QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Joh 1,1-14 |
Epistel | Hebr 1,1-12 |
Lied | Nr. 81 [EG 1851] |
Gottesdienstordnung |
nach den altkirchlichen Leseordnungen
In evangelischen Gebieten Deutschlands war der III. Heilige Christtag nie flächendeckend als offizieller Feiertag etabliert. Dennoch taucht er in verschiedenen Kirchenordnungen auf und war auch arbeitsfrei, also in unserem Sinne gesetzlich verankerter Feiertag.
Ein Beleg ist das Gesangbuch von 1851, das der Kirchenordnung Brandenburgs folgt.
Einen 3. Weihnachtstag zu begehen, wie auch einen 3. Ostertag und einen 3. Pfingsttag, war Erbe mittelalterlicher Praktiken lange vor Luther, dennoch war die Praxis stark regional geprägt.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert begannen die Fürsten und Regenten der deutschen Gebiete, die jeweils dritten Feiertage zu streichen, da sie diese Tage nicht als heilige Zeiten sahen, sondern nur als Tage des Müßiggangs ansahen, in denen Arbeit ungerechtfertigt ruhte.
Einen 3. Weihnachtstag zu begehen, wurde in evangelischen Kirchen wahrscheinlich im beginnenden 18. Jahrhundert üblich (womöglich verbunden mit der Einführung des gregorianischen Kalenders in evangelischen Gebieten im Jahr 1700 und der damit gegebenen Angleichung an katholische Feierzeiten).
In einzelnen Regionen oder Gemeinden war noch bis in das 20. Jahrhundert hinein ein kirchlich begangener 3. Weihnachtstag bekannt.
Mit den Textordnungen von 1957/1958 bzw. 1978/1979 wurde am 27. Dezember nun der Tag des Apostels und Evangelisten Johannes eingeführt, der jedoch kein Feiertag ist und in der Bevölkerung wohl kaum Beachtung findet. Spätestens ab da sind auch die letzten Spuren eines evangelisch gefeierten 3. Weihnachtstags verschwunden.
Der 3. Heiliger Christtag in den Kirchenjahren 1896/1897 bis 1903/1904
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der zweiteWeihnachtstag fällt immer mit dem Stephanustag zusammen. Spruch, Psalm und die Textstellen für den Stephanustag finden Sie in diesem Artikel:
Gedenktag am 26. Dezember 1897
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Während wir an dieser Stelle den zweiten Weihnachtstag aus der Sicht des evangelischen Kirchenkalenders beleuchten, finden Sie allgemeine Informationen und Gedanken zum 2. Weihnachtstag in diesem Artikel:
Der Weihnachtsbaum ist heute eines der stärksten Symbole der Weihnachtszeit. Seine Geschichte beginnt im mittelalterlichen Paradiesspiel der Weihnachtsmesse.
Abbildung: Der Bibelspruch aus dem Evangelium des Johannes 1,14a
in den Schreibweisen der lateinischen Biblia Vulgata und Luthers Biblia von 1545.
Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA
nach der altkirchlichen Leseordnung
allgemein seit der Reformation mindestens bis zum Kirchenjahr 1897/1898 in Gebrauch
( nach dem Evangeliumstext Joh 1,1-14 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Joh 1,1-14 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Hebr 1,1-12 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Joh 1,1-14.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
3. Heiliger Christtag
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 1,1-14
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Johannes.
C. I.
Verse 1 - 14
IM anfang war das ❧
Wort / Vnd das wort war bey Gott / vnd Gott war das Wort. 2Das ſelbige war im anfang bey Gott.3Alle ding ſind durch dasſelbige gemacht / vnd on daſſelbige iſt nichts gemacht / was gemacht iſt. 4In jm war das Leben / vnd das Leben war das Liecht der Menſchen / 5vnd das Liecht ſcheinet in der Finſternis / vnd die Finſternis habens nicht begriffen.
ES ward ein Menſch von Gott geſand / der hies Johannes. 7Derſelbige kam zum zeugnis / das er von dem Liecht zeugete / auff das ſie alle durch jn gleubten. 8Er war nicht das Liecht / ſondern das er zeugete von dem Liecht. 9Das war das warhafftige Liecht / welchs a alle Menſchen erleuchtet / die in dieſe Welt komen. 10Es war in der Welt / vnd die Welt iſt durch dasſelbige gemacht / vnd die Welt kandte es nicht.
11ER kam in ſein eigenthum / Vnd die ſeinen namen jn nicht auff. 12Wie viel jn aber auffnamen / denen gab er macht / Gottes Kinder zu werden / die an ſeinen Namen gleuben /13Welche nicht von dem Geblüt / noch von dem willen des Fleiſches / noch von dem willen eines Mannes / Sondern von Gott geboren ſind. 14Vnd das Wort ward Fleiſch / vnd wonet vnter vns / Vnd wir ſahen ſeine Herrligkeit / eine herrligkeit / als des eingeboren Sons vom Vater / voller Gnade vnd Warheit.
a
(Alle Menſchen)
Das iſt / Chriſtus iſt das Liecht der welt / derſelbige erleuchtet durchs Euangelium alle Menſchen. Denn es wird allen Creaturen gepredigt vnd allen furgetragen / die Menſchen ſind vnd werden.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Hebr 1,1-12
REIHE
EP
Die Epiſtel:
An die Ebreer.
C. I.
Verse 1 - 4
Der Apostel schreibt:
NAch dem vor zeiten
Gott manchmal / vnd mancherley weiſe geredt hat zu den Vetern durch die Propheten / 2Hat er am letzten in dieſen tagen zu vns geredt / durch den Son / welchen er geſetzt hat / zum Erben vber alles / Durch welchen er auch die Welt gemacht hat / 3Welcher / ſintemal er iſt der Glantz ſeiner Herrligkeit / vnd das Ebenbilde ſeines weſens / vnd tregt alle ding mit ſeinem krefftigen Wort / vnd hat gemacht die Reinigung vnſer ſünde / durch Sich ſelbs / Hat er ſich geſetzt zu der Rechten der Maieſtet / in der Höhe / 4ſo viel beſſer worden denn die Engel / ſo gar viel einen höhern Namen er fur jnen ererbet hat.
Verse 5 - 14
5DEnn zu welchem Engel hat er jemals geſagt / Du biſt mein Son / Heute habe ich dich gezeuget? Vnd abermal / Ich werde ſein Vater ſein / Vnd er wird mein Son ſein.6Vnd abermal / Da er einfüret den Erſtgebornen in die Welt / ſpricht er / Vnd es ſollen jn alle Gottes Engel anbeten. 7Von den Engeln ſpricht er zwar / Er macht ſeine Engel geiſter / vnd ſeine Diener fewerflammen. 8Aber von dem Son / Gott / dein ſtuel weret von ewigkeit zu ewigkeit / das Scepter deines Reichs iſt ein richtiges Scepter. 9Du haſt geliebet die Gerechtigkeit / vnd gehaſſet die vngerechtigkeit / Darumb hat dich / o Gott / geſalbet dein Gott / mit dem Ole der freuden / vber deine Genoſſen.
10UND du HERR haſt von anfang die Erde gegrün-det / Vnd die Himel ſind deiner Hende werck. 11Die ſelbigen werden vergehen / Du aber wirſt bleiben / Vnd ſie werden alle veralten / wie ein Kleid / 12vnd wie ein Gewand wirſtu ſie wandeln / vnd ſie werden ſich verwandeln. Du aber biſt der ſelbige / vnd deine jar werden nicht auffhören.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Weihnachtsbaum ist heute eines der stärksten Symbole der Weihnachtszeit. Seine Geschichte beginnt im mittelalterlichen Paradiesspiel der Weihnachtsmesse.
Etliche orthodoxe Gemeinden in Deutschland begehen das Weihnachtsfest am julianischen 25. Dezember, das ist in unserem Kalender am
Mittwoch, den 6. Januar 1897.