Evangelium nach Lukas
Lk 19,41-44.45-48
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. XIX.
ALs Jheſus nahe hinzu kam / ſahe er die Stad an / vnd weinet vber ſie / 42vnd ſprach / Wenn du es wüſteſt / So würdeſtu auch bedencken / zu dieſer deiner zeit / was zu deinem Friede dienet. Aber nu iſts fur deinen augen verborgen. 43Denn es wird die zeit vber dich komen / das deine Feinde werden vmb dich / vnd deine Kinder mit dir / eine Wagenburg ſchlahen / dich belegern / vnd an allen örten engſten / 44Vnd werden dich ſchleiffen vnd keinen Stein auff dem andern laſſen / Darumb / das du nicht erkennet haſt die zeit darinnen du heimgeſucht biſt.
VND er gieng in den Tempel / vnd fieng an auszutreiben die darinnen verkaufften vnd kaufften / 46vnd ſprach zu jnen / Es ſtehet geſchrieben / Mein Haus iſt ein Bethaus / Ir aber habts gemacht zur Mördergruben. 47Vnd leret teglich im Tempel. Aber die Hohenprieſter vnd Schrifftgelerten / vnd die Furnemeſten im Volck / trachten jm nach / das ſie jn vmbbrechten / 48Vnd funden nicht / wie ſie jm thun ſolten / Denn alles Volck hieng jm an / vnd höret jn.
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Jesus weint über Jerusalem
und die Reinigung des Tempels
Der Text Lk 19,41-44.45-48 enthält die beiden Geschichten, in denen Jesus über die künftige Zerstörung Jerusalems klagt (Verse 41 bis 44) und die Händler aus dem Tempel treibt (Verse 45 bis 48).
Der Text Lukas 19,41-48 zeigt zwei wichtige Aspekte von Jesu Dienst: sein tiefes Mitgefühl und seine prophetische Einsicht sowie seine Leidenschaft für die Reinheit und Heiligkeit der Anbetung Gottes.
Im evangelischen Glauben fordert uns diese Passage auf, ernsthaft über den Zustand unseres eigenen geistlichen Lebens und unserer Gemeinschaften nachzudenken. Es ermutigt uns, echte Anbetung zu pflegen, uns von falscher Sicherheit und religiöser Korruption zu distanzieren und auf Jesu Weg des Friedens und der Heiligkeit zu vertrauen.
Und als er näher an die Stadt kam, weinte er über sie, wobei er sprach: »Wenn doch auch du an diesem Tage erkannt hättest, was zu deinem Frieden ist! Nun aber ist es verborgen vor deinen Augen! Denn es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde einen Pallisadenwall errichten und werden dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen. Und sie werden dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden schmettern und keinen Stein auf dem andern lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.«
Jesu Tränen zeigen sein tiefes Mitgefühl und seine Liebe für Jerusalem. Im evangelischen Glauben betont dies die Menschlichkeit und das Herz Jesu für die Menschen.
Jesus weist darauf hin, dass Jerusalem den Weg zum Frieden nicht erkannt hat. Dieser Frieden ist mehr als nur die Abwesenheit von Konflikten. Es ist der Schalom Gottes, der Friede Gottes, der durch Jesus Christus gebracht wird.
Die Prophezeiung der Zerstörung Jerusalems verweist auf die Konsequenzen der Ablehnung Jesu als Friedensfürst Gottes. Im Jahr 70 n. Chr. wurde Jerusalem tatsächlich von den Römern zerstört. Evangelisch gesehen symbolisiert dies die Tragik, wenn Menschen Gottes Botschaft und Frieden nicht annehmen.
Die Formulierung »Zeit der Heimsuchung« bezieht sich auf die Zeit, in der Gott in besonderer Weise durch Jesus Christus in die Geschichte eingreift. Das Verpassen dieser Gelegenheit führt zu schwerwiegenden Folgen.
Dieser Text wird besonders bedeutsam, wenn er am Gedenktag der Zerstörung Jerusalems betrachtet wird (immer am 10. Sonntag nach Trinitatis).
Historisch gesehen erinnern Juden und Christen an zwei Hauptereignisse der Zerstörung Jerusalems: die Zerstörung des ersten Tempels durch die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. und die Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. Beide Ereignisse sind von tiefem religiösen und emotionalen Gewicht.
Der Gedenktag erinnert an die tiefe Trauer und das Leid, das mit der Zerstörung Jerusalems verbunden ist. Jesu Weinen über die Stadt verbindet sich mit der kollektiven Trauer über diese tragischen Ereignisse.
Lukas 19,41-44 am Gedenktag der Zerstörung Jerusalems bietet eine tiefgründige Reflexion über das Mitgefühl Jesu, über die Konsequenzen der Ablehnung Gottes und über die Wichtigkeit der wahren Anbetung. Es ist ein Aufruf zur Umkehr, zur Annahme des Friedens Gottes, und zur Bewahrung der Heiligkeit in unserem geistlichen Leben.
Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an, die Verkäufer hinauszutreiben. Und sprach zu ihnen: »Es steht geschrieben:: Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein. Ihr aber habt es zu einer Höhle von Räubern gemacht.«
Und er war jeden Tag im Tempel und lehrte. Aber die Oberpriester, die Schriftgelehrten und die hochrangigen Volksvertreter suchten Wege, ihn umzubringen. Sie fanden aber keine Lösung dafür, denn das ganze Volk, das ihn hörte, hing an ihm.
Jesus treibt die Händler aus dem Tempel hinaus und stellt damit den heiligen Ort wieder als »Haus des Gebets« her. Dies betont die Heiligkeit des Gottesdienstes und die Notwendigkeit, religiöse Praktiken rein und aufrichtig zu halten.
Die Tempelreinigung ist auch eine scharfe Kritik an der Korruption und Heuchelei der religiösen Führer. Sie hatten den Tempel zu einem Ort des Profits gemacht, anstatt zu einem Ort des Gebets und der Gemeinschaft mit Gott.
Im evangelischen Glauben unterstreicht diese Episode die Wichtigkeit einer echten und unverfälschten Anbetung. Die Anbetung Gottes sollte frei von kommerziellen Interessen und menschlicher Selbstsucht sein.
Die Reaktion der Hohepriester und Schriftgelehrten zeigt die wachsende Spannung zwischen Jesus und der politischen und religiösen Elite. Jesu Handeln fordert ihre Autorität heraus und deckt ihre falschen Motive auf.
Trotz des Widerstands der religiösen Führer hing das Volk an Jesu Worten. Dies zeigt die Anziehungskraft und Autorität seiner Lehre.
Im evangelischen Verständnis bedeutet dies, dass wahre geistliche Führung und Lehre von Gottes Wort geprägt sein sollten und nicht von menschlicher Macht oder Prestige.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Lk 19,41-48 |
Evangelium |
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1899 - 1978 | ||
Lk 19,41-48 |
Evangelium |
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Lutherische Kirchen 1958-1978 |
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Lk 19,41-48 |
Evangelium + |
|
1979 - 2018 | ||
Lk 19,41-48 |
Evangelium + |
|
seit 2019 | ||
Lk 19,41-48 |
Evangelium + |
10. Sonntag nach Trinitatis: Israelsonntag |
Das Video zeigt die Texte aus der Lutherbibel von 1545, in denen Jesus die künftige Zerstörung Jerusalems beklagt und die Händler aus dem Tempel treibt, vorgelesen von Reiner Makohl.