Das Buch der Psalmen

Psalm XXXV.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

XXXV.

 

Ps 35,1-28

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Das Gebet eines verfolgten Gerechten

 

 

Der Psalm 35 aus Luthers Biblia 1545

 

 

Psalm 35, 8

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

Der Pſalter.

 

 

XXXV.

1Ein Pſalm Dauids.

 

 

HERR haddere mit mei­nen Haddern / Streit­te wi­der meine Be­ſtreitter.

2Ergreiffe den Schild vnd Woffen / Vnd mache dich auff mir zu helf­fen.

3Zücke den Spies / vnd ſchütze mich wi­der meine Verfolger / Sprich zu meiner Seelen / Ich bin deine Hül­ffe.

4Es müſſen ſich ſchemen vnd gehönet wer­den / die nach meiner Seelen ſtehen / Es müſſen zu rück keren vnd zu ſchan­den wer­den / die mir vbel wöl­len.

5Sie müſſen wer­den wie Sprew fur dem winde / Vnd der Engel des HER­RN ſtoſſe ſie weg.

6Ir weg müſſe fin­ſter vnd ſchlipfferig wer­den / Vnd der Engel des HER­RN verfolge ſie.

7Denn ſie haben mir on vrſach geſtellet jr Netze zu verderben / Vnd haben on vrſach meiner Seelen gruben zugericht.

8Er müſſe vn­uer­ſe­hens vberfallen wer­den / Vnd ſein Netz das er geſtellet hat / müſſe jn fahen / Vnd müſſe drinnen vberfallen wer­den.

9ABer meine Seele müſſe ſich frewen des HER­RN / Vnd frö­lich ſein auff ſei­ne Hülffe.

10Alle meine Gebeine müſſen ſa­gen / HERR / Wer iſt dein gleichen? Der du den Elenden erretteſt von dem der jm zu ſtarck iſt / Vnd den Elenden vnd Armen von ſei­nen Reubern.

11ES tretten freuel Zeugen auff / Die zeihen mich des ich nicht ſchüldig bin.

c
(Hertzleid)

Sterelitatem ani­mae meae. Id eſt, Als müſte mein Seele ver­laſ­ſen vnd veracht ſein / wie ein Widwe oder Vnfruchtbare.

12Sie thun mir arges vmb guts / Mich in c hertzleid zu bringen.

13ICh aber / wenn ſie kranck waren / zog einen Sack an / Thet mir wehe mit faſten / vnd be­tet von her­tzen ſtets.

14Ich hielt mich / als we­re es mein Freund vnd Bruder / Ich gieng traurig / wie einer der leide tregt vber ſei­ner Mutter.

 
 
 
(Hinckende)

Das iſt / Die den Bawm auff beiden Achſeln tragen dienen Gott vnd dienen doch auch dem Teufel.
3. Reg. 18.

15SIe aber frewen ſich vber meinem ſchaden / vnd rotten ſich / Es rotten ſich die Hinckende wi­der mich / on meine ſchuld / Sie reiſſen vnd hören nicht auff.

16Mit denen die da heuchlen vnd ſpot­ten vmb des Bauchs willen / Bei­ſſen ſie jre Zeene zu ſamen vber mich.

17HERR wie lange wil­tu zuſehen? Errette doch meine Seele aus jrem Getümel / Vnd meine Einſame von den jungen Lewen.

18ICh wil dir dancken in der groſ­ſen Gemeine / Vnd vn­ter viel Volcks wil ich dich rhümen.

19LAs ſich nicht vber mich frewen / die mir vnbillich feind ſind / Noch mit den augen ſpotten / die mich on vr­ſach haſſen.

 
(Stillen)

Die ger­ne Frie­de het­ten.

20Denn ſie trachten ſchaden zuthun / Vnd ſu­chen falſche Sachen wi­der die Stillen im Lande.

21Vnd ſperren jr maul weit auff wi­der mich / vnd ſprechen / Da / da / Das ſe­hen wir ger­ne.

22HERR du ſi­heſts / ſchweige nicht / HERR ſey nicht ferne von mir.

23Erwecke dich vnd wache auff zu mei­nem Recht / Vnd zu meiner Sache mein Gott vnd HERR.

24HERR mein Gott / richte mich nach deiner Gerechtigkeit / Das ſie ſich vber mich nicht frewen.

25Las ſie nicht ſa­gen in jrem her­tzen / Da / da / Das wolten wir / Las ſie nicht ſa­gen / Wir haben jn verſchlun­gen.

26Sie müſſen ſich ſchemen / vnd zuſchan­den wer­den / alle die ſich meines Vbels frewen / Sie müſſen mit ſchand vnd ſcham gekleidet wer­den / die ſich wi­der mich rhümen.

27RHümen vnd frewen müſſen ſich / die mir gönnen / das ich recht be­halte / Vnd jmer ſa­gen / Der HERR müſſe hoch gelobt ſein / der ſei­nem Knecht wol wil.

28Vnd meine Zunge ſol reden von dei­ner Gerechtigkeit / Vnd dich teg­lich preiſen.

 

 
 

 

Biblia 1545

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Biblia 1545

Namen und Abkürzungen biblischer Bücher

Luthers Verweise auf biblische Bücher

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 Bezeichnung in Luthers Biblia 1545

 Moderne Bibel

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3. Reg.
1. Buch von den Königen.
Regum iij.

Biblia Vulgata:
Malachim seu Regum,
III Regum

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Das erste Buch der Könige

Das 1. Buch der Könige

1. Kön

1 Kön

1Kon

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 35 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: Pſalm Dauids

1: HERR

1: haddere

1: Haddern

2: Woffen

3: Seelen

4: gehönet

4: zu ſchanden werden

5: fur

5: Engel

6: ſchlipfferig

7: on vrſach

8: vnuerſehens

8: fahen

9: frewen

11: freuel Zeugen

12: thun

12: vmb

23: hertzleid

13: Thet

13: faſten

15: on meine ſchuld

16: heuchlen

16: ſpotten

16: Zeene

17: wiltu

17: Lewen

18: Gemeine

22: ſey

27: Knecht

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 35

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Pſalm Dauids

Psalm Davids

Angabe der Urheberschaft im Titel von 50 Psalmen:

 

→Psalm 3

→Psalm 4

→Psalm 5

→Psalm 6

→Psalm 8

→Psalm 9

→Psalm 11

→Psalm 12

→Psalm 13

→Psalm 14

→Psalm 15

→Psalm 18

→Psalm 19

→Psalm 20

→Psalm 21

→Psalm 22

→Psalm 23

→Psalm 24

→Psalm 25

→Psalm 26

→Psalm 27

→Psalm 28

→Psalm 29

→Psalm 30

→Psalm 31

→Psalm 34

→Psalm 35

→Psalm 36

→Psalm 37

→Psalm 38

→Psalm 39

→Psalm 40

→Psalm 41

→Psalm 51

→Psalm 61

→Psalm 62

→Psalm 63

→Psalm 64

→Psalm 65

→Psalm 69

→Psalm 70

→Psalm 101

→Psalm 103

→Psalm 109

→Psalm 110

→Psalm 139

→Psalm 140

→Psalm 141

→Psalm 143

→Psalm 144

 

 

Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diese Psalmen verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass sie zu einer Sammlung von Psalmen gehören, die ihm gewidmet ist.

 

In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.

 

a) VerweisPsalm Davids: 50

 

b) →Gülden Kleinod Davids: 6

Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60

 

c) →Unterweisung Davids: 6

Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142

 

d) →Lied Davids: 4

Psalmen 122, 124, 131 und 133

 

e) →Psalmlied Davids: 2

Psalmen 68 und 108

 

f) →Gebet Davids: 2

Psalmen 17 und 86

 

g) →Unschuld Davids: 1

Psalm 7

 

h) →Lob Davids: 1

Psalm 145

 

i) →Davids: 1

Psalm 138

 

 

Zur Person Davids

 

Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.

 

Die Geschichte Davids wird aus­führ­lich er­zählt in den bei­den Sa­mu­el­bü­chern (→1Sam, →2Sam), in →1Kön 1-2 und in →1Chr 11-29.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

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haddern

hadern (Verb)

a) streiten (im Streit mit Worten);

b) streiten, prügeln (im Streit mit Handgreiflichkeiten);

c) vor Ge­richt streiten, einen Prozess führen;

d) grollen, jemandem feindlich sein.

 

 

→2Mos 21,18

 

WEnn ſich Menner mit einander haddern / vnd einer ſchlegt den andern mit einem ſtein oder mit einer fauſt / [...]

 

Wenn sich Männer miteinander streiten, und einer schlägt den anderen mit einem Stein oder mit der Faust ...

 

 

→Ri 6,31

 

Joas aber ſprach zu allen die bey jm ſtun­den / Wolt jr vmb Baal haddern? wolt jr jm helf­fen? Wer vmb jn haddert der ſol die­ſes mor­gens ſterben /

 

Joas aber sprach zu allen, die bei ihm standen: »Wollt ihr um Baal streiten? Wollt ihr ihm helfen? Wer um ihn streitet, der soll heute Morgen sterben!«

 

 

 

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haddern

hadern (Verb)

a) streiten (im Streit mit Worten);

b) streiten, prügeln (im Streit mit Handgreiflichkeiten);

c) vor Ge­richt streiten, einen Prozess führen;

d) grollen, jemandem feindlich sein.

 

 

→2Mos 21,18

 

WEnn ſich Menner mit einander haddern / vnd einer ſchlegt den andern mit einem ſtein oder mit einer fauſt / [...]

 

Wenn sich Männer miteinander streiten, und einer schlägt den anderen mit einem Stein oder mit der Faust ...

 

 

→Ri 6,31

 

Joas aber ſprach zu allen die bey jm ſtun­den / Wolt jr vmb Baal haddern? wolt jr jm helf­fen? Wer vmb jn haddert der ſol die­ſes mor­gens ſterben /

 

Joas aber sprach zu allen, die bei ihm standen: »Wollt ihr um Baal streiten? Wollt ihr ihm helfen? Wer um ihn streitet, der soll heute Morgen sterben!«

 

 

 

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Woffen

Waffen, die

Woffen
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
23 18 5 0

mhd: wâfen

Luther benutzt neben Waffen auch die md. Form Woffen

 

→Psalm 35,2

 

Ergreiffe den Schild vnd Woffen /

 

Ergreife Schild und Waffen!

 

 

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Seele

 

ſeele

Seele, die

Seele
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
602 504 29 69

hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem

1) was ein Wesen lebendig macht: Seele

2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person

griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben

1) die Seele

2) das Leben

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch

lateinisch: anima

Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft

Der Begriff Seele er­streckt sich über ein wei­tes Feld von Be­deu­tun­gen, die al­le im in­di­vi­du­el­len Sein ei­nes le­ben­di­gen We­sens, spe­zi­ell ei­nes Men­schen an­ge­sie­delt sind. Es reicht vom be­le­ben­den Atem über den Sitz der Emo­ti­o­nen, über Emo­ti­o­nen selbst, über Ge­müts­zu­stän­de bis hin zu Le­bens­kraft und zu Le­ben an sich.

 

Seele grenzt immer le­ben­de und emp­fin­den­de We­sen von Ge­gen­stän­den, to­ten Kör­pern und Ver­stor­be­nen ab, die al­le die­se Ei­gen­schaf­ten, al­so die See­le, ent­we­der nicht be­sit­zen oder ver­lo­ren ha­ben.

 

Das heutige Verständnis

 

Der Begriff der Seele ist re­li­gi­ons­ge­schicht­lich in al­len Kul­tu­ren vor­han­den, aber mit sehr un­ter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen ver­bun­den. Heu­te gibt es vie­le In­ter­pre­ta­ti­ons­ver­su­che, die oft zur Er­klä­rung und Ab­gren­zung ver­schie­de­ne See­len-Ty­pen be­schrei­ben, wie die Kör­per-See­le, die Frei-See­le, die Schat­ten-See­le u.a.

 

Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine in­di­vi­du­el­le »Le­bens­kraft« ge­meint ist, die je­doch nicht nä­her greif­bar ist. Sie be­lebt den Kör­per, wenn der Mensch ak­tiv und be­wusst ist (Kör­per-See­le). Sie exis­tiert vom Be­wusst­sein aber auch un­ab­hän­gig, bei­spiels­wei­se, wenn der Mensch schläft oder be­wusst­los ist (Frei-See­le). Sie be­in­hal­tet die Ge­dan­ken und Ge­füh­le (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist ei­ne Art äthe­ri­sches Flu­i­dum, und ei­ne spe­zi­el­le Ga­be des Höchs­tens We­sens (ein Bei­spiel ist der Odem, den Adam ein­ge­bla­sen be­kommt). Die Schat­ten-See­le er­mög­licht es, im Schlaf in den Träu­men zu rei­sen, oh­ne den schla­fen­den Kör­per mit­zu­neh­men, usw.

 

Im christlichen Abendland ist die Idee einer See­le zwar selbst­ver­ständ­lich, der Ge­brauch des Be­griffs aber längst nicht ein­heit­lich. Bis heu­te steht der Be­griff See­le im Zen­trum the­o­lo­gi­scher Un­ter­su­chun­gen und Dis­kus­si­o­nen. So ist das he­brä­i­sche Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; See­le) ei­nes der am meis­ten un­ter­such­ten Wör­ter im Al­ten Tes­ta­ment, nicht zu­letzt, um die Grund­la­gen zu schaf­fen für ein christ­lich re­li­gi­ö­ses Ver­ständ­nis.

 

Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christ­li­chen Ver­ständ­nis: Sie ist von Kör­per und Geist un­ab­hän­gig (frei). Die Frei-See­le ver­tritt den gan­zen Men­schen mit all sei­nen per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten, Fä­hig­kei­ten, Ge­dan­ken und Er­in­ne­run­gen. Sie kann in Träu­men, Tran­cen oder in Bewusst­lo­sig­keit den Kör­0per vor­über­ge­hend ver­las­sen und ei­gen­stän­dig exis­tie­ren (frei). Kehrt sie nicht zu­rück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele über­lebt, wo­mit die Per­sön­lich­keit des Men­schen nach sei­nem Tod er­hal­ten bleibt.

 

Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Be­deu­tung Le­bens­kraft oder von Le­ben ein­deu­tig ab. Wäh­rend die Le­bens­kraft und das Le­ben mit dem Tod ver­lo­ren ge­hen, exis­tiert die See­le wei­ter. Um ei­ne »le­ben­di­ge See­le« zu wer­den (→1Mos 2,7), braucht es ei­nen Kör­per (Ma­te­rie), ei­nen Geist (Den­ken und Han­deln), ei­ne See­le (das in­di­vi­du­el­le »Ich«) und das Le­ben an sich (das Luther Odem nennt).

 

Die Interpretation des Wortes Seele
in den biblischen Texten

 

Die heutigen, z. T. sehr weit­grei­fen­den In­ter­pre­ta­ti­o­nen des Be­griffs der See­le, die be­müht sind, das brei­te Wort­spek­trum in ei­nem ein­zi­gen Bild zu ver­ei­nen, wie auch un­ser heu­ti­ges christ­li­ches Ver­ständ­nis von See­le sind nur be­dingt ei­ne Ba­sis für die Be­trach­tung der Bi­bel­stel­len, in de­nen das Wort See­le vor­kommt. Hier kön­nen die Grund­be­deu­tun­gen der he­brä­i­schen (AT) und grie­chi­schen (NT) Wör­ter nicht aus­ge­blen­det wer­den.

 

Das Ergebnis wird sein, dass das Wort Seele sehr un­ter­schied­li­che Din­ge, Ei­gen­schaf­ten und Zu­stän­de aus­drückt, die sich in un­se­rer Vor­stel­lungs­welt, und da­mit in un­se­rem Sprach­ge­brauch, nicht ver­ei­nen las­sen.

 

Welche Bedeutung mit dem Begriff Seele in Lu­thers Über­set­zun­gen ver­bun­den ist, und wel­ches heu­ti­ge Wort den Sinn am bes­ten aus­drückt, kann nur aus dem Kon­text in der je­wei­ligen Bi­bel­stel­le er­ar­bei­tet wer­den.

 

 

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hoehnen

höhnen (Verb)

mhd: hœnen

a) gering, niedrig, verächtlich machen

b) »es höhn mich«: es kränkt mich

c) erhöhnen: verderben, zu Grunde richten, in Schaden bringen, zum Untergang führen

d) übermütig und mit Verachtung spotten

e) eine Sache nicht achten, über sie hinweg sehen, ihr trotzen

 

 

→Psalm 35,4

 

Es müſſen ſich ſchemen vnd gehönet wer­den / die nach meiner Seelen ſtehen /

 

Es müssen sich schemen und verächtlich verspottet wer­den, die mir nach dem Leben trachten.

 

 

 

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zu ſchanden

zuschanden (Adverb)

von: die Schande, Unehre, Schimpf

 

eigentlich: zu Schanden (Substantiv, Dativ, Plural)

zur Unehre, zum Schimpf (machen, wer­den, gelangen, usw.)

 

in der Ehre zerstört, vernichtet, zu nichte gemacht

 

Besonders bei Luther häufig gebräuchlich:

 

zu ſchanden machen, zu ſchanden wer­den

 

a) zu nichte machen, zu nichte wer­den

b) moralisch vernichten, vernichtet wer­den

c) beschämen, beschämt wer­den

d) bloßstellen, bloßgestellt wer­den

 

→Psalm 40,15

 

Schemen müſſen ſich vnd zu ſchanden wer­den / die mir nach meiner Seelen ſtehen / das ſie die vmbbringen

 

Schämen müssen sich und bloßgestellt wer­den, die mir nach meiner Seele trachten, um sie umzubringen.

 

 

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fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

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Engel

Engel, der

griechisch: ἄνγελος (ángelos)

lateinisch: angelus

Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)

 

(göttlicher) Bote, der

 

Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Got­tes auf.

 

 

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ſchlipfferig

schlüpfrig (Adjektiv)

ſchlipfferig
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 1 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

mhd: slupferic

glatt, zum ausgleiten geeignet

 

→Psalm 35,6

 

Jr weg müſſe fin­ſter vnd ſchlipfferig wer­den /

 

Ihr müsse finster und schlüpfrig wer­den.

 

 

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on

ohne (Präposition)

Wegfall einer Sache oder eines Grundes

 

→Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN

 

→Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu

 

→Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld

 

→Psalm 18,32 on vn­ſer Gott: ohne unserem Gott

 

→Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass

 

→Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos

 

→Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert

 

→Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig

 

→Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun

 

→Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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vnuerſehens

unversehens (Adverb)

vnuerſehens
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
22 14 8 0

mhd: unversehen

zu: versehen (Verb)

 

eigentlich: ahnungslos

 

a) ohne es zu merken, unmerklich

b) umgehend, plötzlich (ohne dass es vorauszusehen ist)

 

→Psalm 35,8

 

Er müſſe vnuerſehens vberfallen wer­den /

 

Er müsse umgehend überfallenn wer­den.

 

 

SK Version 25.09.2024  

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fahen

fahen (Verb; veraltet)

fahen
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
44 17 20 7

mhd: vâhen, vie

ältere Form von fangen (Verb)

 

Luther benutzt im Präsens statt fangen fast durchgängig fahen (Ausnahmen: 2Makk 12,35; Kol 2,20).

Jedoch schreibt er im Präteritum das neuere fingen anstelle des älteren fie.

 

→Psalm 35,8

 

Vnd ſein Netz das er geſtellet hat / müſſe jn fahen /

 

Und sein Netz, das er ausgelegt hat, müsse ihn <selbst> fangen.

 

 

→Psalm 120,7

 

h halte Friede / Aber wenn ich rede / ſo fahen ſie krieg an.

 

Ich halte Frieden! Aber wenn ich rede, dann fangen sie Krieg an.

 

 

 

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frewen

 

ſich frewen

freuen (Verb)

 

sich freuen (Verb)

Luther verwendet in seiner Bibelübersetzung ausschließlich das reflexive »sich freuen«.

 

→Psalm 14,7

 

So würde Jacob frö­lich ſein / vnd Jſrael ſich frewen.

 

 

 

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freuel Zeuge

 

freueler Zeuge

Frevelzeuge, der (unüblich)

 

falscher Zeuge

Zeuge, der bewußt verstößt gegen die geltende (göttliche oder weltliche) Ordnung aus Übermut, Auflehnung oder Missachtung.

 

Das Wort Frevel war in etlichen Kom­po­si­ta ge­nutzt (Frevel­mann, Frevel­räu­ber, Frevel­meu­te, Frevel­rot­te, Frevel­re­gi­ment, usw.).

 

Luther benutz das Substanstiv Frevel in gleicher Weise für Zeuge. Zwar trennt er die beiden Be­griffe im Schrift­bild und bil­det daraus kein echtes Kom­po­si­tum, doch ver­wen­det er sie, als wä­ren sie ein Wort.

 

Ein Begriff »Frevelzeuge« scheint allerdings nirgends (auch nicht außerhalb der Lutherbibel) belegt zu sein.

 

 

→Psalm 35,11

 

Es tretten freuel Zeugen auff / Die zeihen mich des ich nicht ſchüldig bin.

 

Es treten falsche Zeugen auf. Sie bezichtigen mich, obwohl ich nicht schuldig bin.

 

 

→5Mos 19,16

 

Wenn ein freueler Zeuge wi­der jemand aufftritt / vber jn zu bezeugen eine vbertrettung.

 

Wenn ein falscher Zeuge gegen jemanden auftritt, um über ihn eine Übertretung zu bezeugen.

 

 

 

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thun

tun (Verb)

Mhd.: tuon (erweitert tuogen, tuonen)

allgemein machen, schaffen, verrichten, handeln in unterschiedlichsten Varianten und Bedeutungen

 

Formen

 

  Luther-Deutsch Deutsch
Infinitiv thun tun
Präsens ich thu ich tue
  du thuſt du tust
  er thut er tut
Präteritum ich thet ich tat
  er thet er tat
  wir theten wir taten
  jr thetet ihr tatet
  sie theten sie taten
Perfekt du haſt ge­than du hast getan
  er hat ge­than er hat getan
Plusquamperfekt er hatte ge­than er hatte getan
  er het­te ge­than er hätte getan
Imperative thu (es)! tue (es)!
  haſtu ge­than du hast getan!
 

 

→Psalm 78,12

 

FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyp­ten­land

 

Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägypten

 

 

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vmb

um (Partikel)

a) Präpostion: um vieles, um alles, usw.

b) Adverb: um sein, usw.

c) Konjunktion: um zu

 

Die Schreibweise im Luther-Deutsch ist in allen Fällen vmb, auch als Präfix in Verbindung mit Verben.

 

 

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Hertzeleid

 

Hertzleid

Herzeleid, das

emotionales Leid, Kummer des Herzens, tiefes Leid

 

 

→Psalm 5,10: hertzeleid

 

→Psalm 35,12: hertzleid

 

 

 

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thun

tun (Verb)

Mhd.: tuon (erweitert tuogen, tuonen)

allgemein machen, schaffen, verrichten, handeln in unterschiedlichsten Varianten und Bedeutungen

 

Formen

 

  Luther-Deutsch Deutsch
Infinitiv thun tun
Präsens ich thu ich tue
  du thuſt du tust
  er thut er tut
Präteritum ich thet ich tat
  er thet er tat
  wir theten wir taten
  jr thetet ihr tatet
  sie theten sie taten
Perfekt du haſt ge­than du hast getan
  er hat ge­than er hat getan
Plusquamperfekt er hatte ge­than er hatte getan
  er het­te ge­than er hätte getan
Imperative thu (es)! tue (es)!
  haſtu ge­than du hast getan!
 

 

→Psalm 78,12

 

FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyp­ten­land

 

Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägypten

 

 

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faſten

fasten (Verb)

Für eine bestimmte Zeit ganz oder teilweise auf Nahrung, Genussmittel und ggf. auf bestimmte Handlungen verzichten.

 

 

→ Mt 6,16-18

 

WEnn jr faſtet / ſolt jr nicht ſawr ſe­hen / wie die Heuch­ler / Denn ſie verſtellen jre angeſicht ...

 

Hintergrund der Erklärungen Jesu in Mt 6,16ff. sind die jüdischen Traditionen und die religiösen Gesetze seiner Zeit.

 

In der katholischen Kirche hatten sich für das Fasten Vorschriften entwickelt mit genauen Vorgaben, wer wann zum Fasten verpflichtet sei, wie es zu gestalten ist, welche Speisen und Getränke erlaubt sind und welche Ausnahmen es gibt. Damit verbunden war ein Verdienstlichkeitsprinzip: Fasten wird belohnt, der Verstoß gegen die Fastenvorschriften bestraft.

 

Die Reformation hat beides bekämpft, Gesetzlichkeit und Verdienstlichkeit, nicht aber das Fasten an sich. Luther versteht das Fasten als äußere Läuterung, als Korrektiv, das die Christen immer wieder zur Mäßigung einlädt.

 

So sind evangelische Christen durchaus angehalten, zu fasten, jedoch ist dies weder an bestimmte Feste oder Jahreszeiten gebunden, noch wird es kollektiv praktiziert.

 

Im Sinne von Mt 16,16-18 mag ein jeder im Stillen und Verborgenen fasten.

 

 

 

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on

ohne (Präposition)

Wegfall einer Sache oder eines Grundes

 

→Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN

 

→Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu

 

→Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld

 

→Psalm 18,32 on vn­ſer Gott: ohne unserem Gott

 

→Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass

 

→Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos

 

→Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert

 

→Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig

 

→Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun

 

→Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos

 

 

 

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heucheln
 
heuchlen

heucheln (Verb)

et­was Besonderes vorgeben (blenden, aufschneiden), so tun, als läge ein bestimmter Zustand vor (si­mu­lie­ren).

 

 

Schreibweise heucheln: →Psalm 12,3

 

Einer redet mit dem andern vnnütze ding vnd heucheln / Vnd leren aus vneinigem her­tzen.

 

Einer redet mit dem andern unnütze Sachen, und [sie] heucheln. Und [sie] lehren aus uneinigem Herzen.

 

 

Schreibweise heuchlen: →Psalm 5,10

 

Mit jren zungen heuchlen ſie.

 

Mit ihren Zungen heucheln sie.

 

 

 

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ſpotten

spotten (Verb)

Spott treiben, Hohn äußern in Worten, Gebärden und Verhalten.

 

→Psalm 2,4

 

Aber der im Hi­mel wonet lachet jr / Vnd der HERR ſpottet jr.

 

Gemeint ist hier die Verhöhnung derer (jr, ihr), die sich gegen den HERRN und seinen Gesalbten auflehnen (siehe Vers 2), durch Gott, der im Himmel wohnt und lacht. – Ein sehr plastisches, trotz allem Ernstes auch humorvoll gezeichnetes Bild.

 

 

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Zan

 

Zeene

Zahn, der

Zan
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
9 7 0 2

Plural: Zeene

 

→2Mos 21,24

 

Auge vmb auge / Zan vmb zan / Hand vmb hand / Fus vmb fus / 25Brand vmb brand / Wund vmb wunde / Beule vmb beule.

 

Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule.

 

 

→Spr 25,19

 

Die hoffnung des Verachters zur zeit der not / Jſt wie ein fauler Zan vnd gleitender fus.

 

Die Hoffnung des Verächters in Zeiten der Not ist wie ein fauler Zan und ein steifer Fuß.

 

 

→ Mt 5,38

 

IR habt gehört / das da geſagt iſt / Auge vmb auge / Zan vmb zan.

 

Ihr habt gehört, das da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

 

 

→Psalm 3,8

 

Denn du ſchlegſt alle meine Feinde auff den backen / vnd zerſchmetterſt der Gott­lo­ſen zeene.

 

 

 

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wiltu

willst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von wollen (Verb)

 

Präsens:

wiltu: willst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

wiltu: willst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!

 

→Psalm 13,2

 

wie lang wiltu mein ſo gar vergeſſen?

 

Wie lange willst du mich noch so ganz vergessen?!

 

 

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Lew

 

Lewe

Löwe, der

a) das Tier: der Löwe

b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.

 

Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

→Hiob 10,16

 

Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /

 

Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].

 

 

 

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Gemeine

 

Gemein

Gemeinde, die

von gemein (Adjektiv): gemeinschaftlich, mehreren zukommend

 

a) Gruppe von Menschen, Zusammenschluss, Zu­sammen­ge­hörig­keit: Gemeinschaft, Gemeinde

b) Grund und Boden einer Gruppe von Menschen: Gemeinde(fläche), Kommune, Ort

 

Heute verwenden wir Gemeinde nach a) noch für die Gemeinschaft der Mitglieder einer örtlichen Kirche (Kirchgemeinde), und nach b) für einen kleineren Ort, der eigenständig verwaltet wird, aber kein Stadtrecht besitzt.

 

 

→Psalm 1,5

 

Luther verwendet den Begriff im Sinn der Zu­sammen­ge­hörig­keit einer Gruppe von Menschen:

 

Da­r­umb bleiben die Gott­lo­ſen nicht im Ge­rich­te / Noch die Sün­der in der gemeine der Gerechten.

 

Darum bleiben die Gottlosen nicht im Ge­richt, noch die Sünder in der Gemeinschaft der Gerechten.

 

 

 

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ſey

er/sie/es sei (Verb)

von: sein (Verb)

 

Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.

 

→1Mos 1,6

 

Es wer­de eine Feſte zwi­ſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwi­ſchen den Waſſern.

 

Es wer­de ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.

 

 

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Knecht

Knecht, der

Das Wort meint im eigentlichen Sinn einen Menschen männlichen Geschlechts unabhängig vom Alter.

Davon haben sich verschiedene Bedeutungen abgeleitet:

 

a) Mann

b) Jüngling

c) Junggeselle, unverheirateter (junger) Mann

b) braver Mann, Ehrenmann

e) lernender oder dienender Jüngling; Knappe; Lehrling; Geselle

f) Kriegsknecht (Soldat, der das Kriegshandwerk zum Beruf gemacht hat)

g) Landsknechte (im edlen Ansinnen)

h) allg. Dienender (in Anstellung eines Herrn)

i) Got­tes Knecht (von Gott dienenden Menschen, so auch von Christen allgemein, unabhängig vom Geschlecht)

 

 

→Psalm 79,2

 

Sie haben die Leichnam deiner Knechte den Vogeln vn­ter dem Hi­mel zu freſſen gegeben

 

Sie haben die Leichen deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben.

 

Knechte meint hier die (treuen) Diener Gottes, die Angehörigen des Volkes Israel.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
Sabrina

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Biblia
1545
Ps
35