Unser Kalender kennt etliche Tage, die von traurigen Anlässen geprägt sind. Oft leiten sie eine Zeit mehrerer Tage ein, in der die Trauer im Vordergrund steht.
Trauer ist ein emotionaler Zustand. Trauer ist von starken Gefühlen hervorgerufen, die uns aus unterschiedlichen Gründen ergreifen: Es kann sich um den Tod eines geliebten Menschen handeln, es kann tiefe Niedergeschlagenheit über Ereignisse meinen, die uns direkt betreffen, aber womöglich auch fern von uns sind und uns doch sehr berühren.
Immer geht es um einen Verlust, verbunden mit einem Aufbegehren gegen die Erkenntnis der Unabänderbarkeit, verbunden mit Fragen nach der Sinnhaftigkeit, verbunden mit Gefühlen der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und möglichen Versagens oder gar Schuld angesichts der Härte, mit der uns die Situation überwältigt.
Aktives Trauern meint, die Trauer zu verarbeiten. Aktives Trauern hilft, Schmerz, Leid und Ohnmacht zu überwinden, sie nicht nur geschehen zu lassen. Schmerz, Leid und Ohnmacht, die nicht bewältigt werden, hinterlassen tiefe Narben in der Psyche, Verhärtungen, die uns stumpf machen für Emotionen und Empathie.
So sind die staatlichen und religiösen Gedenk- und Feiertage Zeiten, die unsere Emotionen befeuern wollen. Es sind Zeiten, die uns helfen sollen, traurige Ereignisse adäquat zu verarbeiten, um neue Wege zu finden, sie zu überwinden. Denn ausweichen können wir ihnen nicht. Im Laufe unseres Lebens werden wir alle mit zahlreichen, traurigen Erlebnissen unterschiedlicher Qualität und Härte konfrontiert.
Überwinden meint aber auch: Hoffnung gewinnen. Den Blick so auf jene Veränderung zu werfen, die das traurige Ereignis ausgelöst und begründet hat, dass neue Erkenntnisse gefunden werden. Es geht darum, neue, gangbare Wege sichtbar werden zu lassen. Es geht darum, die Psyche zu bestärken, um die starken Emotionen in zielgerichtetes, positives Handeln umzuleiten.
Ja, Trauer zeigt uns Grenzen auf. Doch die Chance besteht darin, aus der Trauer heraus Hoffnung entstehen zu lassen, die uns hilft, diese Grenzen zu überwinden.
Wir haben in dieser Rubrik einige Gedenk- und Feiertage zusammengestellt, die traurigen Anlässen gewidmet sind. Die Abgrenzung gegenüber unserer Rubrik der Gedenk- und Feiertage gegen Gewalt ist weniger hart, als es scheint.
Gedenktage, die an die Atombombenabwürfe in Japan, an die Nuklearkatastrophen oder an die Novemberpogrome erinnern, sind sicher Tage unermesslicher Trauer. Doch dort steht für uns nicht die Bewältigung der Trauer im Vordergrund, die in individuelle Hoffnungen mündet. Diese Anlässe sind viel eher Mahnmale, die uns an unsere menschliche Pflicht erinnern, nicht zuzulassen, dass Menschen Opfer werden. Dies liegt vollständig in unserer Hand und ist keine Frage der Hoffnung, sondern einer Ethik, die verantwortliches Denken und Handeln bestimmt und das traurige Geschehen hätte verhindern müssen.
An dieser Stelle haben wir Tage wie den Karfreitag aufgenommen, der wie kein anderer in Trauer mündet, aus der sich aber mit der Auferstehung, mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod, neue Hoffnung für jeden von uns – auch für Sie! – entwickelt.
Hier finden Sie die letzten Wochen des Kirchenjahres, die von Allerseelen, vom Volkstrauertag und vom Totensonntag dominiert werden. Es ist Spätherbst, und in unseren Breitengraden macht sich die Natur für den »kleinen Tod« bereit, den tiefen Winterschlaf, aus dem heraus sie im Frühjahr neu erwachen wird.
Wir gedenken in dieser Zeit der Toten, der Verstorbenen, und damit unserer eigenen Herkunft. Es gibt uns nur, weil es sie gab. Und so kann Dankbarkeit Trauer durchfluten. Es gibt uns nur, weil dieses ewige Spiel des Sterbens und des Geborenwerdens so läuft, wie es läuft. Es gäbe keine Not und keinen Grund, Kinder zu zeugen, wenn wir unsterblich wären.
Es gibt uns nur deshalb, weil eine unvorstellbar lange Kette von Vorfahren ihr individuelles Leben, ihre Lebenskraft, in der Zeugung an ihre Kinder weitergeben hat. Und so durchflutet Hoffnung die Trauer, dass das Leben in kommenden Generationen gelebt werden kann. Auch wenn manch eine Kette abreißt, weil Menschen keine Kinder zeugen wollen oder zeugen können: Die Welt wird von Menschen bevölkert werden.
Es bleibt uns die Hoffnung, die im Christentum fest verankert ist, dass diese Menschen dann klug genug sind, sich an ethischen und moralischen Regeln zu orientieren, die ihnen eine bessere Welt und somit ein besseres Leben ermöglichen. Gestalten jedoch müssen sie dies alles selbst.
Unsere Aufgabe unterscheidet sich davon nicht. Wir können uns nicht schulterzuckend von dieser Verantwortung befreien. Der Blick auf die Ahnen lehrt uns: Erst waren sie, nun sind wir an der Reihe. Wir legen das Fundament für das Leben unserer Nachkommen, unserer eigenen und der unserer Mitmenschen. Wir tun es schon allein durch unser Dasein. Es lässt sich nicht verhindern! Dann sollten wir auch bewusst und verantwortungsvoll damit umgehen.
Die Tage der Trauer sind keine Aufforderung dazu, in Traurigkeit zu versinken. Vielmehr erinnern sie uns daran, das Leben, unser Leben und das unserer Kinder, an Werten auszurichten, die uns allen wichtig sind. Sie geben uns die Chance, mal etwas langsamer zu treten, in ein erholsames Nachdenken zu fallen, um daraus neu zu erwachsen, voll mit neuen Inspirationen, Ideen und Erkenntnissen.
Es geht darum, das alte Laub abzuwerfen, um Kraft zu sammeln, damit sich neue Triebe bilden. Und wo? In unserem Denken, Reden und Handeln.
Die Tabelle zeigt in chronologischer Folge alle Tage, zu denen es eigenständige Artikel mit vielen Hintergrundinformationen gibt.
Am Karfreitag gedenken die Christen des Kreuzestodes Christi. Der Name leitet sich aus dem Althochdeutschen »Kara« ab, was »Klage« oder »Trauer« bedeutet.
Der Gedächtnistag Allerseelen wurde um 995 n. Chr. eingeführt von Abt Odilo von Cluny, nachdem dieser Tag zuvor schon in Mönchskreisen begangen worden war.
Der Volkstrauertag ist der deutsche Trauertag zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus, der Toten beider Weltkriege und der Opfer von Gewalt.
Martin Luther forderte in seinen 95 Thesen zur Buße auf. Zum Buß- und Bettag gehört die Erinnerung an dieses evangelische Grundverständnis.
Der Ewigkeitssonntag oder Totensonntag ist ein evangelischer Gedenktag für die Verstorbenen. Im Mittelpunkt des Brauchtums stehen Friedhofsbesuche.
Das Rätsel des leeren Grabes führte und führt zu vielen Thesen und Spekulationen. Doch was bedeutet die Auferstehung Christi für uns heute?
Gedanken über die Auferstehung in diesem Artikel.
Ist Glauben Unsinn? Gibt es Gott überhaupt? Und was ist diese energetische Kraft, die wir alle haben?
Gedanken über Gott in diesem Artikel.
Der Artikel Das evangelische Kirchenjahr 2023/2024 zeigt in tabellarischer Form für das gewählte Kirchenjahr mit den Bezeichnungen nach der jeweils gültigen Kirchenordnung:
Der kirchliche Kalender mit den konkreten Daten für das aktuelle und das folgende Jahr nach dem gregorianischen oder julianischen Kalender für alle Sonntage, Festtage und Feiertage.