Totensonntag

Sonntag, 23. November 1800

evangelisches Kreuz

Das evangelische Kirchenjahr

nach den altkirchlichen Leseordnungen

Christusmonogramm mit A und O in der liturgischen Farbe Grün
23.11.1800 | Totensonntag | Gedenktag der Entschlafenen
Sonntag
 

Gedenktag der Entschlafenen

Totensonntag

(24. Sonntag nach Trinitatis)

 

 

Bewegliches Datum
Totensonntag | Ewigkeitssonntag zwischen dem 20. November und dem 26. November
 
  • Gedenktag Totensonntag
  • Am letzten Sonntag im →Kirchenjahr
  • Totensonntag ist der Sonntag vor dem →1. Advent
  • abhängig vom Wochentag, auf den der →1. Weihnachtstag fällt
  • der Totensonntag liegt
    zwischen dem 20. und dem 26. November eines Jahres
 
Symbol: Abstand zum Christfest
 

 

Got­tes­dienstliche Ordnungen

Symbol Evangelisch

Der evangelische

Totensonntag

Gedenktag der Entschlafenen

nach der altkirchlichen Leseordnung

 

→ allgemein seit der Reformation mindestens bis zum Kirchenjahr 1897/1898 in Gebrauch

 

 

Liturgische Farbe

 
Christusmonogramm mit A und O in der liturgischen Farbe Grün

Grün

 

Thema des Sonntags

( nach dem Evangeliumstext Mt 25,1-13 )

 

Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen

 

 

 

Spruch und Psalm für die Woche

 
Biblia
1545
 

Spruch
für die Woche

 

Laſ­ſet ew­re Lenden vmb­gür­tet ſein / vnd ew­re Liech­ter brennen.

→Lk 12,35

Pſalm
39
 

Psalm
für die Woche

 
 

→Psalm 39

 

 

 

Die biblischen Texte für Lesung und Predigt

 
Lesung Predigttext Text
Evangelium im Hauptgottesdienst  Zum TextMt 25,1-13
Epistel im zweiten Gottesdienst Zum Text2Petr 3,3-14
     

 

Erläuterungen zu den Perikopen

Mit der Re­for­ma­ti­on än­der­te sich die Be­deu­tung der Le­sun­gen und der Pre­digt im Got­tes­dienst grund­le­gend. Gab es vor­her kei­ne oder nur ei­ne sehr lo­se Bin­dung der Pe­ri­ko­pen an die Mes­se, so war für Luther nun re­gel­mäßig die Evan­ge­li­en­pe­ri­ko­pe Grund­la­ge der Pre­digt im sonn­täg­li­chen Haupt­got­tes­dienst (vor­mit­tags), an die­sem Tag also  Zum TextMt 25,1-13.

Im Fo­kus der Pre­digt stand jetzt als Teil der Ver­kün­di­gung die Aus­le­gung des Evan­ge­li­ums.

Die Epis­tel­pe­ri­ko­pe war als Pre­digt­text emp­foh­len für den Ge­brauch im Got­tes­dienst am Nach­mit­tag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift → Von der Ord­nung des Got­tes­diens­tes in der Ge­mein­de, 1523, Über den Sonn­tags­got­tes­dienst).

Die Rei­he der Epis­tel­pe­ri­ko­pen ent­hielt (an­ders als heu­te) auch Tex­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment. Es gab kei­ne spe­zi­el­le Rei­he für Le­sun­gen aus dem Al­ten Tes­ta­ment.

Doch die Pfar­rer und Pre­di­ger wa­ren zu­nächst nicht nur frei da­rin, ei­nen bib­li­schen Text für die Pre­digt zu wäh­len, son­dern ge­ra­de­zu auf­ge­for­dert, die Pre­digt an den Be­dürf­nis­sen der Ge­mein­de und an der ge­üb­ten Pra­xis aus­zu­rich­ten.

In den meis­ten Kir­chen wur­den na­he­zu täg­lich Got­tes­diens­te ge­bo­ten (die in un­se­ren Ka­len­dern z. Z. nicht ab­ge­bil­det sind). An Sonn- und Fei­er­ta­gen konn­ten gleich meh­re­re Got­tes­diens­te und Mes­sen statt­fin­den. Hier ent­wickel­ten sich Le­se­emp­feh­lun­gen für je­den Wo­chen­tag, in Sum­me also für je­den Tag des Kir­chen­jah­res.

Von Be­deu­tung war auch die pro­tes­tan­ti­sche Aus­rich­tung der Ge­biets­kir­che: lu­the­risch, re­for­miert (cal­vi­nis­tisch) und uniert. Un­ter­schie­de zeig­ten sich in der Li­tur­gie und da­mit im Ver­ständ­nis der Pre­digt als Teil der Ver­kün­di­gung.

Luthers all­ge­mei­nen Emp­feh­lun­gen in sei­nen Schrif­ten folg­ten et­wa ab 1560 ver­ein­zelt An­sät­ze, ei­ne ge­wis­se ver­bind­li­che Text­ord­nung für Pfar­rer und Ge­mein­den zu ge­stal­ten. Dies ge­schah je­doch zag­haft und zö­ger­lich an­ge­sichts der be­ste­hen­den Mei­nungs­viel­falt und an­ge­sichts der La­ge der Ent­schei­dungs­ho­heit, die nicht in der Kir­che, son­dern beim Lan­des­fürs­ten an­ge­sie­delt war. Zu­nächst gab es auch kei­nen hin­rei­chen­den Be­darf für neue Re­ge­lun­gen: Got­tes­dienst war selbst­ver­ständ­lich und die Be­völ­ke­rung nahm re­ge teil. Doch spä­tes­tens im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung, als ein deut­li­cher Rück­gang christ­li­chen En­ga­ge­ments in der Be­völ­ke­rung zu er­ken­nen war, die Zahl der Got­tes­dienst­be­su­cher ste­tig ab­nahm und et­li­che un­ter­wö­chi­ge Got­tes­diens­te und Mes­sen ge­stri­chen wur­den, trat die Not­wen­dig­keit deut­lich her­vor, das Got­tes­dienst­ver­ständ­nis und die Got­tes­diens­te des Kir­chen­jah­res zu über­den­ken.

Dies führ­te viel­fach schon früh und spe­ziell im 19. Jahr­hun­dert zu zahl­rei­chen un­ter­schied­li­chen Durch­füh­run­gen, Vor­schlä­gen und Er­pro­bun­gen, bis sich 1896 die Ei­sena­cher Kon­fe­renz als reichs­wei­te Kon­fe­renz der deut­schen Lan­des­kir­chen mit der Idee ei­ner all­ge­mein gül­ti­gen Text­ord­nung be­schäf­tig­te und schließ­lich ei­ne Pe­ri­ko­pen­ord­nung be­schloss, die ab 1898/1899 al­len evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen zur Um­set­zung emp­foh­len wur­de.

Es ist der­zeit an die­ser Stel­le nicht mög­lich, für die Jah­re 1530/1531 bis 1898/1899 Text­ord­nun­gen dar­zu­stel­len, die über die alt­kirch­li­chen Pe­ri­ko­pen für die Le­sun­gen und Pre­dig­ten hi­n­aus ge­hen. Wir sind uns da­bei be­wusst, dass die­se Pe­ri­ko­pen re­gi­o­nal und zeit­lich be­grenzt kei­ne Be­deu­tung hat­ten.

 

HERR thu meine Lippen auff

Das mein Mund deinen Rhum verkündige.

→Psalm 51,17

 

 

Perikopen

Perikopen nach Luther 1545

Totensonntag

 

Perikopen

Texte für Lesungen und Predigt

 

Texte nach der Lutherbibel von 1545 ge­setzt nach der Vor­la­ge des Ori­gi­nals in Frak­tur­schrift mit Luthers Scho­li­on und Ver­wei­sen in den Mar­gi­nal­spal­ten. Er­gänzt um Vers­zäh­lung und Ab­schnitts­über­schrif­ten.

 

LESUNG UND PREDIGTTEXT

Evangelium

Evangelium nach Matthäus

Mt 25,1-13

 

Text hören:

Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
→  Video-Hörbuch

 

Biblia

 

 

 

 

Euangelium
S. Mattheus.

 

C. XXV.

 

 

Verse 1 - 13

Das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen

 

 

Jesus sprach:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DEnn wird das Hi­mel­reich gleich ſein ze­hen Jung­fraw­en / die jre Lam­pen na­men / vnd gien­gen aus dem Breut­gam ent­ge­gen. 2Aber fünff vn­ter jnen wa­ren tö­richt / vnd fünff wa­ren klug. 3Die tö­rich­ten na­men jre Lam­pen / Aber ſie na­men nicht Ole mit ſich. 4Die klu­gen aber namen Ole in jren ge­feſ­ſen ſampt jren Lam­pen. 5Da nu der Breut­gam ver­zog / wor­den ſie alle ſchlef­fe­rig / vnd ent­ſchlief­fen.

6ZVr Mit­ter­nacht aber ward ein ge­ſchrey / Si­he / der Breut­gam kompt / ge­het aus jm ent­ge­gen. 7Da ſtun­den die­ſe Jung­fraw­en alle auff / vnd ſchmück­ten jre Lam­pen. 8Die tö­rich­ten aber ſpra­chen zu den klu­gen / Gebt vns von ew­rem Ole / Denn vn­ſere Lam­pen ver­leſ­ſchen. 9Da ant­wor­ten die Klu­gen / vnd ſpra­chen / Nicht al­ſo / auff das nicht vns vnd euch ge­bre­che / Ge­het aber hin zu den Kre­mern / vnd keuf­fet fur euch ſelbs. 10Vnd da ſie hin gien­gen zu­keuf­fen / kam der Breut­gam / vnd wel­che be­reit wa­ren / gien­gen mit jm hin ein zur Hoch­zeit / Vnd die thür ward ver­ſchloſ­ſen. 11Zu letzt ka­men auch die an­dern Jung­fraw­en / vnd ſpra­chen / HErr / HErr / thu vns auff. 12Er ant­wor­tet aber / vnd ſprach / War­lich ich ſa­ge euch / Ich ken­ne ew­er nicht. 13Da­r­umb wa­chet / Denn jr wiſ­ſet we­der tag noch ſtund in wel­cher des men­ſchen Son ko­men wird.

 

(Ire Lampen)

Die Lam­pen on öle / ſind die gu­ten werck on glau­ben / die müſ­ſen alle ver­leſ­ſchen. Das Ole­ge­feſs aber iſt der glau­be im ge­wiſ­ſen auff Got­tes gna­de / der thut gu­te werck / die be­ſte­hen. Wie aber hie das Ole kei­ne der an­dern gibt / Al­ſo mus ein jg­lich­er fur ſich ſelbs gleu­ben.

 

 

 

 

LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT

Epistel

Zweiter Brief des Petrus

2Petr 3,3-14

REIHE

EP

 

Biblia

 

 

 

 

Die Ander Epiſtel
S. Peters.

 

C. III.

 

 

Aus dem Abschnitt:

Die Argumentation gegen die Irrlehrer und ihre falschen Lehren

Verse 3 - 7

 

 

Petrus schreibt:

 

 

 

 

→Gene. 1.

 

 

 

 

→Gen. 7.

 

 

 

 

 

WIſſet das auffs erſt / Das in den letzten ta­gen ko­men wer­den / Spötter / die nach jren eigen Lüſten wandeln / 4vnd ſa­gen / Wo iſt die verheiſſung ſei­ner Zukunfft? Denn nach dem die Ve­ter entſchlaffen ſind / bleibet es alles / wie es von anfang der Cre­a­turn ge­we­ſen iſt. 5Aber mutwillens wollen ſie nicht wiſ­ſen / Das der Hi­mel vorzeiten auch war / da zu die Erde aus waſ­ſer vnd im waſ­ſer beſtanden / durch Got­tes wort / 6Dennoch ward zu der zeit / die Welt durch b die­ſel­bi­gen mit der Sindflut verderbet. 7Al­ſo auch der Hi­mel jtzund vnd die Erde / wer­den durch ſein Wort geſparet / das ſie zum Fewr behalten wer­den / am ta­ge des gerichts vnd verdamnis der gottloſen Men­ſchen.

Spötter ſind vn­ſer Epi­cu­rer vnd Sa­du­ceer / die we­der dis noch das gleu­ben / Le­ben nach jrem ge­fal­len da­hin. Oder / wie Pe­trus ſa­get / nach jrem ei­gen lü­ſten / Thun was ſie wol­len / vnd gar wol ge­lü­ſtet / Wie wir fur au­gen ſe­hen.

 

b

(Die­ſel­bi­gen)

Wort vnd waſ­ſer.

 

 

 

 

 

 

 

8EInes aber ſey euch vn­uer­hal­ten / jr lie­ben / Das ein tag fur dem HERrn iſt wie tau­ſent jar / vnd tau­ſent jar wie ein tag. 9Der HERR verzeuhet nicht die Ver­heiſ­ſung / wie es etliche fur einen verzug achten / Son­dern er hat gedult mit vns / Vnd wil nicht / das jemand verloren wer­de / ſon­dern das ſich jederman zur Buſſe kere.

 

 

 

 

 

 

Verse 10 - 13

Die Gewissheit über das Kommen des Herrn

→1. Theſ. 5.

 

 

 

 

ES wird aber des HErrn tag ko­men / als ein Dieb in der nacht / In wel­chem die Himel zergehen wer­den / mit groſ­ſem krachen / Die Element aber wer­den fur hitze ſchmeltzen / Vnd die Erde vnd die werck die drinnen ſind / wer­den verbrennen.

 

 

 

 

 

→Jeſa. 65.

 

 

11SO nu das alles ſol zurgehen / wie ſolt jr denn geſchickt ſein / mit heiligem wandel vnd Gottſeligem we­ſen? 12das jr wartet vnd eilet zu der Zukunfft des ta­ges des HErrn / In wel­chem der Himel vom fewr zurgehen vnd die Element fur hitze zerſchmeltzen wer­den. 13Wir warten aber eines newen Hi­mels / vnd einer newen Erden / nach ſei­ner Ver­heiſ­ſung / In welchen Gerechtigkeit wonet.

 

 

 

 

 

 

Aus dem Abschnitt:

Folgerungen und Ermahnungen

Vers 14

 

 

 

 

DArumb / meine lie­ben / die weil jr dar auff warten ſollet / So thut vleis / das jr fur jm vnbefleckt vnd vnſtrefflich im Friede erfunden wer­det.

 

 

 

  Hörbuch-Videos

Das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen

Titelbild
Hörbuch-Video zur Biblia 1545

→Hörbuch-Video: Mt 25,1-13

Das Video zeigt den Text des Gleich­nis­ses von den klu­gen und von den tö­rich­ten Jung­frau­en aus der Luther­bi­bel von 1545, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

Wissenswertes

Totensonntag

Ein Gedenktag der Entschlafenen

Der Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen (To­ten­sonn­tag) fand bis zum Kir­chen­jahr 1978/1979 im evan­ge­li­schen Kir­chen­kalen­der kei­ne be­son­de­re Be­rück­sich­tigung. Er wur­de got­tes­dienst­lich nicht aus­drück­lich ge­würdigt, wohl aber ri­tu­ell be­gan­gen.

Mit der Re­form der Got­tes­dienst­ord­nung von 1958/1959 führ­te die Lu­the­ri­sche Kon­fe­renz für die lu­the­ri­schen Lan­des­kir­chen den Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen mit ei­nem ei­ge­nen Pro­pri­um ein. Die unier­ten und re­for­mier­ten Lan­des­kir­chen folg­ten die­ser Er­wei­te­rung bis zum Kir­chen­jahr 1978/1979 nicht.

Den letz­ten Sonn­tag im Kir­chen­jahr als To­ten­sonn­tag zu be­zeich­nen, ent­spricht kaum re­for­ma­to­ri­scher Übung. Die Wal­de­cker Kir­chen­ord­nung von 1556 nennt ihn »Fest des jüngs­ten Ta­ges«, wo­raus sich sehr viel spä­ter die Idee des »Ewig­keits­sonn­tags« ent­wi­ckel­te. Die Bran­den­bur­ger Kir­chen­ord­nung von 1540 kennt »ein son­der­lich Amt und da­bei ei­ne Pre­digt von den Ver­stor­be­nen«, al­so ei­nen »To­ten­sonn­tag«.

Mar­tin Lu­ther hat­te den →Al­ler­see­len­tag ab­ge­lehnt (Pre­digt vom 02.11.1522), al­lerdings im Blick auf die Be­er­di­gun­gen pi­e­tät­vol­les Ver­hal­ten und Ge­sang der Glau­bens- und Auf­er­ste­hungs­lie­der ge­for­dert. Wo­mit zu­nächst Al­ler­see­len (2. November) in­halt­lich zum evan­ge­li­schen To­ten­sonn­tag wur­de, doch nur dort, wo er auf Tra­di­ti­on und Ak­zep­tanz traf.

Das städ­ti­sche Le­ben des 17. Jahr­hun­derts war durch die Be­stat­tun­gen so stark ge­prägt, dass man sie als Re­ak­ti­on da­rauf im 18. Jahr­hun­dert völ­lig aus der Öf­fent­lich­keit ver­dräng­te. Da­raus er­wuchs die For­de­rung all­ge­mei­ner »To­ten­fei­ern«.

Kirch­lich an­ge­ord­net hat 1816 Fried­rich Wil­helm der III. von Preu­ßen ei­nen »Fei­er­tag zum Ge­dächt­nis der Ent­schla­fe­nen« (Ka­bi­nett­or­der vom 24.4.1816 und Ver­ord­nung vom 25.11.1816), der sich rasch auch in fast al­len an­de­ren deut­schen Kir­chen ein­bür­ger­te, wohl ge­för­dert durch die Er­in­ne­rung an die To­ten der Frei­heits­krie­ge.

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr

Führ­te der Tag in sei­ner au­ßer­kirch­li­chen Prä­gung auch zu un­er­wünsch­tem Grä­ber­kult, so ging doch die Kir­che längst den Fried­hofs­be­su­chern mit Pre­dig­ten, Cho­ral­sin­gen und Po­sau­nen­bla­sen nach, um sie von hoff­nungs­ar­mer Trau­er zum evan­ge­li­schen Trost zu füh­ren.

Mitte der 1950er Jah­re be­ton­te the­o­lo­gi­sche Kri­tik am To­ten­sonn­tag, dass er sei­nem in­ne­ren Ge­halt nach un­ge­eig­net sei, das Kir­chen­jahr ab­zu­schlie­ßen.

Es er­wuchs der Vor­schlag, die Be­zeich­nung »Ewig­keits­sonn­tag« ein­zu­füh­ren. Die Idee war es, zu einer ver­tief­ten Ver­kün­di­gung am bis­he­ri­gen To­ten­sonn­tag mit­zu­hel­fen. Die Lu­the­ri­sche Agen­de I (1955) sah vor, dass der »Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen« bis auf wei­te­res in Ver­bin­dung mit dem letz­ten Sonn­tag des Kir­chen­jah­res be­gan­gen wer­den soll. Erstmals 1957 taucht er in der Ord­nung der Predigt­texte un­ter die­sem Na­men mit Emp­feh­lun­gen für Le­sung und Pre­digt auf.

In­ter­es­sant ist, dass heu­te der letz­te Sonn­tag des Kir­chen­jah­res als Ewig­keits­sonn­tag und zug­leich als To­ten­sonn­tag be­gan­gen wird. Die Be­zeich­nung »Ewig­keits­sonn­tag« hat den Na­men »To­ten­sonn­tag« nicht er­setzt, denn in­halt­lich er­gän­zen sich bei­de Fei­er­lich­kei­ten. Die evan­ge­li­schen Chris­ten ge­den­ken da­mit zu­gleich der Be­deu­tung von Pas­sion und Os­tern für ihr Le­ben.

Die Fei­er des To­ten­sonn­tags be­tont Grab­le­gung und Trau­er (Kar­frei­tag), die Fei­er des Ewig­keits­sonn­tags be­tont Auf­er­ste­hung und Freu­de (Os­tern). So­mit hat sich der Ewig­keits­sonn­tag zu einer freu­di­gen, christ­li­chen Ant­wort auf die Trau­er­ri­tu­a­le des To­ten­sonn­tags ent­wi­ckelt.

So schließt das Kir­chen­jahr, in dem noch ein­mal der Hö­he­punkt der christ­li­chen Bot­schaft je­dem evan­ge­li­schen Chris­ten in Er­in­ne­rung ge­ru­fen wird: Ja, wir sind ster­blich und wir wer­den zu Gra­be ge­tra­gen wer­den, doch wir er­war­ten die Auf­er­ste­hung und das ewi­ge Le­ben.

 

Das historischen Datum

Wir ha­ben in un­se­ren his­to­ri­schen Ka­len­dern vor 1958 den To­ten­sonn­tag be­las­sen, wenn er auch li­tur­gisch kei­ne Rol­le ge­spielt ha­ben mag. Tat­sa­che ist wohl, dass ein Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen zu je­der Zeit min­des­tens re­gi­o­nal oder in ge­meind­li­cher Pra­xis von evan­ge­li­schen Chris­ten be­gan­gen wur­de.

Gleich­zei­tig ha­ben wir den To­ten­sonn­tag ein­heit­lich dem letz­ten Sonn­tag des Kir­chen­jah­res zu­ge­ord­net, wenn er auch zu be­stimm­ten Zei­ten oder re­gi­o­nal an an­de­ren Ta­gen be­gan­gen wor­den sein mag. Hier feh­len uns der­zeit ge­naue An­ga­ben und Quel­len, um ei­ne bes­se­re Zu­ord­nung des To­ten­sonn­tags zu ei­nem his­to­ri­schen Da­tum ein­zu­rich­ten.

Im ge­wähl­ten Jahr ist der →24. Sonntag nach Trinitatis der letz­te Sonn­tag des Kir­chen­jah­res.

 

»Frewet euch mit den Frölichen /

vnd weinet mit den Weinenden.

Habt mit allen Men­ſchen Friede.«

→Römerbrief 12,15.18

Zum Gebrauch

Der Rück­blick auf die Pe­ri­ko­pen­ord­nun­gen ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te zeigt auf, wie sich die Ver­wen­dung der bib­li­schen Tex­te in evan­ge­li­schen Got­tes­diens­ten im Lau­fe der Zeit ver­än­der­te.

Wir be­schrän­ken uns in den weit zu­rück­lie­gen­den Jah­ren auf Pe­ri­ko­pen­ord­nun­gen, die über­wie­gend in Ge­brauch wa­ren.

Durch die neue Ord­nung für die Ver­wen­dung von Sprü­chen, Psal­men, Bi­bel­tex­ten und Lie­dern in Got­tes­diens­ten sind die al­ten Ord­nun­gen zwar li­tur­gisch über­holt, aber in­halt­lich des­we­gen kei­nes­wegs falsch.

Wir möch­ten Sie da­her er­mun­tern, die in al­ter Zeit ver­wen­de­ten Pe­ri­ko­pen zu be­trach­ten. Nur so kön­nen Sie er­grün­den, ob das, wo­rauf sich Pfar­rer vor Hun­der­ten von Jah­ren in Got­tes­dienst und Pre­digt stütz­ten, auch noch heu­te ak­tu­ell ist. Ak­tu­ell für Sie ganz per­sön­lich.

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
Sabrina

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SK Version 16.01.2025  

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Die Ka­len­der­an­ga­ben be­zie­hen sich hi­sto­ri­sche Ka­len­der Deutschlands (DE).
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