Abbildung: »Unser täglich Brot gib uns heute.«
»Wer von Euch wird, wenn ihn sein Sohn um Brot bittet, ihm einen Stein geben?
Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten?«
( Mt 7,9-11) | © Geschütztes Bildmaterial
Es ist der fünfte Sonntag nach Ostern, direkt vor Christi Himmelfahrt. Dieser Sonntag trägt im Kalender den Namen »Rogate«. Das ist Latein und bedeutet »Betet!« – ein merkwürdiger Name für einen Sonntag, dazu noch für einen christlichen Sonntag!
Braucht es eine Ermahnung für Christen, zu beten? Braucht es einen Tag, der das Beten zum Thema macht? Eine Feier, in der uns erklärt wird, wie man betet? Offensichtlich.
Betet! – Na, dann! Folgen wir doch einfach einmal dieser Aufforderung! Wenn nicht jetzt, wann dann? Was riskieren wir schon dabei? Eigentlich doch nichts. Was kostet es uns, außer einigen wenigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Doch halt! So einfach ist es nun doch nicht!
Beten – wie geht das eigentlich? Da gibt es doch völlig unterschiedliche Vorstellungen von dem, was ein »gutes« Gebet ausmacht, oder? Schließlich soll es auch wirken, nicht nutzlos sein. Doch wie macht man das? Wie stellt man das an, dass es wirkt?
Gibt es nicht irgendwelche Handlungsanweisungen dafür? Eine Art Bedienungsanleitung? Einen User Guide? Die Macht des Betens soll ja enorm sein! Hört und liest man jedenfalls hin und wieder.
Die Macht des Betens! Das klingt ein wenig nach Kitsch, Fantasy-Romanen und »Möge die Macht mit Dir sein!« – schön wäre es ja, wenn es sie gäbe. Oder nicht?
Wann haben Sie das letzte Mal gebetet? Wissen Sie, wie es geht?
Kennen Sie die Macht des Betens?
Ein Workshop – wozu das denn? Eigentlich sollte doch jeder Christ von Kindheit an gelernt haben, zu beten. Eigentlich sollte jeder evangelische Christ spätestens im Konfirmandenunterricht angeleitet worden sein und selbst erfahren haben, wie man richtig betet und was es dabei zu beachten gilt. Und eigentlich sollte jeder Christ von der Macht des Betens überzeugt sein. Nicht nur aus Glauben heraus, sondern aufgrund eigener Erfahrung. Eigentlich.
Wir glauben aber, dass es an dieser Stelle durchaus angebracht und hilfreich ist, ein paar Worte über das Beten zu verlieren.
Wir können Ihnen sagen, wie es geht. Wir können es hier niederschreiben. Doch was nutzen Worte! Lassen Sie uns daher einen Workshop daraus machen. Mit praktischem Übungsteil. Sie können sich selbst einbringen und überprüfen, was geht und was nicht. Wir sagen Ihnen also, wie es geht – theoretisch! –, und sie probieren es aus, ganz praktisch. Nehmen Sie sich die paar Minuten – es kostet außer Zeit fast nichts.
Was brauchen Sie dafür? Nicht viel. Das Gebet im Verborgenen ist die vollständige Kommunikationsform. Es bedarf für den Dialog mit Gott weder Mittler, wie Priester oder Pfarrer, und auch keine besonderen Orte oder Räume, wie Wallfahrtsstätten, Tempel, Kirchen oder Kapellen. Hilfsmittel, wie Heilige Bücher, Gebetsbücher, Kruzifixe, Reliquien oder Gebetskränze, sind überflüssig. Auch Altäre und Opfer irgendwelcher Art sind völlig unnötig.
Das Gebet wirkt aufgrund seiner Ehrlichkeit, mit der es gesprochen und gemeint ist. Dabei kommt es nicht auf die Worte an, sondern auf das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes und in die gelebte Beziehung zu ihm. Reden ist eins, Handeln etwas anderes.
Auch die ständige Wiederholung des selben Gebets nacheinander ist nicht sinnvoll oder nötig. Daher sind Rosenkränze oder gar Gebetsmühlen überflüssig.
Es kommt also nicht darauf an, viel zu reden und mehr oder weniger kluge, womöglich irgendwie religiös anmutende Sätze zu plappern, sondern darauf, was Sie vor dem Gebet taten und was Sie danach tun möchten. Nur dann können Gebete wirken.
Wie das zu verstehen ist? Das sehen wir gleich. Doch zunächst lassen Sie uns einen Blick in die Anleitung zum Beten werfen.
Sie hatten schon richtig vermutet: Es gibt so etwas wie eine Anleitung zum Beten. Jesus gab uns für das Beten ebenso einfache wie klare Anweisungen. Wir finden Sie im Evangelium des Matthäus (Kapitel 6). Mehr ist nicht zu tun.
Nun wird es Zeit, sich mit der »Anleitung« vertraut zu machen. Schauen wir uns an, was Jesus über das Beten sagte. Lesen Sie den folgenden, kurzen Text aus dem Matthäusevangelium. Er besteht aus drei Teilen:
Erster Teil:
6 5 Wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler, denn sie beten gern, wenn sie in den Kirchen und an den Straßenecken stehen, damit es die Leute mitbekommen. Ich sage euch: Sie haben damit ihren Lohn schon erhalten. So ist das. 6 Du aber, wenn du betest, geh in Dein Zimmer, schließe die Tür und bete zu deinem Gott, Deinem Vater, in dieser Abgeschiedenheit. Und dein Vater, der dich in der Abgeschiedenheit sehen kann, wird es Dir vergelten.
7 Wenn ihr betet, plappert nicht daher wie die Heiden, denn sie meinen, erhört zu werden, wenn sie viele Worte machen.
8 Macht es einfach nicht wie sie. Euer Vater weiß doch, was ihr braucht, noch bevor ihn bittet.
9 So sollt ihr beten:
Zweiter Teil:
Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
10 dein Reich komme,
dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auf Erden.
11 Unser tägliches Brot gib uns heute.
12 Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir unsern Schuldnern vergeben haben.
13 Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Dritter Teil:
14 Wenn ihr nämlich den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater vergeben.
15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, wird euer Vater auch eure Verfehlungen nicht vergeben.
Lesen Sie diesen Text in der Bibel von 1545:
Matthäus 6,5-15
Jesus verwies im Zusammenhang mit der Praxis des Betens darauf, wie wichtig für den Erfolg unserer Gebete unser eigenes Handeln ist. Die Schlüsselrolle nimmt dabei »Vergebung« ein. Wie im richtigen Leben: Eine gute Beziehung sollte unbelastet sein von Vorwürfen und von Schuldgefühlen. Auch die Beziehung zwischen Ihnen und Gott.
Jedoch – so erklärt es Jesus! –, Vergebung kann nur erlangen, wer selbst vergeben hat! Bitte beachten Sie die Zeitform in diesem Ausdruck: Perfekt, vollendete Gegenwart. Da helfen kein Geschwätz und kein guter Vorsatz, erst recht kein geheuchelter: Wir müssen ehrlich sein und vor dem Gebet mit der Bitte um Vergebung bereits selbst vergeben haben, um Vergebung zu erlangen.
Das ist heikel! Haben Sie jemandem irgendetwas zu vergeben? Und haben Sie bereits vergeben? Wenn nicht: Es ist ja nie zu spät! Tun Sie es jetzt!
Aber vergessen Sie bitte nicht die ehrliche Absicht dahinter. Die Macht und die Wirksamkeit des Gebets werden nicht durch Rituale angeregt und erlangt, sondern durch die Ehrlichkeit unserer Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen.
Aber wie macht man das, so kurz vor dem Gebet?
Sie müssen nun nicht jede Person einzeln aufsuchen und ihr persönlich mitteilen, dass Sie ihr vergeben. Das können Sie tun, und es wäre in manchen Fällen sicher sinnvoll und gut. Aussprachen können helfen, Dinge in Beziehungen zu klären. Sie müssen das aber nicht.
Es genügt, wenn Sie sich Personen und die jeweiligen Situationen vor Ihr geistiges Auge holen und erhrlich vergeben. Das meint: nachhaltig und dauerhaft vergeben. Bei der nächsten Begenung mit diesen Personen oder auch nur in Ihren Gedanken an diese Personen sollten Sie dann nichts nachtragen. Es ist vergeben.
Ja, das kostet Überwindung! Womöglich sehr viel Überwindung. Ein Vorfall am Arbeitsplatz könnte beispielsweise die Frage aufwerfen: »Bin ich wirlich bereit, meinem Arbeitskollegen seine freches, hinterhältiges und intrigantes Verhalten zu verzeihen und ihm zu vergeben?« – Vermutlich werden Sie das nicht schaffen. Nicht jetzt, nicht sofort.
Aber Vergebung lässt sich üben. Wenn Sie damit keine Erfahrung haben, müssen Sie erst lernen, wie es geht, wie es sich anfühlt und wie es sich auswirkt.
Beginnen Sie deshalb nicht mit dramatischen Ereignissen, sondern wählen Sie Situationen, die Sie selbst weniger belasten.
Ein Beispiel, unabhängig davon, ob es für Sie zutrifft, oder nicht: Ihr Partner hat Sie in einer eher nebensächlichen Angelegenheit belogen. Sie haben es gemerkt und ärgern sich darüber. Wären nun Vorwürfe ein adäquates Mittel? Würde das die Beziehung fördern, weil es ja Klarheit schafft? Versuchen Sie es mit Verzeihen, ohne Vorwürfe. Ausgesprochen oder im Stillen, wichtig ist nur: Es sollte Ihre Haltung in der Beziehung zu Ihrem Partner nicht länger belasten.
Wir könnten viele weitere Beispiele aufführen, schließlich leben wir alle mit zahlreichen Menschen mehr oder weniger eng zusammen, und dabei kommt es immer wieder zu kleinen und großen Konflikten: in den Familien, im Freundeskreis, unter Bekannten, unter Nachbarn, in Vereinen, in Schulen und am Arbeitsplatz oder ganz einfach an der Fleischtheke und an der Kasse im Supermarkt.
Sie haben ganz sicher viele Erfahrungen gemacht, in denen Sie sich belogen, beleidigt, zurückgesetzt, nicht wertgeschätzt, ungerecht behandelt und angegriffen fühlten. Wählen Sie daraus zunächst nur einen kleinen Vorfall, keineswegs mehr als zwei, aus dem engeren Personenkreis. Schließlich müssen Sie auch Gelegenheit haben, zu erfahren, wie es sich anfühlt, und wie es sich bei der nächsten Begegnung mit diesem Menschen auswirkt. Wie es sich in Ihnen und in der Bezeihung auswirkt. Auch, oder gerade dann, wenn nicht mehr darüber gesprochen wird.
Ja, Vergebung ist schwer! Aber wir können Sie nur ermuntern, es zu versuchen. Sie wollen doch, dass Ihr Gebet wirkt?
Alles erledigt? Sind sie bereit?
Dann kommen wir jetzt zum praktischen Teil. Suchen Sie also einen ruhigen, abgeschiedenen Ort auf. Ein Zimmer, einen Raum, in dem Sie ungestört sind. Es muss und sollte niemand mitbekommen, dass Sie nun beten werden.
Entspannen Sie sich. Machen Sie es sich bequem. Es ist nicht nötig, irgendeine besondere Körperhaltung einzunehmen. Sie müssen nichts tun. Sie müssen weder knien, noch auf dem Boden liegen, noch die Hände falten. Sie können es tun, wenn Sie mögen. Sie müssen aber nicht. Nehmen Sie eine Haltung ein, die Ihnen ganz natürlich, selbstverständlich und entspannt vorkommt. Sie sollten sich dabei wohlfühlen.
Seien Sie nur einfach locker und versuchen Sie, die Welt um sich herum zu vergessen. Sie sollten wirklich ungestört sein und sich durch nichts stören lassen. Nur für zwei, drei Minuten.
Wenn Sie soweit sind, fangen Sie an, zu beten. Versuchen Sie zunächst nicht, Ihr Gebet mit eigenen Sätzen oder Wünschen anzureichern. Sprechen Sie einfach die Sätze, die uns Jesus empfohlen hat. Da steckt alles drin, was Sie brauchen, um das Gespräch mit Gott erfolgreich zu führen. Mehr ist wirklich nicht nötig. Alles andere, was Sie bewegt, ist darin impliziert.
Sprechen Sie das Gebet laut und hören Sie sich selbst dabei zu.
Und nun: Seien Sie kritisch mit sich selbst! Nehmen Sie einmal kurz die Rolle des Empfängers ein, an den diese Worte gerichtet waren. Wie klang das? War das ehrlich? Würden Sie dem, der da gesprochen hatte – also sich selbst! – das abnehmen, was er da von sich gab? Denken Sie, das hat er ernst gemeint?
Wenn nicht: An welcher Stelle klang es weniger oder gar nicht überzeugend? Wenn Sie diese Stelle (oder auch mehrere) ausgemacht haben, dann können Sie Ihrem Sprecher vielleicht ein paar hilfreiche Tipps geben: Was muss er tun, damit sein Gebet ehrlich klingt und überzeugt? Geben Sie ihm die nötigen Handlungsempfehlungen! Und geben Sie ihm eine zweite Chance. Oder auch eine Dritte. – Es muss nicht gleich sein. Vielleicht heute Abend oder morgen oder nächste Woche.
Sie haben nun gesehen: Das Gebet besteht aus zwei Teilen. Dem eigentlichen Gebet und dem Tun drumherum bzw. zwischen zwei Gebeten. Da passiert ja immer irgendetwas. Das lässt sich auch gar nicht vermeiden.
Aber einiges von dem, was da passiert, wird im Gebet womöglich bedeutsam. Über Vergebung hatten wir bereits nachgedacht. Doch Vergebung alleine genügt nicht.
Der Erklärung Jesu in Matthäus 6,14-15 steht beispielhaft für alle Bitten, wenn die Bitte um Vergebung auch besonders schwergewichtig sein mag.
Hier ein paar Beispiele für Bitten, die in Gebeten vorkommen und was sie voraussetzen:
Sie sehen, es geht letztendlich darum: Gemäß der eigenen Bitten handeln!
Was wären Ihre größten Bitten?
Die Bitte um das tägliche Brot im Vaterunser soll nun exemplarisch näher beleuchtet werden. Wie hängt sie mit unserem Alltag und mit unseren ganz persönlichen Bedürfnissen zusammen?
Wir beten die Zeile »Unser tägliches Brot gib uns heute«. Vielleicht fragen Sie sich, was denn Gott damit zu tun habe. Schließlich gehen Sie arbeiten, verdienen Geld, und kaufen sich, was Sie an Lebensmitteln benötigen. Oder Ihr Partner verdient das Geld. Oder Ihre Eltern. Oder Sie beziehen Rente, Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe. Aber: Ist das alles so selbstverständlich?
Als Rentner haben wir lange hart gearbeitet. Unser Rentensystem gewährt uns nun den Ruhestand. Auch, wenn es nicht viel sein mag: Rentner bekommen Geld, ohne dafür weiterhin arbeiten zu müssen.
Auch Arbeitslose und sozial Schwache fallen nicht völlig ins Bodenlose. Alles ist zwar knapp und Geld gibt es nur wenig, aber es gibt Brot. Niemand verhungert.
Die Rechte der Arbeitnehmer werden bei uns gesetzlich geschützt. Sklaverei, Fronarbeit und Ausbeutung werden geächtet. Selbst über den Lohn, der zu zahlen ist, bestimmen Gesetze und verhandeln Interessengruppen. Für Arbeit gibt es Lohn.
Das sind Errungenschaften unserer Gesellschaft, die keineswegs selbstverständlich sind. Beispiele, wie es anders laufen kann, erleiden viele Millionen Menschen täglich auf dieser Welt.
Ebenso wenig ist es selbstverständlich, Arbeit zu haben. Man hat sie, aber man kann sie sehr schnell verlieren. Auch in unserem Staat.
»Unser tägliches Brot gib uns heute« erinnert uns daran, dass es eben nicht selbstverständlich ist, jeden Tag satt sein zu dürfen. Die Generationen vor uns und wir selbst haben dafür gerungen, und wir müssen in politischen Auseinandersetzungen immer wieder dafür neu eintreten, dass unser soziales Netz nicht reißt. Renten, Arbeitslosengeld, Sozialhilfe und Mindestlöhne stehen immer wieder auf dem Prüfstand, wenn der Gürtel enger zu schnallen ist oder politische Machtspiele gespielt werden.
Wir müssen täglich dafür sorgen, dass wir unseren Arbeitsplatz behalten. Möglichst lange. Immer weniger Menschen rechnen damit, dass sie in ihren Jobs bis zum Rentenalter bleiben werden. Immer mehr junge Menschen wechseln von erfolgreich abgeschlossenen Ausbildungen und Studiengängen direkt in die Arbeitslosigkeit.
Es ist der Kampf um immer weniger Arbeitsplätze, von denen viele nicht einmal mehr zum Leben das nötige Einkommen beisteuern. Immer mehr Menschen haben zwei oder drei kleinere Jobs gleichzeitig. Selbst Rentner sind längst darauf angewiesen, um ihr Auskommen zu bestreiten.
Das alles ist anstrengend und kostet Kraft. Die Angst vor dem sozialen Abstieg macht immer mehr Menschen krank. Gut, wenn wir uns darüber im Klaren sind und um Kraft bitten. Denn es kann uns selbst treffen.
»Unser tägliches Brot gib uns heute« meint: Sich bewusst sein, dass man dafür eintreten muss. Es ist eben nicht selbstverständlich. Es fällt auch nicht vom Himmel.
Man muss für sich sorgen können, aber auch für andere. Man muss dafür eintreten, dass unser soziales Netz fester und engmaschiger wird. Dort, wo es schwach und löchrig geworden ist, kann und sollte man selbst aktiv werden und einen winzigen Faden spinnen, der für irgendeinen anderen, bedürftigen Mitmenschen »Unser tägliches Brot gib uns heute« meint. Solche Fäden könnten Spenden sein, aber auch die aktive Mitarbeit in einer kleinen, regional aufgestellten Hilfsorganisation. Auch in Ihrer Nähe gibt es vielleicht Organisationen und Vereine, die Ihre Hilfe gut brauchen könnten.
»Unser tägliches Brot gib uns heute« meint darüber hinaus die konkrete Bitte und Hoffnung, dass wir selbst nicht in Not geraten und durch ein rissiges Loch im Netz plumpsen. Und wenn doch, dann möge jemand da sein, der einen Faden spinnt, der uns trägt. Treffen kann es jeden.
Wir haben keine Garantien dafür, unbeschadet durch das Leben zu gleiten. Und so, wie wir selbst auf Hilfe und Unterstützung hoffen und angewiesen sind, wenn es schief läuft, können wir selbst helfen und unterstützen, wo für einen Mitmenschen Hilfe nötig ist.
Welche Aspekte in »Unser tägliches Brot gib uns heute« für Sie ganz persönlich wichtig sind, das wissen nur Sie. In Ihrem Gebet werden genau diese Aspekte sehr deutlich mitschwingen, wenn Sie das Gebet ernst nehmen. Es ist keine leere Floskel. Es ist ihr vertrauliches Gespräch mit Gott, in dem nur eins Bedeutung hat: Sie selbst.
Sie sehen: Der erste Teil unseres Workshops ist leicht zu praktizieren. Man betet einfach. Doch vergessen Sie den zweiten Teil nicht! Je nachdem, wie sie ihn gestalten, kann sich diese Übung über lange Zeiträume erstrecken. Womöglich über den Rest Ihres Lebens.
Wir haben versucht, am Beispiel der Vergebung und am Beispiel der Bitte um das tägliche Brot aufzuzeigen, welchen Sinn beten haben kann. Vielleicht haben Sie nun Lust, einmal über die anderen Sätze im Vaterunser nachzudenken. Vielleicht finden Sie selbst heraus, was diese Bitten für Sie und für das Zusammenleben mit Ihren Mitmenschen bedeuten mögen.
Und dann – allerdings erst dann! –, werden Sie in der Lage sein, Ihr Gebet mit eigenen, sehr persönlichen Formulierungen von Bitten, Wünschen und Dankesbezeugungen anzureichern.
Dies deshalb, weil Sie erst dann erfahren haben und wissen, welche Bitten Sinn machen. Sie wissen dann auch, welche Bitten und Wünsche auf den ersten Blick zwar toll erscheinen mögen, aber komplett unsinnig sind, weil Sie beispielsweise nur Ihren Nutzen bedeuten ohne Rücksicht auf Ihre Mitmenschen und diesen womöglich sogar schaden. Sie haben dann erfahren, wofür Sie zu danken haben, aus einer Dankbarkeit für etwas, zudem Sie nichts oder nur wenig beitrugen, wo andere viel beisteuerten, oft unsichtbar und wie selbstverständlich.
Doch all das macht keinen Sinn, wenn Sie Ihren eigenen Bitten im Gebet nicht folgen!
Wenn Sie beispielsweise beim Abendessen um Gottes Segen für diese Speise und für die Tischgemeinschaft bitten, dann sollten Sie das auch ernst nehmen, damit es keine leeren Worte sind und kein »Geplapper« ist. Sie sollten respektvoll mit der Natur und mit Lebensmitteln umgehen. Sie sollten jene respektvoll betrachten, die die Herstellung der Lebensmittel und der fertigen Speisen durch ihre Arbeit ermöglicht haben. Sie sollten dankbar sein für Ihre Lebensumstände, denn nicht jeder Mensch kann vor vollen Tellern beim Essen sitzen. Sie sollten denen Respekt erweisen, die mit Ihnen essen. Und jenen, denen Sie womöglich etwas zu vergeben haben ...
Respekt erweisen, wertschätzen, dankbar sein – nicht durch Worte, sondern durch Ihr Verhalten ausgedrückt, durch Ihr Handeln. Dieses Handeln wird angetrieben aus Ihren eigenen Bitten heraus, und es dient in erster Linie Ihnen selbst!
Ja, das alles klingt kompliziert! Es erwartet viel Engagement von Ihnen. Man muss sogar über den eigenen Schatten springen können. Und man muss dran bleiben. Nicht nur reden, handeln!
Aber womöglich ist es genau das, weshalb viele nicht an die Macht des Betens glauben: Sie nehmen das Gebet nicht ernst. Sie können nicht erfahren, wie es wirkt.
Zwar können wir dafür nicht garantieren, aber wenn Sie dieser kurzen Anleitung, die wir hier gegeben haben, einmal versuchsweise folgen, dann kann es gut sein, dass auch Sie zu dem Schluss kommen: Beten tut nicht nur gut, es hilft. Sehr konkret, sehr praxisnah, und es wirkt!
Beten entfaltet seine Macht dort, wo Menschen das Gebet ernst meinen.
Die Macht des Betens – sie steckt auch in Ihnen!
– Hinweis –
Unsere kleine Reihe »Gedankenpausen« ist eine Sammlung unterschiedlicher Texte für Zwischendurch zu Fragen und Themen aus Gesellschaft, Kirche und Religion. Es lohnt sich womöglich, da mal reinzuschauen:
Kleine Pausen für neue oder neu zu denkende Gedanken.
Hier haben wir ausgewählte Artikel zusammengestellt, die zu verschiedenen Beiträgen unserer Webseite entstanden sind.
Der Artikel enthält in tabellarischer Form eine Übersicht der bei uns verfügbaren Gebete. Hier finden Sie auch Gebete für jeden Tag der Woche.
Zusätzlich wird in einer kleinen Abhandlung der Sinn des Betens erläutert. Es wird erklärt, wie wichtig Vertrauen in der Beziehung zu Gott ist. Aufgezeigt wird, warum es sinnvoll und wichtig sein kann, Gebete über vorgegebene Texte hinaus für den ganz persönlichen Dialog mit Gott zu gestalten.
Unsere Übersicht verweist auf die Gebetstexte und Gebetssammlungen, die derzeit auf unseren Seiten verfügbar sind. In einer kleinen Abhandlung erklären wir, worauf es beim Beten ankommt.
Das Vaterunser ist das wichtigste Gebet für alle Christen. Es passt zu jedem Anlass. Wir zeigen in diesem Artikel das Vaterunser in der modernen Fassung und nach der Lutherbibel von 1545.