Evangelium nach Matthäus
Mt 2,13-23
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Mattheus.
C. II.
Verse 13 - 15
DA die Weiſen hin weg gezogen waren / Sihe / da erſchein der Engel des HERRN dem Joſeph im trawm / vnd ſprach / Stehe auff / vnd nim das Kindlin vnd ſeine Mutter zu dir / vnd fleuch in Egyptenland / vnd bleib alda / bis ich dir ſage. Denn es iſt fur handen / das Herodes das Kindlin ſüche / das ſelb vmb zu bringen. 14Vnd er ſtund auff / vnd nam das Kindlin vnd ſeine Mutter zu ſich / bey der nacht / vnd entweich in Egyptenland / 15vnd bleib alda / bis nach dem tod Herodis. Auff das erfüllet würde / das der HERR durch den Propheten geſagt hat / der da ſpricht / Aus Egypten hab ich meinen Son geruffen.
Verse 16 - 18
DA Herodes nu ſahe / Das er von den Weiſen betrogen war / ward er ſeer zornig / Vnd ſchicket aus / vnd lies alle Kinder zu Bethlehem tödten / vnd an jren gantzen Grentzen / die da zwey jerig vnd drunter waren / Nach der zeit / die er mit vleis von den Weiſen erlernet hatte. 17Da iſt erfüllet das geſagt iſt von dem Propheten Jeremia / der da ſpricht / 18Auff dem Gebirge hat man ein geſchrey gehöret / viel klagens / weinens vnd heulens. Rahel beweinet jre Kinder / vnd wolt ſich nicht tröſten laſſen / Denn es war a aus mit jnen.
Verse 19 - 23
DA aber Herodes geſtorben war / ſihe / da erſchein der Engel des HERRN Joſeph im trawm / in Egyptenland / 20vnd ſprach / Stehe auff / vnd nim das Kindlin vnd ſeine Mutter zu dir / vnd zeuch hin / in das land Iſrael / Sie ſind geſtorben / die dem Kinde nach dem leben ſtunden. 21Vnd er ſtund auff / vnd nam das Kindlin vnd ſeine Mutter zu ſich / vnd kam in das land Iſrael. 22Da er aber hörete / das Archelaus im Jüdiſchen lande König war / an ſtat ſeines vaters Herodis / furcht er ſich da hin zu komen / Vnd im Trawm empfieng er befelh von Gott / vnd zoch in die örter des Galileiſchen lands / 23vnd kam / vnd wonet in der Stad / die da heiſſt Nazareth. Auff das erfüllet würde / das da geſagt iſt durch die Propheten / Er ſol Nazarenus heiſſen.
a
(Aus mit jnen)
Dieſen Spruch hat S. Mattheus ſonderlich angezogen / Das er durch jn anzeige / wie es ſich alle zeit vmb die Chriſtenheit helt / Denn es leſſt ſich alle weg fur der Welt anſehen / als ſey es aus mit der Chriſtenheit. Doch werden ſie wider alle macht der Helle / wünderlich durch Gott erhalten. Vnd man ſihet hie in dieſen Kindern / wie ein recht Chriſtlich weſen im leiden ſtehe.
✽
Aus den Kindheitsgeschichten Jesu
Die Flucht nach Ägypten, der Kindermord des Herodes und die Rückkehr nach Nazareth
Die evangelischen Christen sehen in der Perikope Matthäus 2,13-23 eine zentrale Erzählung, die wichtige Themen wie Flucht, Schutz und die Menschlichkeit Jesu thematisiert. Dieser Text wird häufig im Zusammenhang mit Fragen der Verantwortung für Schutzsuchende und des Vertrauens auf Gottes Führung ausgelegt.
Die Erzählung zeigt, dass Jesus, von Beginn an der Gewalt und Ungerechtigkeit ausgesetzt war. Herodes wird zum Sinnbild menschlicher Machtbesessenheit, während Gott durch Träume Josef und die Familie schützt. Dies verdeutlicht:
Matthäus hebt durch die Bezugnahme auf das Alte Testament hervor, dass sich in dieser Geschichte Gottes Heilsplan erfüllt:
Die evangelische Auslegung betont, dass Gott auch im Leid und in scheinbar chaotischen Umständen seine Pläne verwirklicht.
Der grausame Kindermord in Bethlehem, den Herodes befiehlt, wird in der kirchlichen Tradition als Ausdruck der Grausamkeit und der dunklen Realität der Welt verstanden.
Evangelische Christen sehen hierin einen Aufruf, sich einzusetzen für Gerechtigkeit und Schutz der Schwachen.
Die Geschichte vom Tod der Kinder mahnt zur Verantwortung gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft. Sie richtet den Blick auf die ungezählten Opfer, die auch heute unschuldig sterben müssen für die Machtbesessenheit weniger. Und auch morgen wieder. Unter den Opfern gibt es regelmäßig viele Kinder.
Weltweit werden immer wieder Christen allein aus religiösen Gründen Opfer von brutaler Gewalt.
Der »Kindermord des Herodes« ist keineswegs zu Ende.
Der Text unterstreicht die Verwundbarkeit von Jesus als Mensch. Dies ist eine Bestätigung dafür, dass Gott durch Jesus die menschliche Realität vollkommen teilt, einschließlich von Gefährdung und Unsicherheit.
Wir begegnen in Jesus von Anfang an den leidensfähigen und den leidenden Gott.
Nach evangelischer Sicht ist Matthäus 2,13-23 eine Erzählung, die Hoffnung und Verantwortung verbindet:
Das Textstück ist eine Aufforderung, Gott zu vertrauen und als Christ Verantwortung in der Welt wahrzunehmen, besonders für Flüchtlinge und Schutzlose.
Aus den Kindheitsgeschichten Jesu
Die Flucht nach Ägypten und der Kindermord des Herodes
Matthäus liefert uns eine bewegende Erzählung, die uns tief in die Realität von Leid, Flucht und Gottes Wirken inmitten von Chaos führt.
Die Geschichte von Josef, Maria und dem Kind Jesus, die vor Herodes nach Ägypten fliehen müssen, um ihre Leben zu retten, berührt uns besonders in einer Welt, in der Millionen Menschen auf der Flucht sind. Was sagt uns diese Geschichte über Gott? Und was bedeutet sie für uns heute?
Die Flucht der jungen Familie ist eine dramatische Wendung in der Weihnachtsgeschichte.
Das Kind, das gerade noch als Retter der Welt begrüßt wurde, ist nun selbst in Gefahr. Der grausame Befehl des Herodes zeigt, wie brutal Machtmissbrauch sein kann. Jesus wird in eine Welt hineingeboren, die voller Ungerechtigkeit und Angst ist.
Doch die Geschichte zeigt auch: Gott sieht das Leid. Er bleibt nicht fern, sondern begleitet die Familie auf ihrem schwierigen Weg. Er führt Josef durch Träume und bewahrt das Leben des Kindes. Das gibt uns Zuversicht: Gott kennt auch unser Leid. Er bleibt an unserer Seite, besonders in Zeiten der Not.
Ägypten, das Land, aus dem Israel einst fliehen musste, wird jetzt zum Zufluchtsort. Das zeigt: Gott kann Schutz an unerwarteten Orten bieten. Auch wir erleben oft, dass Hilfe aus ungeahnten Richtungen kommt.
Wie Josef können wir darauf vertrauen, dass Gott uns Wege zeigt, wenn wir vor Herausforderungen stehen. Manchmal müssen wir mutig sein, Dinge hinter uns lassen und darauf hoffen, dass Gott uns an einen sicheren Ort führt – ob äußerlich oder innerlich.
Am Ende der Geschichte kehrt die Familie nach Israel zurück. Doch auch hier gibt es Herausforderungen: Josef muss sich neu orientieren und lässt sich in Nazareth nieder. Dennoch erfüllt sich in all dem Gottes Plan. Jesus wächst heran, um schließlich als der Retter, als Messias, als Christus in Erscheinung zu treten.
Diese Geschichte zeigt uns, dass Gott selbst die dunklen Kapitel unseres Lebens in sein großes Bild einfügt. Er ist der Herr der Geschichte, auch wenn wir den Sinn nicht immer sofort oder vielleicht auch nie erkennen.
Was lernen wir aus dieser Geschichte?
Flüchtende sind nicht grundlos unterwegs. Es kann uns kaum gelingen, uns in die Ängste und Nöte einerseits und in die Beweggründe und Hoffnungen andererseits hineinzuversetzen, die jene Menschen antreibt, alles zu verlassen, um irgendwo Schutz zu finden, um ihr eigens Leben oder das ihrer Kinder zu retten. Und doch sind wir als Christen Teil von Gottes Plan.
Wir sind aufgefordert, jene Menschen zu sein, die anderen Schutz bieten – wie es die Ägypter für Josefs kleine Familie waren. Wir können denjenigen helfen, die heute auf der Flucht sind, und so Gottes Liebe sichtbar machen.
Nichts von all dem müssen wir verstehen, wir müssen nur eines tun: Das Leben wertschätzen.
Die Geschichte aus Matthäus 2,13-23 ist mehr als ein Bericht aus der Vergangenheit. Sie ist eine Ermutigung, Gott auch in schwierigen Zeiten zu vertrauen.
Der Gott, der Jesus als Kind bewahrt hat, ist auch heute bei uns. Er geht mit uns, schützt uns und erfüllt sein Werk durch uns.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Mt 2,13-23 |
Evangelium |
|
1899 - 1978 | ||
Mt 2,13-23 |
Evangelium |
|
Lutherische Kirchen 1958-1978 |
||
Mt 2,13-18 |
Evangelium + |
|
Mt 2,13-18 |
Reihe III |
|
Mt 2,[13-18.]19-23 |
Evangelium + |
|
1979 - 2018 | ||
Mt 2,13-18 |
Evangelium |
|
Mt 2,13-18[.19-23] |
Reihe III |
|
seit 2019 | ||
Mt 2,13-18 |
Evangelium + |
|
Mt 2,13-18[.19-23] |
Reihe I |
Joseph, Maria und Jesus fliehen nach Ägypten, denn Herodes lässt in Bethlehem alle Kinder töten. Schließlich stirbt Herodes, und Joseph führt seine Familie in die Stadt Nazareth.