Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in zwölf Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IIII. | ||
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3,16 - 6,11 |
II. LEBENSLUST UND GOTTESFFURCHT
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1 | 4,1-12 | |
2 | 4,13-16 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
[344b]
ICH wandte mich / vnd ſahe an alle die vnrecht leiden vnter der Sonnen / Vnd ſihe / da waren Threnen dere ſo vnrecht lidden / vnd hatten keinen Tröſter / Vnd die jnen vnrecht thetten / waren zu mechtig / das ſie keinen Tröſter haben kundten. 2Da lobet ich die Todten die ſchon geſtorben waren / mehr denn die Lebendigen / die noch das Leben hatten / 3Vnd der noch nicht iſt / beſſer denn alle beide / vnd des böſen nicht inne wird / das vnter der Sonnen geſchicht.
(Nicht iſt)
Der noch nicht in ſolchen vnglück lebet.
ICH ſahe an Erbeit vnd Geſchickligkeit in allen ſachen / Da neidet einer den andern / Das iſt je auch eitel vnd mühe. 5a Denn ein Narr ſchlegt die finger in einander / vnd friſſet ſein fleiſch. 6Es iſt beſſer eine Hand vol mit ruge / Denn beide feuſte vol mit mühe vnd jamer.
a
Kan jemand etwas / ſo iſt man jm feind / vnd der Feind iſt doch ſelbs ein Narr der nichts kan / denn das er fur haſs ſich ſelbs martert / Darumb iſts je elend weſen auff Erden.
ICH wandte mich vnd ſahe die Eitelkeit vnter der Sonnen. 8Es iſt ein Einzeler vnd nicht ſelb ander / vnd hat weder Kind noch Brüder / Noch iſt ſeines erbeitens kein ende / vnd ſeine augen werden Reichthums nicht ſat / Wem erbeite ich doch / vnd breche meiner Seelen ab? Das iſt je auch eitel vnd ein böſe mühe. 9So iſts je beſſer / zwey denn eins / Denn ſie genieſſen doch jrer Erbeit wol / 10Fellet jr einer / ſo hilfft jm ſein Geſell auff / Weh dem der alleine iſt / wenn er felt / So iſt kein ander da / der jm auffhelffe. 11Auch wenn zwey bey einander ligen / wermen ſie ſich / Wie kan ein Eintzeler warm werden? 12Einer mag vberweldiget werden / Aber zween mügen widerſtehen / Denn ein dreifeltige Schnur reiſſet nicht leicht entzwey.
EIn arm Kind das weiſe iſt / iſt beſſer denn ein alter König / der ein Narr iſt / vnd weis ſich nicht zu hüten. 14Es kompt einer aus dem Gefengnis zum Königreiche / Vnd einer der in ſeinem Königreiche geborn iſt / verarmet. 15Vnd ich ſahe das alle Lebendige vnter der Sonnen wandeln / bey eim andern Kinde / der an jenes ſtat ſol auffkomen. 16Vnd des Volcks das fur jm gieng / war kein ende / vnd des das jm nachgieng / Vnd worden ſein doch nicht fro / Das iſt je auch eitel vnd ein jamer.
(Lebendige)
Heiſſt Salomo / die herrlich leben auff Erden / Als zu Hofe vnd ſonſt in prangen / Als were das Leben vnd die Welt jr eigen.
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Der heutige Vers 4,17 gehört in dieser Ausgabe zu Kapitel V.!
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Eccl. | Der Prediger Salomo. | Der Prediger Salomo (Kohelet) Das Buch Kohelet Prediger Ecclesiastes | Prd Koh Prd |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.