Johann Albrecht Bengel
(† 2. November 1752 in Stuttgart)
Gedächtnistag für alle Verstorbenen
Der Tag Allerseelen in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Abbildung: Tanne | Leben und Vergänglichkeit
Foto: ©Sabrina Reiner| Lizenz CC BY-SA
Der Gedächtnistag Allerseelen wurde eingeführt von Abt Odilo von Cluny (994 – 1048) um 1030 n. Chr., nachdem der Tag zuvor schon in Mönchskreisen begangen worden war (seit 663 n. Chr. belegt). In Rom wurde der Gedächtnistag aber erst 1311 erstmals gefeiert.
Zusammen mit Allerheiligen (1. November) sind es Tage der katholischen Totenfeiern mit vielen Volkssitten, in denen sich vorchristliche und christliche Bestandteile mischen.
Der Ursprung des Festes geht auf stark überzeichnete, mystische Legenden zurück, um nicht zu sagen: auf puren Aberglauben.
So schreiben mittelalterliche Quellen über den Ursprung des Gedenktags: »Der heilige Odilo habe erfahren, daß bei einem Vulkan in Sizilien häufig Stimmen und Heulen von Dämonen zu hören seien, die sich darüber beklagten, daß die Seelen von Verstorbenen durch Almosen und Gebete ihren Händen entrissen würden, und habe deshalb in seinen Klöstern angeordnet, nach dem Fest Allerheiligen einen Gedenktag für die Verstorbenen abzuhalten.« ( Jacobus de Voragine, Legenda Aurea, Allerseelen, S. 2108ff.) 1
Inhaltlich geht es an diesem Gedenktag um die Läuterung der Seelen und um die Fürbitte für sie.
Die »Läuterung der Seelen« meint eine geistige Reinigung in einem reinigenden, physischen Feuer zwischen Tod und Endgericht. Biblisch stützt sich diese Lehre nur sehr schwach auf 1Kor 3,15, wonach Werke der Sünder im Feuer verbrennen, aber die Sünder selbst durch jenes Feuer gerettet werden: »Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.«
Die Fürbitten zielen darauf, den Toten zu helfen (sie den Dämonen zu entreißen) durch dafür nützliche Rituale. Vier Arten der Fürbitten werden von Jacobus de Voragine für diesen Zweck genannt: »Gebet von Gläubigen und von Freunden, Spenden von Almosen, Opfern der heilbringenden Hostie und Einhaltung des Fastens.« ( Jacobus de Voragine, Legenda Aurea, Allerseelen, S. 2118f.)
Heute geht es sehr viel weniger um Mystik. Am Tag Allerseelen gedenkt man aller Verstorbenen. Vereinfacht ausgedrückt meint das in der religiösen Praxis: Man wünscht Ihnen das ewige Leben bei Gott und betet für sie.
1 Damit verbunden ist die Lokalisierung der Hölle auf Sizilien durch Papst Gregor I. (590 - 604). König Theodorich (ca. 451 - 526; König des Ostgotenreichs) soll dort einer Erzählung nach, die Gregor zu Ohren kam, zur Hölle gefahren sein.
Die evangelischen Kirchen kennen den Tag Allerseelen nicht. Sie gedenken der Verstorbenen und ihrer eigenen Sterblichkeit am letzten Sonntag im Kirchenjahr, der als Ewigkeitssonntag und als Gedenktag der Entschlafenen begangen werden kann.
Der Feiertag Allerheiligen geht wahrscheinlich auf ein 610 von Papst Bonifatius IV. zu Ehren Marias und aller Märtyrer in Rom eingeführtes Fest zurück.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und die Textstellen für Textlesungen und Predigten für den Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag) am letzten Sonntag des Kirchenjahres.