Warum kann am 4. Advent Heiligabend sein?

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4. Advent

Heiligabend

 

Warum kann am
4. Advent Heiligabend sein?

 

 

 

4. Advent am 24. Dezember | Grafik: Geschütztes Bildmaterial

Abbildung: Warten auf die Geburt Christi – 4. Advent am 24. Dezember
Grafik: Geschütztes Bildmaterial

 

Der vierte Advent an Heiligabend

Der 4. Sonntag im Advent kann zugleich Heiligabend sein, denn nach der Regel für die Berechnung der Adventszeit ist der 4. Advent immer der Sonntag vor dem Christfest, vor dem 1. Weihnachtstag. Fällt der 1. Weihnachtstag auf einen Montag, dann ist am 24. Dezember der 4. Advent.

Doch der 24. Dezember ist Heiligabend! Zwei verschiedene Feste an einem Tag? Zu feiern am selben Tag? Warum ist das so? Und wie soll das gehen?

 

Wie können zwei Feste auf denselben Tag fallen?

Der Unterschied zwischen kirchlichem und bürgerlichem Tag

Nach christlichem Verständnis, das in der jüdischen Tra­di­ti­on wur­zelt, be­ginnt der neue Tag nicht um Mit­ter­nacht, son­dern an Abend mit Ein­bruch der Dun­kel­heit. Grob kann da­für die Zeit­an­ga­be 18 Uhr ge­wählt wer­den, doch dies ist nicht ver­bind­lich, da sich in un­se­ren Brei­ten die Län­ge der Nacht­stun­den im Jah­res­lauf stark ändert.

Ein kirchlicher Tag beginnt demnach mit Sonnenuntergang (oder 18 Uhr) und endet am nächsten Kalendertag mit Sonnenuntergang (vor 18 Uhr). Ein kirchlicher Tag überspannt zwei Kalendertage.

Weil der größere Teil des kirchlichen Tages auf dem zwei­ten Ka­len­der­tag liegt, wird er i. d. R. dem zwei­ten Tag zu­ge­ord­net: Der kirch­li­che Tag er­scheint im Ka­len­der unter dem Da­tum des zwei­ten Ka­len­der­tags.

Dies ist der Grund dafür, warum ei­ni­gen kirch­li­chen Fes­ten (Weih­nach­ten, Kar­frei­tag, Os­tern) »stil­le Ta­ge« vo­r­aus­ge­hen (Hei­lig­abend, Grün­don­ners­tag, Kar­sams­tag), die zwar kei­ne ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ge sind, die aber den­noch ei­nen be­son­de­ren ge­setz­li­chen Schutz ge­nie­ßen. Die­se Ta­ge ent­hal­ten den klei­ne­ren Teil des kirch­li­chen Fes­tes, von ca. 18 Uhr bis Mit­ter­nacht. Auch dem kirch­li­chen Neu­jahrs­tag geht der Alt­jahrs­abend (Sil­ves­ter) voraus.1

Die evangelischen Kirchenordnungen ken­nen als Abend­an­dacht, als Abend­ge­bet oder als klei­nen Abend­got­tes­dienst die →Vesper. Sie findet abends statt, nach Son­nen­un­ter­gang. Die Ves­per lei­tet so­mit ei­nen kirch­li­chen Tag, Fest­tag oder Sonn­tag ein. Mit ihr be­gin­nen die Ta­ges­fei­er­lich­kei­ten.

Das ist der Grund dafür, warum man zwei unterschiedliche kirchliche Fes­te, die auf das­sel­be Ka­len­der­da­tum fal­len, auf zwei Got­tes­diens­te an zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ka­len­der­ta­gen auf­tei­len kann.

Im evangelischen Kirchenkalender finden sich oft solche Empfehlungen oder Vorgaben für eine Aufteilung: Trifft beispielsweise ein Gedenktag für einen Apostel auf einen wichtigen Sonntag, dann kann das Apostelfest auf den Samstag davor verschoben wer­den. So heißt es dann meist. Gemeint ist: in den Abendgottesdienst (Vesper) des Samstags verschieben. Zwar hat sich durch die Verschiebung das kalendarische Datum geändert, beide Gottesdienste (Vesper und Hauptgottesdienst am folgenden Tag) finden aber noch immer am selben kirchlichen Tag statt.

 

1 Streng genommen gehören die beiden evangelischen Feste →Altjahrsabend und →Neujahrstag zu einem einzigen Festtag, der leider so nicht in den Kirchenkalendern steht und »Jahreswechsel« heißen könnte. Altjahrsabend ist die Vesper zum Jahreswechsel, Neujahr der Hauptteil mit Hauptgottesdienst.

 

Die Auswirkungen für Heiligabend

Kirchlich betrachtet beginnt der 1. Weihnachtstag, unser kalendarischer 25. Dezember, daher nach Sonnenuntergang am 24. Dezember. Eingeleitet wird das Christfest am 24. Dezember mit der →Christvesper.

Dieser Abend wird nach katholischer Tra­di­ti­on auch »Hei­lig­abend« ge­nannt. Ge­meint ist – im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes! – nur der Abend! Nicht der Tag. Doch die Be­zeich­nung hat sich im üb­li­chen Sprach­ge­brauch längst auf den ge­sam­ten Tag aus­ge­dehnt, weil es so in ge­druck­ten Ka­len­dern er­scheint, oh­ne ei­nen Hin­weis auf den Be­ginn am Abend. Ge­druck­te Ka­len­der ge­ben kei­ne Über­lap­pun­gen kirch­li­cher Ta­ge wie­der. Doch nie­mand wun­dert sich, wa­rum schon mor­gens Hei­lig­ABEND sei. Nie­mand nimmt An­stoß da­ran, wa­rum vie­le an ei­nem so wich­ti­gen Tag im Jahr – im­mer­hin wird die Ge­burt Je­su ge­fei­ert! – noch bis in die spä­ten Nach­mit­tags­stun­den ar­bei­ten müs­sen. Nun soll­te es klar sein: Hei­lig­abend be­ginnt nach Son­nen­un­ter­gang.

 

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Abbildung: 4. Advent und Heiligabend am 24. Dezember

Die Grafik zeigt, wie sich die kirchlichen Feste →Christvesper (»Heiligabend«), →Christfest 1 (1. Weihnachtstag) und →Christfest 2 (2. Weihnachtstag) mit ihren Gottesdiensten auf die Kalenderdaten vom 24. bis zum 26. Dezember verteilen.

Die türkisfarbenen Kästchen und Linien zeigen die Grenzen der Tage im bürgerlichen Kalender.

Die violetten Kästchen und Linien zeigen die Grenzen der kirchlichen Tage. Zusätzlich findet sich in Violett und Rot die Lage der wesentlichen Andachten und Gottesdienste innerhalb der kirchlichen Tage.

Der 4. Advent beginnt am 23. Dezember nach Sonnenuntergang (hier: 18 Uhr) und endet entsprechend am 24. Dezember um 18 Uhr. Sein Hauptgottesdienst findet am Sonntagvormittag statt.

Am 24. Dezember schließt sich nach Sonnenuntergang »Heiligabend« an, der mit einer Christvesper gefeiert wird. Zwischen etwa 22 Uhr (24.12.) und 4 Uhr morgens (25.12.) liegt die →Christnacht. In diesem Zeitfenster finden in evangelischen Kirchen Gottesdienste statt.

Der größere Teil des 1. Weihnachtstages (Christfest 1) fällt auf den 25. Dezember, weshalb er als »Weihnachten« in den bür­ger­lichen Kalendern steht. Sein Hauptgottesdienst findet ebenfalls am 25. Dezember statt, weshalb der Got­tes ­dienst Christfest 1 auch in den evangelischen Kirchenkalendern am 25. Dezember zu finden ist. Seine Vesper allerdings, in diesem Fall der Gottesdienst an Heiligabend, wird am kalendarischen 24. Dezember abends begangen.

Zur weiteren Begriffserklärung siehe auch die Artikel →Mette und →Vesper.

Credits: Grafik ©by Sabrina | www.stilkunst.de | Nutzung unter →CC BY-SA

 

Die Auswirkungen für den 4. Advent

Nichts anderes gilt für den 4. Advent, auch wenn gedruckte Kalender scheinbar eine andere Wahrheit vermitteln: Der 4. Advent beginnt am Samstag nach Sonnenuntergang und endet am folgenden 4. Sonntag im Advent mit Sonnenuntergang. Mit Sonnenuntergang beginnt ein neuer kirchlicher Tag.

Übrigens: Eine neue Kerze am Adventskranz darf daher getrost schon am Sams­tag vor dem je­wei­li­gen Ad­vents­sonn­tag an­ge­zün­det wer­den – nach Son­nen­un­ter­gang! –, so, wie der »Christ­baum«, der »Weih­nachts­baum«, be­reits an Hei­lig­abend er­leuch­tet wird.

 

Warum fällt der 24. Dezember
auf unterschiedliche Wochentage?

In normalen Jahren ist das Kalenderjahr mit seinen 365 Tagen um einen Tag länger als 52 Wochen (das wären 364 Tage). Daher verschieben sich feste Daten wie der 24. Dezember von Jahr zu Jahr um einen Tag nach vorn.

Ist in einem Jahr der 24. Dezember ein Montag, dann wird er im nächs­ten Jahr ein Dienstag sein. Und so wandert der 24. Dezember von Jahr zu Jahr über alle Wochentage.

Doch die Schaltjahre mit ihren 366 Tagen sorgen dafür, dass das jeweilige Datum nach dem Schalttag im Verhältnis zum Vorjahr nicht nur um einen Tag, sondern um zwei Tage nach vorn springt. Ist der 24. Dezember in einem Jahr ein Montag und ist das folgende Jahr ein Schaltjahr, dann wird in diesem Jahr der 24. Dezember ein Mittwoch sein.

 

Der 4. Advent und Heiligabend
am 24. Dezember

Auch dann, wenn der 4. Advent kalendarisch den 24. Dezember und somit auf »Heiligabend« fällt, kollidieren die beiden Feste nach kirch­li­chem Verständnis daher nicht. Sie bleiben unabhängig und wer­den nach­ein­ander be­gan­gen, wenn auch am selben Kalenderdatum.

Wie erwähnt: Gedruckte Kalender können dieses Nacheinander der bei­den Fes­te am sel­ben Tag nicht wiedergeben. Es ist aber gut, zu wissen, wie die christ­li­che Tradition zu pflegen ist.

Fällt der 4. Advent auf den 24. Dezember, dann können Sie zum Früh­stück die Kerzen auf dem Adventskranz an­zün­den, und soweit es eben geht, niederbrennen lassen. Doch spätestens mit Sonnenuntergang sollten Sie die Kerzen löschen. Die Zeit des Wartens auf die Ankunft Christi ist vorbei. Das Licht der Adventskranzkerzen wird nun von den Kerzen des Christbaums überstrahlt wer­den. Es ist die Stunde, in der die Geburt Christi gefeiert wird.

Nebenbei: Darin begründet sich die deut­sche Tra­di­ti­on (durch­aus anders in an­der­en Lände­rn), den Brauch des Be­schen­kens be­reits am Abend des 24. De­zem­bers zu pfle­gen. Ja, be­reits an Hei­lig­abend gibt es Weih­nachts­ge­schen­ke! Nicht erst am ka­len­da­ri­schen Weih­nachts­tag. Wa­rum das so ist, soll­te nun klar sein.

Übrigens: »Weihnachtstag« – ein toller Begriff! Meint er nun Nacht? Oder Tag? Er meint wohl den Tag (24 Stunden), in dem die »Weihnacht« (vom 24. Dezember abends bis zum 25. Dezember morgens) liegt.

Diese Nacht ist in der kirchlichen Chronologie die Nacht, in der Jesus Christus geboren wurde. Die evangelischen Namen »→Christnacht« (statt »Weihnacht«) und »Christfest« (statt »Weihnachtstag«) drücken dies wun­der­bar aus, wobei sie zugleich zwischen Ge­burts­nacht und Fest­tag un­ter­schei­den.

 

Wie oft fallen der vierte Ad­vent und Hei­lig­abend zu­sam­men?

Gäbe es die Schaltjahre nicht, wäre in jedem siebten Jahr der vier­te Ad­vent am 24. Dezember und würde mit Hei­lig­abend zu­sam­men­fallen.

Doch durch die Schaltjahre wer­den im Ablauf Wo­chen­ta­ge über­sprun­gen. Da Schalt­jah­re in der Re­gel alle vier Jah­re auf­tre­ten, wird von den sie­ben Wo­chen­ta­gen in ei­ner Ab­fol­ge min­des­tens ei­ner, aber manch­mal wer­den auch zwei Ta­ge aus­ge­las­sen. Der vier­te Ad­vent und Hei­lig­abend fal­len be­reits nach sechs, manch­mal nach fünf Jah­ren zu­sam­men.

Durch ein Schaltjahr kann es auch passieren, dass ge­nau der Sonn­tag über­sprun­gen wird: Ist im ers­ten Jahr der 24. De­zem­ber ein Sams­tag und das zwei­te Jahr ein Schalt­jahr, dann wird der 24. De­zem­ber im zwei­ten Jahr ein Mon­tag sein.

Advent und Heiligabend können daher auch erst nach elf Jah­ren wie­der auf den ge­mein­sa­men Sonn­tag, den 24. De­zem­ber fal­len.

Es gibt also drei mögliche Abstände: Immer nach fünf, sechs oder elf Jahren ist Hei­lig­abend am 4. Ad­vent.

 

Der vierte Advent an Heiligabend
in den Jahren 1582 bis 2100

Betrachtet man die Kalender, um festzustellen, wie oft tatsächlich der 4. Advent am 24. Dezember war oder sein wird und somit ka­len­da­risch mit Hei­lig­abend zu­sam­men­fällt, er­gibt sich ei­ne fes­te Häu­fig­keit: In je­dem Jahr­hun­dert (17. bis 21. Jahr­hun­dert) ist vier­zehn­mal der 24. De­zem­ber ein Sonn­tag. Vier­zehn­mal fiel und fällt der vier­te Ad­vent in hun­dert Jah­ren auf Hei­lig­abend.

Seit Beginn des gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­ders (1582) bis zum Jahr 2100 fiel bzw. fällt der vier­te Ad­vent ins­ge­samt 72-mal auf den 24. De­zem­ber.

Unsere Tabelle zeigt alle Jahre in diesem Zeit­raum, in de­nen der 24. De­zem­ber ein Sonn­tag, und so­mit der 4. Ad­vents­sonn­tag, war oder sein wird:

 

Tabelle: Jahre mit Sonntag, den 24. Dezember
Der 4. Advent an Heiligabend

Die Links hinter den Jahreszahlen führen Sie zu den jeweiligen Kalenderblättern im Ewigen Kalender.

 

  Jahrhundert 16. 17. 18. 19. 20. 21.
  →1589 →1600 →1702 →1809 →1905 →2000
  →1595 →1606 →1713 →1815 →1911 →2006
    →1617 →1719 →1820 →1916 →2017
    →1623 →1724 →1826 →1922 →2023
    →1628 →1730 →1837 →1933 →2028
    →1634 →1741 →1843 →1939 →2034
    →1645 →1747 →1848 →1944 →2045
    →1651 →1752 →1854 →1950 →2051
    →1656 →1758 →1865 →1961 →2056
    →1662 →1769 →1871 →1967 →2062
    →1673 →1775 →1876 →1972 →2073
    →1679 →1780 →1882 →1978 →2079
    →1684 →1786 →1893 →1989 →2084
    →1690 →1797 →1899 →1995 →2090
  Summe: 2 mal 14 mal 14 mal 14 mal 14 mal 14 mal
  Gesamtsumme: 72 mal          

 

 

 

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