Der Osterdienstag in den Kirchenjahren 1659/1660 bis 1666/1667
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Osterdienstag wurde als 3. Ostertag, als Teil des Auferstehungsfests, von etlichen evangelischen Kirchen aus der katholischen Tradition übernommen, doch längst nicht von allen. Der folgende Artikel erklärt Hintergründe:
Der 3. Ostertag war vom Mittelalter bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert in katholischen und evangelischen Kirchenordnungen aufgeführt.
teilweise gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
Die liturgische Gestaltung des 3. Ostertags war nicht einheitlich. Sie unterschied sich in den evangelischen Gebietskirchen auch dort, wo der 3. Ostertag Teil der Auferstehungsfeier war. In einigen evangelischen Kirchenordnungen beschränkte sich der Gottesdienst auf eine Predigt oder setzte eine Abendmahlsfeier voraus. Dort, wo es den 3. Ostertag nicht gab, galten die Vorgaben für die Osterwoche (Spruch und Psalm) und die Texte der jeweiligen Wochentage.
( nach dem Evangeliumstext Lk 24,36-47 )
Ich war tod / vnd ſihe / Ich bin lebendig von ewigkeit zu ewigkeit / vnd habe die Schlüſſel der Helle vnd des Tods.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Lk 24,36-47 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Apg 13,26-33 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 24,36-47.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Osterdienstag
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Unabhängig vom Status des Osterdienstags als 3. Ostertag waren am Dienstag nach Ostern die Evangelienperikope Predigt- und Lesetext für den Vormittag, die Epistelperikope Predigt- und Lesetext für den Nachmittag bzw. Abend.
Biblia
1545
Text nach der Lutherbibel von 1545.
Gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift
mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 24,36-47
REIHE
EV
Euangelium
S. Lucas.
C. XXIIII.
DA ſie aber dauon redten / trat er ſelbs / Jheſus / mitten vnter ſie / vnd ſprach zu jnen / Friede ſey mit euch. 37Sie erſchracken aber vnd furchten ſich / meineten / ſie ſehen einen Geiſt. 38Vnd er ſprach zu jnen / Was ſeid jr ſo erſchrocken? vnd warumb komen ſolche gedancken in ewer hertz? 39Sehet meine Hende vnd meine Füſſe / Ich bins ſelber / Fület mich vnd ſehet / Denn ein Geiſt hat nicht fleiſch vnd bein / wie jr ſehet / das ich habe. 40Vnd da er das ſaget / zeiget er jnen Hende vnd Füſſe. 41Da ſie aber noch nicht gleubeten fur freuden / vnd ſich verwunderten / ſprach er zu jnen / Habt jr hie etwas zu eſſen? 42Vnd ſie legten jm fur ein ſtück vom gebraten Fiſch vnd Honigſeims / 43vnd er nams vnd aſs fur jnen.
Aus dem Abschnitt:
Verse 44 - 47
ER aber ſprach zu jnen / Das ſind die Rede / die ich zu euch ſaget / da ich noch bey euch war / Denn es mus alles erfüllet werden / was von mir geſchrieben iſt im geſetz Moſi / in den Propheten / vnd in Pſalmen. 45Da öffenet er jnen das verſtentnis / das ſie die Schrifft verſtunden / 46vnd ſprach zu jnen / Alſo iſts geſchrieben / vnd alſo muſte Chriſtus leiden / vnd aufferſtehen / von den Todten am dritten tage /47Vnd predigen laſſen in ſeinem Namen / Buſſe vnd Vergebung der ſünde / vnter allen Völckern / vnd anheben zu Jeruſalem.
✽
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Apostelgeschichte nach Lukas
Apg 13,26-33
REIHE
EP
C. XIII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 26 - 33
IR Menner / lieben Brüder / jr kinder des geſchlechtes Abraham / vnd die vnter euch Gott fürchten / Euch iſt das wort dieſes Heils geſand. 27Denn die zu Jeruſalem wonen vnd jre Oberſten / die weil ſie Dieſen nicht kenneten / noch die ſtimme der Propheten (welche auff alle Sabbather geleſen werden) haben ſie dieſelben mit jrem vrteilen erfüllet. 28Vnd wiewol ſie keine Vrſache des todes an jm funden / baten ſie doch Pilatum jn zu tödten. 29Vnd als ſie alles volendet hatten / was von jm geſchrieben iſt / namen ſie jn von dem Holtz / vnd legten jn in ein Grab. 30Aber Gott hat jn aufferweckt von den Todten / 31vnd er iſt erſchienen viel tage / denen / die mit jm hin auff von Galilea gen Jeruſalem gegangen waren / welche ſind ſeine Zeugen an das Volck.
(Kenneten)
Da ſihe / das man wol kan viel von Chriſto plaudern vnd dennoch denſelben leugnen vnd tödten.
32VND wir auch verkündigen euch die Verheiſſunge / die zu vnſern Vetern geſchehen iſt / 33Das dieſelbige Gott / vns / jren Kindern erfüllet hat / In dem das er Jheſum aufferwecket hat. Wie denn im erſten Pſalm geſchrieben ſtehet / Du biſt mein Son / Heute habe ich dich gezeuget.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
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