QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Joh 10,12-16 |
Epistel | 1Petr 2,21-25 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Joh 10,12-16 |
1. Epistel | 1Petr 2,21-25 |
2. Evangelium | Joh 14,1-6 |
2. Epistel | Eph 2,4-10 |
Alttestamentliche Lektion | Ps 23 |
Gottesdienstordnungen |
Der 2. Sonntag nach Ostern in den Kirchenjahren 1946/1947 bis 1953/1954
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Allgemeine Informationen und Gedanken zu diesem Tag
finden Sie in diesem Artikel:
Das lateinische »Miserikordias Domini« bedeutet: »Barmherzigkeit des Herrn«. Barmherzigkeit und Vertrauen sind die Themen dieses Sonntags.
misericordia: Barmherzigkeit, Güte, Erbarmen
dominus: Herr
misericordias domini: die Güte des Herrn
Der Name Miserikordias Domini geht zurück auf die vorreformatorische Zeit und leitet sich ab von den ersten Worten des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag:
»Miserikordias Domini plena est terra.«,
»Die Erde ist voll der Güte des Herrn«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen für den 2. Sonntag nach Ostern bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich die Bezeichnung Miserikordias Domini auf den Text in Psalm 33,5 (Vulgata: Psalm 32,5).
Hier der Text Ps 32,1-5 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und
der Text Ps 33,1-5 aus Luthers Biblia von 1545:
321 Laudate iusti Dominum rectos decet laudatio
2 confitemini Domino in cithara in psalterio decacordo cantate ei
3 cantate ei canticum novum diligenter psallite in iubilo
4 quia rectum est verbum Domini et omne opus eius in fide
5 diligit iustitiam et iudicium misericordia Domini plena est terra
331 Ein Pſalm Dauids.
FRewet euch des HERRN / jr Gerechten / Die Fromen ſollen jn ſchon preiſen.
2Dancket dem HERRN mit Harffen / vnd lobſinget jm auff dem Pſalter von zehen ſeiten.
3Singet jm ein newes Lied / Machts gut auff Seitenſpielen mit ſchalle.
4DEnn des HERRN wort iſt warhafftig / Vnd was er zuſaget / das helt er gewis.
5Er liebet Gerechtigkeit vnd gericht / Die Erde iſt vol der Güte des HERRN.
Der Sonntag Miserikordias Domini trug diesen Namen bereits im Mittelalter: Dominica miserikordias domini, wobei das lateinische Wort »Dominica« Sonntag bedeutet. (Genauer: »Tag des Herrn« als christliche Bezeichnung zur Unterscheidung vom profanen römischen Namen »Dies solis«, Tag der Sonne, Sonn(en)tag.)
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1946/1947 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Joh 10,12-16 )
Ich bin ein guter Hirte. Meine Schafe hören meine ſtimme / vnd ich kenne ſie / vnd ſie folgen mir / Vnd ich gebe jnen das ewige Leben.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
178 | EG 274 | Der Herr ist mein getreuer Hirt |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | 1Petr 2,21-25 |
Evangelium | Joh 10,12-16 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Joh 10,12-16.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Joh 10,12-16 )
Ich bin ein guter Hirte. Meine Schafe hören meine ſtimme / vnd ich kenne ſie / vnd ſie folgen mir / Vnd ich gebe jnen das ewige Leben.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
178 | EG 274 | Der Herr ist mein getreuer Hirt |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | 1Petr 2,21-25 |
Evangelium | Joh 10,12-16 | |
Reihe II | 2. Epistel | Eph 2,4-10 |
2. Evangelium | Joh 14,1-6 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Ps 23 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
2. Sonntag nach Ostern
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 10,12-16
REIHE
EV
Euangelium
S. Johannes.
C. X.
Aus dem Abschnitt:
Verse 12 - 16
Christus spricht:
EIN Miedling / der nicht Hirte iſt / des die Schafe nicht eigen ſind / ſihet den Wolff komen / vnd verleſſet die Schafe / vnd fleucht / vnd der Wolff erhaſchet vnd zerſtrewet die Schafe. 13Der Miedling aber fleucht / denn er iſt ein Miedling / vnd achtet der Schafe nicht. 14Ich bin ein guter Hirte / vnd erkenne die meinen / vnd bin bekand den meinen. 15Wie mich mein Vater kennet / vnd ich kenne den Vater / vnd ich laſſe mein Leben fur die Schafe. 16Vnd ich habe noch andere Schafe / die ſind nicht aus dieſem Stalle / Vnd die ſelben mus ich her füren / vnd ſie werden meine ſtimme hören / Vnd wird eine Herd vnd ein Hirte werden.
✽
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Erster Brief des Petrus
1Petr 2,21-25
REIHE
EP
Die erſte Epiſtel
S. Peters.
C. II.
Aus dem Abschnitt:
Verse 21 - 25
Petrus schreibt:
DEnn dazu ſeid jr beruffen / Sintemal auch Chriſtus gelidden hat fur vns / vnd vns ein Furbilde gelaſſen / Das jr ſolt nachfolgen ſeinen fusſtapffen. 22Welcher keine ſunde gethan hat / Iſt auch kein betrug in ſeinem munde erfunden / 23Welcher nicht widerſchalt / da er geſcholten ward / nicht drewet / da er leid / Er ſtellet es aber dem heim / der da recht richtet / 24Welcher vnſer ſunde ſelbs geopffert hat / an ſeinem Leibe / auff dem Holtz / auff das wir der Sünde abgeſtorben / der Gerechtigkeit leben / Durch welches Wunden jr ſeid heil worden / 25Denn jr waret wie die jrrende Schafe / Aber jr ſeid nu bekeret / zu dem Hirten vnd Biſchoue ewer Seelen.
✽
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
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