🕯🕯🕯 drei Kerzen
am Adventskranz
Gerhard Uhlhorn
(† 15. Dezember 1901 in Hannover)
3. Adventssonntag
Gaudete
Der 3. Advent in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
In unserem Kalender zum evangelischen Kirchenjahr finden Sie einen weiteren Artikel zum 3. Advent:
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Name Advent stammt aus dem Lateinischen und meint Ankunft (lat. adventus). Der vollständige lateinische Name lautet Adventus Domini ( »Ankunft des Herrn«) und bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Hochfest der Geburt von Jesus von Nazaret, auf Weihnachten, vorbereitet.
Die Christen gedenken der Geburt Jesu und feiern sie als Menschwerdung Gottes. Zugleich erinnert Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen.
Der lateinische Ausdruck praeparatio adventus Domini meint Vorbereitung der Ankunft des Herrn und bezeichnete bereits in der frühen Kirche das, was wir heute Adventszeit nennen.
Zunächst wurde die Adventszeit als Fastenzeit vor Epiphanias (6. Januar) bzw. vor Weihnachten verstanden. Vermutlich seit dem 6. Jahrhundert wird die Adventszeit auch liturgisch in Messfeiern begangen. Anfangs schwankte die Zahl der Tage und damit die Zahl der Sonntage in der Adventszeit. Erst im 6. Jahrhundert wurden vier Adventssonntage vor Weihnachten durch Papst Gregor dem Großen (540 - 604) festgelegt.
Das Lukas-Evangelium enthält im zweiten Kapitel die Weihnachtsgeschichte (Lukas 2,1-20). Dort wird in den ersten Versen erzählt, dass der römische Kaiser Augustus eine Volkszählung durchführen lies. Joseph nahm seine Verlobte Maria, die zu dieser Zeit hoch schwanger war, und brach auf nach Bethlehem, um sich erfassen zu lassen.
Wir geben hier eine sprachlich an die heutige Zeit angepasste Fassung wieder.
21 Zu dieser Zeit lies Kaiser Augustus eine Volkszählung im gesamten Römischen Reich durchführen. 2 Es war die erste Volkszählung überhaupt und sie geschah, als Quirinius Statthalter von Syrien war. 3 Dafür mussten alle Menschen in ihre Heimatstädte gehen, um sich dort erfassen zu lassen.
4 Joseph zog von Galiläa aus der der Stadt Nazaret hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt. Er stammte von dort und war ein Nachkomme Davids. 5 In Betlehem wollte er sich zusammen mit Maria, seiner Verlobten, die gerade schwanger war, für die Volkszählung erfassen lassen.
6 Während sie in Betlehem waren, setzten bei Maria die Wehen ein 7und sie gebar einen Sohn, ihr erstes Kind. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. In der Herberge gab es keine Zimmer mehr und kein Bett, doch sie kamen im Stall unter und fanden dort Platz für sich und das Kind.
Lesen Sie diesen Text in der Bibel von 1545:
Lukas 2,1-7
Die Volkszählung wurde offensichtlich so durchgeführt, dass nicht nur einfach die tatsächlichen, zufällig anwesenden Einwohner der Städte gezählt wurden. Grundlage für die Erfassung war der Geburtsort oder der Ort der Abstammung für die steuerliche Bemessung der Region. Alle, die längst fortgezogen waren und sich woanders niedergelassen hatten, um Arbeit zu finden oder um eine Familie zu gründen, kehrten für die Volkszählung zurück.
Dafür gab es keine Infrastrukturen in den Städten und Dörfern, darauf war man nicht vorbereitet. Wie viele andere Städte auch war Betlehem überlaufen. Die wenigen Herbergen – in Betlehem gab es womöglich nur eine! – waren schnell ausgebucht. Man reiste frühzeitig an und richtete sich auf längere Anwesenheit ein. Wenn schon eine beschwerliche Reise unternommen werden musste, nutzte man die Zeit, um unterwegs und vor Ort gleich noch dies oder das zu erledigen.
Für die schwangere Maria kam der Zeitpunkt der Volkszählung denkbar ungünstig. Die Geburt stand kurz bevor. Doch die Reise nach Betlehem lies sich nicht länger aufschieben. Sie brachen auf im Vertrauen darauf: Alles wird gut!
Wir können davon ausgehen, dass die beiden mitgenommen hatten, was für eine Geburt unterwegs und für die Versorgung eines Neugeborenen gebraucht wurde.
Abbildung: 3. Advent – Maria und Joseph auf dem Weg nach Betlehem.
Foto: © Geschütztes Bildmaterial
In Betlehem angekommen musste Joseph nun eine Unterkunft finden, und zwar eine, die einerseits ausreichend Schutz bot und eine Geburt erlaubte, und andererseits einen längeren Aufenthalt ermöglichte. Sie wussten nicht, wann es passieren würde und danach bräuchten Mutter und Kind genug Zeit, bevor sie sich auf den Rückweg machen konnten.
Erzählt wird, dass Maria und Joseph schließlich im Stall eines Hauses untergekommen sind, wie wohl viele andere Reisende auch. Sie werden nicht die Einzigen gewesen sein, die in diesem Stall ihr Lager aufschlugen, doch sie mussten nicht auf dem Feld schlafen. Dafür waren sie vermutlich auch nicht vorbereitet, im Vertrauen darauf, dass alles gut werden würde.
Für Maria war die Reise anstrengend. Die körperliche Belastung und der Stress, in der fremden Stadt eine Bleibe zu finden, sind sicher nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Wir wissen nicht genau, was dann alles passierte, doch die wenigen Zeilen im Lukasevangelium deuten an, was wir uns vorstellen dürfen.
Die Wehen setzten ein. Zwar waren Hausgeburten üblich, doch im Stall in Betlehem fehlte der Maria ihre gewohnte Umgebung mit ihrem Bett und ihrem Schlafraum. Dazu waren die Räume im Stall nicht für Menschen ausgelegt, erst recht nicht für die Geburt eines Kindes. Hier fehlte es an allem, angefangen bei den hygienischen Bedingungen bis hin zur Betreuung durch ausgebildete Geburtshelfer. Sie war zwar nicht allein, aber ihre Freundinnen und alle, auf die sie sich in ihrem Heimatort hätte verlassen können, waren vermutlich nicht da. Sie war umgeben von Fremden. Trotzdem dürfen wir sicher sein: Ihr wurde geholfen.
Da war sie nun. In Betlehem. Irgendwo in einem fremden Stall, notdürftig hergerichtet für eine Hausgeburt, umgeben von fremden Frauen, die ihr halfen. Konnte das gut gehen? Würde das Kind leben? Würde sie leben? Die Risiken waren groß!
Vielleicht erinnerte sie sich daran, was der Engel zu ihr sagte, damals, vor vielen Monaten in ihrem Haus in Nazaret: »Fürchte Dich nicht, denn Du hast Gnade gefunden vor Gott. Pass auf! Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen« (Matthäus 1, 30f.).
Doch, wir sind sicher: Maria hatte Angst! Schon als sie aufbrachen zu dieser Reise nach Betlehem, hatte sie Angst. Mehr noch, als sie den Stall sah. Und nun, da die Wehen einsetzten, kam auch noch der Schmerz dazu.
»Fürchte Dich nicht!« – das ist so leicht gesagt! So leicht ist es aber nicht! Man fürchtet sich trotzdem. Das kennen Sie sicher! Die Ängste kommen und lassen sich nur schwer kontrollieren, jedenfalls nicht mit Klugheit und Wissen. Wir wissen ja nicht, wie es ausgehen wird. Und genau das macht uns ja Angst – das fehlende Wissen.
Doch vielleicht hilft das Gefühl dabei? Ein gutes Gefühl haben – ist es nicht das, was alle Befürchtungen niederstreckt? So wie Maria ein gutes Gefühl bei dem hatte, was ihr der Engel erzählte: Sie hatte keine Ahnung, was es bedeutete; sie wusste auch nicht, welche Folgen es haben würde. Sie fühlte aber: Alles wird gut!
Es fühlen: Alles wird gut! – Auch das ist Advent.
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