vorgelesen von Reiner Makohl
Die Ankündigung der Geburt Jesu
Der Text Lukas 1,26-38 beschreibt die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel. Diese Passage ist in der evangelischen Lehre tief bedeutsam, da sie das Mysterium der Menschwerdung Gottes im Zentrum des christlichen Glaubens behandelt.
In der Betrachtung von Lukas 1,26-38 verbinden die theologischen Perspektiven von Rudolf Bultmann und Jürgen Moltmann wichtige, komplementäre Dimensionen zur Deutung der Jungfrauengeburt und ihrer Bedeutung in der evangelischen Verkündigung.
Rudolf Bultmann interpretiert die Jungfrauengeburt nicht als historische Begebenheit, sondern als ein mythologisches Element der biblischen Erzählung, das tiefere Wahrheiten symbolisiert.
In seinem Ansatz der »Entmythologisierung« betont Bultmann, dass die Jungfrauengeburt weniger als biologisches Ereignis, sondern als ein theologisches Symbol verstanden werden sollte. Sie drückt aus, dass die Herkunft und Sendung Jesu vollständig von Gott selbst abhängen und nicht aus menschlicher Verursachung stammen. Jesus wird so als Gottes besonderes Handeln in der Welt verstanden, das nicht von menschlichen Maßstäben eingeschränkt oder erklärt werden kann.
Für Bultmann geht es also um das Wunder der göttlichen Initiative, die nicht an die naturwissenschaftliche Erklärung gebunden ist, sondern als Ausdruck des Glaubens an Gottes Eingreifen verstanden wird.
Jürgen Moltmann hingegen sieht die Jungfrauengeburt in einem schöpfungstheologischen und eschatologischen Zusammenhang. Für Moltmann symbolisiert die Jungfrauengeburt eine „Neuschöpfung“, durch die Gott eine neue Zukunft in die Welt bringt. Dieser „neue Anfang“ stellt den Beginn der Erlösung dar, die in Jesus Christus als dem verheißenden Retter und Messias erfüllt wird. Moltmann betont, dass die Jungfrauengeburt ein Zeichen der Hoffnung ist: Sie zeigt, dass das Heil und Gottes Reich allein durch Gottes Gnade und nicht durch menschliche Leistung oder naturgemäße Abläufe verwirklicht werden. So wird die Inkarnation zu einem radikalen Zeichen göttlicher Nähe, die durch das Wirken des Heiligen Geistes geschieht und die bestehende Schöpfung transformiert.
Durch die Kombination der beiden Perspektiven ergibt sich ein tiefes Verständnis der Jungfrauengeburt als theologisches Symbol und als Zeichen für die neue Schöpfung.
Bultmanns Deutung lädt uns ein, die Jungfrauengeburt als Ausdruck des Glaubens an Gottes souveräne Initiative zu sehen, frei von der Notwendigkeit historischer Erklärung.
Gleichzeitig vertieft Moltmann diese Symbolik durch die Betonung der Jungfrauengeburt als Beginn der Erneuerung der Welt.
Gemeinsam betonen Bultmann und Moltmann, dass die Jungfrauengeburt in Lukas 1,26-38 weniger eine biologische Besonderheit darstellt, sondern ein lebendiges Bild der göttlichen Verheißung ist: Gott bricht in die Welt ein, schafft eine neue Realität und bietet der Menschheit Hoffnung auf ein Heil, das nicht von der Welt, sondern allein von Gott kommt.
In dieser Weise wird die Jungfrauengeburt in der Verkündigung zu einem Zeugnis des Glaubens, das die Nähe Gottes und die Verwandlungskraft seines Wirkens in der Welt vermittelt, ohne an historische oder naturwissenschaftliche Bedingungen gebunden zu sein.
Die Ankündigung der Geburt Jesu
Der Text aus dem Lukasevangelium, in dem berichtet wird, wie der Engel Gabriel der Maria ihre bevorstehende Schwangerschaft und die Geburt Jesu ankündigt, ist wohl eine der bekanntesten und zugleich geheimnisvollsten Erzählungen des Evangeliums.
Dieser Text aus Lukas 1,26-38 birgt eine Botschaft, die für uns im Glauben heute tiefgründig und wichtig ist. Was bedeutet diese »Jungfrauengeburt« für uns? Wieso hält die Bibel an diesem scheinbar unerklärlichen Wunder fest?
Lassen Sie uns diesen Text durch zwei zentrale Überlegungen zweier evangelischer Theologen deuten.
1. Der evangelische Theologe Rudolf Bultmann sah die Jungfrauengeburt als symbolische Erzählung, die nicht wörtlich als biologische Tatsache verstanden werden muss. Für ihn steht sie für Gottes Initiative. Das Wunderbare daran ist nicht eine naturwissenschaftliche Besonderheit, sondern dass Gott sich entscheidet, auf diese Welt zu kommen, dass Er den ersten Schritt geht, dass das Heil nicht aus menschlichem Handeln hervorgeht, sondern von Gott allein. Die Geburt Jesu ist ein Zeichen, dass Gottes Gnade uns ohne Vorbedingungen erreicht.
Diese Perspektive bringt uns zu einem tiefen Kern des Glaubens: Wir sind nicht die Macher unseres Heils. Unser Heil ist ein Geschenk, das uns überreicht wird. Wir müssen es nicht verdienen, sondern dürfen es im Glauben annehmen. Diese Botschaft schenkt uns Freiheit und Gelassenheit, gerade in einer Welt, die so oft von Leistungsdruck und Selbstoptimierung geprägt ist.
2. Ein weiterer Gedanke, den uns der evangelische Theologe Jürgen Moltmann mit auf den Weg gibt, ist die Jungfrauengeburt als Symbol einer neuen Schöpfung und eines neuen Anfangs zu sehen. Mit Jesus beginnt etwas vollkommen Neues in dieser Welt. Die Menschwerdung Christi, die in der Jungfrauengeburt symbolisiert wird, ist der Beginn einer Verwandlung, einer neuen Hoffnung. Gott beginnt, die Welt zu erneuern, und Er tut dies inmitten menschlicher Schwachheit, in der Bescheidenheit einer jungen Frau aus Nazareth.
Hier finden wir Trost und Hoffnung: Auch wir sind oft schwach und klein in den Herausforderungen des Lebens. Doch wenn Gott sich Maria zuwendet und in die Welt kommt, zeigt Er uns, dass auch das Schwache und Kleine eine Heimat für Gottes Wirken sein kann. Unser Glaube darf aus dieser Geschichte Mut schöpfen – Mut zur Hoffnung und zur Annahme dessen, was Gott in uns bewirken kann.
Die Geschichte von der Ankündigung der Geburt Jesu sollte uns Mut machen, auf Gottes souveräne Initiative zu vertrauen. Darauf zu vertrauen, dass Gott in unserer Welt und in unserem Leben gegenwärtig ist und wirkt – unabhängig von unserem Vermögen oder unserer Stärke.
Die Geschichte von Maria erinnert uns daran, dass Gott uns begegnet, wenn wir bereit sind, uns auf sein Handeln und seinen Plan mit uns einzulassen.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Lk 1,26-38 | Evangelium | |
Lk 1,39-56 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Lk 1,26-38 | Evangelium | |
Lk 1,39-56 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Lk 1,26-38 | Reihe I | |
1979 - 2018 | ||
Lk 1,26-38 | Evangelium | |
Lk 1,39-47[.48-55].56 | Evangelium | |
Lk 1,[39-45.]46-55[.56] | Evangelium + | |
seit 2019 | ||
Lk 1,26-38 | Evangelium + | Tag der Ankündigung der Geburt Jesu (Mariä Verkündigung) |
Lk 1,26-38[.39-56] | Evangelium + | |
Lk 1,[26-38.]39-56 | Reihe I | |
Lk 1,39-48[.49-55].56 | Evangelium + |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre
In der evangelischen Tradition hat Maria, die Mutter Jesu, eine wichtige, aber unterschiedliche Bedeutung im Vergleich zur katholischen und orthodoxen Kirche.