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Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 1,26-38 |
Epistel | Jes 7,10-16 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Lk 1,26-38 |
1. Epistel | Jes 7,10-16 |
2. Evangelium | Joh 18,33-40 |
2. Epistel | Rom 5,12-21 |
Alttestamentliche Lektion | Ps 2 |
Gottesdienstordnungen |
Teil II: Unbewegliche Feste und Gedenktage
Der Tag der Verkündigung Marias in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Lk 1,26-38 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
200 | EG 308 | Mein Seel, o Herr, muß loben dich |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | Jes 7,10-16 |
Evangelium | Lk 1,26-38 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 1,26-38.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Lk 1,26-38 )
Hinweis: Es gilt der Wochenspruch des Sonntagspropriums.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
200 | EG 308 | Mein Seel, o Herr, muß loben dich |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | Jes 7,10-16 |
Evangelium | Lk 1,26-38 | |
Reihe II | 2. Epistel | Rom 5,12-21 |
2. Evangelium | Joh 18,33-40 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Ps 2 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
Tag der Verkündigung Marias
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG AUS DEM EVANGELIUM
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 1,26-38
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. I.
Verse 26 - 38
IM ſechſten mond / ward der engel Gabriel geſand von Gott / in eine ſtad in Galilea / die heiſſt Nazareth / 27Zu einer Jungfrawen / die vertrawet war einem Manne / mit namen Joſeph / vom hauſe Dauid / vnd die Jungfraw hies Maria. 28Vnd der Engel kam zu jr hin ein / vnd ſprach / Gegrüſſet ſeiſtu holdſelige / der HERR iſt mit dir / du Gebenedeiete vnter den Weibern.
(Gebenedeiete)
Das iſt auff deudſch / Du Hochgelobte.
29DA ſie aber jn ſahe / erſchrack ſie vber ſeiner rede / vnd gedachte / welch ein grus iſt das? 30Vnd der Engel ſprach zu jr / Fürchte dich nicht Maria / Du haſt gnade bey Gott funden. 31Sihe / du wirſt ſchwanger werden im Leibe / vnd einen Son geberen / des Namen ſoltu Jheſus heiſſen.32Der wird gros / vnd ein Son des Höheſten genennet werden. Vnd Gott der HERR wird jm den ſtuel ſeines vaters Dauid geben /33vnd er wird ein König ſein vber das haus Jacob ewiglich / vnd ſeines Königreichs wird kein ende ſein.
(Gnade funden)
Das iſt / du haſt einen gnedigen Gott.
34DA ſprach Maria zu dem Engel / Wie ſol das zugehen? ſintemal ich von keinem Manne weis. 35Der Engel antwortet / vnd ſprach zu jr / Der heilige Geiſt wird vber dich komen / vnd die krafft des Höheſten wird dich vberſchatten. Darumb auch das Heilige / das von dir geboren wird / wird Gottes Son genennet werden. 36 Vnd ſihe / Eliſabet deine gefreundete / iſt auch ſchwanger mit einem Son / in jrem alter / vnd gehet itzt im ſechſten mond / die im geſchrey iſt / das ſie vnfruchtbar ſey / 37Denn bey Gott iſt kein ding vmmüglich.38Maria aber ſprach Sihe / Ich bin des HERRN magd / mir geſchehe wie du geſagt haſt. Vnd der Engel ſchied von jr.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Buch des Propheten Jesaja
Jes 7,10-16
REIHE
EP
Der Prophet Jeſáiá.
C. VII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 10 - 16
DEr HERR redet zu Ahas / vnd ſprach / 11Fodder dir ein Zeichen vom HERRN deinem Gott / es ſey hunden in der Helle / oder droben in der Höhe. 12Aber Ahas ſprach / Ich wils nicht foddern / das ich den HERRN nicht verſuche. 13Da ſprach er / Wolan / ſo höret jr vom hauſe Dauid / Iſts euch zu wenig / das jr die Leute beleidiget / jr müſſt auch meinen Gott beleidigen? 14Darumb ſo wird euch der HErr ſelbs ein Zeichen geben / Sihe / Eine Jungfraw iſt ſchwanger / vnd wird einen Son geberen / den wird ſie heiſſen Immanuel. 15Butter vnd honig wird er eſſen / das er wiſſe böſes zu verwerffen / vnd gutes zu erwelen. 16Denn ehe der Knabe lernet böſes verwerffen / vnd gutes erwelen / wird das Land da fur dir grawet / verlaſſen ſein von ſeinen zween Königen.
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Das Video zeigt den Text der Geschichte aus der Lutherbibel von 1545, in der Maria vom Engel Gabriel die Geburt Jesu angekündigt wird, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
In der evangelischen Tradition hat Maria, die Mutter Jesu, eine wichtige, aber unterschiedliche Bedeutung im Vergleich zur katholischen und orthodoxen Kirche.