit, erbeit
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
164 104 33 20

mhd: arebeit, arbeit

1) ursprünglich: Tätigkeit des Knechts, bevorzugt in der Feldarbeit als Tagelöhner

2) Tätigkeit, um den Unterhalt zu verdienen

 

→Psalm 90,10

 

Vn­ſer Leben wehret ſiebenzig Jar / wens hoch kompt ſo ſinds achtzig jar / Vnd wens köſtlich ge­we­ſen iſt / ſo iſts Mühe vnd Erbeit ge­we­ſen /

 

Unser Leben dauert siebzig Jahre. Wenn es hoch kommt, dann sinds <auch> achtzig. Und wenn es ein erfülltes Leben war, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen.

 

→Psalm 128,2

 

Du wirſt dich neeren deiner hende erbeit /

 

a) Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit.

b) Du wirst mit Arbeit deinen Unterhalt verdienen.

 

 

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faren

fahren (Verb)

die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens.

 

Formen

 

  Luther-Deutsch Deutsch
Infinitiv faren fahren
Präsens ich fare ich fare
  du fereſt du fährst
  er feret er fährt
Präteritum er fur er fuhr
  wir furen wir fuhren
  sie furen sie fuhren
  ich bin gefaren ich bin gefahren
Perfekt du biſt gefaren du bist gefahren
  er iſt gefaren er ist gefahren
Plusquamperfekt ſie waren gefaren sie waren gefahren
Imperative fare! fahre!
  →fereſtu fährst du!

 

 

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dauon

 

da von

davon (Adverb)

dauon
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
404 267 73 64

da von
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
33 28 3 2

mhd: dâ von

Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).

 

Das Wort bezeichnet

 

a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein)

b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.)

c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin

d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.)

 

Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon

 

→Psalm 49,21

 

Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.

 

Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.

 

Beispiel für getrennte Schreibung: da von

 

→Psalm 49,13

 

Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Son­dern müſſen da von / wie ein Vieh.

 

Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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gleuben

glauben (Verb)

In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:

 

glauben bezeichnet das Verhalten religiöser Menschen ihrem Gott gegenüber, insbesondere ausgedrückt im Vertrauen auf Got­tes Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, sowie im Fürwahrhalten der Glaubenslehren.

 

→Rom 1,16

 

Denn ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht / Denn es iſt eine Krafft Got­tes / die da ſe­lig machet / alle / die daran gleuben

 

Denn ich schäme des Evengeliums von Christus nicht. Denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.

 

→Rom 4,3

 

Ab­ra­ham hat Gott gegleubet / vnd das iſt jm zur Gerechtigkeit gerechnet.

 

Ab­ra­ham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

zörnen

 

zürnen

zürnen (Verb)

a) der Zustand des Zorns

b) in Zorn geraten

c) heftig im Zorn handeln

d) häufig im Zusammenhang mit Gott: Gott zürnt

 

Luther verwendet die Schreibweisen zürnen und zörnen.

 

→Psalm 90,11

 

Wer gleubts aber / das du ſo ſeer zörneſt?

 

Wer glaubt es aber, dass du so sehr zürnst?

 

Aus dem Scholion zu Psalm 90,11:

 

Luther: (Zörneſt) Das iſt / Das ſol­ches dein Zorn iſt / vnd vn­ſer ſünde ſo gros iſt / die ſolchen zorn verdienet.

 

 

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ſey

er/sie/es sei (Verb)

von: sein (Verb)

 

Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.

 

→1Mos 1,6

 

Es wer­de eine Feſte zwi­ſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwi­ſchen den Waſſern.

 

Es wer­de ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.

 

 

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Knecht

Knecht, der

Das Wort meint im eigentlichen Sinn einen Menschen männlichen Geschlechts unabhängig vom Alter.

Davon haben sich verschiedene Bedeutungen abgeleitet:

 

a) Mann

b) Jüngling

c) Junggeselle, unverheirateter (junger) Mann

b) braver Mann, Ehrenmann

e) lernender oder dienender Jüngling; Knappe; Lehrling; Geselle

f) Kriegsknecht (Soldat, der das Kriegshandwerk zum Beruf gemacht hat)

g) Landsknechte (im edlen Ansinnen)

h) allg. Dienender (in Anstellung eines Herrn)

i) Got­tes Knecht (von Gott dienenden Menschen, so auch von Christen allgemein, unabhängig vom Geschlecht)

 

 

→Psalm 79,2

 

Sie haben die Leichnam deiner Knechte den Vogeln vn­ter dem Hi­mel zu freſſen gegeben

 

Sie haben die Leichen deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben.

 

Knechte meint hier die (treuen) Diener Gottes, die Angehörigen des Volkes Israel.

 

 

 

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Hand

 

Hende

Hand, die

 

Hände, die

→Psalm 141,2

 

Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.

 

Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Er­he­ben meiner Hände wie ein Abendopfer.

 

Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben mei­ner Hände als Abendopfer.

 

 

 

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bey

bei (Präposition)

Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.

 

→Psalm 103,18

 

Bey denen die ſei­nen Bund hal­ten

 

Bei denen, die seinen Bund hal­ten

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
Anhang

Der Psalm 90 im evangelischen Kirchenjahr

Ordnung der Predigtexte und Lesungen 1978/1979 - 2017/2018

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres | Psalm 90,1-14

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres
Das evangelische Kirchenjahr

→Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres 2012/2013

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Lied­aus­wahl für die Wo­che so­wie die Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 

Ordnung der Predigtexte und Lesungen ab 2018/2019

Letzter Sonntag des Kirchenjahres – Totensonntag | Psalm 90,1-14

Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Gedenktag der Entschlafenen
Das evangelische Kirchenjahr

→Gedenktag der Entschlafenen 2023/2024

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und die Text­stel­len für Text­le­sun­gen und Pre­dig­ten für den Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen (To­ten­sonn­tag) am letz­ten Sonn­tag des Kir­chen­jah­res.

 

 
Sabrina

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Biblia
1545
Ps
90