QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Joh 4,47-54 |
Epistel | Eph 6,10-17 |
Lied | Nr. 203 [EG 126] |
Gottesdienstordnung |
nach den altkirchlichen Leseordnungen
Der 21. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1799/1800 bis 1806/1807
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
nach der altkirchlichen Leseordnung
allgemein seit der Reformation mindestens bis zum Kirchenjahr 1897/1898 in Gebrauch
( nach dem Episteltext Eph 6,10-17 )
Vnd ſo jemand auch kempffet / wird er doch nicht gekrönet / er kempffe denn recht.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Joh 4,47-54 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Eph 6,10-17 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Joh 4,47-54.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
21. Sonntag nach Trinitatis
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 4,47-54
REIHE
EV
Euangelium
S. Johannes.
C. IIII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 47 - 54
ES war ein Königiſcher / des Son lag kranck zu Capernaum. Dieſer höret / das Jheſus kam aus Judea in Galilean / vnd gieng hin zu jm / vnd bat jn / Das er hinab keme vnd hülffe ſeinem Son / Denn er war tod kranck. 48Vnd Jheſus ſprach zu jm / Wenn jr nicht Zeichen vnd Wunder ſehet / ſo gleubet jr nicht. 49Der Königiſche ſprach zu jm / HErr / kom hinab / ehe denn mein Kind ſtirbt. 50Jheſus ſpricht zu jm / Gehe hin / Dein Son lebet. Der Menſch gleubete dem wort / das Jheſus zu jm ſaget / vnd gieng hin.
51VND in dem er hin ab gieng / begegneten jm ſeine Knechte / verkündigeten jm / vnd ſprachen / Dein Kind lebet. 52Da forſchet er von jnen die ſtunde / in welcher es beſſer mit jm worden war. Vnd ſie ſprachen zu jm / Geſtern vmb die ſiebende ſtunde verlies jn das Fieber. 53Da mercket der Vater / das vmb die ſtunde were / in welcher Jheſus zu jm geſagt hatte / Dein Son lebet / Vnd er gleubet mit ſeinem gantzen Hauſe. 54Das iſt nu das ander Zeichen / das Jheſus thet / da er aus Judea in Galilean kam.
✽
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus
Eph 6,10-17
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Páuli:
An die Epheſer.
C. VI.
Verse 10 - 17
Paulus schreibt:
SEid ſtarck in dem HErrn / vnd in der macht ſeiner ſtercke. 11Ziehet an den harniſch Gottes / Das jr beſtehen künd gegen die liſtigen anlauff des Teufels. 12Denn wir haben nicht mit Fleiſch vnd Blut zu kempffen / Sondern mit Fürſten vnd Gewaltigen / nemlich / mit den Herrn der Welt / die in der finſternis dieſer Welt herrſchen / mit den böſen Geiſtern vnter dem Himel. 13Vmb des willen / ſo ergreiffet den Harniſch Gottes / auff das jr / wenn das böſe ſtündlin kompt / widerſtand thun / vnd alles wol ausrichten / vnd das Feld behalten / müget.
SO ſtehet nu / vmbgürtet ewre Lenden mit Warheit / vnd angezogen mit dem Krebs der gerechtigkeit / 15vnd an Beinen geſtiffelt / als fertig zu b treiben das Euangelium des Friedes / da mit jr bereit ſeiet. 16Vor allen dingen aber / ergreiffet den Schilt des glaubens / mit welchem jr ausleſſchen künd alle fewrige Pfeile des Böſewichtes. 17Vnd nemet den Helm des heils / Vnd das Schwert des geiſtes / welches iſt das wort Gottes .
b
Das iſt predigen / bekennen vnd alles thun was zum Euangelio gehört.
✽
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten sie kritisch.