Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
DEr HERR iſt König / vnd herrlich geſchmuckt / Der HERR iſt geſchmuckt / vnd hat ein Reich angefangen / ſo weit die Welt iſt / Vnd zugericht / das es bleiben ſol.
2Von dem an ſtehet dein Stuel feſt / Du biſt ewig.
3HERR / Die Waſſerſtröme erheben ſich / die waſſerſtröme erheben jr brauſen / Die waſſerſtröme heben empor die wellen.
4Die waſſerwogen im Meer ſind gros / Vnd brauſen grewlich / Der HERR aber iſt noch gröſſer in der Höhe.
5DEin wort iſt eine rechte Lere / Heiligkeit iſt die zierde deines Hauſes ewiglich.
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 93 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Moſe | 1: HERR | 4: grewlich | |
5: rechte | 5: Heiligkeit | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Moſe | Mose (Name) hebräisch: מֹשֶׁה (Mošeh) lateinisch: Mose griechisch Μωυσῆς (Mōysēs) oder Μωσῆς (Mōsēs) Die Person Mose
Mose gilt als der Gesetzgeber Israels und als Mittler des Sinai-Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel.
Nach der Tradition ist er der Verfasser der »fünf Bücher Mose«, die daher diesen Namen tragen.
In den Psalmen ist Mose der »Mann Gottes«, der Prophet und der Führer des Volkes, der zusammen mit seinem Bruder Aaron die Hebräer durch die Wüste geführt hatte.
In Psalm 99 wird Mose sogar als Priester bezeichnet.
MOſe vnd Aaron vnter ſeinen Prieſtern
In der Geschichte von der Verklärung Jesu (Mt 17,3-4) erscheint Mose zusammen mit Elija, was die Verbindung der Heilsgeschichte des Neuen Testaments mit der des Alten Testaments unterstreicht.
Der Name Mose
Die Bedeutung des Namens ist unklar. Heute werden bevorzugt zwei Deutungen vorgeschlagen:
a) Der Name wird zurückgeführt auf den hebräischen Wortstamm »mšh«, was »ziehen« bedeutet.
b) Der Name wird zurückgeführt auf den ägyptischen Wortstamm »ms«, was »gebären« bedeutet.
Das ägyptische Wort »ms« ist Bestandteil vieler ägyptischer Namen, so in Ramses (»Ra mesi s«, Sohn des Gottes Ra) oder in Thutmosis (»Thot mosi s«, Sohn des Gottes Thot, zu diesem Namen siehe unseren Artikel Thutmosis III.).
Für diese Deutung spricht, dass Mose am königlichen Hof des Pharaos gelebt hatte und dort mit Sicherheit einen ägyptischen Namen trug, der wahrscheinlich auch noch in ägyptischer Tradition mit Zusätzen versehen war (denkbar wäre beispielsweise aus der Geschichte des Mose heraus eine Bezeichnung wie »Sohn des Nil-Gottes« (»Hapi mesi s«) oder ähnlich, was jedenfalls den Begriff »ms« in Relation zu jemanden stellt). In der Verwendung ohne weitere Attribute bedeutet »mesi/mosi/mose« dann einfach nur »Sohn«. Dies allerdings könnte unterstreichen, dass das Findelkind Mose als legitimer Sohn des Pharaos anerkannt war.
Die Adaption des Namens in die hebräische Sprache und Schreibweise erfolgte dann später, frühestens in der Zeit nachdem sich Mose vom Hof des Pharaos gelöst hatte. Derartige Angleichungen an Sprachen und sogar Namenswechsel sind nicht unbekannt.
Wir folgen daher der Annahme, dass der hebräische Name Mose auf einen ausführlicheren, mit zusätzlichen Attributen ausgestatteten ägyptischen Namen zurückzuführen ist. Der Teil, der nach ägyptischer Tradition die Abstammung (von einem Menschen oder von einem ägyptischen Gott) beschreibt, ist gekappt, was unterstreicht, dass sich Mose von seinem ägyptischen Lebensumfeld vollständig gelöst hatte. Die Adaption an die hebräische Sprache und an einen hebräischen Wortstamm ist die folgerichtige Konsequenz daraus.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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grewlich | gräulich (Adjektiv) zum Substantiv: Gräuel
von Eindrücken, die durch die Sinne vermittelt sind: a) Grauen, Abstoßung erregend b) häßlich, ekelhaft, unreinlich c) schrecklich, fürchterlich
Die waſſerwogen im Meer ſind gros / Vnd brauſen grewlich
Die Wogen im Meer sind groß und sie brausen fürchterlich.
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recht | recht (Adverb und Adjektiv) Die ursprüngliche Bedeutung von recht ist das Gegenteil von krumm bzw. von link (Adjektiv).
Damit lässt sich mit recht alles beschreiben, was sich im Gegensatz zu einer krummen, linken, schrägen, unliebsamen, ungehörigen, nicht offensichtlichen Sache usw. (bzw. einem Zustand) abhebt bzw. was davon abgehoben werden soll.
Daraus ergeben sich viele Bedeutungen, die wir hier nicht alle auflisten können. Die Verwendung bei Luther
wahr, eigentlich (von Personen im Gegensatz zu denen, die sich sonst nur so nennen):
Psalm 7,12: Gott iſt ein rechter Richter: Gott ist ein wahrer Richter (im Gegensatz zu den irdischen Richtern)
richtig, passend (im Gegensatz zu falsch, unpassend)
Psalm 68,7: Der die Gefangen ausfüret zu rechter zeit: Der die Gefangenen herausführt sobald die Zeit dafür reif ist.
wahr, richtig (im Gegensatz zu unwahr, falsch, unrichtig)
Psalm 93,5: Dein wort iſt eine rechte Lere: Dein Wort ist die wahre Lehre
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Heiligkeit | Heiligkeit, die Heiligkeit
das Heiligsein, Zustand des Heiligen
Die verehrungswürdige, göttliche Vollkommenheit, die sich im Leben und Handeln nach religiösen Tugenden ausdrückt.
Das Jeruſalem ſol eine Stad der Warheit heiſſen / vnd der Berg des HERRN Zebaoth / ein Berg der heiligkeit.
Dass Jerusalem soll eine Stadt der Wahrheit heißen, und der Berg des HERRN Zebaot ein Berg der Heiligkeit.
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Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.