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Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Joh 16,23b-33 |
Epistel | Jak 1,22-27 |
Lied | Nr. 241 [EG 344] |
Gottesdienstordnung |
Der Sonntag Rogate in den Kirchenjahren 1659/1660 bis 1666/1667
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Allgemeine Informationen und Gedanken zu diesem Tag
finden Sie in diesem Artikel:
Der lateinische Imperativ »Rogate!«, bedeutet »Betet!«. Im Vordergrund steht das Gebet.
Der Name Rogate für diesen Sonntag geht zurück auf die Anpassung des liturgischen Introitus der protestantischen Kirchen an die alternative Bezeichnung des Sonntags als Dominica rogationum im Mittelalter:
»Rogate et dabitur vobis«,
»Bittet, und es wird euch gegeben.«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen für den 5. Sonntag nach Ostern bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich der Introitus-Vers auf die Texte in Mt 7,7 und Joh 16,23.
Hier der Text Mt 7,7 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und
der Text aus der Lutherbibel von 1545:
77 Petite et dabitur vobis
quaerite et invenietis pulsate et aperietur vobis
77 Bittet / ſo wird euch gegeben /
ſuchet / ſo werdet jr finden /
Klopffet an ſo wird euch auffgethan.
Anmerkung: Im biblischen Vulgata-Text steht statt rogate das inhaltlich fast gleichwertige, mittelalterliche petite (petere: bitten, erbitten). Die Abwandlung im Introitus erklärt sich aus dem Sonntagsnamen.
Der Text aus Joh 16,23 lautet:
1623b Dico vobis
si quid petieritis Patrem in nomine meo dabit vobis
1623b Ich ſage euch /
So jr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen /
ſo wird ers euch geben.
Der 5. Sonntag nach Ostern ist als Dominica rogationum auch schon im Hochmittelalter bekannt. Die lateinische Bezeichnung bedeutet »Sonntag der Bitten«.
Etwa zeitgleich war auch die lateinische Bezeichnung Dominica proxima ante rogationes in Gebrauch. Sie bedeutet »(Letzter) Sonntag vor den Bitten«.
Die Rogationes waren die drei Tage vor Himmelfahrt, an denen Bittgänge stattfanden, insbesondere für gute Ernten. Mancherorts umfassten diese »Tage der Bitten« auch die gesamte Woche bis Samstag vor dem 6. Sonntag nach Ostern.
Die ursprüngliche Bezeichnung war Vocem jocunditatis (oder : oder Vocem jucunditatis). Sie bedeutet etwa »mit der Stimme der Annehmlichkeit«, »mit fröhlicher Stimme«, »mit fröhlichem Schall«. Der Name ist abgeleitet von den ersten Worten des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag nach Jes 48,20:
»Vocem jucunditatis annunciate et auditur alleluja«,
»Verkündet es mit fröhlicher Stimme, und es werde gehört. Halleluja.«
Hier der Text Jes 48,20 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und aus der Lutherbibel von 1545:
4820 Egredimini de Babylone fugite a Chaldeis in voce exultationis
adnuntiate auditum facite hoc
efferte illud usque ad extrema terrae
dicite redemit Dominus servum suum Iacob
4820 GEhet aus von Babel / fliehet von den Chaldeern mit frölichem ſchall /
Verkündiget vnd laſſet ſolchs hören /
Bringets aus bis an der Welt ende /
ſprecht / Der HERR hat ſeinen knecht Jacob erlöſet.
Im römisch-katholischen Kirchenkalender trägt dieser Sonntag, nach katholischer Zählung der 6. Sonntag der Osterzeit, noch heute diesen Namen: Vocem iucunditatis.
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Evangeliumstext Joh 16,23b-33 )
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Joh 16,23b-33 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Jak 1,22-27 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Joh 16,23b-33.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Sonntag Rogate
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 16,23b-33
REIHE
EV
Euangelium
S. Johannes.
C. XVI.
Aus dem Abschnitt:
Verse 23b - 33
Jesus spricht:
WARlich / warlich / Ich ſage euch / So jr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen / ſo wird ers euch geben. 24Biſher habt jr nichts gebeten / in meinem Namen. Bittet / ſo werdet jr nemen / das ewre freude volkomen ſey. 25Solchs hab ich zu euch durch Sprichwort geredt. Es kompt aber die zeit / das ich nicht mehr durch Sprichwort mit euch reden werde / ſondern euch frey heraus verkündigen von meinem Vater. 26An dem ſelbigen tage werdet jr bitten in meinem Namen. Vnd ich ſage euch nicht / das ich den Vater fur euch bitten wil / 27Denn er ſelbs der Vater hat euch lieb / darumb / das jr mich liebet / vnd gleubet das ich von Gott ausgegangen bin. 28Ich bin vom Vater ausgegangen vnd komen in die welt / Widerumb verlaſſe ich die welt / vnd gehe zum Vater.
29SPrechen zu jm ſeine Jünger / Sihe / nu redeſtu frey heraus / vnd ſageſt kein Sprichwort. 30Nu wiſſen wir / das du alle ding weiſſeſt / vnd bedarffeſt nicht / das dich jemand frage / Darumb gleuben wir / das du von Gott ausgegangen biſt. 31Jheſus antwortet jnen / Itzt gleubet jr. 32Sihe / es kompt die ſtunde / vnd iſt ſchon komen / Das jr zurſtrewet werdet ein jglicher in das ſeine vnd mich alleine laſſet. Aber ich bin nicht alleine / Denn der Vater iſt bey mir.
(Jemand frage)
Das iſt / Man darff dich nicht fragen / Denn du kompſt zuuor mit Antwort / als der das hertze vnd alles heimlich ſihet.
33Solchs habe ich mit euch geredt / Das jr in Mir friede habet. In der Welt habet jr Angſt / Aber ſeid getroſt / Ich habe die Welt vberwunden.
✽
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Jakobus
Jak 1,22-27
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Jacobi.
C. I.
Aus dem Abschnitt:
Verse 22 - 27
Jakobus schreibt:
SEid aber Theter des worts vnd nicht Hörer allein / damit jr euch ſelbs betrieget. 23Denn ſo jemand iſt ein Hörer des worts / vnd nicht ein Theter / Der iſt gleich einem Man / der ſein leiblich Angeſichte im Spiegel beſchawet / 24Denn nach dem er ſich beſchawet hat / gehet er von ſtund an dauon / vnd vergiſſet wie er geſtalt war. 25Wer aber durchſchawet in das volkomen Geſetz der freiheit / vnd darinnen beharret / vnd iſt nicht ein vergeslicher Hörer / ſondern ein Theter / Derſelbige wird ſelig ſein in ſeiner that.
26SO aber ſich jemand vnter euch leſſet düncken / er diene Gott / vnd helt ſeine Zungen nicht im zaum / ſondern verfüret ſein Hertz / Des Gottesdienſt iſt eitel. 27Ein reiner vnd vnbefleckter Gottesdienſt fur Gott dem Vater / iſt der / die Waiſen vnd Widwen in jrem trübſal beſuchen / Vnd ſich von der Welt vnbefleckt behalten.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Nichts. Was kostet es uns, außer einigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Ein Workshop zum Thema Beten
Der lateinische Imperativ »Rogate!«, bedeutet »Betet!«. Im Vordergrund steht das Gebet.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.