Der Prediger Salomo (Kohelet)

Kapitel II.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prediger Salomo
Kohelet

 

C. II.

 

Prd 2,1-26

 

Der Text in zwölf Kapiteln

 

Gliederung Kapitel II.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel II.

 

 

1,1 - 3,15

 

I. THEMA: »ALLES IST EITEL«

 

1

2,1-26

→Der Prediger als weiser König (2)

 

 🕮

Ka­pi­tel­ein­tei­lung nach der Aus­ga­be von 1545,
An­ga­be der Text­stel­le nach heu­ti­ger Zähl­wei­se.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[343b]

 

Der Prediger
Salomo.

 

 

II.

 

 

Der Prediger als weiser König (2)

 

ICh ſprach in meinem Her­tzen / Wol­an / Ich wil wol leben vnd gute ta­ge haben / Aber ſi­he / das war auch eitel. 2Ich ſprach zum lachen / Du biſt toll / vnd zur freude / Was machſtu?

 

DA dacht ich in meinem Her­tzen / mei­nen Leib vom Wein zu ziehen / vnd mein Hertz zur Weisheit ziehen / das ich ergriffe was Torheit iſt / Bis ich lernete / was den Men­ſchen gut we­re / das ſie thun ſolten / ſo lange ſie vn­ter dem Hi­mel leben.

 

4ICH thet groſ­ſe ding / Ich baw­et Heuſer / pflantzet Wein­ber­ge. 5Ich macht mir Garten vnd Luſtgarten / vnd pflantzet al­ler­ley fruchtbar Bewme drein. 6Ich macht mir Teiche / das aus zu weſſern den Wald der gruenden Bewme. 7Ich hatte Knechte vnd Meide vnd Geſinde. Ich hatte ein gröſſer Habe an Rindern vnd Schafen / denn alle die vor mir zu Je­ru­ſa­lem ge­we­ſen waren. 8Ich ſamlete mir auch Silber vnd Gold / vnd von den Königen vnd Lendern einen Schatz. Ich ſchafft mir Senger vnd Sengerin vnd wolluſt der Men­ſchen / al­ler­ley Seitenſpiel. 9Vnd nam zu / vber alle die vor mir zu Je­ru­ſa­lem geweſt waren / Auch bleib Weisheit bey mir. 10Vnd alles was meine Au­gen wündſchten / das lies ich jnen / vnd wehret meinem her­tzen keine Freude / das es frö­lich war von aller meiner erbeit / Vnd das hielt ich fur mein Teil von aller meiner erbeit. 11Da ich aber anſahe alle meine werck / die meine hand ge­than hatte vnd mühe die ich gehabt het­te / Sihe / da war es alles eitel vnd jamer / vnd nichts mehr vn­ter der Sonnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Wolluſt)

Mit ſingen vnd ſprin­gen / tan­tzen / vnd hupf­fen.

 

DA wand ich mich zu ſe­hen die Weisheit / vnd Klugheit vnd Torheit / Denn wer weis / was der fur ein Menſch wer­den wird / nach dem König / den ſie ſchon bereit gemacht haben? 13Da ſa­he ich / das die Weisheit die Torheit vbertraff / wie das Liecht die Finſternis. 14Das dem Weiſen ſei­ne augen im Heubt ſtehen / Aber die Nar­ren im fin­ſter­nis gehen / vnd merckte doch / das eim ge­het wie dem andern.

Praeſentem fa­ſti­di­unt, fu­tu­rum pe­tunt,

vnd wi­ſſen doch nicht wie er ge­ra­ten wer­de.

→*1)

 

15DA dacht ich in meinem her­tzen / Weil es denn dem Nar­ren ge­het wie mir / Warumb hab ich denn nach Weisheit geſtanden? Da dacht ich in meinem Her­tzen / Das ſolchs auch eitel ſey. 16Denn man gedenckt des Weiſen nicht

 

 

 

 

[343b | 344a]

 

 

Salomo.     C. II.

CCCXLIIII.

 

 

jmerdar / eben ſo wenig als des Nar­ren / vnd die künfftigen ta­ge vergeſſen alles / Vnd wie der Weiſe ſtirbt / Al­ſo auch der Narre. 17Dar­umb verdros mich zu leben / Denn es gefiel mir vbel was vn­ter der Sonnen geſchicht / das es ſo gar eitel vnd mühe iſt.

 

VND mich verdros alle meine Erbeit die ich vn­ter der Sonnen hatte / Das ich die ſelben einem Menſch laſ­ſen muſt / der nach mir ſein ſolt / 19Denn wer weis / ob er Weiſe oder Toll ſein wird? Vnd ſol doch herr­ſchen in aller meiner Erbeit / die ich weislich ge­than habe vn­ter der Sonnen / Das iſt auch eitel.

 

20DARumb wand ich mich / das mein hertz ablieſſe von aller Erbeit die ich thet vn­ter der Sonnen. 21Denn es mus ein Menſch der ſei­ne Erbeit mit weis­heit / vernunfft / geſchickligkeit ge­than hat / eim andern zum Erbteil laſ­ſen / der nicht dran geerbeitet hat / Das iſt auch eitel vnd ein gros vnglück. 22Denn was kriegt der Menſch von aller ſei­ner erbeit vnd mühe ſeins Hertzen / die er hat vn­ter der Sonnen / 23Denn alle ſei­ne lebtage ſchmertzen mit gremen vnd leid? Das auch ſein Hertz des nachts nicht ruget / Das iſt auch eitel.

 

ISts nu nicht beſ­ſer dem Men­ſchen / eſſen vnd trin­cken / vnd ſei­ne Seele guter dinge ſein in ſei­ner Erbeit? Aber ſolchs ſa­he ich auch / das von Got­tes hand kompt. 25Denn wer hat frö­licher gegeſſen vnd ſich ergetzt / denn ich? 26Denn dem Men­ſchen der jm gefelt / gibt er Weisheit / Vernunfft vnd Freude / Aber dem Sün­der gibt er vnglück / Das er ſamle vnd heuffe / vnd doch dem geben wer­de / der Gott gefelt / Dar­umb iſt das auch eitel jamer.

 

 

 

 

1) lat.: Praesentem fastidiunt, futurum petunt.

dt.: »DasGegenwärtig verachten sie, das Künftige begehren sie.«

Luther spielt hier auf eine sehr menschliche Haltung an: Der Mensch ist oft unzufrieden mit den Zuständen in der Gegenwart. Er hofft und erwartet dabei, das in Zukunft alles besser wird. Und dies ohne tatsächlich zu Wissen, wie es sich entwickeln wird.

 

 

 
 

 

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Eccl.
Eccle.
Der Prediger Salomo.
Prediger Salomonis.
Eccleſiaſes.

Biblia Vulgata:
Libri salomonis: Ecclesiastes

 

Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln.
Hier steht Eccl. oder Ecc.für das Buch Jesus Sirach, nicht für den Prediger Salomo (Ecclesiastes).

→Zum Inhaltsverzeichnis

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Das Buch Kohelet

Prediger

Ecclesiastes

Prd

Koh

Prd

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

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Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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Sabrina

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