in einzelnen Ländern der Bundesrepublik Deutschland
Würdigung vorbildhafter Standhaftigkeit im Glauben
Erhard Schnepf
(† 1. November 1558 in Jena)
Gedenktag Allerheiligen
Gedächtnis und Verehrung aller Heiligen der katholischen Kirche
Der Tag Allerheiligen in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Tag Allerheiligen ist in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2024 gesetzlicher Feiertag in
Abbildung: Die Vorläufer Christi mit Heiligen und Märtyrern
Foto: Quelle: Wikipedia | Public Domain
Für die Entstehung des Feiertags Allerheiligen lassen sich in der Westkirche (römisch-katholisch) und in den Ostkirchen (speziell byzantinisch-orthodox) getrennte Entwicklungen ausmachen.
Das katholische Hochfest Allerheiligen geht wahrscheinlich auf ein 610 von Papst Bonifatius IV. zu Ehren Marias und aller Märtyrer in Rom eingeführtes Fest zurück. Es wurde beispielsweise in der alten mailändischen Kirche am Freitag nach Ostern gefeiert.
Papst Gregor IV. verlegte das Allerheiligenfest um 835 auf den 1. November. Zusammen mit Allerseelen (2. November) sind es Tage der katholischen Totenfeiern mit vielen Volkssitten, in denen sich vorchristliche und christliche Bestandteile mischen.
Jährliche Gedenktage für Verstorbene gab es schon früh im antiken Christentum.
Für die Entstehung des Feiertags Allerheiligen lassen sich in der Westkirche (römisch-katholisch) und in den Ostkirchen (speziell byzantinisch-orthodox) getrennte Entwicklungen ausmachen.
In den Ostkirchen sind ab dem 4. Jahrhundert neben Gedächtnisfeiern für Verstorbene eindeutige Herrenfeste aller Heiligen bekannt.
Als Datum für die Feier und das Gedenken hat sich recht bald der 1. Sonntag nach Pfingsten etabliert. Bis heute hat sich in orthodoxen Kirchen, die der byzantinischen Tradition folgen, dieses Datum für den Tag Allerheiligen erhalten (so in der griechisch-orthodoxen Kirche).
In der Westkirche ist die Entwicklung des Feiertags Allerheiligen von mehreren, sehr wahrscheinlich getrennt zu betrachtenden Ereignissen geprägt.
Um das Jahr 608 1) ließ sich Papst Bonifatius IV. vom oströmischen Kaiser Phokas (Kaiser von 602 bis 610), der auf die Gunst des römischen Papstes angewiesen war, das Pantheon in Rom schenken. Bis dahin war das Pantheon ein Tempel für die Götter Roms, für die Götter der römischen Provinzen und für die göttlichen Ahnen des Kaiserhauses.
Bonifatius IV. lies alle Götterbilder, Statuen und Altäre entfernen und den Tempel reinigen. Am 13. Mai 609 2) wurde der römische Tempel in eine christliche Kirche umgewidmet, die den Namen »Sancta Maria ad martyres« erhielt.
Der Name der neuen Kirche bedeutet: Die heilige Maria wendet sich den Märtyrern zu. Dies wurde dadurch konkretisiert, dass noch vor der Weihe ganze Wagenladungen voll mit Märtyrer-Reliquien aus der ganzen Umgebung in die Kirche verbracht wurden, wo sie von nun an unter dem Schutz der heiligen Maria ruhten. 3)
Papst Bonifatius IV. soll zudem in diesem Zusammenhang zu Ehren Marias und aller Märtyrer in Rom ein Fest eingeführt haben, das am Freitag nach Ostern gefeiert wurde. 4)
Allerdings bestätigen Quellen, dass das jährliche Kirchenfest der Sancta Maria ad martyres noch im 11./12. Jahrhundert am 13. Mai begangen wurde. 5)
Inwiefern die Weihe der Kirche Sancta Maria ad martyres oder das nachösterliche Märtyrerfest das spätere Allerheiligen begründeten, ist unklar, handelt es sich doch bestenfalls um ähnliche, aber keineswegs um das gleiche Anliegen. Die Verehrung von Heiligen, Märtyrern und deren Reliquien war in vielen westlichen Bistümern und Kirchen, nicht nur in Rom, in ähnlicher Weise längst üblich. 6)
Dagegen legte Papst Gregor III. (Papst von 731 bis 741) durch die Weihe einer Kapelle in der Basilika St. Peter in Rom zu Ehren aller Heiligen (nicht nur der Märtyrer) eindeutig den Grundstein für das Fest Allerheiligen in der Westkirche. Er legte zugleich den Feiertag, der vorerst nur für Rom galt, auf den 1. November.
Hier sehen wir den historisch verlässlichsten Ursprung des Festes Allerheiligen.
Papst Gregor IV. (Papst von 827 bis 844) ordnete an, dass der 1. November in der ganzen Welt zu Ehren aller Heiligen feierlich zu begehen sei. Kaiser Ludwig der Fromme (Kaiser von 814 bis 840), von dem Papst Gregor IV. dafür die Anregung erhalten haben soll 5), schrieb das Fest nach der päpstlichen Verkündigung als Feiertag für alle Gebiete Frankreichs und Deutschlands vor.
Damit hatte sich das Fest Allerheiligen endgültig vom Kirchweihfest gelöst und sich als eigenständiges Fest im Kirchenkalender etabliert.
Zusammen mit Allerseelen (2. November) sind es Tage der katholischen Totenfeiern mit vielen Volkssitten, in denen sich vorchristliche und christliche Bestandteile mischen.
Anmerkungen:
1) So Wikipedia (deutsch), Phokas. Andere Quellen nennen das Jahr 605, so Legenda Aurea, Allerheiligen, S. 2087.
2) Andere Quellen vermuten 13. Mai 610.
3) Der Name »Sancta Maria ad martyres« verweist nicht auf den Gedanken eines Festes für alle Heiligen. Die Widmung der Kirche galt neben der heiligen Maria ausschließlich den Märtyrern.
4) Siehe Wikipedia (deutsch), Allerheiligen.
5) JV, S. 2087, Anm. 18. Offensichtlich blieb das Fest der heiligen Maria und aller Märtyrer am Tag der Kirchweih neben dem nachösterlichen Märtyrerfest bestehen.
6) So ist anzunehmen, dass die Geschichte der Umwidmung des Pantheons als Geschichte des Sieges der Märtyrer über ihre Peiniger bereits im Mittelalter in die Geschichte der Entwicklung des Festes Allerheiligen integriert wurde, um dem Fest eine starke kirchengeschichtlich-historische Bedeutung zuzumessen. Waren im Pantheon zuvor die Insignien der Provinzen um die römischen Götter und somit unter deren Schutz und Hoheit gestellt, so waren nun die Reliquien vieler Märtyer aus dem gesamten Römischen Reich inklusive der Provinzen dort gesammelt und unter dem Schutz der heiligen Maria gestellt. Gleichzeitig erfahren die Märtyrer und in der Folge alle Heiligen eine gewaltige Aufwertung in der religiösen Bedeutung, wendet sich ihnen doch die heilige Maria zu, die Gottesgebärerin selbst, wie sich eine Mutter ihren Kindern zuwendet.
2) Wikipedia, Allerheiligen.
3) Jacobus de Voragine, Legenda Aurea, Herder 2022, S. 2087, Anm. 18. Vermutlich ist neben dem Fest Allerheiligen der Tag der Kirchweih als Fest der heiligen Maria und aller Märtyrer nicht verloren gegangen.
4) Als Grund wird von J. de Voragine angegeben (S. 2087): »Da aber zu jenem Fest jeweils eine riesige Menschenmenge zusammenströmte und viele wegen Mangel an Nahrungsmitteln an der Feier nicht teilnehmen konnten, legte ein Papst Gregor dieses Fest auf den 1. November«, auf einen Zeitpunkt nach Ernte- und Winzerfesten und mit guten Vorräten an Lebensmitteln.
In der zugehörigen Anmerkung wird dieser Papst Gregor als der IV. identifiziert. Doch es ist wahrscheinlicher, dass es sich um dessen Vorgänger Gregor den III. handelte. Durch die Weihe der Kapelle im Petersdom gelang es, das Fest auch namentlich vom Pantheon, von Sancta Maria ad martyres, loszulösen. Nun erfasste es auch Heilige, die nicht den Märtyrertod starben. Gleichzeitig wurde durch die Verlagerung des Festes vom Freitag nach Ostern auf den 1. November die Fülle der Feste in der nachösterlichen Zeit reduziert. Die hohe Anzahl der Feste zwischen der Karwoche und der Pfingstoktav konnte durchaus (wie von J. de Voragine begründet) zu erheblichen logistischen Problemen in der Unterbringung und Versorgung der Pilger in Rom führen.
5) Es ist aber zu berücksichtigen, dass bereits zuvor in Irland das Fest auf dem 1. November lag, dieses Datum also nicht auf Kaiser Ludwig den Frommen zurückzuführen ist, sondern wahrscheinlich von ihm aus dem irischen Brauch übernommen wurde.
Im evangelischen Deutschland wurde Allerheiligen jahrhundertelang begangen, verschwand aber schließlich als Festtag (anders als in den anglikanischen und skandinavischen Kirchen). 1)
Historisch betrachtet, war das Fest Allerheiligen sehr stark mit dem Ablasshandel gekoppelt, gegen den Martin Luther und die Reformatoren ins Feld zogen. Der römisch-katholische Inhalt, dass die Heiligen in Summe (alle Heiligen) als Fürsprecher angerufen werden konnten, passte in kein protestantisches Konzept. Auch die Trennung in geläuterte und ungeläuterte Seelen, die im Nebeneinander der Feste Allerheiligen und Allerseelen Ausdruck fand, war nicht in reformatorischer Lehre zu finden. Beide Gedenktage fanden daher keinen Einzug in evangelische Kirchenordnungen.
Seit 1979 findet sich der Tag als »Gedenktag der Heiligen« wieder in den Gottesdienstordnungen. Insbesondere die lutherischen Kirchen sehen Leben und Werk etlicher Heiliger als Beispiele und Vorbilder für gelebten Glauben. 2) Sie sehen sich gebunden an Artikel 21 der Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis), in dem 1530 die Protestanten, die Verfechter der Reformation, die Bedeutung der Heiligen für Kirche und Christen gegenüber Kaiser Karl V. formulierten.
Über die Verehrung von Heiligen lehren wir Folgendes: Man kann sich an Heilige erinnern, um ihrem Glauben nachzueifern. Man kann sich auch die guten Werke der Heiligen zum Vorbild nehmen; das soll entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen Stellung geschehen. [...] Aber die Heilige Schrift lehrt nicht, dass wir Heilige anrufen oder von ihnen Hilfe erbitten sollen, sondern sie stellt uns allein Christus hin als Mittler, Sühneopfer, Priester und Fürsprecher. Der soll angerufen werden, und er hat versprochen, dass er unsere Bitten erhören wird. Wenn wir ihn in allen Nöten anrufen, dann gefällt ihm das sehr. Im 1. Johannesbrief steht: "Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist." (1. Joh. 2,1).
Text der Confessio Augustana nach der lateinischen Fassung. Ausgelassen ([...]) ist ein an Kaiser Karl V. gerichtetes Handlungsbeispiel aus jener Zeit, womit ihn die Protestanten auf dem Augsburger Reichstag am 25. Juni 1530 beim Verlesen des Bekenntnisses direkt adressierten, das aber inhaltlich zum Bekenntnis nichts beiträgt.
Danach ist der Gedenktag der Heiligen ein Tag, um den Glauben zu stärken anhand der Beispiele, die das Leben der Heiligen bietet. Es ist ein Gedenktag an die Kraft des Glaubens und an die Wirksamkeit Gottes in Menschen, ohne dabei die Person selbst zu erhöhen.
Anders als in der katholischen Kirche geht es nicht um Heiligenverehrung. Es geht erst recht nicht um Heiligenanbetung. Man soll die Heiligen weder anrufen noch Hilfe bei Ihnen suchen.
Die evangelischen Kirchen kennen daher die Heiligen nicht als Fürsprecher (die zentrale Funktion Heiliger im katholischen Glauben) und sie kennen keine »Schutzheiligen«.
Die Beziehung der Menschen zu Gott und zu Christus benötigt im evangelischen Glauben keine Vermittler. Jeder Mensch kann und soll sich unmittelbar und direkt an Gott wenden (siehe unseren Artikel Die Macht des Betens).
Der einzige Fürsprecher in allen Nöten und Anliegen ist Jesus Christus selbst.
Die Heiligen und das Apostolische Glaubensbekenntnis
Neuerdings greifen wieder vermehrt Ideen um sich, Heilige auch in der evangelischen Kirche stärker zu würdigen. Wegbereiter dafür waren nicht zuletzt die Aufnahme der Tage "Martinstag", "Nikolaustag" oder auch "Enthauptung Johannes des Täufers" im Kirchenkalender ab 2018/2019.
Verwiesen wird gerne darauf, dass auch die evangelischen Kirchen Heilige kennen und den Glauben an Heilige bekennen, um die neue, starke Hinwendung zu Heiligen zu begründen.
So heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis: »Ich glaube ... an die Gemeinschaft der Heiligen«.
Das ist richtig. Doch zu überlegen ist zweierlei: Erstens sind die Formulierungen im Apostolischen Glaubensbekenntnis einer ökumenischen Verträglichkeit untergeordnet (siehe auch das Dogma der Unbeflecktheit Marias), und zweitens denken römisch-katholische und evangelische Christen beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses völlig Unterschiedliches.
Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Denkmuster ausmachen, die beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses bedeutsam sind:
Im evangelischen Verständnis gehört jeder getaufte und gläubige Christ zur Gemeinschaft der Heiligen. Im römisch-katholischen Verständnis sind damit nur jene Christen gemeint, die heiliggesprochen wurden (was sich in der religiösen Praxis in der Anwendung des Begriffs "Heiliger" beweist).
Im evangelischen Glauben geht es um die beispielhafte Tat eines Christen, im katholischen Glauben geht es um die Person.
Im evangelischen Glauben kann nur für die Person gebetet werden, im katholische Glauben wird die Person angebetet, um durch sie für sich oder andere Fürsprache bei Gott zu erwirken.
Und so sind, obwohl im Volksmund namengleich, das katholische "Allerheiligen" und der evangelische »Gedenktag der Heiligen« im Grunde zwei verschiedene Gedenktage oder Kirchenfeste, weil sie sich darin unterscheiden, wie über die Inhalte gedacht wird und welche Folgen das für die religiöse Praxis hat.
Anmerkungen:
1) RGG3, Allerheiligenfest. Tatsächlich ist Allerheiligen in den evangelischen Kirchenordnungen großer Landeskirchen vor 1978/1979 nicht auszumachen. Die Verbreitung des Festbegehens in evangelischen Gebieten und Gemeinden dürfte vorwiegend dem Umstand geschuldet sein, dass es zusammen mit dem Fest Allerseelen starkes bürgerliches Brauchtum tradierte, das erst später im Totensonntag soweit aufgehen konnte, wie es evangelischer Lehre gerecht werden konnte.
2) Mit der rigorosen Ablehnung der Heiligenfeste sind auch die Aspekte verloren gegangen, sich dem Glauben und dem Schicksal von Märtyrern zu erinnern, und sich der Taten und guten Werke Heiliger als Beispiele zu besinnen, um deren Glauben nachzueifern. Es gab keinen anderen Gedenktag im Kirchenjahr, der dies aufgegriffen hätte.
Mit der Reform der Kirchenordnung von 1978/1979 wurden dem liturgischen Kirchenkalender zugleich mehrere Apostelfeste hinzugefügt, die sowohl Märtyrer waren wie auch als Heilige angesehen wurden.
Gedenktag am 1. November 2024
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
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Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Nichts. Was kostet es uns, außer einigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Ein Workshop zum Thema Beten