Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[329a]
[Spalte 2]
1Halelu ia.
LObet den HERRN in ſeinem Heiligthum / Lobet jn in der Feſte ſeiner Macht.
2Lobet jn in ſeinen Thatten / Lobet jn in ſeiner groſſen Herrligkeit.
3Lobet jn mit Poſaunen / Lobet jn mit Pſalter vnd Harffen.
4Lobet jn mit Paucken vnd Reigen / Lobet jn mit Seiten vnd Pfeiffen.
5Lobet jn mit hellen Cymbeln / Lobet jn mit wolklingenden Cymbeln.
6ALles was Odem hat / Lobe den HERRN / Halelu ia.
Ende des Pſalters.
❦❧
Wörtersuche
Gesuchtes Luther-Wort eingeben:
Die Liste aller der Schlagwörter im Wörterbuch findet sich im Register.
Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 150 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Halelu ia | 1: HERRN | 1: Heiligthum | |
1: Feſte | 3: Pſalter | 4: Seiten | |
6: Odem | |||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||
Halelu ia
Halelulia | Halleluja
Ausruf: Lobt Gott! oder: Preisset Jahwe! Die beiden Wörter Halelu und ia sind Luthers Transkription des hebräischen Wortes הַלְּלוּיָה (hallelu-Jáh), das aus den Begriffen für »preisen« und »Jah«, der Kurzform des Gottesnamens »JHWH« (Jahwe, Jehova) zusammengesetzt ist. Wörtlich übersetzt hieße der Text: »Preiset Jah«.
Luther lässt den Text unübersetzt und benutzt ihn als formelhaften Bestandteil des Textes.
Halelu ia
Haleluia
Die Schreibweise Halelu ia
Die Schreibweise Halelu ia benutzt Luther ausschließlich in den Psalmen, deren Übersetzung er sich bereits sehr früh zugewandt hatte. Dies erscheint wie eine Sprechhilfe für den Leser. Es ist eben nicht »Halelui-a« zu lesen, sondern »Halelu-ja«.
Das Vorkommen beschränkt sich auf die Psalmen 104 bis 106, 111 bis 112, 113 bis 117, 135, sowie 146 bis 150.
Die Psalmen 113 bis 118 werden mit diesem Ausruf in Psalm 113,1 eingeleitet. Sie bilden als Psalmengruppe das sog. »ägyptische Hallel«, das den Lobpreis Gottes im Gedenken an den Auszug der Hebräer aus Ägypten besingt.
Die Schreibweise Haleluia
Zusammengeschrieben erscheint das Wort nur einmal im Buch Tobit (Tobit 13,21), in den Anmerkungen zum Psalm 4 und zu 3Mos 11 sowie viermal im 19. Kapitel der Offenbarung des Johannes.
Heutige Übersetzung
Moderne Übersetzungen halten meist daran fest, den Begriff nicht zu übersetzen. Sie schreiben das Wort zusammen, entsprechend der hebräischen Vorlage. Es finden sich dann die Wörter Halleluja oder Hallelujah.
Seit der Ausgabe von 1912 schreibt die Lutherbibel an allen Stellen »Halleluja!«, stets mit Ausrufezeichen.
DARnach höret ich eine ſtim groſſer Scharen im Himel / die ſprachen / Haleluia. Heil vnd Preis / Ehre vnd Krafft ſey Gott vnſerm HERRN /
Danach hörte ich Stimmen großer Scharen im Himmel, die sprachen: Halleluja! Anrufung und Lobpreis, Ehrerbietung und Huldigung* gebüren Gott unserem HERRN.
Anm.: Der Vers Offb 19,1b ist eine Huldigungsformel, wie sie in der Anrede für Regenten Verwendung fand. Der Angesprochene erfuhr formelhaft besondere Ehrung.
»Heil« meint die Umkehrung weg vom Bösen, von Gefahren von Not, hin zum Guten, zur Errettung. Doch geht es hier nicht darum, dass Gott Rettung erfährt, sondern dass er derjenige ist, der aus Not rettet: Er ist es, der angerufen wird, rettet und Dank für die Rettung erfahren muss. Weiterhin soll nicht er »Kraft« erfahren, vielmehr ist seine Kraft in der Formel zu bezeugen, seiner Allmacht zu huldigen.
Lobe den HERRN meine Seele / Halelu ia.
a) (lyrisch) Lobe den HERRN meine Seele, Halleluja!
b) Meine Seele lobe den HERRN! Halleluja!
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
Heiligthum
Heiligthüme | Heiligtum, das
Heiligtümer, die gewöhnlich bedeutet Heiligthum einen heiligen Ort oder ein heiliges Ding. Dabei meint heilig in Abgrenzung zum Irdischen »göttlich vollkommen und verehrungswürdig«.
Heiligthum, Heiligthüme
Der Plural kommt nur dreimal im Buch des Propheten Hesekiel und einmal im Buch des Propheten Amos vor.
Besonders häufig erscheint das Wort im Buch des Propheten Hesekiel (sechundreißigmal) und im 1. Buch der Makkabäer (einundvierzigmal)
GOTT spricht: VND ſie ſollen mir ein Heiligthum machen / Das ich vnter jnen wone.
Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich unter ihnen wohne.
GOTT spricht: Ire Prieſter verkeren mein Geſetz freuelich / vnd entheiligen mein Heiligthum / Sie halten vnter dem Heiligen vnd vnheiligen kein vnterſcheid / vnd leren nicht / was rein oder vnrein ſey / Vnd warten meiner Sabbathen nicht / vnd ich werde vnter jnen entheiliget.
Ihre Priester verdrehen auf frevelhafte Weise mein Gesetz und entheiligen mein Heiligtum. Sie unterscheiden nicht zwischen Heiligem und Unheiligem. Sie lehren nicht, was rein, und was unrein sei. Und sie pflegen meine Sabbate nicht. Und ich werde unter ihnen entheiligt.
Anm.: Der Text ist nahezu zeitlos, wenn er auch nicht verallgemeinert und nur auf Priester (oder Pfarrer) bezogen werden kann. Heute ist es wohl die Christenheit an sich, die sich mehr und mehr selbst entheiligt (in dem sie nicht mehr zwischen »Heiligem« und »Unheiligem« unterscheidet) und damit Gott infrage stellt.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Feſte | Feste, die eigentl.: befestigte Stelle
1) ein von der Natur gedeckter, sicherer Ort 2) ein Bau, Anbau, Festung
Gewölbe, Firmament, Himmelsgewölbe
Es werde eine Feſte zwiſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwiſchen den Waſſern.
Es werde ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
Pſalter | Psalter, der Pſalter
Nicht mitgezählt ist das Wort Psalter in den Titeln und Seitenüberschriften des Buchs der Psalmen. 1) ein Saiteninstrument von harfenähnlicher Gestalt
2) das biblische Buch der Psalmen
lobſinget jm auff dem Pſalter von zehen ſeiten.
a) Lobsinget ihm auf dem Psalter mit zehn Saiten b) Lobsinget ihm, begleitet mit der zehnsaitigen Harfe.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Seiten | Saiteninstrumente, die nicht näher bezeichnete Saiteninstrumente, wie Zithern.
Lobet jn mit Seiten vnd Pfeiffen.
Lobt ihn mit Saiten- und Pfeifenspiel. SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Odem
odem | Odem, der der Atem
Das Wort othem war eine geläufige Nebenform zu athem.
Luthers Nebenform Odem hat sich zu einer feierlichen Form des Begriffs Atem (othem) verselbstständigt, der oft mit göttlichem Atem gleichgesetzt wird, also Atem meint, der »Leben« impliziert und nicht nur »Atemluft« bedeutet.
Er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Atem (athem) ist neben Hauch und Luft im Umfeld der Seele und des Lebensgeistes angesiedelt. Da die Seele dem Menschen eingeblasen und wieder von ihm ausgeblasen wird, sind die Begriffe des Wehens, Hauchens, Blasens und Atmens mit der Vorstellung von einer Seele und dem Lebensgeist verbunden.
Luther verwendet die Nebenform Odem, um gegenüber dem einfachen Atem (Luft, die ein- und ausgeblasen wird) die grundlegende Lebenskraft zu beschreiben, die nötig ist, um den Menschen zu beleben. Sie wurde dem noch leblosen Körper des ersten Menschen von Gott eingeblasen und wird von da an vererbt und bei der Zeugung weitergegeben.
Dabei grenzt sich Odem eindeutig von Seele ab, die ursprünglich wohl auch eine Art Lebenskraft bezeichnet. Während aber Odem die grundlegende Fähigkeit zu leben, das Leben an sich bezeichnet, ist an Seele die Persönlichkeit, das »Ich« des Individuums gekoppelt. Neben Körper (die Materie), Geist (die Fähigkeit, zu denken und zu handeln) und Seele (das Individuum, das "Ich") ist Odem (das Leben) die vierte Komponente, die uns Menschen zu lebenden, handelnden Wesen mit eigener Persönlichkeit macht (1Mos 2,7).
Leben vnd wolthat haſtu an mir gethan / vnd dein auffſehen bewart meinen odem.
Leben und Wohltat hast du mir zukommen lassen, und deine Fürsorge bewart meinen Odem [mein Leben].
Luther erklärt in der Marginalspalte, wie der Begriff Odem hier zu verstehen sei:
(Odem) Das iſt / mein Leben / das der odem anzeigt.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Gedenktag am 1. November 2024
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.