Der Name Advent stammt aus dem Lateinischen und meint Ankunft (lat. adventus). Der vollständige lateinische Name lautet Adventus Domini ( »Ankunft des Herrn«) und bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Hochfest der Geburt von Jesus von Nazaret, auf Weihnachten, vorbereitet.
Die Christen gedenken der Geburt Jesu und feiern sie als Menschwerdung Gottes. Zugleich erinnert Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen.
Der lateinische Ausdruck praeparatio adventus Domini meint Vorbereitung der Ankunft des Herrn und bezeichnete bereits in der frühen Kirche das, was wir heute Adventszeit nennen.
Zunächst wurde die Adventszeit als Fastenzeit vor Epiphanias (6. Januar) bzw. vor Weihnachten verstanden. Vermutlich seit dem 6. Jahrhundert wird die Adventszeit auch liturgisch in Messfeiern begangen. Anfangs schwankte die Zahl der Tage und damit die Zahl der Sonntage in der Adventszeit. Erst im 6. Jahrhundert wurden vier Adventssonntage vor Weihnachten durch Papst Gregor dem Großen (540 - 604) festgelegt.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür.
Vorweihnachtszeit. Straßen, Geschäfte und Vorgärten erstrahlen im hellen Licht zahlloser Glühbirnen. Manche werden beklagen, dass die moderne Beleuchtung der Vorweihnachtszeit die Besinnlichkeit und die Ruhe raubt. Die gleichmäßige Allgegenwärtigkeit elektrischer Weihnachtsbeleuchtung nimmt der Vorweihnachtszeit ihre Spannung.
Verloren ist das Gefühl für das Verstreichen der Zeit, verloren ist das Empfinden für die persönliche Vorbereitung auf die Ankunft Christi. Hektik im täglichen Einerlei. Es bleibt der Vorfreude keine Zeit, zu wachsen und sich zu entfalten. Spätestens am Tag nach dem Ewigkeitssonntag werden Schalter umgelegt – und Weihnachten ist da!
Abbildung: Advent
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Daheim aber kann man das elektrische Licht ausschalten und eine Kerze am Adventskranz anzünden. Wer sich an diesen Brauch hält, begrüßt mit jeder weiteren Kerze an den drei folgenden Adventssonntagen und mit der zunehmenden Helligkeit die Ankunft Christi.
Während die Tage kürzer werden und die Dunkelheit zunimmt, vermittelt der Adventskranz durch dieses Lichterlebnis das Fortschreiten der Zeit und das Nahen des Weihnachtsfestes. Jede Kerze ist ein kleiner Meilenstein, ein Haltepunkt auf dem Weg zur Krippe. Mit jedem neuen Licht findet die Besinnlichkeit Raum, sich zu entfalten und die Vorfreude auf das christliche Weihnachtsfest darf wachsen. Licht und Glanz finden in den Wohnzimmern schließlich ihren Höhepunkt im strahlenden Weihnachtsbaum.
Ein solches Lichterlebnis vermittelte erstmals der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808 - 1881) von ihm betreuten Kindern und Jugendlichen aus Hamburger Elendsvierteln. Im »Rauhen Haus«, das er gründete und leitete, ließ Wichern 1839 einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen im Betsaal aufhängen – 19 kleine rote für die Werktage, vier dicke weiße für die Sonntage. Jeden Tag wurde eine Kerze angezündet, »so dass zuletzt alle 23 Kerzen wie ein Strahlenkranz das Lob des Herrn umleuchteten«.
Johann Hinrich Wichern, Gründer des Rauhen Hauses, gilt als Erfinder des Adventskranzes. Er stellte 1839 im damaligen Betsaal auf dem Stiftungsgelände in Hamburg-Horn den ersten Adventskranz der Welt auf.
Anders als der heute in Europa verbreitete Kranz mit vier Kerzen, trug er für jeden Tag bis zum Heiligen Abend eine große weiße für die Sonntage und kleine rote für die Werktage.
Wicherns Adventskranz
Quelle des Zitats und der Abbildung:
www.rauheshaus.de
Wichern wollte die vielen Kinder im Rauhen Haus damit erfreuen und die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest sinnlich erfahrbar machen.
Der Brauch mit dem originalen Kranz wird in den Einrichtungen des Rauhen Hauses an vielen Orten in der Stadt noch heute gepflegt.
Einige Jahre später wurde der Betsaal mit frischen Tannen geschmückt. Da verzierten die jungen Leute im »Rettungshaus« den wagenradgroßen Leuchter mit Zweigen. Ein Kranz entstand. Weihnachten schließlich wurde ein »18 Fuß« hoher und reich geschmückter Christbaum aufgestellt – Symbol des durch die Geburt Christi in die Welt gekommenen neuen Lebens.
Auch wenn in diesem Zusammenhang gern andere Lichtkränze oder -räder erwähnt werden, so sind sich Historiker und Volkskundler doch einig, dass der Adventskranz in der heutigen Form auf Wichern zurückgeht, der durch unermüdlichen Einsatz auch zum Begründer der Diakoniearbeit, der »Inneren Mission« der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde.
Im »Rauhen Haus« werden Wicherns Adventskränze bis heute aufgehängt, wobei sich die Kerzenzahl nach der Zahl der Adventstage (22 bis 28) richtet.
In der einfacheren Form mit vier Kerzen breitete sich der Adventskranz unter dem Einfluss der Jugendbewegung und des Kunstgewerbes nach dem Ersten Weltkrieg zunächst in Berlin und in Norddeutschland aus, in den dreißiger Jahren auch in anderen Landesteilen.
Dass die Verbreitung nur langsam vorankam, hatte damit zu tun, dass ihn viele Kirchen als »heidnisches Zeug« abgelehnt hatten. Schließlich galt die Tanne als als Dämonen abwehrendes Gehölz. Licht und Tanne hatten sich aber auch beim Weihnachtsbaum als Hoffnungsträger und als christliches Symbol für neu aufblühendes Leben durchgesetzt, so dass auch der Adventskranz schließlich allgemeine Anerkennung fand.
Die evangelische und katholische Adventszeit dauert 22 bis 28 Tage und enthält immer vier Sonntage. Für die Berechnung der Adventszeit und der Adventssonntage wird ab dem 25. Dezember rückwärts gerechnet: Der 4. Advent ist immer der Sonntag vor dem ersten Weihnachtsfeiertag. Damit liegt der 4. Advent zwischen dem 18. und 24. Dezember, der 1. Advent zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember.
Heute verändert sich die Adventszeit durch das wachsende Interesse des Handels – es ist die Zeit der größten Kaufbereitschaft und damit die Zeit der größten Umsätze im Konsumbereich. Die christlichen Aspekte treten in den Hintergrund.
Der Beginn der Vorweihnachtszeit, also der ursprünglichen Adventszeit, wird schleichend ausgedehnt und immer weiter vorverlegt. Typisches, saisonales Weihnachtsgebäck und Süßigkeiten finden sich schon ab September in weihnachtlicher Dekoration in den Läden, wo es nahezu übergangslos Sommer-, Grill- und Badeartikel ablöst.
Mehr und mehr Weihnachtsmärkte öffnen bereits ab Anfang November ihre Buden und Auslagen, völlig unabhängig von traditionellen Bräuchen und fixen Daten. Das bemerkenswerte ist: Die Konsumenten geben dem Handel recht! Die verlängerte Vorweihnachtszeit stimuliert Umsätze und Wachstum, die Kunden kaufen.
Praktiziertes, christliches Brauchtum unterliegt neuen Strömungen, die einerseits stark vom Konsum geprägt sind, andererseits neue volkstümliche Riten und Gebräuche entstehen lassen. Weihnachtslieder haben längst die Adventslieder verdrängt. Der Weihnachtsmann und Frosty der Schneemann sind allgegenwärtige Symbole der Vorweihnachtszeit geworden. Weihnachtsgebäck wird in immer neuen Varianten angeboten – Selbstbacken in der Adventszeit erübrigt sich. Der Adventskalender wird reduziert auf ein saisonales Spielzeug oder ein witziges Werbegeschenk.
Gleichzeitig geht das Wissen um unsere christlichen und gesellschaftlichen Wurzeln verloren, geraten die religiösen Ziele und Glaubensvorstellungen in Vergessenheit. Das Weihnachtsfest und die Adventszeit verselbstständigen sich und verlieren ihren christlichen und religiösen Hintergrund.
Dabei ist gerade die Adventszeit durch ihre besonderen, sichtbaren Ausprägungen wie keine andere Zeit im Jahr geeignet, religiöses und christliches Wissen und Brauchtum zu entdecken, zu erfahren und zu vermitteln.
Tradition ist das, was tradiert, also weitergegeben wird. Zu einer der wichtigsten christlichen Traditionen der Adventszeit gehört es, die frohe Botschaft von der Ankunft Christi und damit die frohe Botschaft von der Rettung der Menschen durch den Erlöser weiterzugeben. Zu einer wichtigen Erfahrung in der Adventszeit gehört die Erkenntnis, dass die Menschwerdung Christi der Grundstein für die Erlösung aller Menschen, auch Deiner und meiner, ist. Und das in einem so natürlichen Vorgang wie der Geburt eines Menschen immer wieder ein Wunder steckt, das die Zukunft verändern wird – in jedem Fall!
Die Idee von Johann Hinrich Wichern, die hinter dem Adventskranz stand, die Vorweihnachtszeit sinnlich erfahrbar zu machen, ist heute wie damals wunderbar geeignet, der Besinnung auf ein christliches Weihnachtsfest Raum zu geben.