Das Buch der Psalmen

Psalm X.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

X.

 

Ps 10,1-18

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Gott stürzt die Gottlosen und rettet die Demütigen (2)

Die beiden Psalmen 9 und 10 sind als ein Psalm zu verstehen un d im Zusammenhang zu lesen.

 

 

Der Psalm 10 aus Luthers Biblia 1545

 

 

Psalm 10, 17%2C

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

Der Pſalter.

 

 

X.

 

HERR / warumb tritte­ſtu ſo ferne? Verbirgeſt dich zur zeit der not?

b

Scilicet, docen­do et nocendo ſu­perbit confi­den­ter, quaſi re opti­me geſta.

2Weil der Gott­lo­ſe b vber­mut treibet / mus der Elende leiden / Sie hengen ſich an einander / vnd erdencken bö­ſe Tück.

3Denn der Gott­lo­ſe rhümet ſich ſei­nes mutwillens / Vnd der Geitzige ſegenet ſich / vnd leſtert den HER­RN.

4Der Gott­lo­ſe iſt ſo ſtoltz vnd zornig / Das er nach niemand fra­get / In allen ſei­nen tücken helt er Gott fur nichts.

Erbeit vnd leſſts im ſawr wer­den / doch gern / Das ſein thun beſtehe vnd fort gehe.

5Er feret fort mit ſei­nem thun jmerdar Deine Ge­rich­te ſind ferne von jm / Er handelt trötzig mit allen ſei­nen Feinden.

6Er ſpricht in ſei­nem her­tzen / Ich wer­de nimer mehr darnider ligen / Es wird fur vnd fur keine not haben.

→Rom.3.

7Sein Mund iſt vol fluchens / falſches vnd trugs / Seine Zungen richt mühe vnd erbeit an.

8Er ſitzt vnd lauret in den Höfen / Er erwürget die Vn­ſchül­di­gen heimlich / Seine Augen hal­ten auff die Armen.

9Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle / Er lauret das er den Elenden erhaſſche / Vnd er haſſchet jn / wenn er jn in ſein netze zeucht.

10Er zuſchlehet vnd drücket nider / Vnd ſtöſſet zu boden den Armen mit ge­walt.

11Er ſpricht in ſei­nem her­tzen / Gott hats vergeſſen / Er hat ſein Andlitz verborgen / Er wirds nimer mehr ſe­hen.

12Stehe auff HERR Gott / erhebe deine Hand / Vergis des Elenden nicht.

13Warumb ſol der Gott­lo­ſe Gott leſtern / vnd in ſei­nem her­tzen ſprechen / Du frageſt nicht dar­nach?

14Du ſi­heſt ja / Denn du ſchaw­eſt das elend vnd jamer / Es ſtehet in deinen Henden / Die Armen befelhens dir / Du biſt der Waiſen Helffer.

15Zubrich den arm des Gott­lo­ſen / vnd ſu­che das bö­ſe / So wird man ſein gottlos we­ſen nimer finden.

16Der HERR iſt König jmer vnd Ewiglich / Die Hei­den müſſen aus ſei­nem Land vmbko­men.

17Das verlangen der Elenden höreſtu HERR / Ir hertz iſt gewis / das dein Ohre drauff mercket.

18Das du Recht ſchaffeſt dem Waiſen vnd Armen / Das der Menſch nicht mehr trotze auff Erden.

 

 
 

 

Biblia 1545

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Biblia 1545

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Rom.
Ro.
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Biblia Vulgata:
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Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 10 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: HERR

1: tritteſtu

2: Gottloſe

2: Tück

4: fur

6: ligen

6: fur vnd fur

7: erbeit

9: Lew

9: hüle

9: zeucht

10: zuſchlehet

11: Andlitz

14: Henden

15: Zubrich

15: gottlos

16: Heiden

16: vmbkomen

17: höreſtu

  

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 10

* Warnung!
* function get_wort():
* Suchwort: vmbko­men, korrigiert --> vmbko­men
* Die Datei /home/strato/http/premium/rid/95/10/5639510/htdocs/lutherdeutsch/woerter/v/wdb-vmbko­men.php existiert nicht!

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſ­ſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

SK Version 21.11.2024  

→Register

tritteſtu

trittst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von treten (Verb)

 

Präsens:

tritteſtu: trittst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

tritteſtu: du trittst (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !

tritteſtu? (antworte mir!) ... trittst du ... ?

 

→Psalm 10,1

 

warumb tritteſtu ſo ferne?

 

a) Sag doch! Warum gehst Du soweit weg?

b) Warum nur hast du dich soweit entfernt!?

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Gottloſe

 

Gotloſe

Gottlose, der

Substantivierung von: →gottlos (Adjektiv)

 

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott.

2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Got­tes missachtend

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Tück

Tücke, die

heimtückische Boshaftigkeit;

heimtückische Handlung;

verborgene Eigenschaft einer Sache, die jemanden in eine ärgerliche oder gefährliche Situation bringen kann.

 

→Psalm 10,2

 

Sie hengen ſich an einander / vnd erdencken bö­ſe Tück.

 

Sie hängen sich aneinander und denken sich Boshaftigkeiten aus.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

ligen

liegen (Verb)

 

eine flache, ausgestreckte, ruhige oder waagerechte Position oder Körperhaltung einnehmen.

 

Anmerkung:

 

Das Luther-Wort ligen (liegen) sollte nicht mit liegen (lügen) verwechselt wer­den.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

fur vnd fur

immerfort

eigentlich: vor und vor

 

vorwärts und vorwärts

weiter und weiter

 

unaufhörlich vorwärts in der Bewegung, andauernd, immerfort vorwärts, immerfort, auf Ewig, ewiglich, usw.

 

→Psalm 61,7

 

DV gibſt einem Könige langes leben / Das ſei­ne jare wehren jmer fur vnd fur.

 

Du gibts einem König langes Leben, damit seine Jahre währen immer weiter und weiter.

 

 

→Psalm 146,10

 

Der HERR iſt König ewiglich / Dein Gott Zion fur vnd fur

 

Der HERR ist König ewiglich, dein Gott, Zion, immerfort.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Erbeit

Arbeit, die

Erbeit, erbeit
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
164 104 33 20

mhd: arebeit, arbeit

1) ursprünglich: Tätigkeit des Knechts, bevorzugt in der Feldarbeit als Tagelöhner

2) Tätigkeit, um den Unterhalt zu verdienen

 

→Psalm 90,10

 

Vn­ſer Leben wehret ſiebenzig Jar / wens hoch kompt ſo ſinds achtzig jar / Vnd wens köſtlich ge­we­ſen iſt / ſo iſts Mühe vnd Erbeit ge­we­ſen /

 

Unser Leben dauert siebzig Jahre. Wenn es hoch kommt, dann sinds <auch> achtzig. Und wenn es ein erfülltes Leben war, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen.

 

→Psalm 128,2

 

Du wirſt dich neeren deiner hende erbeit /

 

a) Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit.

b) Du wirst mit Arbeit deinen Unterhalt verdienen.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Lew

 

Lewe

Löwe, der

a) das Tier: der Löwe

b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.

 

Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

→Hiob 10,16

 

Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /

 

Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Hüle

Höhle, die

natürlicher Raum in Böden und an den Hängen von Hügeln und Bergen;

 

Schutz und Lebensraum, für Tiere, aber auch für Menschen.

 

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

 

→Psalm 17,12

 

Wie ein junger Lewe der in der hüle ſitzt.

 

Wie ein junger Löwe, der in einer Höhle sitzt.

 

 

→Psalm 142,1

 

Ein Vnterweiſunge Dauids zu beten / Da er in der Hülen war.

 

Eine Unterweisung Davids, <niedergeschrieben> als er in der Höhle war. Ein Gebet.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

zeuchen

zeuchen (Verb; veraltet)

zeucheln (Verb; veraltet)

ziehen (Verb)

ziehen (in jeglichem Sinn), zerren, raffen.

 

er zoch: er zog (3.Pers. Prä.)

 

→Psalm 40,3

 

Vnd zoch mich aus der grawſamen Gru­ben

 

Und zog mich aus der grausamen Grube

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

zerſchlagen

 

zeſchlagen

 

zurſchlagen

 

zuſchlagen

zerschlagen (Verb)

1. von Gegenständen: in Stücke schlagen

2. von (menschlichen) Leibern: in Stücke hauen, zerteilen, zerschmettern

3. durch Schlagen verletzen, Wund schlagen

 

 

Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:

 

  • zerſchlagen
  • zeſchlagen
  • zuſchlagen.
  • zurſchlagen.

 

Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«

 

Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:

 

→zer- | zer- (Vorsilbe).

 

 

→Psalm 51,10

 

Das die Gebeine frö­lich wer­den / die du zeſchlagen haſt.

 

Damit die Knochen fröhlich wer­den, die du zerschlagen hast.

 

 

→Psalm 2,9

 

Du ſolt ſie mit einem eiſern Scepter zuſchlahen / Wie Töpffen ſoltu ſie zeſchmeiſſen

 

Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen. Du sollst sie wie Tontöpfe zerbrechen!

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Andlitz

Antlitz, das

Gesicht, Angesicht

 

→Psalm 4,7

 

Aber HERR erhebe vber vns das Liecht deines andlitzs.

 

Luther: (Liecht des andlitzs) Jſt freundlich vnd gnedigs anſehen.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Hand

 

Hende

Hand, die

 

Hände, die

→Psalm 141,2

 

Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.

 

Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Er­he­ben meiner Hände wie ein Abendopfer.

 

Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben mei­ner Hände als Abendopfer.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

zerbrechen

 

zebrechen

 

zubrechen

zerbrechen (Verb)

et­was vollständig, gänzlich brechen

 

1) Gegenstände, Gerätschaften: in Stücke brechen

2) Speisen (wie z. B. Brot): brechen

3) Steine, Erze: in Stücke brechen, zerstoßen

4) Gebäude, Bauten, Anlagen: niederreißen, einreißen, zum Einsturz bringen

5) Körper und Glieder von Menschen oder Tieren: in Stücke teilen

5) Menschlicher Geist, Wille: den Willen brechen

 

 

Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:

 

  • zerbrechen
  • zebrechen
  • zubrechen.

 

Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«

 

Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:

 

→zer- | zer- (Vorsilbe).

 

 

→Psalm 28,5

 

Denn ſie wöl­len nicht achten auff das Thun des HERRN / noch auff die werck ſei­ner Hende / Da­r­umb wird er ſie zebrechen vnd nicht bawen.

 

Denn sie wollen weder die Taten des HERRN respektieren noch die Werke seiner Hände. Deshalb wird er sie [ihren Geist, ihre Absichten] brechen und nicht aufbauen [gedeihen lassen, bestärken, fördern].

 

 

→Psalm 10,15

 

Zubrich den arm des Gott­lo­ſen

 

Zerbrich den Arm der Gottlosen

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

gottlos

gottlos (Adjektiv)

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

a) Zustand: los von Gott; von Gott verlassen; ohne Gott.

b) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Got­tes missachtend

 

→Psalm 10,15

 

So wird man ſein gottlos we­ſen nimer finden.

 

So wird man sein gottloses Wesen niemals finden.

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Heiden

Heiden, die

 

Heide, der

Heiden
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
684 412 120 152

Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.

 

(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.

 

Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.

 

 

→1Sam 8,5

 

vnd [ſie] ſpra­chen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt wor­den / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Hei­den haben.

 

... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt ge­wor­den und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«

 

 

Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.

 

Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.

 

→ Mt 18,17

 

Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.

 

Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.

 

 

→1Tim 5,8

 

So aber jemand die ſei­nen / ſon­der­lich ſei­ne Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.

 

Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

vmbko­men

umkommen (Verb)

→Psalm 83,18

 

Schemen müſſen ſie ſich vnd erſchrecken jmer mehr vnd mehr / Vnd zu ſchan­den wer­den vnd vmbko­men.

 

Schämen müssen sie sich und immer mehr und mehr erschrecken. Sie müssen zuschanden wer­den und umkommen.

 

 

SK Version 03.12.2024  

→Register

höreſtu

hörst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von hören (Verb)

 

Präsens:

höreſtu: hörst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

höreſtu: hörst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!

 

→Psalm 10,17

 

Das verlangen der Elenden höreſtu HERR / Jr hertz iſt gewis / das dein Ohre drauff mercket.

 

Den Wunsch der Elenden hast du gehört, HERR! Ihr Herz ist sich sicher, dass dein Ohr es vernommen hat.

 

Hier wird im zweiten Satzteil mit »iſt gewis« die Absolutheit des »höreſtu« noch betont.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
Anhang

Der Psalm 10 im evangelischen Kirchenjahr

Ordnung der Predigtexte und Lesungen 1978/1979 - 2017/2018

2. Sonntag der Passionszeit – Reminiszere | Psalm 10,4.11-14.17-18

Das evangelische Kirchenjahr

→Sonntag Reminiszere 2012/2013

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Lied­aus­wahl für die Wo­che so­wie die Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 
Sabrina

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