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Eisenacher Ordnung
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In den Landeskirchen galten zwischen 1958/1959 und 1978/1979 unterschiedliche Textordnungen.
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Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
nach der Leseordnung der Eisenacher Konferenz
Der 5. Sonntag nach Ostern in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Allgemeine Informationen und Gedanken zu diesem Tag
finden Sie in diesem Artikel:
Der lateinische Imperativ »Rogate!«, bedeutet »Betet!«. Im Vordergrund steht das Gebet.
Der Name Rogate für diesen Sonntag geht zurück auf die Anpassung des liturgischen Introitus der protestantischen Kirchen an die alternative Bezeichnung des Sonntags als Dominica rogationum im Mittelalter:
»Rogate et dabitur vobis«,
»Bittet, und es wird euch gegeben.«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen für den 5. Sonntag nach Ostern bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich der Introitus-Vers auf die Texte in Mt 7,7 und Joh 16,23.
Hier der Text Mt 7,7 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und
der Text aus der Lutherbibel von 1545:
77 Petite et dabitur vobis
quaerite et invenietis pulsate et aperietur vobis
77 Bittet / ſo wird euch gegeben /
ſuchet / ſo werdet jr finden /
Klopffet an ſo wird euch auffgethan.
Anmerkung: Im biblischen Vulgata-Text steht statt rogate das inhaltlich fast gleichwertige, mittelalterliche petite (petere: bitten, erbitten). Die Abwandlung im Introitus erklärt sich aus dem Sonntagsnamen.
Der Text aus Joh 16,23 lautet:
1623b Dico vobis
si quid petieritis Patrem in nomine meo dabit vobis
1623b Ich ſage euch /
So jr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen /
ſo wird ers euch geben.
Der 5. Sonntag nach Ostern ist als Dominica rogationum auch schon im Hochmittelalter bekannt. Die lateinische Bezeichnung bedeutet »Sonntag der Bitten«.
Etwa zeitgleich war auch die lateinische Bezeichnung Dominica proxima ante rogationes in Gebrauch. Sie bedeutet »(Letzter) Sonntag vor den Bitten«.
Die Rogationes waren die drei Tage vor Himmelfahrt, an denen Bittgänge stattfanden, insbesondere für gute Ernten. Mancherorts umfassten diese »Tage der Bitten« auch die gesamte Woche bis Samstag vor dem 6. Sonntag nach Ostern.
Die ursprüngliche Bezeichnung war Vocem jocunditatis (oder : oder Vocem jucunditatis). Sie bedeutet etwa »mit der Stimme der Annehmlichkeit«, »mit fröhlicher Stimme«, »mit fröhlichem Schall«. Der Name ist abgeleitet von den ersten Worten des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag nach Jes 48,20:
»Vocem jucunditatis annunciate et auditur alleluja«,
»Verkündet es mit fröhlicher Stimme, und es werde gehört. Halleluja.«
Hier der Text Jes 48,20 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und aus der Lutherbibel von 1545:
4820 Egredimini de Babylone fugite a Chaldeis in voce exultationis
adnuntiate auditum facite hoc
efferte illud usque ad extrema terrae
dicite redemit Dominus servum suum Iacob
4820 GEhet aus von Babel / fliehet von den Chaldeern mit frölichem ſchall /
Verkündiget vnd laſſet ſolchs hören /
Bringets aus bis an der Welt ende /
ſprecht / Der HERR hat ſeinen knecht Jacob erlöſet.
Im römisch-katholischen Kirchenkalender trägt dieser Sonntag, nach katholischer Zählung der 6. Sonntag der Osterzeit, noch heute diesen Namen: Vocem iucunditatis.
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
nach der Leseordnung der Eisenacher Konferenz
in unierten und reformierten Landeskirchen überwiegend gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen überwiegend gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Joh 16,23b-33 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
241 | EG 344 | Vater unſer im Himmelreich |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | ![]() |
Evangelium | ![]() | |
Reihe II | 2. Epistel | ![]() |
2. Evangelium | ![]() | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | ![]() |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
5. Sonntag nach Ostern
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 16,23b-33
REIHE
EV
Euangelium
S. Johannes.
C. XVI.
Aus dem Abschnitt:
Verse 23b - 33
Jesus spricht:
WARlich / warlich / Ich ſage euch / So jr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen / ſo wird ers euch geben. 24Biſher habt jr nichts gebeten / in meinem Namen. Bittet / ſo werdet jr nemen / das ewre freude volkomen ſey. 25Solchs hab ich zu euch durch Sprichwort geredt. Es kompt aber die zeit / das ich nicht mehr durch Sprichwort mit euch reden werde / ſondern euch frey heraus verkündigen von meinem Vater. 26An dem ſelbigen tage werdet jr bitten in meinem Namen. Vnd ich ſage euch nicht / das ich den Vater fur euch bitten wil / 27Denn er ſelbs der Vater hat euch lieb / darumb / das jr mich liebet / vnd gleubet das ich von Gott ausgegangen bin. 28Ich bin vom Vater ausgegangen vnd komen in die welt / Widerumb verlaſſe ich die welt / vnd gehe zum Vater.
29SPrechen zu jm ſeine Jünger / Sihe / nu redeſtu frey heraus / vnd ſageſt kein Sprichwort. 30Nu wiſſen wir / das du alle ding weiſſeſt / vnd bedarffeſt nicht / das dich jemand frage / Darumb gleuben wir / das du von Gott ausgegangen biſt. 31Jheſus antwortet jnen / Itzt gleubet jr. 32Sihe / es kompt die ſtunde / vnd iſt ſchon komen / Das jr zurſtrewet werdet ein jglicher in das ſeine vnd mich alleine laſſet. Aber ich bin nicht alleine / Denn der Vater iſt bey mir.
(Jemand frage)
Das iſt / Man darff dich nicht fragen / Denn du kompſt zuuor mit Antwort / als der das hertze vnd alles heimlich ſihet.
33Solchs habe ich mit euch geredt / Das jr in Mir friede habet. In der Welt habet jr Angſt / Aber ſeid getroſt / Ich habe die Welt vberwunden.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Jakobus
Jak 1,22-27
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Jacobi.
C. I.
Aus dem Abschnitt:
Verse 22 - 27
Jakobus schreibt:
SEid aber Theter des worts vnd nicht Hörer allein / damit jr euch ſelbs betrieget. 23Denn ſo jemand iſt ein Hörer des worts / vnd nicht ein Theter / Der iſt gleich einem Man / der ſein leiblich Angeſichte im Spiegel beſchawet / 24Denn nach dem er ſich beſchawet hat / gehet er von ſtund an dauon / vnd vergiſſet wie er geſtalt war. 25Wer aber durchſchawet in das volkomen Geſetz der freiheit / vnd darinnen beharret / vnd iſt nicht ein vergeslicher Hörer / ſondern ein Theter / Derſelbige wird ſelig ſein in ſeiner that.
26SO aber ſich jemand vnter euch leſſet düncken / er diene Gott / vnd helt ſeine Zungen nicht im zaum / ſondern verfüret ſein Hertz / Des Gottesdienſt iſt eitel. 27Ein reiner vnd vnbefleckter Gottesdienſt fur Gott dem Vater / iſt der / die Waiſen vnd Widwen in jrem trübſal beſuchen / Vnd ſich von der Welt vnbefleckt behalten.
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LESUNG UND PREDIGTTEXT
2. Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 11,5-13
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. XI.
IHeſus ſprach zu jnen / Welcher iſt vnter euch / der einen Freund hat / vnd gieng zu jm zu mitternacht / vnd ſpreche zu jm / Lieber Freund / leihe mir drey brot / 6Denn es iſt mein Freund zu mir komen von der ſtraſſen / vnd ich habe nicht das ich jm furlege / 7Vnd er drinnen würde antworten / vnd ſprechen / Mach mir keine vnruge / die Thür iſt ſchon zugeſchloſſen / vnd meine Kindlin ſind bey mir in der Kamer / ich kan nicht auffſtehen / vnd dir geben. 8Ich ſage euch / vnd ob er nicht auffſtehet / vnd gibt jm / darumb / das er ſein Freund iſt / So wird er doch vmb ſeines vnuerſchampten geilens willen auffſtehen / vnd jm geben wie viel er bedarff.
9VNd Ich ſage euch auch / Bittet ſo wird euch gegeben / Suchet / ſo werdet jr finden / Klopffet an / ſo wird euch auffgethan.10Denn wer da bittet / der nimpt / vnd wer da ſuchet / der findet / vnd wer da anklopffet / dem wird auffgethan.11Wo bittet vnter euch ein Son den Vater vmbs brot / Der jm einen Stein dafür biete? Vnd ſo er vmb einen Fiſch bittet / Der jm eine Schlangen fur den fiſch biete? 12Oder ſo er vmb ein Ey bittet / Der jm einen Scorpion da fur biete? 13So denn jr die jr arg ſeid / könnet ewern Kindern gute gaben geben / Viel mehr wird der Vater im Himel den heiligen Geiſt geben / denen / die jn bitten.
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Das Video zeigt den Text des Gleichnisses vom bittenden Freund aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Nichts. Was kostet es uns, außer einigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Ein Workshop zum Thema Beten
Der lateinische Imperativ »Rogate!«, bedeutet »Betet!«. Im Vordergrund steht das Gebet.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.