Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
1Ein Pſalm Aſſaph / von den
Spanroſen / vor zu ſingen.
DV Hirte Iſrael höre / der du Joſeph hütteſt wie der Schafe / Erſcheine / der du ſitzeſt vber Cherubim.
3Erwecke deine Gewalt / der du fur Ephraim / BenJamin vnd Manaſſe biſt / Vnd kome vns zu hülffe.
4GOtt tröſte vns / vnd las leuchten dein Andlitz / So geneſen wir.
5HERR Gott Zebaoth / Wie lange wiltu zürnen vber dem Gebet deines Volcks?
6Du ſpeiſeſt ſie mit Threnen brot / Vnd trenckeſt ſie mit groſſem mas vol threnen.
7Du ſetzeſt vns vnſern Nachbarn a zum zanck / Vnd vnſer Feinde ſpotten vnſer.
8Gott Zebaoth tröſte vns / Las leuchten dein Andlitz / ſo geneſen wir.
9DV haſt einen Weinſtock aus Egypten geholet / vnd haſt vertrieben die Heiden / vnd denſelben gepflantzet.
10Du haſt fur jm die ban gemacht / Vnd haſt jn laſſen einwurtzeln / das er das Land erfüllet hat.
11Berge ſind mit ſeinem Schatten bedeckt / Vnd mit ſeinen Reben die cedern Gottes.
12Du haſt ſein Gewechs ausgebreitet bis ans Meer / Vnd ſeine Zweige bis ans Waſſer.
13Warumb haſtu denn ſeinen Zaun zubrochen / Das jn zureiſſet alles das fur vber gehet?
14Es haben jn zuwület die wilden Sewen / Vnd die wilden Thier haben jn verderbet.
15GOtt Zebaoth wende dich doch / Schaw vom Himel / vnd ſihe an vnd ſuche heim dieſen Weinſtock.
16Vnd halt jn im baw / den deine Rechte gepflantzt hat / Vnd den du dir feſtiglich erwelet haſt.
17Sihe drein vnd ſchilt / Das des brennens vnd reiſſens ein ende werde.
18Deine Hand ſchütze das Volck deiner Rechten / Vnd die Leute die du dir feſtiglich erwelet haſt.
19SO wöllen wir nicht von dir weichen / Las vns leben / ſo wöllen wir deinen Namen anruffen.
20HERR Gott Zebaoth tröſte vns / Las dein Andlitz leuchten / ſo geneſen wir.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Num. | Das vierte Buch Moſe. | Das vierte Buch Mose (Numeri) Numeri 4. Buch Mose | 4. Mose Num 4Mos |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 80 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Aſſaph | 1: Spanroſen | 2: Iſrael | |
2: Joſeph | 2: Cherubim | 3: fur | |
3: Ephraim | 3: BenJamin | 3: Manaſſe | |
4: Andlitz | 5: HERR | 5: Zebaoth | |
5: wiltu | 5: zürnen | 6: Threnen | |
7: ſpotten | 9: Heiden | 10: ban | |
10: einwurtzeln | 13: haſtu | ||
13: zubrochen | 13: zureiſſet | 13: fur vber | |
14: zuwület | 14: Sewen | 15: Schaw | |
16: baw | 16: feſtiglich | 16: erwelet | |
17: ſchilt | |||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Aſſaph | Asaf (Name) Asaf war ein Gesangmeister Davids. Er lebte demnach um 1000 v. Chr., genaue Lebensdaten sind nicht bekannt. Er war als Chorleiter und Leiter des Gottesdienstes mit Gesang im Tempel tätig.
Asaf schrieb mehrere Psalmen. Sein Name erscheint als Autorenvermerk in den Titelzeilen der Psalmen Psalm 50, Psalm 73, Psalm 74, Psalm 75, Psalm 76, Psalm 77, Psalm 78, Psalm 79, Psalm 80, Psalm 81, Psalm 82 und Psalm 83.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Spanroſen
ſpanroſen | Spanrose, die ein als Spange gefertigtes Schmuckstück in der Gestalt einer Rose. Aus dem Scholion zu Psalm 80,1: (Spanroſen) Ein kleinod wie eine Roſe. Vnd heiſſt hie das Königreich Jſrael.
Luther erklärt das Wort als wertvolles »Kleinod«, das hier als Symbol für Israel gemeint sei.
Der Titel ist aus dem Hebräischen nur schwer zu übersetzen. Die Wörter, die Luther zu »Spanrose« zusammengefügt hat, bedeuten einerseits Rose oder auch Lilie (Schoschana) und andererseits Zeugnis.
So erklärt sich in modernen Lutherbibeln die Übersetzung Ein Psalm Asaphs, vorzusingen, nach der Weise »Lilien des Zeugnisses«.
Die Elberfelder Bibel lässt das Wort Schoschana unübersetzt und reiht die Begriffe des Ausgangstexte auf: Dem Chorleiter. Nach Schoschannim. Ein Zeugnis. Von Asaf. Ein Psalm. Jetzt ist erkennbar: Die Überschrift bietet stark verdichtet alle nötigen Angaben zum eigentlichen Psalm, der in Vers 2 beginnt.
Vermutlich meint Luthers »Rose« (oder Lilie) eine damals bekannte Melodie oder Spielweise.
Der Begriff Zeugnis beschreibt den Typ des Psalms: ein Bekenntnis, das sich insbesondere in den Versen 4, 8 und 20 ausdrückt.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Jacob
Iſrael | Jakob (Name)
Israel (Name) Jacob
Dort, wo Israel als Name einer Person verwendet wird, ist Jakob gemeint, der von Gott den Namen Israel bekam.
Israel bezeichnet daneben das Volk Israel, die Israeliten, sowie das historische Land Israel. Der heutige Staat Israel trägt offiziell eben diesen Namen: Medinat Jisra'el. (מדינת ישראל).
Jakob ist der zweite Sohn von Isaak, der Zwillingsbruder von Esau, und Enkel von Abraham.
Er lebte mit seinen beiden Frauen und mit seinen Kindern in Haran.
Jakob bekam nach einem Kampf mit Gott von ihm den Namen Israel.
Seine Söhne sind die Namensgeber der zwölf Stämme, aus denen sich das Volk Israel gebildet hat.
Jakob, der nun Israel heißt, zieht in seinen späten Jahren nach Ägypten, wo er auch stirbt. Der Name Jakob
hebräisch: יַעֲקֹב (Ja'ākob, Jakob) lateinisch: Iacob griechisch: Ἰακὼβ Für diesen Namen gibt es unterschiedliche Deutungen:
1) Die erste Deutung findet sich in 1Mos 25,24-26:
DA nu die zeit kam / das ſie [Rebekka, die Frau Isaaks] geberen ſolt / ſihe / da waren zwilling in jrem Leibe. Der erſt der eraus kam / war rötlicht / gantz rauch wie ein fell / Vnd ſie nenneten jn Eſau. Zu hand darnach kam er aus ſein Bruder / der hielt mit ſeiner Hand die ferſen des Eſau / Vnd hieſſen jn Jacob.
Der Name wird auf das hebräische Wort עָקֵב (Akew), Ferse, zurückgeführt, dessen Wurzel im hebräischen Namen Jakob stecke, wobei עָקוֹב (Akow) »die Ferse halten« bedeute, Jakob demnach »Fersenhalter« hieße.
2) Die zweite Deutung wird zurückgeführt auf das selbe hebräische Wort עָקוֹב (Akow), allerdings in der Bedeutung »betrügen«. Als Begründung wird dabei auf die bekannte Erzählung vom Tausch des Erstgeburtsrechts gegen ein Linsengericht verwiesen (1Mos 25,29-34) und auf die Erzählung von der Täuschung des Isaaks, der ungewollt Jakob als Erstgeborenen segnet (1Mos 27,36).
Unsere Deutung:
Das hebräische Wort עָקוֹב (Akow) meint nicht nur »die Ferse halten« oder »betrügen«. Dies sind bereits abgeleitete Begriffe. Es meint ursprünglich und in erster Linie »hinter jemandem herschleichen« (jemandem auf den Fersen sein, dies kann auch in betrügerischer, dunkler Absicht geschehen, daher »betrügen«).
Wir meinen, dass »hinter jemandem herschleichen« hinreichend aus 1Mos 25,26 verständlich ist: Damals waren anders als heute Zwillinge im Mutterleib nicht selbstverständlich vor der Geburt zu erkennen. Bei der Geburt folgte zur Überraschung aller dem ersten Kind ein zweites.
Jakob schlich dem Esau geradezu hinterher als zunächst unentdeckter, heimlicher Verfolger. Er war ihm schließlich bei der Geburt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Fersen. Jakob meint in diesem Zusammenhang demnach den Zwilling, der als Zweiter zur Welt kam.
Die Deutung Betrüger erscheint zum Zeitpunkt der Geburt und Namensgebung nicht haltbar und ist bestenfalls ein nettes Wortspiel, womöglich aus der Zeit nach Jakobs Tod.
Der Name Israel
hebräisch: יִשְׂרָאֵל (Jiṣra'el) lateinisch: Israhel griechisch: Ἰσραὴλ
Es gibt unterschiedliche Deutungen für diesen Namen. Fest steht, dass die Endung אל (el) »Gott« bedeutet.
Der vordere Teil wird allgemein auf die semitische Wurzel שרה (sarah) mit der Bedeutung »ringen, kämpfen« zurückgeführt. Es scheint auch möglich, dass sich die Wurzel שרר (sarar) in der Bedeutung »herrschen« dahinter verbirgt. Die deutschen Entsprechung wären in etwa »Gott ringt (mit uns)« bzw. »Gott möge mit uns ringen« oder »Gott herrscht« bzw. »Gott möge herrschen«.
Luther erklärt den Namen Israel im Scholion zu 1Mos 32,28:
Luther: Iſrael kompt von Sara / das heiſſet kempffen oder vberweldigen / Da her auch Sar ein Fürſt oder Herr / vnd Sara ein Fürſtin oder Fraw heiſſt / vnd Iſrael ein Fürſt oder Kempffer Gottes / das iſt / der mit Gott ringet vnd angewinnet. Welchs geſchicht durch den glauben der ſo feſt an Gottes wort helt / bis er Gottes zorn vberwindet / vnd Gott zu eigen erlanget zum gnedigen Vater.
Jakob wurde Israel
Nach seinem nächtlichen Kampf mit Gott (1Mos 32,25b-30) erhielt Jakob den Namen Israel.
Er ſprach / Wie heiſſeſtu? Er antwortet / Jacob. Er ſprach / Du ſolt nicht mehr Jacob heiſſen / ſondern IſraEl / Denn du haſt mit Gott vnd mit Menſchen gekempfft / vnd biſt obgelegen.
Er sprach: »Wie heißt du denn?« Er antwortete: »Jakob.« Er sprach: »Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern IsraEl. Denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und warst überlegen.«
Die Söhne Israels
Jakob heiratete nacheinander Lea und Rahel. Von ihnen und von deren Sklavinnen Bilhas und Silpas, die ihm nach der Sitte dieser Zeit als Nebenfrauen gehörten, hatte Jakob insgesamt zwölf Söhne:
Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Joseph, Benjamin, Dan, Naftali, Gad, Ascher.
Mit Ausnahme Josephs, dessen Söhne Efraim und Manasse namentlich in der Stammesliste vertreten sind, gaben diese Söhne den Stämmen Israels ihre Namen.
In den späteren Stammeslisten taucht Levi als Stamm nicht auf. Die Kinder Levi, die Leviten, besaßen als Priestergeschlecht einen Sonderstatus und bekamen bei der Landnahme (Buch Josua) kein Stammesgebiet zugewiesen. Sie erhielten in allen Stammesgebieten Städte, wodurch in allen Gebieten Israels auch die Leviten angesiedelt waren.
Die Zahl der Volksstämme Israels blieb jedoch zwölf, weil nun anstelle von Josef dessen Söhne Efraim und Manasse als Stammväter zweier Stämme gezählt wurden, die eigene Stammesgebiete bei der Landnahme zugewiesen bekamen.
Das Volk Israel
Vom Auszug aus Ägypten bis zum Tod Salomos und dann wieder nach der Zerstörung Samarias im Jahr 722 v. Chr. bezeichnet der Name Israel alle Israeliten.
Die Teilung Palästinas in Israel und Juda
In der Zeit zwischen dem Tod Salomos und dem Jahr 722 v. Chr. hießen nur die zehn Nordstämme Israel, die sich unter Jerobeam von Salomos Sohn Rehabeam getrennt und das Nordreich Israel gebildet hatten. Das Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem hieß Juda (siehe dazu 1Kon 12 - 22).
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Joseph | Josef (Name)
Josef, Sohn Jakobs und Rahels hebräischer Männername
hebräisch: יוֹסֵף griechisch: Ἰωσήφ lateinisch: Ioseph
Der hebräische Name Josef bedeutet »Gott möge hinzufügen« (nämlich noch weitere Kinder) und war beliebt als Name für den erstgeborenen Sohn einer Familie.
Josef, der Sohn Jakobs und Rahels.
Josef war der erstgeborene Sohn von Jakob und Rahel (1Mos 30,22-24). Zu diesem Zeitpunkt hatte Jakob aber bereits zehn Söhne (und sehr wahrscheinlich mehrere Töchter) mit seiner zweiten Frau Lea, sowie mit den Nebenfrauen Bilhas und Silpas.
Rahel wurde erst spät schwanger und galt lange Zeit als unfruchtbar, was als Unglück galt. Bei der Geburt ihres ersten Sohnes wählte sie daher für ihn den Namen Josef, um damit ihre Bitte zu manifestieren, dass ihr Gott noch einen Sohn schenken möge (1Mos 30,24).
Josef war der zweitjüngste Sohn Jakobs. Rahels Bitte erfüllte sich: Nach Josef gebar Rahel noch Benjamin, bei dessen Geburt Rahel starb (1Mos 35,16-20).
Die Geschichte des Josef
Die Geschichte des Josef ist ausführlich beschrieben im 1. Buch Mose, Kapitel 37 bis 50.
Josefs Geschichte ist verbunden mit der Zeit, in der Ägypten unter der Fremdherrschaft der Hyksos steht. Die Josefsgeschichte erklärt, wie es zur Ansiedlung der Hebräer in Ägypten kam. Sie liefert die Vorgeschichte zum Auszug der Hebräer aus Ägypten unter Mose.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
CherubCherubim | Cherub, der Cherubim, die (Plural) hebräisch: כְּרוּב, Cherub Plural: כְּרֻבִים, Cherubim
Ein Cherub ist ein geflügeltes Mischwesen, meist mit einem Menschenkopf und mit einem Tierleib (mit Flügeln und Tierfüßen). Der Cherub ist ein himmlischer Wächter, der beispielsweise das Paradies bewacht.
Luther erklärt den Begriff in seinen Anmerkungen zu Hesekiel 10,9:
Hie ſihet man / das Cherub oder Cherubim nicht ſey ein ſonderliche Creatur / ſondern ein geflügelte geſtalt / oder bilde eines Vogels / Ochſens / Lewens / Menſchens / darinnen die Engel erſcheinen / wie ſie wollen. Darumb ſie auch Cherubim heiſſen / vnd durch Cherubim bedeutet werden. Alſo auch die Engel der Kirchen / das iſt / Die Apoſtel / Propheten / Biſſchoue oder Prediger etc.
Vnd treib Adam aus / vnd lagert fur den garten Eden den Cherubim mit einem bloſſen hawenden Schwert / zu bewaren den weg zu dem Bawm des Lebens.
Und er treibt Adam hinaus und postiert vor dem Garten Eden den Cherub, einen göttlichen Wächter, mit einem blanken, zum Schlag bereiten Schwert.
Vnd er fuhr auff dem Cherub vnd flog daher / Er ſchwebet auff den fittigen des winds.
Und er fuhr auf einem Cherub und flog daher. So schwebt er auf den Flügeln des Windes.
Luther erklärt
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
fur | a) vor (Präposition)
b) für (Präposition)
c) fuhr (Verb)
Die Präpositionen vor und für
Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt werden kann.
Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.
Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.
Das Verb fuhr
Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: faren) in der 3. Person Singular Präteritum meinen.
fur in der Bedeutung »vor«: Psalm 3,1
Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſeinem ſon Abſalom.
Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.
fur in der Bedeutung »für«: Psalm 40,18
Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich
Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.
fur in der Bedeutung »fuhr«: Psalm 18,10
Er neigete den Himel vnd fur herab
Er neigte den Himmel und fuhr herab.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Ephraim | Efraim (Name)
Efraim, Sohn des Josef Efraim war der Sohn Josefs und Asenats (Tochter eines ägyptischen Priesters, die der ägyptische Pharao dem Josef zur Frau gegeben hat; 1Mos 41,50-52). Bruder des Manasse.
Jakob, der Großvater von Efraim, adoptierte auf dem Sterbebett seinen Enkel Efraim, den er dabei dessen älteren Bruder Manasse vorzog (1Mos 48,1).
Efraim und Manasse gelten als die Ahnherren und Stammväter von Zweien der zwölf Stämme Israels.
Der Stamm Efraim besiedelte das Zentrum des Landes Kanaan zwischen der Hochebene von Judäa und dem Berg Garizim. Efraim wurde der mächtigste Stamm im Norden. Nach der Reichsteilung wird der Name Efraim oft für das gesamte Nordreich verwendet.
VND Joſeph wurden zween Söne geboren / ehe denn die Thewrezeit kam / welche gebar jm Aſnath / Potiphera des Prieſters zu On tochter. 51Vnd hies den erſten Manaſſe / Denn Gott (ſprach er) hat mich laſſen vergeſſen alles meines vnglücks / vnd alle meines Vaters hauſes. 52Den andern hies er / Ephraim / Denn Gott (ſprach er) hat mich laſſen wachſen in dem lande meines elends.
Und Josef wurden zwei Söhne geboren, bevor die Teuerungszeit kam, die ihm Asenat gebar, die Tochter Potiferas, eines Priesters zu On. Und er nannte den ersten Manasse. »Denn Gott«, sprach Josef, »hat mich vergessen lassen all mein Unglück und alle aus meines Vaters Haus.« Den andern nannte er Efraim. »Denn Gott«, sprach er, »hat mich wachsen lassen im Land meines Elends.«
Erwecke deine Gewalt / der du fur Ephraim / BenJamin vnd Manaſſe biſt / Vnd kome vns zu hülffe.
Entfalte deine Macht, der du vor Efraim, Benjamin und Manasse stehst, und komme uns zu Hilfe!
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
BenJamin | Benjamin (Name) Benjamin, Sohn des Jakobs Benjamin war der zwölfte und letzte Sohn Jakobs, den er wie Josef von Rahel hat (1Mos 30,22-24; 35,16-18).
Benjamin war neben Josef der Lieblingssohn von Jakob (1Mos 44,20).
Benjamin gilt als der Ahnherr und Stammvater eines der zwölf Stämme Israels.
Der Stamm Benjamin besiedelte zunächst das Gebiet bei Jericho, danach das Gebiet um Jerusalem (Jos 18,11-28).
Der Apostel Paulus führt seine Abstammung auf den Stamm Benjamin zurück (Phil 3,5).
Erwecke deine Gewalt / der du fur Ephraim / BenJamin vnd Manaſſe biſt / Vnd kome vns zu hülffe.
Entfalte deine Macht, der du vor Efraim, Benjamin und Manasse stehst, und komme uns zu Hilfe!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Manaſſe | Manasse (Name)
Manasse, Sohn des Josef Manasse war der Sohn Josefs und Asenats (Tochter eines ägyptischen Priesters, die der ägyptische Pharao dem Josef zur Frau gegeben hat; 1Mos 41,50-52), älterer Bruder des Efraim.
Jakob, der Großvater von Efraim, adoptierte auf dem Sterbebett seinen Enkel Efraim, den er dabei dessen älteren Bruder Manasse vorzog (1Mos 48,1).
Efraim und Manasse gelten als die Ahnherren und Stammväter von Zweien der zwölf Stämme Israels.
Der Stamm Manasse besiedelte das das Gebiet auf beiden Seiten des Jordans, südlich des Sees Gennesaret.
VND Joſeph wurden zween Söne geboren / ehe denn die Thewrezeit kam / welche gebar jm Aſnath / Potiphera des Prieſters zu On tochter. 51Vnd hies den erſten Manaſſe / Denn Gott (ſprach er) hat mich laſſen vergeſſen alles meines vnglücks / vnd alle meines Vaters hauſes. 52Den andern hies er / Ephraim / Denn Gott (ſprach er) hat mich laſſen wachſen in dem lande meines elends.
Und Josef wurden zwei Söhne geboren, bevor die Teuerungszeit kam, die ihm Asenat gebar, die Tochter Potiferas, eines Priesters zu On. Und er nannte den ersten Manasse. »Denn Gott«, sprach Josef, »hat mich vergessen lassen all mein Unglück und alle aus meines Vaters Haus.« Den andern nannte er Efraim. »Denn Gott«, sprach er, »hat mich wachsen lassen im Land meines Elends.«
Erwecke deine Gewalt / der du fur Ephraim / BenJamin vnd Manaſſe biſt / Vnd kome vns zu hülffe.
Entfalte deine Macht, der du vor Efraim, Benjamin und Manasse stehst, und komme uns zu Hilfe!
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Andlitz | Antlitz, das | ||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Zebaoth
HERR Zebaoth | Zebaot
HERR Zebaot Das hebräische Wort Zebaot (צבאות) meint »Heere« oder »Heerscharen« und ist ein Attribut zum Gottesnamen JHWH (יהוה). Es beschreibt Gott entweder als denjenigen, der über der Armee seines Volkes steht, oder als Anführer einer Armee der Engel, als denjenigen, »der über den Cherubim thront« (2Sam 6,2; Jes 37,16). HERR Zebaot
Martin Luther übersetzt JHWH Zebaot mit »HERR Zebaoth«, wobei die in Versalien gesetzte, deutsche Bezeichnung »HERR« angibt, dass sich dahinter das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH«, der unaussprechliche Name Gottes, verbirgt.
Martin Luther belässt Zebaot unübersetzt und gibt dem Wort damit die Bedeutung eines Namensteils, ohne seinen Sinn aufzulösen oder zu werten. Hier steht Zebaoth wie ein Beiname, wie ein Ehrentitel und als Insigne seiner Macht. Diese Wiedergabe wurde in der Lutherbibel bis in die heutige Zeit beibehalten.
Andere moderne Übersetzungen schreiben beispielsweise »Herr der Heere« (Einheitsübersetzung), »Jehova der Heerscharen« (Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas), »Herr der Heerscharen« (Elberfelder Bibel) oder »Jahwe Zebaot «(Herder-Bibel, 1968).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
wiltu | willst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von wollen (Verb)
Präsens: wiltu: willst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. wiltu: willst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
wie lang wiltu mein ſo gar vergeſſen?
Wie lange willst du mich noch so ganz vergessen?!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
zörnen
zürnen | zürnen (Verb) a) der Zustand des Zorns b) in Zorn geraten c) heftig im Zorn handeln d) häufig im Zusammenhang mit Gott: Gott zürnt
Luther verwendet die Schreibweisen zürnen und zörnen.
Wer gleubts aber / das du ſo ſeer zörneſt?
Wer glaubt es aber, dass du so sehr zürnst?
Aus dem Scholion zu Psalm 90,11:
Luther: (Zörneſt) Das iſt / Das ſolches dein Zorn iſt / vnd vnſer ſünde ſo gros iſt / die ſolchen zorn verdienet.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Threne | Träne, die Plural: Threnen, auch Threne
Meine Threne ſind meine Speiſe tag vnd nacht
Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht
Die mit Threnen ſeen / Werden mit freuden erndten.
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
ſpotten | spotten (Verb) Spott treiben, Hohn äußern in Worten, Gebärden und Verhalten.
Aber der im Himel wonet lachet jr / Vnd der HERR ſpottet jr.
Gemeint ist hier die Verhöhnung derer (jr, ihr), die sich gegen den HERRN und seinen Gesalbten auflehnen (siehe Vers 2), durch Gott, der im Himmel wohnt und lacht. – Ein sehr plastisches, trotz allem Ernstes auch humorvoll gezeichnetes Bild.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Heiden | Heiden, die
Heide, der Heiden
Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.
(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.
Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.
vnd [ſie] ſprachen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt worden / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Heiden haben.
... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«
Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.
Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.
Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.
Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.
So aber jemand die ſeinen / ſonderlich ſeine Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.
Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
ban | Ban, die (veraltet)
Bahn, die ban oder bahn bezeichnet einen Weg oder Pfad, der durch eine unbegehbare oder unbefahrbare Gegend führt, und der über schwierige, rauhe Stellen getreten oder angelegt wurde.
Macht ban dem der da ſanfft her feret
a) Macht Bahn dem, der da sanft her fährt. b) Schüttet (einen Weg) auf dem, der durch die Wüste1 fährt. c) Legt einen Weg an für den, der durch die Wüste fährt.
1Anmerkung zu Psalm 68,5: Luther übersetzt hier mit »der da sanfft her fähret« den Text einer lateinischen Biblia Vulgata, die sich auf den Text der griechischen Septuaginta stützt, ziemlich geglättet. Nach den hebräischen Quellen geht die Fahrt durch Wüsten (hebräisch: עֲרָבָה, ʽărābāh, Steppe, Wüste, karge Ebene). Entsprechend haben auch die neuen Luther-Ausgaben (1964, 1984) den Text korrigiert.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
einwurtzeln | einwurzeln (Verb, veraltet) meint das Anwachsen durch Wurzelbildung nach dem Pflanzen von Gewächsen (der Baum wurzelt ein: der Baum wächst an).
Du haſt fur jm die ban gemacht / Vnd haſt jn laſſen einwurtzeln
a) Du hast vor ihm die Bahn gemacht und hast ihn anwachsen lassen b) Du hast ihm den Boden bereitet und hast ihn anwachsen lassen
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
Ceder
cedern Libanon
cedern Gottes
Bewme des HERRN | Libanon-Zeder, die Immergrüner Baum mit Wuchshöhen zwischen 30 bis 50 Meter, kann bis zu 1.000 Jahre alt werden.
In Palästina gibt es keine Zedern. Die Bibel nennt sie fast immer im Zusammenhang mit dem Libanon. Dort gab es große Zedernhaine, die sehr alt waren und wertvolles Holz für teure Bauwerke lieferten. So nutze König Salomo das Holz der Libanon-Zeder für den Bau des Tempels und seiner Paläste.
Dem Holz haftet das Göttliche an, die cedern Libanon sind nach Psalm 104 die Bewme des HERRN.
DAs die Bewme des HERRN vol ſaffts ſtehen / Die cedern Libanon die er gepflantzt hat.
Dazu Luther im Scholion zu Psalm 104,16: Bewme des HERRN / heiſſt er die im wald ſtehen / die nicht durch Menſchen geflantzet ſind.
Luther versteht »die Bewme des HERRN« als Bäume des Waldes, die nicht von Menschenhand gepflanzt wurden.
Tatsächlich beschreibt der Autor des Psalms, dass »die Bewme des HERRN« die cedern Libanon sind, die durchaus von Menschen gepflanzt sein können. Die Beifügung die er gepflantzt hat, bezieht sich auf Gott als Lebensspender und Schöpfer, wie er bereits in den Versen davor beschrieben wurde: So wie alles Leben stammen auch die Libanon-Zedern aus der Hand Gottes.
Berge ſind mit ſeinem Schatten bedeckt / Vnd mit ſeinen Reben die cedern Gottes.
Luther erklärt im Scholion zu Psalm 80,11, dass die cedern Gottes die Libanon-Zedern sind, in dem er sie für die Ortsangabe benutzt:
(Cedern Gottes) Jd eſt / Regnum dilatatum vſque ad Libanum. (Zedern Gottes) Das meint: Das Königreich erstreckte sich bis zum Libanon.
Er wird wachſſen wie ein Ceder auff Libanon.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
haſtu | hast du (Verb) haſtu
2. Person Singular Indikativ Aktiv von haben (Verb)
Präsens: haſtu: hast du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. haſtu?: (antworte mir!) hast du? haſtu: hast du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
Er aber ſprach / Was haſtu gethan?
Er aber sprach: Was hast Du getan!?
Der Text 1Mos 12,18-19 enthält eine ganze Reihe Verben mit der Endung -tu, die eindrücklich Vorwurf, Entrüstung und Befehlston des Pharaos ausdrücken:
18DA rieff Pharao Abram zu ſich / vnd ſprach zu jm / Warumb haſtu mir das gethan? Warumb ſageſtu mirs nicht / das dein Weib were? 19Warumb ſprachſtu denn / ſie were deine Schweſter? Derhalben ich ſie mir zum Weibe nemen wolt. Vnd nu ſihe / Da haſtu dein weib / nim ſie vnd zeuch hin.
a) 18Da rief der Pharao Abram zu sich und sprach zu ihm: »Warum <nur> hast du mir das angetan?! Warum <nur> sagtest du nicht, dass sie deine Frau sei?! 19Warum <nur> sprachst du denn, sie wäre deine Schwester?! Wegen all dem wollte ich sie mir zur Frau nehmen! Nun denn, hier hast du deine Frau! Nimm sie und verzieh dich!«
b) 18Da rief der Pharao Abram zu sich und sprach zu ihm: »Sag, warum nur hast du mir das angetan?! Wieso hast du mir verschwiegen, dass sie deine Frau ist?! 19Wie konnstest du nur behaupten, sie wäre deine Schwester?! Allein wegen dieser Behauptungen wollte ich sie doch zur Frau nehmen! Nun denn, hier hast du deine Frau zurück! Nimm sie und verzieh dich!«
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
zerbrechen
zebrechen
zubrechen | zerbrechen (Verb) etwas vollständig, gänzlich brechen
1) Gegenstände, Gerätschaften: in Stücke brechen 2) Speisen (wie z. B. Brot): brechen 3) Steine, Erze: in Stücke brechen, zerstoßen 4) Gebäude, Bauten, Anlagen: niederreißen, einreißen, zum Einsturz bringen 5) Körper und Glieder von Menschen oder Tieren: in Stücke teilen 5) Menschlicher Geist, Wille: den Willen brechen
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
Denn ſie wöllen nicht achten auff das Thun des HERRN / noch auff die werck ſeiner Hende / Darumb wird er ſie zebrechen vnd nicht bawen.
Denn sie wollen weder die Taten des HERRN respektieren noch die Werke seiner Hände. Deshalb wird er sie [ihren Geist, ihre Absichten] brechen und nicht aufbauen [gedeihen lassen, bestärken, fördern].
Zubrich den arm des Gottloſen
Zerbrich den Arm der Gottlosen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
zureiſſen
zureis | zerreißen (Verb)
zerriß (3. Pers. sing. Imperf.)
Laſſet vns zureiſſen jre Bande / Vnd von vns werffen jre Seile.
Lasst uns ihre Bande zerreissen und ihre Seile von uns werfen.
Sie haben dein Geſetze zuriſſen.
Sie haben dein Gesetz zerrissen.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||
fur vber | vorüber (Adverb) fur vber
vorüber, vorbei vorüber sein: fur vber iſt, Weish 5,10 Komposita:
vorüberfahren: fur vber feret, Weish 5,9 vorübergehen: fur vber gehen, Psalm 141,10 vorübergehen: fur vbergehen, Hiob 11,16 vorüberkommen: fur vber kam, Hld 3,4 vorüberziehen: fur vber gezogen, Psalm 48,5
vorüberziehen: Psalm 48,5
DEnn ſihe / Könige ſind verſamlet / Vnd miteinander fur vber gezogen
Denn siehe: Könige sind versammelt und sind miteinander vorüber gezogen.
vörübergehen: Psalm 141,10
Die Gottloſen müſſen in jr eigen Netze fallen mit einander / Jch aber jmer fur vber gehen.
Die Gottlosen sollen gemeinsam in ihre eigenen Netze fallen, ich aber gehe immer daran vorbei.
vorübergehen: Hiob 11,16
Denn würdeſtu der mühe vergeſſen / vnd ſo wenig gedencken / als des waſſers das fur vbergehet.
Dann würdest Du alle Mühe vergessen und so wenig gedenken, wie des Wassers, das vorüber geht.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
zuwülen | zerwühlen (Verb) auseinanderwühlen, aufwühlen, umwühlen
Beispielsweise: Den Erdboden mit Spaten und Hacken zerwühlen
zuwülen
Es haben jn zuwület die wilden Sewen /
Es haben ihn zerwült die Wildsauen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Saw
ſaw
Sew
ſew | Sau, die
Plural: Sew, Säue | ||||||||
ſchawen | schauen (Verb) | ||||||||
Bawbaw | Bau, der a) der Bau (als Unterschlupf oder Nisthöhle, beispielsweise von Tieren wie Füchsen oder Dachsen) b) das Gebäude c) die Konstruktion, die Form eines Gebäudes oder Festkörpers d) die Gestalt, die Form des körperlichen Aufbaus von Pflanzen und Tieren
Umlaut aw Die Zeichenfolge »aw« entspricht neben »au« (z. B. in haus) unserem heutigen Umlaut »au«.
Vnd halt jn im baw / den deine Rechte gepflantzt hat
a) Und forme, den deine Rechte gepflanzt hat b) Und bringe in Form, den deine Rechte gepflanzt hat
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
feſtiglich | festiglich (Adverb, veraltet) fest, stark, standhaft, unumstößlich
Das Wort festiglich ist vollständig und ersatzlos aus dem deutschen Wortschatz verschwunden.
In der Lutherbibel von 1545 kommt das Wort dreimal vor:
Vnd halt jn im baw / den deine Rechte gepflantzt hat / Vnd den du dir feſtiglich erwelet haſt.
a) Und halte ihn im Bau, den deine Rechte gepflanzt hat, und den du dir festiglich erwählt hast. b)Und beschütze den, den deine Hand gepflanzt hat, und den du dir unumstößlich erwählt hast.
Deine Hand ſchütze das Volck deiner Rechten / Vnd die Leute die du dir feſtiglich erwelet haſt.
a) Deine Hand schütze das Volk deiner Rechten, und die Leute, die du dir festiglich erwählt hast. b) Deine Hand schütze das Volk an deiner Seite, und die Leute, die du dir unumstößlich erwählt hast.
Las deinen Knecht dein Gebot feſtiglich fur dein Wort halten / Das ich dich fürchte.
a) Lasse deinen Knecht deine Gebote festiglich für dein Wort halten, damit ich dich fürchte. b) Lasse deinem Knecht deine Gebote als feste Zusagen verstehen, damit ich dich fürchte.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
erwelen | erwählen (Verb) auslesen, auswählen, wählen
Denn ich habe erwelet deine Befelh.
Denn ich habe deine Anordnungen gewählt.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
ſchelten
ſchilt
ſchiltest | schelten (Verb) starkes Verb: schelten, schilte, schalt, schulten, gescholten
Präsens: ich schelte, du schiltst, er schilt Imperfekt: ich schalt, du schiltest
a) jemanden schimpfen, schmähen, lästern, seinen Ruf beflecken b) jemanden einen Schimpf- oder Spottnamen zulegen c) (stark) tadeln, anklagen d) Vorwürfe machen ( im Ggs. zu loben).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
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