QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mt 21,1-9 |
Epistel | Phil 2,5-11 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Mt 21,1-9 |
1. Epistel | Phil 2,5-11 |
2. Evangelium | Joh 12,1-8 |
2. Epistel | Hebr 12,1-6 |
Alttestamentliche Lektion | Sach 9,8-12 |
Gottesdienstordnungen |
Palmarum in den Kirchenjahren 1911/1912 bis 1918/1919
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Für den Palmsonntag ist vielerlei kirchliches und gesellschaftliches Brauchtum bekannt. Doch Palmsonntag könnte mehr sein: Ein Tag des Friedens!
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1911/1912 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Mt 21,1-9 )
Er ſol die Starcken zum Raube haben / Darumb das er ſein Leben in tod gegeben hat / Vnd er vieler ſunde getragen hat .
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
66 | EG 87 | Du großer Schmerzensmann |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | Phil 2,5-11 |
Evangelium | Mt 21,1-9 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mt 21,1-9.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Mt 21,1-9 )
Er ſol die Starcken zum Raube haben / Darumb das er ſein Leben in tod gegeben hat / Vnd er vieler ſunde getragen hat .
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
66 | EG 87 | Du großer Schmerzensmann |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | Phil 2,5-11 |
Evangelium | Mt 21,1-9 | |
Reihe II | 2. Epistel | Hebr 12,1-6 |
2. Evangelium | Joh 12,1-8 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Sach 9,8-12 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
Palmarum
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 21,1-9
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Mattheus.
C. XXI.
DA ſie nu nahe bey Jeruſalem kamen gen Bethphage / an den Oleberg / Sandte Jheſus ſeine Jünger zween / 2vnd ſprach zu jnen / Gehet hin in den Flecken / der fur euch ligt / Vnd balde werdet jr eine Eſelin finden angebunden / vnd ein Füllen bey jr / Löſet ſie auff / vnd füret ſie zu mir. 3Vnd ſo euch jemand etwas wird ſagen / ſo ſprechet / Der HErr bedarff jr / ſo bald wird er ſie euch laſſen. 4Das geſchach aber alles / Auff das erfüllet würde / das geſagt iſt durch den Propheten / der da ſpricht / 5Saget der tochter Zion / Sihe / Dein König kompt zu dir Senfftmütig / vnd reit auff einem Eſel / vnd auff einem Füllen der laſtbaren Eſelin.
6DIe Jünger giengen hin / vnd theten wie jnen Jheſus befolhen hatte / 7vnd brachten die Eſelin vnd das Füllen / Vnd legten jre Kleider drauff / vnd ſatzten jn drauff. 8Aber viel Volcks breitet die Kleider auff den weg. Die andern hieben Zweige von den Bewmen / vnd ſtreweten ſie auff den weg. 9Das Volck aber das vorgieng vnd nachfolget / ſchrey vnd ſprach / Hoſianna dem Son Dauid / Gelobet ſey der da kompt in dem Namen des HERRN / Hoſianna in der höh.
(Hosianna)
Hoſianna heiſſet auf Deudſch / Ah hilff / oder / Ah gib glück vnd heil.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Phillipi
Phil 2,5-11
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Philipper.
C. II.
Verse 5 - 11
Paulus schreibt:
EIn jglicher ſey geſinnet / wie Jheſus Chriſtus auch war / 6Welcher / ob er wol in göttlicher geſtalt war / hielt ers nicht für einen Raub / Gotte gleich ſein / 7Sondern euſſert ſich ſelbs / vnd nam Knechts geſtalt an / ward gleich wie ein ander Menſch / vnd an geberden als ein Menſch erfunden / 8Ernidriget ſich ſelbs / vnd ward gehorſam bis zum Tode / ja zum tode am Creutz. 9Darumb hat jn auch Gott erhöhet / vnd hat jm einen Namen gegeben / der vber alle namen iſt / 10Das in dem namen Jheſu ſich beugen ſollen / alle der Knie / die im Himel vnd auff Erden vnd vnter der Erden ſind / 11vnd alle Zungen bekennen ſollen / Das Jheſus Chriſtus der HErr ſey / zur ehre Gottes des Vaters.
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Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 den Text der Erzählung, in der Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzieht, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
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