Der Prediger Salomo (Kohelet)

Kapitel IX.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prediger Salomo
Kohelet

 

C. IX.

 

Prd 9,1-18; 10,1-4

 

Der Text in zwölf Kapiteln

 

Gliederung Kapitel IX.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel IX.

 

 

6,12 - 9,6

 

III. LEBEN IN WEISHEIT

 

1

9,1-3

→Alle erleiden dasselbe Schicksal

2

9,4-6

→Hoffnung ist eine Qualität des Lebens

 

 

9,7 - 12,7

 

IV. DIE ENDLICKEIT DES MENSCHEN

 

3

9,7-10

→Aufruf zur Freude trotz der Nichtigkeit des Lebens

4

9,11-12

→Schicksal und Glück bestimmen das Leben

5

9,11 - 10,4

→Die Weisheit eines einzelnen ist besser als die Stärke und Kriegsbereitschaft vieler

 

 🕮

Ka­pi­tel­ein­tei­lung nach der Aus­ga­be von 1545,
An­ga­be der Text­stel­le nach heu­ti­ger Zähl­wei­se.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[346a]

 

Der Prediger
Salomo.

 

 

IX.

 

 

Alle erleiden dasselbe Schicksal

 

DEnn ich habe ſolchs alles zu her­tzen ge­no­men / zu forſchen das alles / Das Gerechte vnd Weiſen ſind / vnd jr Vnterthan in Got­tes hand / Doch kennet kein Menſch weder die lie­be noch den haſs jrgend eines / den er fur ſich hat.

 

2ES begegenet einem wie dem andern / Dem Gerechten wie dem Gott­lo­ſen / Dem guten vnd reinen wie dem Vnreinen / Dem der opffert / wie dem der nicht opffert. Wie es dem Guten ge­het / ſo ge­hets auch dem Sün­der. Wie es dem Mein­ei­di­gen ge­het / ſo ge­hets auch dem der den Eid fürchtet.

 

 

 

 

[346a | 346b]

 

 

Der Prediger    C. IX.

 

 

3Das iſt ein bö­ſe ding vn­ter allem das vn­ter der Sonnen geſchicht / das einem ge­het wie dem andern / Da her auch das hertz der Men­ſchen vol arges wird / vnd Torheit iſt in jrem her­tzen die weil ſie leben / Darnach müſſen ſie ſterben.

 

 

Hoffnung ist eine Qualität des Lebens

Iſa. 64.

4DEnn bey allen Lebendigen iſt das man wündſcht / nem­lich hoffnung (denn ein lebendiger Hund iſt be­ſſer / weder ein todter Lewe) 5Denn die Lebendigen wi­ſſen / das ſie ſterben wer­den / Die Todten aber wi­ſſen nichts / ſie verdienen auch nichts mehr / Denn jr gedechtnis iſt vergeſſen / 6das man ſie nicht mehr lie­bet / noch haſſet / noch neidet / Vnd haben kein Teil mehr auff der Welt / in allem / das vn­ter der Sonnen geſchicht.

 

 

 

 

(Wiſſen)

Das iſt / Sie mü­gen ge­be­ſſert wer­den / vnd fur dem Tod er­ſchreck­en / Die Tod­ten aber fü­len nichts.

 

 

IV.

DIE ENDLICKKEIT DES MENSCHEN

 

9,7 - 12,7

 

 

Aufruf zur Freude trotz der Nichtigkeit des Lebens

 

SO gehe hin vnd iſs dein Brot mit freuden / trinck deinen wein mit gutem mut / Denn dein werck gefelt Gott. 8Las deine Kleider jmer weis ſein / vnd las deinem heubte Salbe nicht mangeln. 9Brauche des Lebens mit deinem Weibe / das du lieb haſt / ſo lange du das eitel Leben haſt / das dir Gott vn­ter der Sonnen gegeben hat / ſo lange dein eitel Leben we­ret. Denn das iſt dein Teil im leben vnd in deiner erbeit / die du thuſt vn­ter der Sonnen. 10Alles was dir furhanden kompt zu thun / das thu friſch / Denn in der Helle da du hin fereſt / iſt weder werck / kunſt / vernunfft noch weis­heit.

 

 

Schicksal und Glück bestimmen das Leben

 

ICH wand mich vnd ſa­he / wie es vn­ter der Sonnen zugehet / Das zu lauf­fen nicht hilfft ſchnell ſein / Zum ſtreit hilfft nicht ſtarck ſein / Zur narung hilfft nicht geſchickt ſein / Zum reichthum hilfft nicht klug ſein / Das einer angenem ſey / hilfft nicht / das er ein ding wol könne / Son­dern alles ligt es an der zeit vnd glück. 12Auch weis der Menſch ſei­ne zeit nicht / Son­dern wie die Fiſch gefangen wer­den mit eim ſchedlichen Hamen / Vnd wie die Vogel mit eim Strick gefangen wer­den / So wer­den auch die Men­ſchen berückt zur bö­ſen zeit / wenn ſie plötzlich vber ſie fellt.

Es heiſſt ge­ra­te wol / Noch ſol man drumb nicht ab­la­ſſen / ſon­dern jmer ſchaf­fen / vnd Gott das ge­dei­en be­fel­hen.

 

 

Die Weisheit eines einzelnen ist besser als die Stärke und Kriegsbereitschaft vieler

 

ICH habe auch die­ſe Weisheit geſehen vn­ter der Sonnen / die mich gros daucht. 14Das eine kleine Stad war / vnd wenig Leut drinnen / Vnd kam ein gro­ſſer König / vnd belegt ſie / vnd baw­et gro­ſſe Bollwerg drumb. 15Vnd ward drinnen funden ein armer weiſer Man / der die ſelbe Stad durch ſei­ne Weisheit kund erretten / Vnd kein Menſch gedacht des ſelben armen Mans. 16Da ſprach ich / Weisheit iſt ja be­ſſer denn ſtercke / Noch ward des Armen Weisheit veracht / vnd ſei­nen wor­ten nicht gehorcht. 17Das macht / Der Weiſen wort gelten mehr bey den Stillen / denn der Herrn ſchrei­en bey den Nar­ren. 18Denn Weisheit iſt be­ſſer denn Harniſch / Aber ein einiger Bube verderbet viel guts.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Bube)

Ein Bube ver­der­bet zu wei­len ein gantz Land / mit ſei­nem bö­ſen Rat.

 

 

10

 

 

 

Beginn des Ka­pi­tels 10 nach heu­ti­ger Zähl­wei­se!

 

1Al­ſo verderben die ſchedlichen Fliegen gute Salben. Da­r­umb iſts zu weilen be­ſſer Torheit / denn Weisheit vnd Ehre / 2Denn des Weiſen hertz iſt zu ſei­ner rechten / Aber des Nar­ren hertz iſt zu ſei­ner lincken. 3Auch ob der Narr ſelbſt nerriſch iſt in ſeim thun / noch helt er jederman fur Nar­ren. 4Dar­umb wenn eins Gewaltigen trotz wi­der deinen willen fort ge­het / ſo las dich nicht entrüſten / Denn nachla­ſſen ſtillet gros vnglück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Stillet)

Ver­hö­ren vnd la­ſſen ge­hen / das ſich ſelbs ſtil­let / iſt gro­ſſe kunſt und tu­gent.

 

 

 

 

 
 

 

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Eccl.
Eccle.
Der Prediger Salomo.
Prediger Salomonis.
Eccleſiaſes.

Biblia Vulgata:
Libri salomonis: Ecclesiastes

 

Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln.
Hier steht Eccl. oder Ecc.für das Buch Jesus Sirach, nicht für den Prediger Salomo (Ecclesiastes).

→Zum Inhaltsverzeichnis

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Das Buch Kohelet

Prediger

Ecclesiastes

Prd

Koh

Prd

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Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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