QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | ![]() |
Epistel | ![]() |
Lied | Nr. 2 [EG 5] |
![]() |
nach den altkirchlichen Leseordnungen
Der 2. Sonntag nach Epiphanias entfiel, wenn im selben Jahr der Ostersonntag vor dem 25. März lag (im Schaltjahr vor dem 24. März) und Epiphanias ein Sonntag oder Montag war.
Es entfielen dann auch der 3., 4., 5. und 6. Sonntag nach Epiphanias.
Der 2. Sonntag nach Epiphanias in den Kirchenjahren 1799/1800 bis 1806/1807
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Die Bezeichnung Epiphanias geht zurück auf das altgriechische Wort έπιφάνεια (epiphaneia), das »Erscheinung« meint. Es bezeichnete in der frühen Kirche die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes als Inhalt des Festes, das am 6. Januar gefeiert wurde.
Unter diesem ursprünglichen Namen hat der 6. Januar Einzug gefunden in den Kalender des Evangelischen Kirchenjahrs.
Abhängig vom Osterdatum folgen dem Tag Epiphanias im Kalender einer bis sechs Sonntage, die einfach als »Sonntage nach Epiphanias« durchgezählt werden. Der »6. Sonntag nach Epiphanias« schließt die Epiphaniaszeit ab.
Die vollständige Übersicht finden Sie in unserem Kalender Das Evangelische Kirchenjahr.
Die Regelung der Sonntagsfolge in der Epiphaniaszeit änderte sich ab 1957/1958 und zuletzt 2018/2019.
nach der altkirchlichen Leseordnung
allgemein seit der Reformation mindestens bis zum Kirchenjahr 1897/1898 in Gebrauch
( nach dem Evangeliumstext Joh 2,1-11 )
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | ![]() |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | ![]() |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Joh 2,1-11.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
2. Sonntag nach Epiphanias
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG AUS DEM EVANGELIUM
PREDIGTTEXT
Evangelium nach Johannes
Joh 2,1-11
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Johannes.
C. II.
Aus dem Abschnitt:
Verse 1 - 11
AM dritten tage ward eine Hochzeit zu Cana in Galilea / vnd die mutter Jheſu war da. 2Jheſus aber vnd ſeine Jünger wurden auch auff die Hochzeit geladen. 3Vnd da es an Wein gebrach / ſpricht die mutter Jheſu zu jm / Sie haben nicht wein. 4Jheſus ſpricht zu jr / Weib was habe ich mit dir zuſchaffen? Meine ſtunde iſt noch nicht komen. 5Seine mutter ſpricht zu den Dienern / Was er euch ſaget das thut. 6Es waren aber alda ſechs ſteinern Waſſerkrüge geſetzt nach der weiſe der Jüdiſchen reinigung / vnd gieng in je einen / zwey oder drey * Mas.
7JHEſus ſpricht zu jnen / Füllet die Waſſerkrüge mit waſſer. Vnd ſie fülleten ſie bis oben an. 8Vnd er ſpricht zu jnen / Schepffet nu / vnd bringets dem Speiſemeiſter. Vnd ſie brachtens. 9Als aber der Speiſemeiſter koſtet den Wein / der waſſer geweſen war / vnd wuſte nicht von wannen er kam / die Diener aber wuſtens / die das Waſſer geſchepfft hatten / rüffet der Speiſemeiſter dem Breutgam / 10vnd ſpricht zu jm / Jederman gibt zum erſten guten Wein / vnd wenn ſie truncken worden ſind / als denn den geringern / Du haſt den guten Wein bisher behalten. 11Das iſt das erſte Zeichen das Jheſus thet / geſchehen zu Cana in Galilea / vnd offenbarte ſeine Herrligkeit. Vnd ſeine Jünger gleubten an jn.
(Forte)
Was gehet es mich vnd dich an.
*
(Maſs)
Metreta im Griechiſchen / Zwo Metreten machen bey vns ſchier ein Eimer weins.
✽
1) lat.: forte; dt.: »(das meint in) etwa«
2) Druckfehler: Mas; Korrektur: Maſs
3) Metreta
Für das griechische μετρητής (Metretes, 34 bzw. 39 Liter) gibt es kein entsprechendes Volumenmaß im Deutschen. Luther setzt »Maſs« (Maß, ca. 1 Liter), erklärt aber, dass das griechische Wort »Metreta« etwa 30 Liter meine, denn zwei der griechischen Einheiten ergeben fast genau einen (mittelalterlichen) Eimer (ca. 60 Liter). Die Wasserkrüge fassten demnach zwischen 60 und 120 Liter.
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom
Rom 12,7-16
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Römer.
C. XII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 7 - 8
Paulus schreibt:
Hat jemand Weiſſagung / ſo ſey ſie dem glauben a ehnlich. Hat jemand ein Ampt / ſo warte er des ampts. b Leret jemand / ſo warte er der lere. 8Ermanet jemand / ſo warte er des ermanens. Gibt jemand / ſo gebe er einfeltiglich. Regieret jemand / ſo ſey er ſorgfeltig. Vbet jemand Barmhertzigkeit / ſo thu ers mit luſt.
Aus dem Abschnitt:
Verse 9 - 16
DIe Liebe ſey nicht falſch. Haſſet das arge / Hanget dem guten an. 10Die brüderliche Liebe vnternander ſey hertzlich. Einer kome dem andern mit Ehrerbietung zuuor. 11Seid nicht trege / was jr thun ſolt. Seid brünſtig im geiſte. Schicket euch in die zeit. 12Seid frölich in hoffnung / Gedültig in trübſal / Haltet an am gebet. 13Nemet euch der Heiligen notdurfft an. Herberget gerne. 14Segenet die euch verfolgen / Segenet vnd fluchet nicht. 15Frewet euch mit den Frölichen / vnd weinet mit den Weinenden. 16Habt einerley ſinn vnternander. Trachtet nicht nach hohen dingen / ſondern haltet euch herunter zu den Nidrigen.
a
(Ehnlich)
Alle Weiſſagung die auff werck / vnd nicht lauter auff Chriſtum füret / als den einigen Troſt / wie köſtlich ſie iſt / ſo iſt ſie doch dem glauben nicht ehnlich / Als da ſind die offenbarung der Poltergeiſter / die Meſſen / Walfarten / faſten vnd Heiligen dienſt ſuchen.
b
(Leret) Man leret die es nicht wiſſen vnd ermanet die es zuuor wiſſen.
✽
Das Video zeigt den Text der Erzählung aus der Lutherbibel von 1545, in der Jesus auf einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein wandelt, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.