Barbara von Nikomedien
(† der Legende nach um 306)
Tag der hl. Barbara
Traditionelles Brauchtum
Schneiden der Barabarazweige
Der Barbaratag in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Die Legende beschreibt Barbara als Tochter des Kaufmanns Dioscuros aus Nikomedien (heutiges Izmit, Türkei). Barbara lebte etwa um das Jahr 300 n. Chr. Zu jener Zeit war die christliche Religion in Nikomedien nicht geduldet. Damals soll sich der Überlieferung nach folgende Geschichte zugetragen haben 1.
Dioscuros, Barbaras Vater, plante, seine Tochter mit einem jungen Mann zu verheiraten, der um ihre Hand anhielt. Während seiner Reisen sperrte der Vater Barbara stets in einen Turm, um ihre Unschuld zu bewahren. Dieser Turm hatte zwei Fenster.
Zurückgekehrt von einer seiner Reisen fand Dioscuros ein drittes Turmfenster vor. Barbara hatte sich von einem als Arzt verkleideten Priester taufen und als Symbol der Dreifaltigkeit dieses Fenster einbauen lassen.
Der Vater erzürnte maßlos darüber. Er musste erkennen, dass sich seine Tochter der christlichen Bewegung angeschlossen hatte. Sie verweigerte die Ehe mit einem Mann, der kein Christ war. Barbara wurde daraufhin angeklagt, verhöhnt, gefoltert und zum Tode verurteilt.
Ein Kirschbaumzweig hatte sich in ihrem Kleid verfangen, als man sie in den Kerker führte. Diesen Zweig soll sie im Kerker mit Wasser aus ihrem Trinknapf benetzt haben. Am Tag ihres Martyriums (vermutlich mitten im Winter des Jahres 306) soll der Zweig erblüht sein.
In seinem Zorn hatte der Vater die Hinrichtung persönlich vorgenommen. Gleich danach, auf dem Rückweg vom Richtplatz, soll er vom Blitz erschlagen worden sein.
Anmerkung:
1 Die Legende ist zwar wahrscheinlich schon vor dem 7. Jahrhundert im kleinasiatischen, byzantinischen Raum entstanden, doch sie fand erst langsam nach Mitteleuropa. Die umfängliche Legendensammlung des Dominikaners Jacobus de Voragine (1228/29–1298), die »Leganda Aurea« (das goldene Legendenbuch) kennt die Legende noch nicht. Sie wurde erst etwa zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Legendensammlung der Heiligen und Märtyrer ergänzt.
Unsere Kurzfassung konzentriert sich auf die wesentlichen Aspekte. Selbstverständlich ist die Legende, wie sie im späten Mittelalter kursierte, weit aus umfänglicher und detailreicher formuliert.
Abbildung: Kirschblüten – werden sie Weihnachten erblühen?
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA
Der Gedächtnistag zu Ehren der heiligen Barbara ist mit einem hübschen Brauch verbunden, dem Schneiden und Aufstellen der Barbara-Zweige.
So soll man an diesem Tag Zweige vom Kirschbaum oder Apfelbaum, vom Forsythienbusch oder Weißdorn schneiden, sie über Nacht in handwarmes Wasser legen und dann in eine Vase nahe einer Heizung stellen.
Wem dann an Weihnachten diese Barbara-Zweige erblühen, dem soll besonderes Glück für das folgende Jahr beschieden sein – so die katholische Überlieferung.
Die heilige Barbara ist im 3. Jahrhundert als Märtyrerin in Nikomedien in Kleinasien gestorben.
In der katholischen Kirche ist sie eine von 14 Nothelfern. Sie gilt als Patronin der Geologen, der Bergleute, der Architekten, der Glöckner, der Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW), der Schlesier, der Gefangenen und der Sterbenden. Sie ist Helferin gegen Blitzeinschlag und Feuer und Helferin der Artillerie.
Die Reliquien der heiligen Barbara werden im Kloster S. Giovanni Evangelista auf der Insel Torcello (in der Lagune von Venedig) verwahrt.
Die evangelischen Kirchen praktizieren keine Heiligsprechungen und lehnen die Heiligenverehrung ab. Auch Nothelfer, die im Gebet um Schutz und Hilfe angerufen werden, gibt es nicht. Es gibt daher keinen Gedenktag für Barbara im liturgischen Kirchenkalender. Das Gedenken wird nicht mit einem Gottesdienst begangen.
Allerdings ist Barbara von Nikomedien unter dem 4. Dezember im evangelischen Namenkalender aufgeführt. Der Namenkalender weist Personen aus, die durch eine standhafte christliche Haltung, durch herausragende Taten oder durch ihr Lebenswerk als Vorbilder im Glauben gelten sollen. Die Erinnerung an sie und die mit ihnen verbundenen Geschichten soll nicht in Vergessenheit geraten.
Zu diesem Kreis gehören die Märtyrer der frühen Kirche, wie Barbara von Nikomedien.
Der Brauch des Schneidens und Aufstellens der »Barbarazweige« wird ganz sicher auch von etlichen evangelischen Familien gepflegt, doch eher als bürgerliches Brauchtum und ohne den Aberglauben der Glücksverheißung, der Barbara als Schutzpatronin voraussetzen würde.
Blüten, die sich aus abgeschnittenen Zweigen entfalten, sind beliebter Raumschmuck im Winter. Die Floristen setzen allerdings auf ganze Pflanzen, die sich in warmen Wohnzimmern im Winter aus einer Zwiebel entwickeln und in voller Pracht erblühen. Der Ritterstern (Amaryllisgewächs) ist eine beliebte Deko zu Weihnachten und läuft den Barbarazweigen längst den Rang ab.
Dr. Martin Luther hatte bereits früh die Heiligenverehrung abgelehnt. In seiner Gottesdienstordnung für die Gemeinden aus dem Jahr 1523 erklärte er, warum die Heiligenfeste im Kirchenjahr nicht begangen werden sollen.
Die evangelischen Kirchen kennen daher keine Heiligen im Sinne der römisch-katholischen Kirche. Für sie sind Heiligsprechungen (Kanonisationen), die vom Papst vorgenommen wurden oder werden, nicht bindend. Sie nehmen selbst keine Heiligsprechungen vor. Sie kennen weder Schutzheilige (Patrone) noch die Anrufung oder gar die Anbetung von Heiligen.
Zwar kennen die evangelischen Kirchen einen »Gedenktag der Heiligen« (1. November), doch meinen sie damit nicht eine herausragende Stellung von Personen in der Gemeinschaft der Christen, sondern das Beispiel ihres außergewöhnlichen Handelns aus der Kraft des Glaubens heraus. So finden sich im evangelischen Kirchenkalender die Namen der Evangelisten, der Apostel und einiger weniger Märtyrer der frühen Zeit stellvertretend für Taten und Leben von Christen. Sie dienen als Vorbild und Beispiel für heutige Christen, wie es in der »Confessio Augustana«, dem Augsburgischen Bekenntnis der Reformatoren, 1530 formuliert worden ist:
Über die Verehrung von Heiligen lehren wir Folgendes: Man kann sich an Heilige erinnern, um ihrem Glauben nachzueifern. Man kann sich auch die guten Werke der Heiligen zum Vorbild nehmen; das soll entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen Stellung geschehen. [...] Aber die Heilige Schrift lehrt nicht, dass wir Heilige anrufen oder von ihnen Hilfe erbitten sollen, sondern sie stellt uns allein Christus hin als Mittler, Sühneopfer, Priester und Fürsprecher. Der soll angerufen werden, und er hat versprochen, dass er unsere Bitten erhören wird. Wenn wir ihn in allen Nöten anrufen, dann gefällt ihm das sehr. Im 1. Johannesbrief steht: »Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.« (1. Joh. 2,1).
Text der Confessio Augustana nach der lateinischen Fassung. Ausgelassen ([...]) ist ein an Kaiser Karl V. gerichtetes Handlungsbeispiel aus jener Zeit, womit ihn die Protestanten auf dem Augsburger Reichstag am 25. Juni 1530 beim Verlesen des Bekenntnisses direkt adressierten, das aber inhaltlich zum Bekenntnis nichts beiträgt.