Evangelium nach Matthäus
Mt 10,16-22
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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Euangelium
S. Mattheus.
C. X.
Jesus sprach zu seinen Jüngern:
SIhe / Ich ſende euch wie Schafe / mitten vnter die Wolffe. Darumb ſeid klug / wie die Schlangen / vnd on falſch / wie die Tauben. 17Hüttet euch aber für den Menſchen / Denn ſie werden euch vberantworten fur jre Ratheuſer / vnd werden euch geiſſeln in jren Schulen. 18Vnd man wird euch fur Fürſten vnd Könige füren / vmb meinen willen / Zum zeugnis vber ſie vnd vber die Heiden.
19WEnn ſie euch nu vberantworden werden / So ſorget nicht / wie oder was jr reden ſolt / Denn es ſol euch zu der ſtunde gegeben werden / was jr reden ſolt. 20Denn jr ſeid es nicht die da reden / Sondern ewers Vaters geiſt iſt es / der durch euch redet.
21ES wird aber ein Bruder den andern zum tod vberantworten / vnd der Vater den Son / vnd die Kinder werden ſich empören wider jre Eltern / vnd jnen zum tode helffen / 22Vnd müſſet gehaſſet werden von jederman / vmb meines Namens willen. Wer aber bis an das ende beharret / der wird ſelig.
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Aus der Aussendungsrede
Die Ankündigung von Verfolgung
Der Text Matthäus 10,16-22 erzählt davon, wie Jesus seine Jünger in die Welt aussendet und sie auf Schwierigkeiten und Verfolgungen vorbereitet, die sie erwarten könnten.
Aus evangelischer Sicht wird dieser Abschnitt oft als eine Lektion über das Wesen der christlichen Nachfolge und das Vertrauen auf Gottes Führung in Zeiten der Bedrängnis verstanden. Es geht um Mut, um das Wissen, dass Gott an unserer Seite ist, und um die Verheißung, dass wir in schweren Zeiten die richtigen Worte und die nötige Weisheit erhalten.
Matthäus 10,16-22 lehrt, dass der Weg der Nachfolge Jesu zwar voller Schwierigkeiten sein kann, doch gleichzeitig von der Nähe und Führung Gottes begleitet wird.
Dieses Textstück ermutigt dazu, im Vertrauen auf Gott, im Gehorsam und in der Weisheit zu leben und die Hoffnung auf Gottes Reich nie aus den Augen zu verlieren.
Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. 1
Jesus vergleicht seine Jünger mit Schafen, die unter Wölfe geschickt werden. Dieser Vergleich zeigt, dass die Nachfolge Jesu keine einfache Aufgabe ist. Die Jünger, und damit die Gläubigen, sollen die Botschaft des Evangeliums in eine oft feindlich gesinnte Welt tragen.
Dabei wird deutlich, dass Christen nicht mit Gewalt oder Macht handeln sollen, sondern friedlich und verletzlich bleiben – wie Schafe.
In der evangelischen Tradition wird diese Verletzlichkeit als ein Zeichen der Nachfolge und der Abhängigkeit von Gott verstanden.
Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
Jesus fordert seine Jünger auf, »klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben« zu sein.
Die evangelische Auslegung betont hier die Balance zwischen Klugheit und Integrität. Christen sollen in der Welt aufmerksam und weise agieren, ohne jedoch ihre Werte zu verraten oder sich auf Machtspiele einzulassen.
Klugheit bedeutet in diesem Kontext, die Herausforderungen zu erkennen und mit Bedacht darauf zu reagieren, während Unschuld bedeutet, in den Handlungen ein reines Herz zu bewahren und dem Evangelium treu zu bleiben.
Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.
Jesus spricht offen darüber, dass seine Jünger um seines Namens willen verfolgt werden könnten.
Für die evangelische Lehre zeigt dies, dass der Glaube in einer ungläubigen Welt Widerstand und sogar Leid verursachen kann. Verfolgung wird jedoch nicht als Sinnlosigkeit betrachtet, sondern als eine Gelegenheit, das Evangelium durch das eigene Leben zu bezeugen. Das Leiden in diesem Zusammenhang ist eine Gemeinschaft mit Christus, der selbst Verfolgung und Ablehnung erlebte.
Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.
In den Versen 19 und 20 spricht Jesus von der Hilfe des Heiligen Geistes, der den Jüngern die richtigen Worte geben wird, wenn sie vor den weltlichen Autoritäten stehen.
Evangelische Theologen sehen hierin eine Zusicherung, dass Gott uns durch seinen Geist auch in schwierigsten Zeiten zur Seite steht und uns Kraft und Weisheit schenkt. Diese Worte sind ein Trost, dass wir in den Momenten, in denen wir am verletzlichsten sind, nicht alleine sind – Gottes Geist wirkt durch uns.
Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie zu Tode bringen.
Jesus beschreibt hier, dass die Botschaft des Evangeliums tiefe Spaltungen hervorrufen kann, selbst innerhalb von Familien. Der Glaube an Christus kann zu einem so starken Gegenpol zu den Werten und Überzeugungen der Welt führen, dass es sogar in den engsten Bindungen, wie zwischen Eltern und Kindern oder Geschwistern, zu Konflikten kommt.
Aus evangelischer Sicht wird dieser Vers oft als Hinweis darauf verstanden, dass der Glaube eine persönliche und radikale Entscheidung ist, die nicht immer von allen akzeptiert wird. Die Evangelische Theologie sieht darin keine Aufforderung zur Spaltung, sondern eine realistische Einschätzung der Herausforderungen des Glaubens.
Und ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen.
In diesem Satz zeigt Jesus, dass die Ablehnung und der Hass, denen seine Jünger begegnen könnten, sich nicht nur auf ihre Familien oder Freundeskreise beschränken. Vielmehr könnten sie überall auf Widerstand stoßen.
»Um meines Namens willen« unterstreicht, dass der Grund für die Ablehnung in der Zugehörigkeit zu Christus liegt. Jesus bereitet seine Jünger hier darauf vor, dass ihre Treue zu ihm nicht immer verstanden oder akzeptiert wird.
Evangelische Auslegungen betonen, dass diese Vorhersage von »Hass um meines Namens willen« auf das Spannungsverhältnis hinweist, das zwischen den Werten des Evangeliums und den Werten der Welt besteht.
Der Glaube an Christus und die Hingabe an seine Lehre stellen ein radikales Bekenntnis dar, das von der Welt oft nicht anerkannt oder geschätzt wird.
Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig.
Schließlich sagt Jesus, dass »wer bis ans Ende standhaft bleibt, gerettet wird«. Dies bedeutet, dass der Glaube eine beständige, lebenslange Hingabe verlangt.
Für die evangelische Theologie zeigt dies, dass christlicher Glaube keine momentane Entscheidung, sondern ein fortlaufendes Engagement und eine kontinuierliche Beziehung mit Gott ist. Dieses Durchhaltevermögen wird durch die Hoffnung auf die Rettung und die Nähe Gottes motiviert.
1 Anmerkung: Alle Bibelverse in diesem Abschnitt sind zitiert nach der Lutherbibel 2017.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen |
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1899 - 1978 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen |
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Lutherische Kirchen 1958-1978 |
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Mt 10,16-20 |
Reihe III |
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1979 - 2018 | ||
Mt 10,16-20 |
Marginaltext 3 |
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Mt 10,16-22 |
Evangelium + |
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seit 2019 | ||
Mt 10,16-20 |
Pooltext 2 |
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Mt 10,16-22 |
Evangelium + |
Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 einen Abschnitt aus der Aussendungsrede Jesu, in dem er Verfolgung ankündigt, vorgelesen von Reiner Makohl.