Agility - Bodybuilding nicht nur für Profis

Agility

Bodybuilding nicht nur für Profis

Hey, war das ein Spaß! – Ich durfte mitmachen, und ich habe mein Bestes gegeben! Okay – einen Pokal habe ich schließlich nicht nach Hause tragen können, aber der Applaus der Zuschauer und die Tüte mit dem Spielzeug, die ich als Sonderpreis ergatterte, waren mir mehr Wert als jeder Zettel, den Frauchen dann doch nur in den Ordner heftet ...

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Luigi beim Agility-Turnier  

»Und hopp!« – Aber klar doch, mach ich glatt! Weil 's Spaß macht. Wäre aber gar nicht nötig, die Stange liegt ja für die Minis sooo tief ...

     

Das war mein allererstes Agility-Turnier! Über den Platz jagen, Hindernisse nehmen, drüberspringen, hochklettern, durchkrabbeln, balancieren und immer schön auf Frauchen hören – schließlich sind wir ein Team! –, das macht Laune! Gestatten, meine Name ist James – Snowboots Jesse James, aber gerufen wer­de ich Luigi! –, die Mädels wissen, warum ... ;-)

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Luigi beim Agility-Turnier  

Der Steg!
Neben der großen A-Wand und dem langen Tunnel eines meiner Lieblingsgeräte. Da sieht die Welt ganz anders aus ...

     

Ich, Luigi. Als echter Charmeur lege ich nicht nur Wert auf hübsches Aussehen, auf ein gepflegtes Äußeres und stilvolles Verhalten – o nein, ich will lernen, viel lernen, und auch Fitness gehört dazu.

Mädels, zieht Euch warm an! Bei mir ist neben Kämmen und Unterordnung auch Bodybuilding angesagt. Und wenn mir die Richter auf den Ausstellungen jedes Mal eine hervorragende, kräftige Muskulatur bescheinigen, pfeife ich ein stilles „Tja ... – von nix kommt nix" durch mein Scherengebiss.

Agility – das hatte ich zum ersten Mal bei einem Treffen der DOESC-Landesgruppe Hessen in Montabaur ken­nen gelernt. Das war im Frühjahr. Ich war noch klein, sehr klein, und manch ein Hindernis war zu schwierig für mich, aber das Balancieren auf dem Steg und der Tunnel – das war Klasse!

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Luigi beim Agility-Turnier  

Ich will rennen, springen, fliegen ... – o wie schön!

     

Auf dem Übungsplatz für Unterordnung standen dann auch solche Geräte rum. Da durften wir Kleinen nicht ran, aber nach dem Training hatte ich jedes Mal versucht, Frauchen da hinzulocken ..., man muss als geduldiger Bobtail nur hartnäckig bleiben. Nur nicht aufgeben. Alles eine Frage der Zeit.

Endlich hatte sie es begriffen! Frauchen hat uns zu einem Agility-Kurs angemeldet! Nun geht es einmal in der Woche ab zum Gelände und ich darf mich gemeinsam mit mei­nen Freundinnen und Freunden so richtig austoben.

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Luigi beim Agility-Turnier  

Die Regel heißt: Die roten Flächen sind mit den Pfoten zu berühren. Schade!

Also muss ich im vollen Spurt bremsen, um einen gezielten Tritt ins Rot zu platzieren.

     

Nach der Übungsstunde bin ich dann jedes Mal fix und fertig – aber glücklich! Auch dem Frauchen hängt dann die Zunge raus – weiß gar nicht, warum? –, schließlich muss ich doch über die Hindernisse!

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Luigi beim Agility-Turnier  

Meine Stärke: Sitzen bleiben, obwohl sich Frauchen weit entfernt. Auf das Kommando warten. Und dann aber los!

Die drei Hindernisse sind doch ein Witz. – Tja, bisschen angeben muss sein ...

     

Agility – das ist Teamarbeit! Frauchen bringt mir jedes Hindernis bei und sie selbst lernt, mich zu beobachten, mir die richtigen Kommandos zu geben und mich zu führen. Sie hat endlich verstanden, dass es bei »Fuß« ganz wichtig ist, mich anzusehen und nicht dauernd mit der Freundin zu schwätzen. Und dass ich mich selbstverständlich erst hinsetze, wenn sie stehen bleibt, und dass sie keine Angst haben muss, ich bin doch schon ein Großer! – Ach, es ist gar nicht so leicht, dem Frauchen beizubringen, wie Hund geht ...

Aber zurück zum Agility. Ich bin erst ein Jahr alt und darf noch nicht so heftig springen – sagen sie jedenfalls! Also haben sie mich fürs Turnier bei den Minis angemeldet. Da sind Kollegen dabei, die können mir aufrecht unter dem Bauch durchlaufen. Minis eben. Und drei von denen bringen gemeinsam nicht mein Gewicht auf die Waage. Also startete ich außer Konkurrenz: zu groß für die Minis, zu jung für die Maxis. Egal – ich will Spaß!

 

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Luigi beim Agility-Turnier  

Nööö – der Ring!

Den mag ich nicht! Da passen nur die Dürrrappel locker durch. Für mich ist das wie eine Flug-Massage – überall streift mich das Gummi.

Also gut: Augen zu und durch!

 

     

Zwei Durchgänge waren angesagt. Den Parcours hatte ein Agility-Großmeister aufgebaut und nur Frauchen durfte die Strecke vorher ablaufen – ich nicht. Das war schlecht. Denn ganz wichtig ist es, die Hindernisse in der richtigen Reihenfolge zu nehmen. Kann Frauchen das? Und um es nicht zu leicht zu machen, mussten manche Hürden im Parcoursverlauf mehrmals genommen wer­den. Ich will ja nichts sagen, aber ein klein wenig Orientierungssinn sollte der Hundeführer da schon mitbringen, oder? Frauchen? ;-)

Frauchen flüsterte mir irgendwas zu von »nicht verweigern oder dran vorbei – das gibt Punktabzug« und »keines auslassen oder von der falschen Seite nehmen – das disqualifiziert« – als ob ich verstünde, was sie da murmelt ...

Und dann endlich ging‘s los! Im ersten Durchgang mit den Hindernissen, die Kontaktflächen besitzen. Ich weiß: Wenigstens eine meiner Pfoten muss ins Rote treffen. Das ist bei der A-Wand, dem Steg, dem Kasten und der Wippe der Fall. Kleinigkeit für mich. Die Hürden waren lächerlich flach. Hey, ich will springen! Meine Muskulatur spannte sich an. Die erste Hürde. In hohem Bogen überwand ich die mickrigen 15 cm – Jungs, da könnt ihr mal einen guten halben Meter drauflegen!

 

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Luigi beim Agility-Turnier  

Wirklich da lang?

Bist Du Dir sicher?

Hier stehen zwei rote Schilder. Aber bitte schön: Du führst, ich springe ...

 

     

Ahhh - der Tunnel. Leider so kurz! Es macht einfach Laune, da durchzukrabbeln. Leider lassen sie mich immer nur von einer Seite rein. Ob sie mir da was verheimlichen? Die zweite Öffnung wirkt doch sehr interessant ...

Uuuppps – der Reifen. – Nö, den mag ich nicht. So eng! Aber dahinter stand ja die A-Wand. Endlich mal was im richtigen Format für mich. Über zwei Meter hoch. Was meint Frauchen? Erst den Reifen? Noch nicht da hoch? O doch... – das lass' ich mir doch nicht nehmen! Was fuchtelte denn der Großmeister mit den Armen? Na siehste! Er fands gut, oder? Ist »disqualifiziert« so was wie »supertoll«? – Hatte keine Zeit, das zu genießen.

Noch eine Hürde und dann gings rauf auf den Steg! Nicht zittern, Frauchen. Ich kann das! Der Kasten. Ich darf zwar rauf, muss dann aber oben stehen bleiben. Los, Frauchen, nicht so lange! Ich will springen! Die Wippe wartet. Herrlich! Ich bin geradezu über sie hinweg geflogen!

 

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Luigi beim Agility-Turnier  

... und nun die Luft anhalten und ein Weilchen so verharren ...

Wie eine Feder im Wind wehen 37 Kilo Bobtail über den Agility-Parcour. Nicht nur Geschwindigkeit, auch Stil und Eleganz gehören dazu.

 

     

Der Boden bebte, als ich Anlauf nahm, und krachend knallte sie auf, als meine zierlichen 37 Kilo den Mittelpunkt überwunden hatten. Noch ein Sprung und das war es schon wieder. Schade eigentlich. Noch mal?

Die letzten Hürden und ich war durch. Beifallsstürme. Herrchens, Frauchens und Kollegen quittierten den wohl besten Auftritt des Tages. Na ja, zumindest den auffälligsten.

Na Mädels? Wie war ich? – Das war toll! – Ach, mein Frauchen. Ich könnte sie knutschen! Was ich dann auch ausgiebig tat.

Im zweiten Durchgang fehlten nun die Kontakthindernisse. Nur den Reifen haben sie drin gelassen. Heee – das ist unfair! Der ist so eng, da habe ich auch jedes Mal Kontakt! Ich wollte auch diesmal nicht durch, aber Frauchen bestand drauf. Ging so. Muss ich nicht haben. Schenkt mir bloß keine Reifen, Leu­te!

Dieser Parcours war et­was schwieriger zu laufen. Ziemliches durcheinander. Wem kann man es da verdenken, wenn ein Hindernis von der falschen Seite genommen wird? Heißt »disqualifiziert« doch was anderes? Und wenn ja: was?

Nun gut. Hier gibt es kein Wenn und Aber. Punktabzug ist Punktabzug und es gewinnt, wer den Parcours mit den wenigsten Fehlern in kürzester Zeit schafft.

Außer Konkurrenz konnte ich eh keinen Blumentopf gewinnen – dafür aber einen Ball! Wau! – haben die mit den Blechschüsseln neidisch geguckt, als ich mit einem Tütchen Leckerlis und einem Ball als Sonderpreis die Siegerehrung verließ ... – Gewinnen ist doch nicht alles, dabei sein schon.

Und dann kam der Großmeister noch mal zu mir. Sein ganzer Körper drückte Anerkennung aus. Ja, Bobtails beim Agility, das ist leider selten. Dabei seien sie so geeignet. Ich hätte sehr gute Anlagen für diesen Kraft- und Geschicklichkeitssport. Frauchen soll noch fleißig üben (wieso sie?) und ich sei ja noch sehr jung.

Ja, ich war wohl der Jüngste auf dem Platz.

 

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Luigi beim Agility-Turnier  

War ich nicht toll?

Du warst auch sooo toll!

Wir sind ein echtes Dream-Team!

Komm, lass' Dich knuddeln ...

     

Wird Zeit, dass ich groß wer­de! Dann starte ich bei den Maxis. Und dann sollen die mal sehen, wie ein Bobtail über den Parcours fliegt. Vielleicht habe ich bis dahin auch gelernt, was die Zahlen auf den kleinen roten Schildern bedeuten. Nur, damit ich den Weg finde, falls Frauchen mal wieder durcheinander kommt.

Komm, Frauchen. Bisschen Bodybuilding machen! Tut Dir auch gut. Lass' uns zum Agility fahren!

Liebe Grüße,

Luigi

 

Luigi erzählt aus seinem Leben

Agility - Bodybuilding nicht nur für Profis
Autor: Reiner Makohl, 2005

  • »Agility - Bodybuilding nicht nur für Profis« erschien als Leser-Geschichte in der DOESC-News, Deutschlands Bobtail-Magazin, Ausgabe 55, Dezember 2005, Seite 3ff.

Das Video zur Geschichte

Die Bilder im Beitrag »Agility - Bodybuilding nicht nur für Profis« sind einem Video entnommen.

Das Video Luigi bei seinem ersten Agility-Turnier finden Sie hier:

→LUIGI Bei seinem ersten Agility-Turnier

 

Ein Video aus dem Jahr 2005.

Sabrina

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SK Version 16.03.2024