QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 17,11-19 |
Epistel | Gal 5,16-24 |
Lied | Nr. 283 [EG 365] |
Gottesdienstordnung |
Der 14. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1677/1678 bis 1684/1685
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Evangeliumstext Lk 17,11-19 )
Lobe den HERRN meine Seele / Vnd vergiſs nicht was er mir Guts gethan hat.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Lk 17,11-19 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Gal 5,16-24 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 17,11-19.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
14. Sonntag nach Trinitatis
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG AUS DEM EVANGELIUM
PREDIGTTEXT
Evangelium nach Lukas
Lk 17,11-19
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. XVII.
Verse 11 - 19
ES begab ſich / da Jheſus reiſete gen Jeruſalem / zoch er mitten durch Samarien vnd Galilean. 12Vnd als er in einen Marckt kam / begegneten jm zehen auſſetzige Menner / die ſtunden von fernen / 13vnd erhuben jre ſtimme / vnd ſprachen / Jheſu lieber Meiſter / Erbarme dich vnſer. 14Vnd da er ſie ſahe / ſprach er zu jnen / Gehet hin / vnd zeiget euch den Prieſtern. Vnd es geſchach / da ſie hin giengen / worden ſie rein.
15Einer aber vnter jnen / da er ſahe das er geſund worden war / keret er vmb / vnd preiſet Gott mit lauter ſtim / 16vnd fiel auff ſein angeſicht / zu ſeinen Füſſen / vnd dancket jm / Vnd das war ein Samariter. 17Jheſus aber antwortet / vnd ſprach / Sind jr nicht zehen rein worden? Wo ſind aber die neune? 18Hat ſich ſonſt keiner funden / der wider vmb keret / vnd gebe Gott die ehre / denn dieſer Frembdlinger? 19Vnd er ſprach zu jm / Stehe auff / gehe hin / dein Glaube hat dir geholffen.
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ZWEITE LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinden in Galatien
Gal 5,16-24
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Páuli:
An die Gálater.
C. V.
Verse 16 - 24
Paulus schreibt:
ICH ſage aber / Wandelt im Geiſt / ſo werdet jr die lüſte des Fleiſches nicht volnbringen. 17Denn das Fleiſch gelüſtet wider den Geiſt / Vnd den Geiſt wider das Fleiſch / Dieſelbige ſind widernander / das jr nicht thut was jr wollet. 18Regieret euch aber der Geiſt / So ſeid jr nicht vnter dem Geſetze. 19Offenbar ſind aber die werck des Fleiſches / als da ſind Ehebruch / Hurerey / Vnreinigkeit / Vnzucht / 20Abgötterey / Zeuberey / Feindſchafft / Hadder / Neid / Zorn / Zanck / Zwitracht / Rotten / Haſs / Mord / 21Sauffen / Freſſen / vnd der gleichen. Von welchen ich euch hab zuuor geſagt / vnd ſage noch zuuor / Das die ſolches thun / werden das reich Gottes nicht erben. 22Die Frucht aber des Geiſtes iſt / Liebe / Freude / Friede / Gedult / Freundligkeit / Gütigkeit / Glaube / Sanfftmut / Keuſcheit / 23Wider ſolche iſt das Geſetz nicht. 24Welche aber Chriſtum angehören / die creutzigen jr Fleiſch ſampt den lüſten vnd begirden.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten sie kritisch.
Das Video zeigt den Text der Geschichte der Heilung der zehn Aussätzigen aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
In unserer Video-Reihe »Gedanken zu biblischen Texten« geht es in diesem Video um die Geschichte der Heilung von zehn Aussätzigen.