QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mk 7,31-37 |
Epistel | 2Kor 3,4-9 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Mk 7,31-37 |
1. Epistel | 2Kor 3,4-9 |
2. Evangelium | Joh 8,31-36 |
2. Epistel | Apg 16,9-15 |
Alttestamentliche Lektion | Jes 29,18-21 |
Gottesdienstordnungen |
Der 12. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Mk 7,31-37 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
188 | EG 289 | Nun lob, mein Seel, den Herren |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | 2Kor 3,4-9 |
Evangelium | Mk 7,31-37 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mk 7,31-37.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Mk 7,31-37 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
188 | EG 289 | Nun lob, mein Seel, den Herren |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | 2Kor 3,4-9 |
Evangelium | Mk 7,31-37 | |
Reihe II | 2. Epistel | Apg 16,9-15 |
2. Evangelium | Joh 8,31-36 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Jes 29,18-21 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
12. Sonntag nach Trinitatis
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG AUS DEM EVANGELIUM
PREDIGTTEXT
Evangelium nach Markus
Mk 7,31-37
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Marcus.
C. VII.
Verse 31 - 37
DA Jheſus wider ausgieng von den grentzen Tyri vnd Sidon / kam er an das Galileiſche meer / mitten vnter die grentze der zehen Stedte. 32Vnd ſie brachten zu jm einen Tauben / der Stum war / vnd ſie baten jn / das er die Hand auff jn legte. 33Vnd er nam jn von dem Volck beſonders / vnd legete jm die Finger in die Ohren / vnd ſpützet / vnd rüret ſeine Zunge / 34vnd ſahe auff gen Himel / ſeufftzet / vnd ſprach zu jm / Hephethath das iſt / thu dich auff. 35Vnd als bald thaten ſich ſeine Ohren auff / vnd das band ſeiner Zungen ward los / vnd redet recht. 36Vnd er verbot jnen / ſie ſoltens niemand ſagen. Je mehr er aber verbot je mehr ſie es ausbreiteten / 37vnd wunderten ſich vber die maſs / vnd ſprachen / Er hats alles wol gemacht / Die Tauben macht er hörend / vnd die Sprachloſen redend.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Zweiter Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth
2Kor 3,4-9
REIHE
EP
Die Ander Epiſtel:
An die Córinther.
C. III.
Aus dem Abschnitt:
Verse 4 - 9
Paulus schreibt:
EIN ſolch vertrawen aber haben wir durch Chriſtum zu Gott / 5Nicht das wir tüchtig ſind von vns ſelber / etwas zu dencken / als von vns ſelber / Sondern das wir tüchtig ſind / iſt von Gott / 6welcher auch vns tüchtig gemacht hat / das Ampt zu füren des newen Teſtaments / Nicht des a Buchſtabens / ſondern des Geiſtes. Denn der Buchſtaben tödtet / Aber der b Geiſt machet lebendig.
7SO aber das Ampt / das durch die Buchſtaben tödtet / vnd in die Steine iſt gebildet / Klarheit hatte / alſo / das die kinder Iſrael nicht kundten anſehen das angeſichte Moſi / vmb der klarheit willen ſeines angeſichtes / die doch auffhöret / 8Wie ſolte nicht viel mehr das Ampt / das den Geiſt gibt / Klarheit haben? 9Denn ſo das Ampt / das die Verdamnis prediget / klarheit hat / viel mehr hat das Ampt das die Gerechtigkeit prediget / vberſchwengliche klarheit.
(Vertrawen)
Das wir euch zum Brieue bereitet haben.
a
(Buchſtaben)
Buchſtaben leren iſt / das blos Geſetz vnd werck leren / on der gnade Gottes erkentnis da durch wird alles verdampt / vnd des Todes ſchüldig erkand / was der Menſch iſt vnd thut / Denn er kan on Gottes gnade nichts gutes thun.
b
(Geiſt)
Geiſt leren iſt / die gnade on Geſetz vnd verdienſt leren / dadurch wird der Menſch lebendig vnd ſelig.
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Das Video zeigt den Text der Geschichte aus der Lutherbibel von 1545, in der Jesus einen gehörlosen und stummen Mann heilt, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.