QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mt 22,1-14 |
Epistel | Eph 5,15-21 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Mt 22,1-14 |
1. Epistel | Eph 5,15-21 |
2. Evangelium | Joh 15,1-8 |
2. Epistel | Rom 14,1-9 |
Alttestamentliche Lektion | Spr 2,1-8 |
Gottesdienstordnungen |
Der 20. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Mt 22,1-14 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
177 | EG 273 | Ach Gott, vom Himmel ſieh darein |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | Eph 5,15-21 |
Evangelium | Mt 22,1-14 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mt 22,1-14.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Mt 22,1-14 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
177 | EG 273 | Ach Gott, vom Himmel ſieh darein |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | Eph 5,15-21 |
Evangelium | Mt 22,1-14 | |
Reihe II | 2. Epistel | Rom 14,1-9 |
2. Evangelium | Joh 15,1-8 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Spr 2,1-8 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
20. Sonntag nach Trinitatis
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 22,1-14
REIHE
EV
Euangelium
S. Mattheus.
C. XXII.
Luc. 14.
IHeſus antwortet vnd redet abermal durch Gleichniſſe zu den Jüngern / vnd ſprach. 2Das Himelreich iſt gleich einem Könige / der ſeinem Son hochzeit machte / 3Vnd ſandte ſeine Knechte aus / das ſie den Geſten zur hochzeit ruffeten / Vnd ſie wolten nicht komen. 4Abermal ſandte er andere Knechte aus / vnd ſprach / Saget den Geſten / Sihe / meine Malzeit habe ich bereitet / meine Ochſen vnd mein Maſtvieh iſt geſchlachtet / vnd alles bereit / Kompt zur hochzeit. 5Aber ſie verachteten das / Vnd giengen hin / Einer auff ſeinen Acker / Der ander zu ſeiner Hantierung. 6Etliche aber griffen ſeine Knechte / höneten vnd tödten ſie. 7Da das der König höret / ward er zornig / vnd ſchickete ſeine Heere aus vnd brachte dieſe Mürder vmb / vnd zündet jre Stad an.
8DA ſprach er zu ſeinen Knechten / Die hochzeit iſt zwar bereit / Aber die Geſte warens nicht werd. 9Darumb gehet hin auff die Straſſen / vnd ladet zur Hochzeit / wen jr findet. 10Vnd die Knechte giengen aus auff die Straſſen / vnd brachten zuſamen wen ſie funden / Böſe vnd Gute / Vnd die tiſche wurden alle vol. 11Da gieng der König hinein / die Geſte zu beſehen / Vnd ſahe alda einen Menſchen / der hatte kein hochzeitlich Kleid an / 12Vnd ſprach zu jm / Freund / Wie biſtu her ein komen / vnd haſt doch kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verſtummet. 13Da ſprach der König zu ſeinen Dienern / Bindet jm hende vnd füſſe / vnd werffet jn in das Finſternis hinaus / Da wird ſein heulen vnd zeeneklappen. 14Denn viel ſind beruffen / Aber wenig ſind aus erwelet.
(Hochzeitlich Kleid)
Iſt der glaube / Denn dis Euangelium verwirfft die Werckheiligen vnd nimpt an die Gleubigen.
✽
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus
Eph 5,15-21
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Páuli:
An die Epheſer.
C. V.
Aus dem Abschnitt:
Verse 15 - 21
Paulus schreibt:
SO ſehet nu zu / wie jr furſichtiglich wandelt / nicht als die vnweiſen / ſondern als die weiſen / 16Vnd ſchicket euch in die zeit / Denn es iſt a böſe zeit. 17Darumb werdet nicht vnuerſtendig / ſondern verſtendig / was da ſey des HErrn wille. 18Vnd ſauffet euch nicht vol Weins / daraus ein b vnordig weſen folget / Sondern werdet vol Geiſtes / 19Vnd redet vnternander von Pſalmen vnd Lobſengen vnd geiſtlichen Lieden / ſinget vnd ſpielet dem HErrn in ewren hertzen / 20Vnd ſaget Danck alle zeit fur alles / Gott vnd dem Vater / in dem namen vnſers HErrn Jheſu Chriſti. 21Vnd ſeid vnternander vnterthan / in der furcht Gottes .
a
(Böſe zeit)
Es begegen einem Chriſten ſo mancherley hindernis vnd vrſach nützlich Geſchefft zu verſeumen / das er ſchier / wie ein Gefangener ſich los reiſſen / vnd die zeit gleich ſtelen / vnd etwa auch thewer löſen mus mit vngunſt etc. Wie man ſpricht / Amici fures temporis.
✽
1) lat.: Amici fures temporis
Eine lateinisches Sprichwort, dt.: »Freunde sind Diebe der Zeit.«
LESUNG UND PREDIGTTEXT
2. Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 15,1-8
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Johannes.
C. XV.
Verse 1 - 8
Christus spricht:
ICH bin ein rechter Weinſtock / vnd mein Vater ein Weingartner. 2Einen jglichen Reben an mir / der nicht Frucht bringet / wird er wegnemen / Vnd einen jglichen der da Frucht bringet / wird er reinigen / das er mehr frucht bringe. 3Ir ſeid jtzt rein / vmb des Worts willen / das ich zu euch geredt habe. 4Bleibt in mir / vnd ich in euch. Gleich wie der Rebe kan keine Frucht bringen von jm ſelber / er bleibe denn am Weinſtock / Alſo auch jr nicht / jr bleibet denn an mir.
5ICh bin der Weinſtock / Ir ſeid die Reben / Wer in mir bleibet / vnd ich in jm / der bringet viel frucht / Denn on mich künd jr nichts thun.6Wer nicht in mir bleibet / Der wird weggeworffen / wie ein Rebe / vnd verdorret / Vnd man ſamlet ſie / vnd wirfft ſie ins fewer / vnd mus brennen. 7So jr in mir bleibet / vnd meine wort in euch bleiben / werdet jr bitten was jr wolt / vnd es wird euch widerfaren.8Darinnen wird mein Vater geehret / das jr viel Frucht bringet / vnd werdet meine Jünger.
✽
Das Video zeigt den Text aus der Lutherbibel von 1545, in dem Jesus von sich als dem Weinstock und von Gläubigen als die Reben daran spricht, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten sie kritisch.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.