Evangelium nach Lukas
Lk 4,16-21
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. IIII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 16 - 21
IHeſus kam gen Nazareth / da er erzogen war / vnd gieng in die Schule nach ſeiner gewonheit am Sabbath tage / vnd ſtund auff / vnd wolt leſen. 17Da ward jm das buch des Propheten Iſaias gereicht. Vnd da er das Buch rumb warff / fand er den Ort / da geſchrieben ſtehet / 18Der Geiſt des HERRN iſt bey mir / Derhalben er mich geſalbet hat / vnd geſand zu verkündigen das Euangelium den Armen / zu heilen die zuſtoſſen Hertzen / zu predigen den Gefangen / das ſie los ſein ſollen / vnd den Blinden das geſicht / vnd den Zuſchlagenen / das ſie frey vnd ledig ſein ſollen / 19Vnd zu predigen das angeneme Jar des HERRN.
20VND als er das buch zuthet / gab ers dem Diener / vnd ſatzte ſich. Vnd aller augen die in der Schulen waren / ſahen auff jn. 21Vnd er fieng an zu ſagen zu jnen / Heute iſt dieſe Schrifft erfüllet fur ewern ohren.
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Jesu Wirken in Galiläa
Die Predigt in Nazareth
Der Text Lk 4,16-21 berichtet vom Besuch Jesu in der Synagoge von Nazareth, wo er aus Jesaja 61 vorliest und verkündet, dass sich diese Schriftstelle in ihm erfüllt hat. Jesus wird als der angekündigte Messias darstellt.
Die Geschichte steht am Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu.
Lukas 4,16-21 zeigt Jesus als den Gesandten Gottes, der Befreiung und Heil bringt. Aus evangelischer Sicht bedeutet dies, dass die Gnade Gottes nicht an Bedingungen geknüpft ist und für alle Menschen gilt.
Die Kirche sind aufgefordert, diese Botschaft weiterzugeben und das Reich Gottes im Hier und Jetzt sichtbar zu machen.
Die Geschichte macht klar, dass Jesus die alttestamentlichen Verheißungen erfüllt.
Der Bezug zu Jesaja 61 zeigt, dass Jesus nicht nur gekommen ist, um zu lehren, sondern um die frohe Botschaft des Reiches Gottes zu verkünden und konkrete Heilung und Befreiung zu bringen. Sein Wirken richtet sich an die Armen, die Gefangenen, die Blinden und Unterdrückten – also an die, die gesellschaftlich und spirituell verloren sind.
Die evangelische Theologie hebt stes hervor, dass Jesu Botschaft eine universelle ist, die sich auf alle Menschen richtet, insbesondere aber auf die Schwachen.
Dies unterstreicht das Verständnis von Gottes Gnade und Barmherzigkeit: Gott wendet sich den Bedürftigen zu und bringt Heil in eine zerbrochene Welt. Dies wird als zentraler Aspekt des Wirkens Jesu und der christlichen Nachfolge angesehen.
Besonders bedeutsam ist, dass Jesus verkündet: „Heute ist dieses Schriftwort erfüllt.“ Damit macht er deutlich, dass Gottes Heilsplan längst begonnen hat, dass das Reich Gottes im Hier und Jetzt besteht und nicht nur eine zukünftige Hoffnung ist.
Lukas 4,16-21 wird oft als eine Art „Programmrede“ Jesu verstanden. Evangelische Christen sehen darin auch einen Auftrag an die Kirchen: Die Botschaft von Gnade, Heil und Befreiung soll weitergetragen werden.
Die Kirche ist dazu aufgerufen, Jesu Werk fortzusetzen, indem sie den Ausgegrenzten dient und Hoffnung in die Welt bringt.
Jesu Wirken in Galiläa
Die Predigt in Nazareth
Die Geschichte in Lukas 4,16-21 zeigt uns Jesus in einem entscheidenden Moment seines Wirkens, sozusagen am Beginn seiner Karriere als Prediger und Heiler, in der er seinen göttlichen Auftrag und die göttliche Vorsehung gestaltet und umsetzt.
Doch dafür ist es nötig, sich zu offenbaren.
Jesus kommt nach Nazareth, in seine Heimatstadt. Wie gewohnt besucht er am Sabbat die Synagoge. Doch diesmal ist es anders. Er steht auf, um zu lesen, und wählt eine bedeutungsvolle Stelle aus dem Buch Jesaja.
Jesus liest aus Jesaja vor: »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat ...«. 1 Diese Worte sind mehr als nur ein altes Prophetenwort. Sie sind eine Ankündigung, und mit Blick auf die Person Jesu sind sie eine Zeitenwende.
In dieser Verkündigung offenbart sich Gottes Herz für die Benachteiligten: Die Armen hören die frohe Botschaft, Gefangene werden befreit, Blinde werden sehen, Unterdrückte finden Freiheit.
Jesus spricht hier von einem »Gnadenjahr des Herrn« - einer Zeit, in der Gottes Barmherzigkeit besonders erfahrbar wird.
Nach der Lesung setzt sich Jesus, und alle Augen sind auf ihn gerichtet. Dann spricht er die Worte, die alles verändern: »Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.«
Ist das nicht eine unglaubliche Anmaßung? Muss das nicht entsetzen bei allen Zuhörern auslösen? Da erklärt Jesus im Gottesdienst, er sei der, auf den die alttestamentlichen Prophezeiungen über das Kommen des Messias verweisen.
Da warten die Menschen seit ewigen Zeiten auf den Messias, und plötzlich, völlig unvermittelt, ohne Ankündigung soll er mitten unter ihnen sitzen? Ein ganz normaler Bürger ihres Ortes, den sie haben aufwachsen sehen, an dessen Erziehung und Bildung etliche von ihnen mehr oder weniger beteiligt waren? Der schon so oft in dieser Synagoge war?
Das war und ist wirklich schwer zu verstehen. Doch wenn er es ist, von dem geschrieben steht »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat ...«, was bedeutet das für uns?
Es zeigt, dass in Jesus Gottes Verheißungen Wirklichkeit werden. Seine Anwesenheit bringt Befreiung, Heilung und Gnade. Nicht irgendwann in ferner Zukunft, denn es begann schon damals, in Galiläa, in der kleinen Stadt Nazareth, und es ist noch immer im Gange. Es wirkt hier und jetzt.
Als Nachfolger Christi sind wir aufgerufen, diese Botschaft weiterzutragen. Wir sollen Hoffnung bringen, wo Verzweiflung herrscht, wir sollen Freiheit verkünden, wo Menschen gefangen sind, wir sollen Gottes Liebe allen Menschen nahebringen.
Wir sind es, die Gottes Gnadenjahr in unserer Welt, in unserer kleinen Welt um uns herum, sichtbar machen können.
Anmerkungen:
1) Siehe Jes 61,1-2:
DER Geiſt des HErrn HERRN iſt vber mir / Darumb hat mich der HERR geſalbet. Er hat mich geſand den Elenden zu predigen / die zubrochen Hertzen zu verbinden / zu predigen den Gefangenen eine erledigung / den Gebundenen eine öffenung. 2Zu predigen ein gnedigs Jar des HERRN / vnd einen tag der rache vnſers Gottes / Zu tröſten alle Trawrigen.
(Quelle: Luther 1545)
»Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Rache unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden.«
(Quelle: Luther 2017)
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen |
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1899 - 1978 | ||
Lk 4,16-21 |
2. Evangelium |
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Lutherische Kirchen 1958-1978 |
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Lk 4,14-21 |
Reihe V |
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Lk 4,14-21 |
Reihe V |
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Lk 4,14-30 |
Marginaltext |
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1979 - 2018 | ||
Lk 4,16-21 |
Evangelium + |
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seit 2019 | ||
Lk 4,16-21 |
Evangelium + |
Die Geschichte, in der Jesus in der Synagoge von Nazareth aus dem Buch des Propheten Jesaja eine Prophezeiung über sich selbst liest, vorgelesen von Reiner Makohl.