Nikolaustag

Samstag, 6. Dezember 2025

Symbol Tag

Der Tag im Jahreskalender

6.12.2025 | Nikolaustag
Samstag
 

Nikolaustag

 
Symbol

Nikolaus von Myra

(† 6. Dezember 326 [oder: 345, 351, 365])

Symbol

Ambrosius Blarer

(† 6. Dezember 1564 in Winterthur)

Symbol

Anton Praetorius

(† 6. Dezember 1613 in Laudenbach an der Bergstraße [inoffiziell])

Symbol

Tag des hl. Nikolaus

Symbol

Überliefertes Brauchtum speziell für Kinder

 

Kalenderblätter

 

Festes Datum
6. Dezember
 
  • Der Nikolaustag ist immer der 6. Dezember eines Jahres.
 
Symbol: Abstand zum Weihnachtsfest
 

 

Chiro

Der Tag im evangelischen Kirchenjahr

Seit dem Kirchenjahr 2018/2019 ist der Nikolaustag auch evan­ge­li­scher Ge­denk­tag und mit ei­nem ei­ge­nem →Pro­pri­um im Kir­chen­ka­len­der ent­hal­ten.

In unserem Kalender zum →evan­ge­li­schen Kir­chen­jahr fin­den Sie den pas­sen­den Ar­ti­kel zu die­sem Tag:

Das evangelische Kirchenjahr

→Nikolaustag 2025/2026

Gedenktag am 6. Dezember 2025

Der Artikel zeigt Spruch, Lieder und Tex­te der Bi­bel zu die­sem Tag. Sie ge­ben ihm ei­nen evan­ge­li­schen Sinn im Kir­chen­jahr.

 

Symbol Brauchtum

Brauchtum

Brauchtum zum

Nikolaustag

 

1 Die Verschmelzung der Elemente im Brauchtum

Das Brauchtum zum Nikolaustag war und ist vielfältig und re­gi­o­nal sehr un­ter­schied­lich. Es ver­än­der­te sich über die Jahr­hun­der­te und ent­fern­te sich da­bei zu­neh­mend von sei­nen kirch­li­chen Ur­sprün­gen, den hei­li­gen Ni­ko­laus als ei­nen Schutz­pa­tron zu ver­ste­hen, der in die­ser Rol­le un­ter an­de­rem auch den Kin­dern be­geg­net. Mit da­zu bei­ge­tra­gen hat si­cher auch die Ab­leh­nung der Hei­li­gen­ver­eh­rung in den evan­ge­li­schen Kir­chen und Ge­bie­ten. Hier fand als Er­satz der Hei­li­gen­fi­gur die Per­son des Knechts Rup­rechts Ver­brei­tung.

Was heute übriggeblieben ist, ist ein Ni­ko­laus, der als vor­weih­nacht­li­che Fi­gur er­scheint, die mit klei­nen Ge­schen­ken auf Weih­nach­ten ein­stimmt. Oft nicht we­ni­ger pä­da­go­gisch un­ter­legt, wie schon in den Jahr­hun­der­ten zu­vor: Die bra­ven Kin­der be­kom­men Ge­schen­ke, den un­ar­ti­gen droht die Rute.

Einzelne Elemente unterschiedlichen Brauchtums sind ver­schmol­zen, was stark durch die Fi­gur des ame­ri­ka­ni­schen San­ta Claus und durch die Kom­mer­zi­a­li­sie­rung, bei­spiels­wei­se durch die Scho­ko­la­den-In­dus­trie, be­ein­flusst wur­de. Der Ni­ko­laus er­scheint im­mer häu­fi­ger in der Ge­stalt des Weih­nachts­manns. Schoko-Ni­ko­läu­se, die dem Aus­se­hen ei­nes ka­tho­li­schen Bi­schofs nach­emp­fun­den sind, wer­den nur sel­ten in den Re­ga­len der Su­per­märk­te an­zu­treffen sein.

Knecht Ruprecht, der traditionell eher in ein brau­nes oder schwar­zes Mönchs­ge­wand ge­klei­det er­schien – auch da gibt es kein Scho­ko-Pen­dant! –, hat sei­ne Ru­te längst an den Ni­ko­laus wei­ter­ge­reicht.

Der Nikolaustag ist ein kleines Fest für Kinder, das sich über­wie­gend hin­ter ver­schlos­se­nen Tü­ren in Fa­mi­li­en ab­spielt, oder eben dort, wo Kin­der an­zu­tref­fen sind.

 

Warten auf den Nikolaus | Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz: CC BY-SA
Creative Commons Attribution-ShareAlike

Abbildung: Warten auf den Nikolaus
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA

 

 

2 Von Stiefelchen, Ruten und einem Knecht

Am 5. Dezember, am Vorabend des Nikolaustages, stel­len die Kin­der ge­putz­te Schu­he, Win­ter­stie­fel­chen oder Tel­ler vor die Tür in der Er­war­tung, am Ni­ko­laus-Mor­gen da­rin klei­ne Ga­ben des Freun­des bra­ver Kin­der vor­zu­fin­den.

In manchen Familien erscheint Nikolaus – dann heute immer öf­ter in der Tracht des Weih­nachts­man­nes! – am Ni­ko­laus­abend leib­haf­tig. Da­run­ter ver­blasst die Fi­gur des Knechts Rup­recht zu­neh­mend.

Knecht Ruprecht, der im ausgehenden Mittelalter auf­tauch­te und zum Be­glei­ter des hei­li­gen Ni­ko­laus avan­cier­te, be­kam die Rol­le ei­nes »Voll­stre­ckers« des Ni­ko­lau­ses in der Kin­der­er­zie­hung zu­ge­wie­sen. Er konn­te Kin­der mit den Ga­ben des Ni­ko­lau­ses reich be­schen­ken, aber auch har­te Stra­fen voll­zie­hen. Sein ge­fürch­te­tes Uten­sil war und ist in man­chen Ge­gen­den noch heu­te die Rute.

Bekanntheit erfuhr die Figur des Knechts Ruprecht nicht zu­letzt durch das Ge­dicht von The­o­dor Storm, des­sen ers­te Zei­le im­mer wie­der zi­tiert wird, wobei sie wech­sel­wei­se dem Ni­ko­laus oder auch gern dem Weih­nachts­mann un­ter­ge­scho­ben wird:

 

 

3 Theodor Storm: Knecht Ruprecht

Knecht Ruprecht.

Von drauß’ vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen.
Und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,
da rief’s mich mit hel­ler Stimme an:
»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan.
Alt’ und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn.
Und morgen flieg’ ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten wer­den!«

Ich sprach: »O lie­ber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
wo’s eitel gute Kinder hat.«

– »Hast denn das Säcklein auch bei dir?«

Ich sprach: »Das Säcklein das ist hier!
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.«

– »Hast denn die Rute auch bei dir?«

Ich sprach: »Die Rute, die ist hier!
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil den rechten.«

Christkindlein sprach: »So ist es recht!
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!«

Von drauß’ vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find’!
Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?

 

Theodor Storm, 1862

 

Hintergründig

Hintergründig

Wer ist
Nikolaus?

 

1 Bischof Nikolaus von Myra

Der heilige Nikolaus war angeblich Bischof von Myra, der zur Zeit des Kon­zils von Ni­cäa wirk­te und um 350 n. Chr. hin­ge­rich­tet wur­de. Die ge­nau­en Le­bens­da­ten sind un­be­kannt.

Geboren wurde er vermutlich zwischen 270 n. Chr. und 286 n. Chr. in der Stadt Pa­ta­ra, die an der Mit­tel­meer­küs­te der heu­ti­gen Tür­kei lag. Ge­stor­ben sei er im Jahr 326, 345, 351 oder 365 n. Chr. Fest­zu­ste­hen scheint nur: Er starb an ei­nem 6. De­zem­ber.

 

2 Legenden umrankte Überlieferung

Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Kaum et­was lässt sich be­le­gen. Je­doch ist er die Haupt­fi­gur in ei­ner gan­zen Rei­he Le­gen­den, die sich um Wun­der, um Ret­tun­gen in Not ge­ra­te­ner Men­schen und um Auf­er­we­ckun­gen ran­ken. Sei­ne Vita ent­hält so­mit fast nur le­gen­däre Züge.

Seine Attribute, meist Bischofstracht und Stab, häu­fig ein Buch mit drei Gold­klum­pen (sel­te­ner mit Bro­ten) oder ei­nem An­ker, wer­den durch Le­gen­den be­grün­det: Ni­ko­laus ha­be der Stadt Myra bei gro­ßer Hun­gers­not da­durch ge­hol­fen, dass er ei­nem rei­chen Han­dels­mann im Traum er­schie­nen sei und ihn ver­an­lasst ha­be, mit sei­nen Ge­trei­de­schiffen nach Myra zu se­geln.

 

3 Schutzheiliger und Nothelfer mit vielen Aufgaben

Nikolaus ist einer der populärsten Heiligen. Die vie­len Le­gen­den führ­ten da­zu, dass ihn et­li­che Grup­pen als Schutz­hei­li­gen aus­er­wähl­ten. Ni­ko­laus ist Schutz­hei­li­ger der Schü­ler und der Stu­den­ten, der Pil­ger und der Rei­sen­den, der Lie­ben­den und der Ge­bä­ren­den, der Al­ten, der Mi­nis­tran­ten, der Metz­ger. Er ist Schutz­pa­tron der See­fah­rer, Bin­nen­schif­fer und Händ­ler, wes­halb ihn et­li­che Han­se­städ­te als Schutz­hei­li­gen wähl­ten. Mit dem Auf­schwung des Not­hel­fer-Kul­tes ist er Be­schüt­zer ge­gen al­le Ge­fah­ren des Was­sers. Er ist aber auch Patron von Die­ben, Ge­fäng­nis­wär­tern, Pros­ti­tu­ier­ten und Ge­fan­ge­nen. In Ame­ri­ka gilt er als Pa­tron der Bank­leu­te.

Die verbreitete Verehrung als Kin­der­freund (hier wird auch der Rest ei­nes ger­ma­ni­schen Ri­tus ver­mu­tet) knüpft an die Le­gen­de an, dass Ni­ko­laus drei ar­men Mäd­chen Geld spen­de­te, so dass sie hei­ra­ten konn­ten. Aus die­sem Schutz­pa­tro­nat lei­tet sich das heutige Brauch­tum ab:

Der Nikolaustag ist Tag der Kinder, wenn sich auch die Bräu­che re­gi­o­nal stark un­ter­schei­den mö­gen.

 

4 Die Verbreitung in Deutschland

Sein Kult ist im 6. Jahrhundert im Osten nach­weis­bar, im 9. Jahr­hun­dert im Wes­ten (Rom und Süd­ita­li­en). In Deutsch­land wird die Ver­eh­rung im 11. Jahr­hun­dert be­liebt, be­son­ders im Al­pen­ge­biet und dort in der Nähe rei­ßen­der Ge­wäs­ser.

In Oberbayern haben sich die sog. »Nik­las­rei­me« der Kin­der er­hal­ten so­wie der Brauch, dem Geist­li­chen am Ni­ko­laus-Vor­abend ein Ni­ko­laus-Schiff­chen vor die Tür zu le­gen.

Die älteste Darstellung des Hei­li­gen Ni­ko­laus im deut­schen Sprach­ge­biet, die von den sonst üb­li­chen by­zan­ti­ni­schen Ein­flüs­sen frei ist, ist ei­ne Holz­sta­tue des aus­ge­hen­den 12. Jahr­hun­derts in der ehe­ma­li­gen Abtei­kir­che zu Brau­wei­ler.

 

5 Wallfahrtsort Bari, Italien

Nachdem 1087 der angebliche Leib des Heiligen von Myra nach Bari in Ita­li­en ver­bracht wor­den war, wur­de die­se Stadt der Haupt­wall­fahrts­ort des Ni­ko­laus im Abend­land. Wer al­so den hei­li­gen Ni­ko­laus be­su­chen möch­te, soll­te sich in die Kryp­ta der Ba­si­li­ca Pon­ti­fi­cia di San Ni­co­la in Bari an der Piaz­za San Ni­co­la be­ge­ben.

Torbogen am Portal der Basilica Pontificia di San Nicola, Bari, Italien, mit einem Relief des Heiligen Nikolaus | Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz: CC BY-SA
Creative Commons Attribution-ShareAlike

Abbildung: Torbogen am Portal der Basilica Pontificia di San Nicola, Bari, Italien, mit einem Relief des Heiligen Nikolaus
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Relief an der Basilica Pontificia di San Nicola, Bari, Italien | Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz: CC BY-SA
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Abbildung: Relief an der Basilica Pontificia di San Nicola, Bari, Italien.
Es zeigt den heiligen Nikolaus in seiner Funktion als Schutzheiliger.
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Heiligenfigur des heiligen Nikolaus in der Basilica Pontificia di San Nicola, Bari, Italien | Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz: CC BY-SA
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Abbildung: Heiligenfigur des heiligen Nikolaus in der Basilica Pontificia di San Nicola, Bari, Italien.
Die lebensgroße Figur befindet sich geschützt in einem Schrein.
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de
Lizenz CC BY-SA

 

6 Nikolaus, eine vorweihnachtliche Figur

Als Vorbote des Christkindes ist Ni­ko­laus schon früh mit an­de­ren Lieb­lings­ge­stal­ten des Volks­glau­bens ver­schmol­zen (wie Knecht Rup­recht, Pelz­mär­tel u. a.).

Mit der aufkommenden Kommerzialisierung jeg­li­chen Brauch­tums ver­mi­schen sich un­ter­schied­li­che Tra­di­ti­o­nen in die­ser vor­weih­nacht­li­chen Sym­bol­fi­gur: Das ur­sprüng­li­che Bi­schofs­bild und die Fi­gur des Knechts Rup­recht ver­schmel­zen in ei­ner Dar­stel­lung, die eher der des Weih­nachts­manns ent­spricht.

 

Evangelische Fahne

Das Gedenken im evangelischen Kirchenjahr

Symbol Evangelisch

 

Nikolaus von Myra

6. Dezember

 

1 Keine Anbetung der Heiligen

Martin Luther lehnte wie alle übrigen Re­for­ma­to­ren die Ver­eh­rung der Hei­li­gen, wie sie die rö­misch-ka­tho­li­sche Kir­che kann­te und noch heu­te kennt, ab. Die evan­ge­li­schen Kir­chen kann­ten in ih­rer Kir­chen­ord­nung bis ins Kir­chen­jahr 2017/2018 da­her den Ni­ko­laus­tag im li­tur­gi­schen Kir­chen­ka­len­der nicht.

Doch der Nikolaustag hat sich längst im bür­ger­li­chen Ka­lender etab­liert, wo ihm nur noch we­nig kirch­li­ches Ge­prän­ge an­haf­tet. So be­ge­hen wohl auch die meis­ten evan­ge­li­schen Fa­mi­lien den Ni­ko­laus­tag als einen vor­weih­nacht­li­chen Tag des Be­schen­kens der Kin­der, je­doch ganz ohne Hei­li­gen­ver­eh­rung.

 

Symbol 2 Der Gedenktag im Namenkalender

Allerdings war und ist Bischof Nikolaus von Myra unter dem 6. De­zem­ber im evan­ge­li­schen Na­men­ka­len­der aufgeführt. Der Na­men­ka­len­der weist Per­so­nen aus, die durch ei­ne stand­haf­te christ­li­che Hal­tung, durch he­r­aus­ra­gen­de Ta­ten oder durch ihr Le­bens­werk als Vor­bil­der im Glau­ben gel­ten sollen. Die Er­in­ne­rung an sie und die mit ih­nen ver­bun­de­nen Ge­schich­ten sol­len nicht in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten.

Zu diesem Kreis gehören die Märtyrer der frü­hen Kir­che, wie Bi­schof Ni­ko­laus von Myra.

 

Symbol3 Der Gedenktag im Kirchenkalender seit 2018

Mit der »Neuordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder« von 2017 fand der Ni­ko­laus­tag im Sin­ne ei­ner öku­me­ni­schen An­glei­chung Ein­zug in den evan­ge­li­schen Kir­chen­ka­len­der ab dem Kir­chen­jahr 2018/2019. Die Ge­mein­den sind an­ge­hal­ten, den Ni­ko­laus­tag got­tes­dienst­lich zu wür­di­gen.

Doch nach wie vor geht es an diesem Tag den evan­ge­li­schen Chris­ten nicht um Hei­li­gen­ver­eh­rung. Viel­mehr die­nen die Mo­ti­ve des »heim­li­chen Be­schen­kens« und des Ge­bens aus Gna­de und Barm­her­zig­keit als Bei­spie­le für christ­li­ches Han­deln und christ­li­che Für­sor­ge. Es geht da­rum, dem Tag auch für evan­ge­li­sche Chris­ten ei­nen Sinn zu ge­ben, der weit über Ru­ten und Stie­fel­chen hin­aus­geht.

Für den evangelischen Nikolaustag wurde als Evan­ge­li­ums­text ein Ab­schnitt aus der Berg­pre­digt im Mat­thä­us­evan­ge­li­um ge­wählt, (→ Mt 6,1-4) die »Die Rede Jesu über das Al­mo­sen­ge­gen«. So steht der Tag prak­tisch un­ter dem Mot­to nach dem Aus­spruch Jesu in Mt 6,3:

Wenn Du Almosen gibst, dann lasse Deine linke Hand nicht wissen,
was die rechte tut.

Christen helfen nicht deshalb, um so­zi­a­les En­ga­ge­ment un­ter Be­weis zu stel­len und sich wo­mög­lich da­für auch noch fei­ern und eh­ren zu las­sen. Sie hel­fen aus der Gna­de he­r­aus, selbst nicht hilfs­be­dürf­tig zu sein. Sie pa­cken an, wo ihr Ge­gen­über zu schwach ist. Sie spen­den, wo fi­nan­zi­el­le Mit­tel zur Hil­fe ge­rei­chen. Sie trös­ten, wo Trost nö­tig ist. Sie be­glei­ten und sind da, wo Ein­sam­keit Men­schen zer­frisst. Sie be­su­chen, pfle­gen und un­ter­stüt­zen, wo Krank­hei­ten, Ohn­macht und Aus­sichts­lo­sig­keit Men­schen ver­zwei­feln und ab­stump­fen las­sen.

Sie erwarten dafür keine Gegenleistungen, keine Ent­loh­nung und kei­ne Eh­run­gen.

Ei­ner der Pre­digt­tex­te zum Ni­ko­laus­tag ist die Ge­schich­te, in der Jesus die Kin­der seg­net (→Lu­kas­evan­ge­li­um 18,15-17). Al­ler­dings ist die­ser Text recht schwie­rig und die Ver­bin­dung zu Ni­ko­laus, dem Kin­der­freund, wohl nur sehr ober­fläch­lich. In die­ser Ge­schich­te geht es nicht pri­mär um Jesus, den Kin­der­freund. Es geht um die Sor­ge Jesu um die klu­gen Er­wach­se­nen, die sich we­gen al­ler Klug­heit und Zwei­fel nicht red­lich be­mü­hen, das Reich Got­tes an­zu­neh­men und in ihrem Le­ben zu ver­wirk­li­chen. Dazu näm­lich braucht es nicht viel, nur die ein­fa­chen und un­kom­pli­zier­ten, ge­ra­de­zu na­i­ven Sicht­wei­sen von Kin­dern, die sich bei­spiels­wei­se in vor­be­halt­lo­sem Ver­hal­ten an­de­ren Kin­dern ge­gen­über äu­ßern.

 

4 Die Botschaft des evangelischen Nikolaustags

Der evangelische Nikolaustag nutzt die Prä­senz des Ni­ko­laus im Brauch­tum, um mit bib­li­schen Tex­ten zu ver­wei­sen auf den Sinn der Barm­her­zig­keit aus Glau­ben he­r­aus und auf die fro­he Bot­schaft der Er­lö­sung aus Gna­de.

An diesem Tag stammt der Evan­ge­li­ums­text aus der Berg­pre­digt (→ Mt 6,1-4, »Die Rede Jesu über das Al­mo­sen­ge­ben«), der Epis­tel­text aus dem Brief des Pau­lus an die Ephe­ser (→Eph 2,1-10; »Das neue Le­ben aus Gna­de«) und der alt­tes­ta­ment­li­che Text aus dem Buch des Pro­phe­ten Jesaja (→Jes 61,1-2,10; »Die fro­he Bot­schaft von der kom­men­den Herr­lich­keit«).

So ruft der Nikolaustag evangelische Christen ein­mal mehr dazu auf, die Gna­de, die ih­nen zu­teil­wird, mün­den zu las­sen in Barm­her­zig­keit al­len Men­schen ge­gen­über – völ­lig un­ab­hän­gig von Her­kunft, Ge­sin­nung und Glau­ben. Denn maß­geb­lich für un­ser Han­deln ist nicht un­ser Ge­gen­über, des­sen Glau­ben, des­sen Her­kunft, des­sen Ge­schlecht, des­sen Al­ter, des­sen so­zi­a­ler Stand, des­sen Bil­dung oder des­sen Ge­sin­nung. Maß­geb­lich für un­ser Tun ist al­lein unser Glau­ben. Und da­rin – in un­se­ren Ta­ten! –, of­fen­bart sich die Wahr­heit über die­sen Glau­ben.

Symbol Evangelisch

Die evangelischen Kirchen und die Heiligen

Dr. Mar­tin Lu­ther hat­te be­reits früh die Hei­li­gen­ver­eh­rung ab­ge­lehnt. In sei­ner → Got­tes­dienst­ord­nung für die Ge­mein­den aus dem Jahr 1523 er­klär­te er, wa­rum die Hei­li­gen­fes­te im Kir­chen­jahr nicht be­gan­gen wer­den sol­len.

Die evan­ge­li­schen Kir­chen ken­nen da­her kei­ne Hei­li­gen im Sin­ne der rö­misch-ka­tho­li­schen Kir­che. Für sie sind Hei­lig­spre­chun­gen (Ka­no­ni­sa­ti­o­nen), die vom Papst vor­ge­nom­men wur­den oder wer­den, nicht bin­dend. Sie neh­men selbst kei­ne Hei­lig­spre­chun­gen vor. Sie ken­nen we­der Schutz­hei­li­ge (Pa­tro­ne) noch die An­ru­fung oder gar die An­be­tung von Hei­li­gen.

Zwar ken­nen die evan­ge­li­schen Kir­chen ei­nen »Ge­denk­tag der Hei­li­gen« (1. No­vem­ber), doch mei­nen sie da­mit nicht ei­ne he­r­aus­ra­gen­de Stel­lung von Per­so­nen in der Ge­mein­schaft der Chris­ten, son­dern das Bei­spiel ih­res au­ßer­ge­wöhn­li­chen Han­delns aus der Kraft des Glau­bens he­r­aus. So fin­den sich im evan­ge­li­schen Kir­chen­ka­len­der die Na­men der Evan­ge­lis­ten, der Apos­tel und ei­ni­ger we­ni­ger Mär­ty­rer der frü­hen Zeit stell­ver­tre­tend für Ta­ten und Le­ben von Chris­ten. Sie die­nen als Vor­bild und Bei­spiel für heu­ti­ge Chri­sten, wie es in der »Con­fes­sio Au­gus­ta­na«, dem Augs­bur­gi­schen Be­kennt­nis der Re­for­ma­to­ren, 1530 for­mu­liert wor­den ist:

 

Confessio Augustana

ARTIKEL 21: DIE VEREHRUNG VON HEILIGEN

Über die Ver­eh­rung von Hei­li­gen leh­ren wir Fol­gen­des: Man kann sich an Hei­li­ge er­in­nern, um ih­rem Glau­ben nach­zu­ei­fern. Man kann sich auch die gu­ten Wer­ke der Hei­li­gen zum Vor­bild neh­men; das soll ent­spre­chend der je­wei­li­gen ge­sell­schaft­li­chen Stel­lung ge­sche­hen. [...] Aber die Hei­li­ge Schrift lehrt nicht, dass wir Hei­li­ge an­ru­fen oder von ih­nen Hil­fe er­bit­ten sol­len, son­dern sie stellt uns al­lein Chris­tus hin als Mitt­ler, Süh­ne­op­fer, Pries­ter und Für­spre­cher. Der soll an­ge­ru­fen wer­den, und er hat ver­spro­chen, dass er un­se­re Bit­ten er­hö­ren wird. Wenn wir ihn in al­len Nö­ten an­ru­fen, dann ge­fällt ihm das sehr. Im 1. Jo­han­nes­brief steht: »Wenn je­mand sün­digt, so ha­ben wir ei­nen Für­spre­cher bei dem Va­ter, Je­sus Chris­tus, der ge­recht ist.« (→1. Joh. 2,1).

 

Text der Con­fes­sio Au­gus­ta­na nach der la­tei­ni­schen Fas­sung. Aus­ge­las­sen ([...]) ist ein an Kai­ser Karl V. ge­rich­te­tes Hand­lungs­bei­spiel aus je­ner Zeit, wo­mit ihn die Pro­tes­tan­ten auf dem Augs­bur­ger Reichs­tag am 25. Ju­ni 1530 beim Ver­le­sen des Be­kennt­nis­ses di­rekt adres­sier­ten, das aber in­halt­lich zum Be­kenn­tnis nichts bei­trägt.

Sabrina

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