QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mt 22,15-22 |
Epistel | Phil 3,17-21 |
Lied | Nr. 179 [EG 275] |
Gottesdienstordnung |
nach den altkirchlichen Leseordnungen
Der 23. Sonntag nach Trinitatis ist nur vorhanden, wenn Ostern vor dem 24. April lag.
Der 23. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1799/1800 bis 1806/1807
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Nur dann, wenn im selben Kirchenjahr Ostersonntag vor dem 24. April liegt, gilt:
nach der altkirchlichen Leseordnung
allgemein seit der Reformation mindestens bis zum Kirchenjahr 1897/1898 in Gebrauch
( nach dem Evangeliumstext Mt 22,15-22 )
König aller Könige / vnd HERR aller Herren / der allein vnſterbligkeit hat / Dem ſey Ehre vnd ewiges Reich.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Mt 22,15-22 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Phil 3,17-21 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mt 22,15-22.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
23. Sonntag nach Trinitatis
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 22,15-22
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Mattheus.
C. XXII.
DA giengen die Phariſeer hin / vnd hielten einen Rat / wie ſie Jheſus fiengen in ſeiner Rede. 16Vnd ſandten zu jm jre Jünger / ſampt Herodis Diener / vnd ſprachen / Meiſter / Wir wiſſen das du warhafftig biſt / vnd lereſt den weg Gottes recht / vnd du frageſt nach niemand / Denn du achteſt nicht das anſehen der Menſchen. 17Darumb ſage vns / was dünckt dich? Iſts recht das man dem Keiſer zinſe gebe / oder nicht? 18Da nu Jheſus marckte jre ſchalckheit / ſprach er / Ir Heuchler / was verſuchet jr mich? 19Weiſet mir die Zinſenmüntze. Vnd ſie reichten jm einen Groſſchen dar. 20Vnd er ſprach zu jnen / Wes iſt das Bilde vnd die vberſchrifft? 21Sie ſprachen zu jm / Des Keiſers. Da ſprach er zu jnen / So gebet dem Keiſer / was des Keiſers iſt / vnd Gotte / was Gottes iſt. 22Da ſie das höreten / verwunderten ſie ſich / vnd lieſſen jn / vnd giengen dauon.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Phillipi
Phil 3,17-21
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Philipper.
C. III.
Verse 17 - 21
Paulus schreibt:
FOlget mir / lieben Brüder / vnd ſehet auff die / die alſo wandeln / wie jr vns habt zum Furbilde. 18Denn viel wandeln / von welchen ich euch offt geſagt habe / Nu aber ſage ich auch mit weinen / Die Feinde des creutzes Chriſti / 19welcher Ende iſt das verdamnis / welchen der Bauch jr Gott iſt / vnd jre Ehre zu ſchanden wird / Dere / die jrdiſch geſinnet ſind. 20Vnſer wandel aber iſt im Himel / von dannen wir auch warten des Heilands Jheſu Chriſti des HErrn / 21Welcher vnſern nichtigen Leib verkleren wird / das er ehnlich werde ſeinem verklerten Leibe / Nach der wirckunge / da er mit kan auch alle ding jm vnterthenig machen.
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Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 die Erzählung, in der Jesus gefragt wird, ob es richtig sei, dem römischen Kaiser Steuern zu zahlen, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten sie kritisch.