QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 10,23-37 |
Epistel | Rom 3,21-28 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Lk 10,23-37 |
1. Epistel | Rom 3,21-28 |
2. Evangelium | Mk 12,41-44 |
2. Epistel | 1Petr 2,1-10 |
Alttestamentliche Lektion | Sach 7,4-10 |
Gottesdienstordnungen |
Der 13. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Lk 10,23-37 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
244 | EG 343 | Ich ruf zu dir, Herr Jeſu Chriſt |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | Rom 3,21-28 |
Evangelium | Lk 10,23-37 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 10,23-37.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Lk 10,23-37 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
244 | EG 343 | Ich ruf zu dir, Herr Jeſu Chriſt |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | Rom 3,21-28 |
Evangelium | Lk 10,23-37 | |
Reihe II | 2. Epistel | 1Petr 2,1-10 |
2. Evangelium | Mk 12,41-44 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Sach 7,4-10 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
13. Sonntag nach Trinitatis
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 10,23-24.25-37
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. X.
VND Jheſus wandte ſich zu ſeinen Jüngern / vnd ſprach in ſonderheit / Selig ſind die augen / die da ſehen / das jr ſehet. 24Denn ich ſage euch / viel Propheten vnd Könige wolten ſehen / das jr ſehet / vnd habens nicht geſehen / vnd hören das jr höret / vnd habens nicht gehöret.
Sihe / da ſtund ein Schrifftgelerter auff / verſucht Jheſus / vnd ſprach / Meiſter / Was mus ich thun / das ich das ewige Leben ererbe? 26Er aber ſprach zu jm / Wie ſtehet im Geſetz geſchrieben? Wie lieſeſtu? 27Er antwortet / vnd ſprach / Du ſolt Gott deinen HERRN lieben / von gantzem hertzen / von gantzer ſeele / von allen krefften / vnd von gantzem gemüte / Vnd deinen Neheſten / als dich ſelbs. 28Er aber ſprach zu jm / Du haſt recht geantwortet / Thue das / ſo wirſtu leben.
29ER aber wolt ſich ſelbs rechtfertigen / vnd ſprach zu Jheſu / Wer iſt denn mein Neheſter? 30Da antwortet Jheſus / vnd ſprach / Es war ein Menſch / der gieng von Jeruſalem hin ab gen Jericho / vnd fiel vnter die Mörder / Die zogen jn aus / vnd ſchlugen jn / vnd giengen dauon / vnd lieſſen jn halb tod liegen. 31Es begab ſich aber on gefehr / das ein Prieſter dieſelbige ſtraſſe hin ab zoch / vnd da er jn ſahe / gieng er fur vber. 32Desſelbigen gleichen auch ein Leuit / da er kam bey die Stet / vnd ſahe jn / gieng er fur vber.
33EIn Samariter aber reiſet / vnd kam da hin / vnd da er jn ſahe / jamerte jn ſein / 34gieng zu jm / verband jm ſeine Wunden / vnd gos drein Ole vnd Wein / vnd hub jn auff ſein Thier vnd füret jn in die Herberge / vnd pfleget ſein. 35Des andern tages reiſet er / vnd zoch eraus zween Groſſchen / vnd gab ſie dem Wirte / vnd ſprach zu jm / Pflege ſein / Vnd ſo du was mehr wirſt darthun / wil ich dirs bezalen / wenn ich widerkome. 36Welcher dünckt dich / der vnter dieſen dreien der a Neheſt ſey geweſen / dem / der vnter die Mörder gefallen war? 37Er ſprach / Der die barmhertzigkeit an jm that. Da ſprach Jheſus zu jm / So gehe hin / vnd thu des gleichen.
a
(Neheſt)
Der Neheſt iſt nicht allein der wol thut / ſondern auch der wolthat bedarff / Denn wir ſind alle vnternander Neheſten.
✽
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom
Rom 3,21-28
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Römer.
C. III.
Verse 21 - 26
Paulus schreibt:
NV aber iſt on zuthun des Geſetzes / die Gerechtigkeit / die fur Gott gilt / offenbaret vnd bezeuget / durch das Geſetz vnd die Propheten. 22Ich ſage aber von ſolcher gerechtigkeit fur Gott / die da kompt durch den glauben an Jheſum Chriſt / zu allen vnd auff alle / die da gleuben.
23DEnn es iſt hie kein vnterſcheid / b Sie ſind allzumal Sünder / vnd mangeln des Rhumes / den ſie an Gott haben ſollen / 24Vnd werden on verdienſt gerecht aus ſeiner Gnade / durch die Erlöſung / ſo durch Chriſto Jheſu geſchehen iſt /25Welchen Gott hat furgeſtellet zu einem Gnadenſtuel / durch den glauben in ſeinem Blut / Da mit er die Gerechtigkeit / die fur jm gilt / darbiete / in dem / das er SVNDE VERGIBT / c welche bis an her blieben war / vnter göttlicher gedult / 26Auff das er zu dieſen zeiten darböte die Gerechtigkeit / die fur jm gilt / Auff das er allein Gerecht ſey / vnd gerecht mache den / der da iſt des glaubens an Jheſu.
b
Merck dis / da er ſaget (Sie ſind alle ſünder etc.) Iſt das Heubtſtück vnd der Mittelplatz dieſer Epiſt. vnd der gantzen Schrifft / nemlich / Das alles ſünde iſt / was nicht durch das blut Chriſti erlöſet / im glauben gerecht wird. Darumb faſſe dieſen Text wol / denn hie ligt darnider aller werck verdienſt vnd rhum / wie er ſelbſt hie ſaget / vnd bleibet allein lauter Gottes gnade vnd ehre.
Aus dem Abschnitt:
Verse 27 - 28
WO bleibt nu der Rhum? Er iſt aus / Durch welch Geſetz? durch der werck geſetz? Nicht alſo / Sondern durch des glaubens geſetz. 28So halten wir es nu / Das der Menſch gerecht werde / on des Geſetzes werck / alleine durch den Glauben.
c (Bis an her) Die ſünde kundte weder Geſetz noch kein gut werck wegnemen / Es muſte Chriſtus vnd die Vergebung thun.
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Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 die Erzählung vom Vorrang der Jünger und das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.