Raunächte
25. Dezember bis 6. Januar

Symbol Tag

Der Tag im Jahreskalender

25. Dezember bis 6. Januar | Die Raunächte
 

Raunächte

25. Dezember bis 6. Januar

 
Symbol

Zeit überlieferten Brauchtums

Jahreswende

 
 
Hintergründig

Hintergründig

Raunächte

Zeit der Geister und Seelen

Die Raunächte sind eine Zeit der Geister und Seelen zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige. Vielfältiges Brauchtum, Magie und Aberglaube ranken sich um diese Tage und Nächte.

Die Raunächte wer­den oft auch als Rauhnächte (alte Schreibung), Rauchnächte, Zwölften oder die Zwölf Nächte bezeichnet.

Aus diesen Begrifflichkeiten lässt sich ableiten: Vor allem die Nächte sind es, in denen fremde Mächte in das Bewusstsein der Menschen, in ihre Häuser und ihr Leben eingreifen. Zwölf Nächte sind es.

Die erste Nacht ist die Nacht nach Heiligabend, also die Nacht vom 25. auf den 26. Dezember. Die letzte Nacht ist die Nacht vom 5. auf den 6. Januar. Somit ist die Zeitspanne zwischen den großen kirchlichen Festen »Geburt des Herrn« und »Erscheinung des Herrn (Epiphanias)« gemeint. 1

 

1) Manche Quellen verweisen auf andere Zählungen. So wer­den die Raunächte auch zwischen Thomasnacht (20. / 21. Dezember; Tag des Apostels Thomas am 21. Dezember) und Silvesternacht (31. Dezember / 1. Januar) angesiedelt. Hier wird ein Zusammenhang mit der Wintersonnenwende gesehen (angenommener kürzester Tag: 21. Dezember), wobei die Ursprünge dann allerdings in die frühe Neuzeit fallen müssten und in Regionen, in denen der gregorianische Kalender früh verbreitet war. Im Mittelalter, im Spätmittelalter und da­r­ü­ber hinaus bis zur flächigen Umsetzung der Kalenderreform in Deutschland (im Jahr 1700) lag die Wintersonnwende kalendarisch bis zu elf Tagen vor der Thomasnacht aufgrund der Fehlabweichung des gebräuchlichen julianischen Kalenders alten Stils. In der Antike würde das Datum zwar noch passen, es fehlen aber Belege für ein sehr frühes und weit verbreitetes Fest für den Apostel Thomas.

Weitere Quellen zählen weniger als zwölf Nächte. Vereinzelt wird eine sehr enge inhaltliche Bindung zwischen den Raunächten und der Zeit »zwischen den Jahren« gesehen. Dies belegt, wie sehr die Begrifflichkeit und die Überlieferung von regionalem Brauchtum, aber auch von den jeweils gebräuchlichen Kalendern abhängen. Wir haben bei unserer Betrachtung den Zusammenhang zwischen »Raunächte« und »Zwölften« herangezogen und präferieren für die Zeit »zwischen den Jahren« die Zeit­spanne 25. Dezember bis 1. Januar, wohl wissend, dass es andere Überlieferungen gibt, und dass diese Begrenzung weniger hart zu ziehen ist, als es scheint.

Die Raunächte dürften ihren Ursprung in ländlich-bäuerlichen Regionen haben, wo für die Bevölkerung das Überleben in sehr kalten und strengen Wintern zu meistern war. Gebote und Warnungen (beispielsweise: nicht das Haus verlassen, die Fenster geschlossen hal­ten, sich von zugefrorenen Gewässern fernhalten usw.) wurden vielfach in spannende und dramatische Erzählungen gekleidet, die heute als Märchen und Sagen womöglich belächelt wer­den. Durch die weihnachtlichen Feste Christnacht und Erscheinung des Herrn fanden die Tage einen für jedermann einprägsamen Rahmen. Gedruckte Kalender waren kaum verbreitet. Der Ausdruck »zwischen den Jahren« ist dagegen wohl eher im ökonomisch-juristischen Umfeld anzusiedeln: Die seit der Antike bis etwa 1700 zeitgleich unterschiedlich gepflegten Jahresanfänge wirkten sich erheblich auf den überregionalen Handel und auf die Rechtsprechung aus. Wichtige Geschäftsabschlüsse wurden in dieser Zeit oft gemieden. Das Geschäftsjahr bzw. das Wirtschaftsjahr war in vielen Branchen nicht an das (uneindeutige) Kalenderjahr gebunden.

 

Raunächte – Magische Winternächte | Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de

Abbildung: Raunächte – Magische Winternächte
Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de

 
Hintergründig

Hintergründig

 

Die Raunächte

Brauchtum und Aberglaube

Zahlreiche Märchen und Sagen berichten davon, wie in den Raunächten »die Wilde Jagd« durch die Lüfte braust, geführt vom Wilden Jäger, dem Wode. Sie dringt in Häuser ein, wenn Fenster und Türen nicht verschlossen sind. Es wird berichtet, wie versunkene Schlösser und Schätze emporsteigen, dass Zwerge zu Besuch kommen und bewirtet wer­den wollen, und wie Hexen die Gestalt von Tieren annehmen, weshalb fremden Tieren nicht zu trauen sei.

Wintersonnenwende

Die Zeit der Sonnenwende, der Kälte und Finsternis, der Winterstürme, der langen Dunkelheit und der Entbehrungen hat die Menschheit immer beeindruckt und beschäftigt. Schon in vorchristlicher Zeit wurde die Wintersonnenwende als Geburt der Sonne gefeiert.

Bräuche und Aberglaube

Die Zeit des Wechsels war und ist eine Zeit des Kampfes des Lichts mit der Finsternis, des Guten mit dem Bösen. Zu keiner anderen Jahreszeit sind so viele überlieferte Bräuche und so viel Aberglaube entstanden wie zu dieser Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest.

Schaut man Bräuche und Aberglauben näher an, ist festzustellen, dass sie wichtige Regeln für das Überleben in dieser Zeit bergen oder mit Wünschen für ein gesundes, beschütztes und erfolgreiches neues Jahr verknüpft waren. Missernten, Blitzeinschlag, Sturmschäden, Krankheiten und Unfälle aller Art brachten große Not über Familien, Bauernhöfe und Dörfer. Folgten auf schlechte Ernten, die Scheunen und Geldbeutel nicht ausreichend füllten, lange, harte Winter, dann drohte Hunger. Krankheiten breiteten sich durch Mangelversorgung und Unterernährung aus. Familien fielen auseinander, weil der Haushalt nicht für alle genug hergab.

In der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest bildete die raue Natur mit Kälte, Dunkelheit und Gefahren einen starken Kontrast zu den christlichen Feiern, zur Freude und zur Besinnlichkeit. Die Raunächte mit ihren Bräuchen und mit ihrem Aberglauben waren Ausdruck des Kampfes gegen übermächtige Naturgewalten, unerklärliche Ereignisse, bare Not und Schicksalsschläge.

Noch heute wer­den in volkstümlichen Überlieferungen Bräuche und Aberglauben der Raunächte und der Zeit »zwischen den Jahren« gepflegt.

 

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Sabrina

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