Der Reformationstag in den Jahren 1935 bis 1942
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Reformationstag ist ein evangelischer Gedenktag. In unserem Kalender
zum evangelischen Kirchenjahr finden Sie den zugehörigen Artikel:
Gedenktag am 31. Oktober 1935
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
In Deutschland hat es sich eingebürgert, am Tag vor Allerheiligen zugleich Halloween zu begehen. Über Halloween informiert dieser Artikel:
Halloween benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. Das Brauchtum stammte einst aus Irland.
Der Reformationstag ist der Gedenktag evangelischer Christen in Deutschland im Gedenken an die Reformation der Kirche durch Martin Luther.
Laut der Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Dr. Martin Luther am Tag vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen in lateinischer Sprache zu Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Disputation herbeizuführen.
Ursprünglich war es das Hauptanliegen Luthers, die römische Kirche zu reformieren. Erst mit der Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis) von 1530 wurde deutlich, dass eine Reformation der Altgläubigen in der katholischen Kirche nicht möglich war. Es kam zur Abspaltung der Evangelisch-lutherischen und Evangelisch-reformierten Kirchen, die heute allesamt zu den evangelischen Kirchen zählen.
Luther und Hus reichen das Abendmahl an Johann den Beständigen (Kurfürst von Sachsen 1525-1532) und Friedrich den Weisen (Kurfürst von Sachsen 1486-1525) in Gegenwart der Familie von Johann Friedrich I. (Kurfürst und Herzog von Sachsen 1532-1547)
Links: vorn: Martin Luther vor »Iohanns« (Johann der Beständige).
Rechts: Jan Hus vor »Friedrich« (Friedrich der Weise).
Links im Hintergrund: Luther und Johann Friedrich I. im Gespräch, vermutlich über Glaubensfragen, denen sich Johann Friedrich offen und interessiert zeigt.
Im Hintergrund am Tisch die Familie: Johann Friedrich I. mit seiner Frau Sybille (Sibila), links von ihnen ihre beiden Söhne Johann Friedrich II. und Johann Wilhelm I.
Rechts stehend: Johann Friedrich I. im Gebet und in der Vorbereitung zum Abendmahl als Ausdruck seines Glaubens an den gekreuzigten Jesus. Das Kruzifix auf dem Brunnen gibt das Thema vor.
Johann Friedrich blickt auf die Abendmahlsszene mit seinem Vater (Johann bei Luther) und seinem Onkel (Friedrich bei Hus).
Jan Hus reicht die Hostie, Symbol für den Leib Christi.
Martin Luther reicht den Kelch, Symbol für das Blut Christi.
Das Bild könnte somit heißen: Die Kurfürsten von Sachsen, von Friedrich dem Weisen bis Johann Friedrich II., bezeugen ihren protestantischen Glauben an Gott und Jesus Christus gemäß der Lehren Luthers und Hus.
Das Bild ist generationsübergreifend angelegt. Die abgebildeten Personen lebten nicht zeitgleich.
Auf der einen Seite sehen wir die Linie der Reformatoren: Jan Hus starb bereits am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen in Konstanz und galt mit seinen reformatorischen Ideen als Vorgänger Luthers.
Auf der anderen Seite sehen wir alle Gönner Luthers aus dem Haus der Wettiner, die maßgeblich dafür Sorge trugen, dass die Ideen von Hus, Luther und anderer Zeitgenossen Zeit und Raum, Schutz und Finanzen erhielten, um sich zu dem zu entfalten, was wir heute Reformation nennen.
Das Bild muss um 1540 herum entstanden sein, wohl nach 1532 und vor 1546. Es zeigt Luther im fortgeschrittenen Alter und es zeigt Johann Friedrich I. als einzige Person gleich dreimal, zudem (zusammen mit Luther) unter dem kurfürstlichen Wappen, was bedeutet, dass von den abgebildeten Personen er der herrschende Kurfürst und Finanzier des Bildes ist, unter dessen Schutz Luther derzeit steht. Zu diesem Zeitpunkt (nach 1532) lebten Friedrich der Weise und Johann der Beständige nicht mehr.
Quelle: Holzschnitt, unbekannter Meister, etwa Mitte des 16. Jahrhunderts, British Museum, London.
© Gemeinfrei. Aus der Vorlage korrigiert und adaptiert für Stilkunst.de by Sabrina.
Ihren stärksten Ausdruck finden die Unterschiede zwischen den Kirchen im Verständnis der Abendmahlsfeier, der Eucharistie (zusammenfassend nach Wikipedia):
Nach römisch-katholischer Auffassung ist Jesus Christus in der Eucharistie in der Gestalt von Brot und Wein real präsent. Dies wird durch die Konsekration durch den Priester eingeleitet. Er spricht die Einsetzungsworte „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“ aus, woraufhin die geheimnisvolle Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi real stattfinden (Transsubstantiation).
Nach dieser Lehre ist Jesus Christus sowohl unter der Gestalt des Brotes als auch unter der Gestalt des Weines ganz und lebendig mit Leib und Blut, Seele und Gottheit enthalten. Somit ist die Kommunion der Gemeinde unter beiden Gestalten nicht zwingend notwendig. Darum und aus hygienischen Gründen wurde der Laienkelch seit dem Hochmittelalter mehr und mehr gemieden und schließlich eingestellt; nur der Priester trank den eucharistischen Wein. Heute ist der Empfang der Kommunion unter beiderlei Gestalt wieder möglich und wird vor allem zu bestimmten Gelegenheiten von der Kirche „sehr empfohlen“.
Nach evangelisch-lutherischer Auffassung ist das Abendmahl ein Sakrament und somit „Zeichen und Zeugnis“ des göttlichen Willens, durch die der Glaube einerseits geweckt, andererseits auch gestärkt wird. Zwar wird die Transsubstantiationslehre abgelehnt, jedoch halten die Lutherischen Bekenntnisschriften an der wirklichen Gegenwart von Christi Leib und Blut in und unter Brot und Wein in den konsekrierten Elementen fest.
Durch die Konsekration durch den Pfarrer werden Brot und Leib Christi, Wein und Blut Christi zu einer sakramentalen Einheit verbunden. Der Gemeinde wird beides, Brot und Wein durch den Pfarrer gereicht.
Nach evangelisch-reformierter Auffassung seien Brot und Wein Zeichen für Christi Leib und Blut. Wenn Jesus sagt: „Das ist mein Leib“, dann sei dieses ist als bedeutet zu verstehen.
Die Reichung von Brot und Wein bleibt nicht nur ordinierten Priestern oder Pfarrern vorbehalten. Pfarrer und Älteste können Brot und Kelch in die Sitzreihen reichen, wo sie die Empfänger ihren Sitznachbarn einander weitergeben: Das betont die gemeinsame Priesterschaft aller Gläubigen. Die Teilnehmer können auch zu einem Abendmahlstisch kommen, an dem Pfarrer und Älteste ihnen die Elemente reichen: Das betont die Einladung zum Abendmahl durch Jesus Christus.
1517, am Tag vor Allerheiligen, am 31. Oktober, soll Dr. Martin Luther einen »Zettel« mit seinen 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg geschlagen haben. Damit forderte er die Theologen seiner Zeit öffentlich zum Disput über Glaubensfragen und somit über die Reformation der Kirche auf. Diese Handlung bereitete der Reformation den Weg und wird heute als Geburtsstunde der Reformation verstanden.
Die Reformation führte nicht nur zu Diskussionen und Disputen unter Theologen, und sie führte nicht nur nach dem Scheitern einer Reformation der Katholischen Kirche zur Gründung der evangelischen Kirchen, sie veränderte auch die Gesellschaft und bereitete den Weg zu Aufklärung und Humanismus bis hin in unsere neue Zeit.
2017 jährte sich der Anschlag der Thesen zum 500. mal. Die Evangelische Kirche beging am 31. Oktober 2017 dieses Jubiläum im »Luther-Jahr 2017« .
Im selben Jahr erschien die neue Ausgabe der Lutherbibel mit dem umfänglich revidierten Text 2017. Die Liturgische Konferenz verabschiedete zudem die Neuordnung der Predigttexte und Lieder, also eine stark veränderte neue Perikopenordnung, die ab dem 1. Advent 2018 gilt.
Im Abendmahl drückt sich das grundlegende Glaubensverständnis der Kirchen aus, das die Beziehungen im Dreieck zwischen Gott–Christus, Priester–Pfarrer und Gemeinde–Gläubigen darstellt.
Die besondere Leistung der Reformation war daher weniger die liturgische Neugestaltung der Messe und das neue Verständnis einer Kirche als Organisation, als vielmehr das Nachdenken über die Beziehung Gottes zu den Menschen und über die Beziehung der Menschen zu Gott. Dieses Nachdenken musste sich einerseits von einem kirchlich-dogmatischen Oberbau befreien und andererseits dem Zeitgeist eines menschlichen Selbstverständnisses mit den sehr konkreten Lebensverhältnissen und Lebensumständen der Gemeindemitglieder gerecht werden.
Es mündete durchaus in unterschiedliche reformatorische Ansätze, was völlig richtig ist, wie wir meinen, denn es muss sich um einen fortwährenden Prozess handeln, der sich weiterentwickelt. Nicht nur wir Menschen tun das, auch Gott entwickelt sich weiter, wie wir in den Geschichten nachlesen können, die in der Bibel von Gott berichten. Es wäre fatal, Gott als unveränderbar, als konstante Größe zu verstehen, denn das würde uns über ihn erheben.
Der Sündenfall bestand nicht nur darin, dass Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis pflückte, davon aß und ihn auch Adam zu essen gab. Der Sündenfall besteht darin, dass wir ganz allgemein nach wie vor überzeugt sind, so zu sein, wie es die Schlange prophezeite:
3 4Darauf sprach die Schlange zu Eva: Keineswegs, ihr werdet nicht sterben [wenn ihr davon esst]. 5Vielmehr weiß Gott, dass ihr an dem Tag, an dem ihr davon esst, euch die Augen aufgehen und ihr sein werdet wie die Götter, die Gutes und Böses erkennen.
Wir sollten aufpassen, dass unser Absolutheitsanspruch bezüglich Wissen, Denken und Erkenntnis um Wahrheit und Wirklichkeit, und um die Beziehung Gottes zu uns selbst, nicht zu der Verblendung führt, die uns glauben macht, wir wären Götter, die Gutes und Böses, Richtiges und Falsches erkennen könnten!
Wir meinen: Es ist ganz sicher im reformatorischen Sinne Luthers und der übrigen Reformatoren seiner Zeit, wenn wir auch die Bekenntnisse der Reformation immer wieder hinterfragen und unser Verhältnis zu einem sich stets wandelnden Gott immer wieder überprüfen.
Der Reformationstag ist ein Gedenktag für unsere Fähigkeit, ein agiles Verhältnis zu Gott im Glauben auszudrücken.
Glauben, das ist ein Prozess, der sich stetig wandelt. Wäre es nicht so, wären wir heutigen Menschen gefangen im Zeitgeist, im Wissen und in den Erkenntnissen vergangener Jahrhunderte. Doch Glauben strebt nach Freiheit, nicht nach Gefangenschaft. Dies ist der Kern jeder reformatorischen Erkenntnis.