Hatschepsut war die Tochter des Pharaos Thutmosis I. und der Königin Ahmose. Sie heiratete ihren Halbbruder Thutmosis II., Sohn von Thutmosis I. mit dessen Nebenfrau Mutnofret I.
Als Thutmosis II. etwa 1467 v. Chr. starb, übernahm Hatschepsut als Vormund des Thronfolgers, ihres Stiefsohnes und Sohnes nach dem Gesetz, Thutmosis III., die Regentschaft über Ägypten.
Thutmosis III., Sohn von Thutmosis II. mit dessen Nebenfrau Iset, musste nun 22 Jahre lang auf den Thron verzichten, der ihm rechtmäßig zustand.
Hatschepsut gelang es, ihre Machtposition auszubauen. Schließlich wurde sie offiziell zum Pharao gekrönt. Damit gab es zwei Besonderheiten an der Spitze der Macht in Ägypten: die Ko-Regentschaft mit dem rechtmäßigen Pharao Thutmosis III., und eine Frau, die in der männlichen geprägten Rolle des Pharao Anerkennung fand.
Linke Kartusche:
»König von Ober- und Unterägypten«,
mꜢꜤt-kꜢ-RꜤ | Maat-ka-Ra
»Wahrheit ist die Seele des Ra«
Rechte Kartusche:
»Sohn des Ra«,
ḥꜢt-špswt | Hatschepsut
»Die erste der vornehmen Frauen«
Die weiteren Namen der Hatschepsut finden Sie in diesem Artikel weiter unten.
Foto: ©by Sabrina | Reiner | CC BY-SA
Andere Datierungen
Das Foto zeigt eine der vielen Osiris-Statuen am Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari bei Luxor.
Dargestellt ist Hatschepsut als Pharao, also in männlicher Gestalt, ohne Brüste und mit angeklebten Bart. Das Gesicht weist dennoch markant weibliche Züge auf. In den Händen trägt sie die Insignien ihrer Macht. Farbreste deuten darauf hin, dass die Steinfiguren einst farbenfroh in typisch ägyptischer Weise bemalt waren.
Der Preis für diese erste Frau auf dem Thron Ägyptens war der teilweise Verlust ihrer Weiblichkeit: Bei offiziellen Anlässen des Pharaos, der nie anders denn als Mann verstanden wurde, erschien sie in männlicher Bekleidung und mit einem angeklebten Bart, dem Bart der Pharaonen.
Auf vielen Abbildungen ist deshalb Maat-ka-Ra, König über Ober- und Unterägypten, als Mann dargestellt – mit männlicher Kleidung, mit Bart und ohne weibliche Attribute wie die sonst in ägyptischen Frauendarstellungen so liebevoll gestalteten Brüste und Bauchnabel unter transparent wirkenden Kleidern.
In den Abbildungen der Reliefs und in ihren Statuen kommt dennoch ein Gesicht zum Vorschein, das die typischen Merkmale eines Frauengesichts besitzt. Jede Verleumdung der wahren Identität stieß auf natürliche Grenzen. Es war aber auch nicht ihr persönliches Anliegen, als Mann zu erscheinen. Es war das tradierte Protokoll des Hofstaats und der Priester, das ihr diese Rolle aufzwang.
Hatschepsut war sicher nicht transident. Die Wahl der Namen, die sie bei ihrer Inthronisierung bekam, weisen darauf hin, dass sie sich durch und durch als Frau fühlte und sehr gerne Frau war. In ihren Namen kommen ihre Stärken zum Tragen, die sie für das Amt als besonders bedeutend ansah. Namen, die sie zu einer einmaligen Person als Pharao machten: Jugend, Schönheit und Weiblichkeit. Es sind die Waffen einer Frau, mit denen sie den männlich geprägten Hofstaat und die Priesterschaft faszinierte, betörte und ganz sicher dominierte.
Schönheit, Jugendlichkeit und alle damit verbunden Attribute, spielten auch bei den alten Ägyptern eine besondere Rolle. Die Namen, die Hatschepsut bei ihrer Inthronisierung wählte und bekam, unterstreichen plakativ, wie sehr sie sich als Frau fühlte.
Sie benannte ihre Jugendlichkeit, ihre wohl geradezu göttlich anmutende Erscheinung und ihr Selbstverständnis als die Vornehmste aller Frauen. Sie bildete mit ihren amtlichen Namen einen betonten Kontrapunkt zu der männlichen Rolle des Pharaos, die sie nun einzunehmen hatte, und dessen Attribute eher in Bereichen Kraft, Stärke und Potenz erwartet würden.
Solche Abbildungen findet man von Hatschepsut nicht, obwohl sie gemäß ihrer Namen eine sehr jugendlich wirkende, geradezu göttlich anmutende Schönheit gewesen sein muss.
Die Abbildung zeigt Kleopatra II. mit ihrem Mann und Bruder Ptolemaios VI. in Kom Ombo. Die Ägypter verstanden es durchaus, weibliche Schönheit in ihren Reliefs sehr erotisch zu präsentieren.
Foto: ©by Sabrina | Reiner | CC BY-SA
Bei offiziellen und festlichen Anlässen wurde der gesamte Herrschertitel genannt. Die vollständige Titulatur der Hatschepsut lautete in etwa1:
»Die Ka 2-Reiche, die [ewig] Jugendliche, die Göttliche an Erscheinung, König von Ober- und Unterägypten, die Wahrhaftige Ka des Ra, Sohn des Ra, die erste unter den vornehmen Frauen (, Begleiterin des Amun).«
Wenn nicht nur wie im obigen Beispiel die Titel von Thron- und Eigennamen mitgesprochen wurden, ergibt sich eine Folge von beeindruckenden Ehrenbezeichnungen, die deutlich mehr sind als die Namensteile selbst.
Übersetzt könnte die Titulatur dann vielleicht so lauten (in eckigen Klammern sind Wörter und Begriffe eingefügt, die den Text glätten und die Bedeutung der Namensteile und Kartuschen-Symbole unterstreichen sollen):
»[Die von] Horus [bevollmächtigte] »Ka«-Reiche, | [die von den] Herrinnen beider Länder mit ewiger Jugend [gesegnete], | [die von] Gold-Horus mit göttlicher Erscheinung [beschenkte], | [die] Königin von Ober- und Unterägypten [, die den Thronnamen gewählt hat]: »Wahrheit ist die Seele des Ra«, | Kind des Ra [, die sich] »Die erste vornehme Frau, Begleiterin des Amun« [nennt].«
Je nachdem, welche Namensteile in welchen Versionen benutzt wurden, und welche Ergänzenden Titel zusätzlich eingeflochten wurden (wie beispielsweise »Sohn des Ra [...], geliebt von Amun(-Ra)«, unterschieden sich Titulaturen ein und desselben Pharaos in der praktischen Anwendung häufig.
Wir zeigen weiter unten die Namensteile, aus denen sich die Titulatur regelmäßig zusammensetze.
1 Eine kurze und prägnante Übersetzung der Titulatur, die auch noch die volle Ehrerbietung ausdrückt, die darin verborgen war, ist kaum möglich. Sie scheitert an dem Versuch, die Begriffswelten in Einklang zu bringen. In vielen ägyptischen Begriffen ist das besondere Verständnis des Herrschens und der Macht, sowie der Beziehung der Menschen zu ihrem Herrscher und zu ihren Göttern ausgedrückt vor dem Hintergrund der gesamten ägyptischen Mythologie in ihrer sich stetig wandelnden Ausprägung..
2 Das Wort »Ka« ist nicht übersetzbar. Eine Begriffsklärung versuchen wir im Exkurs »Ka – die vollkommene Abstraktion der Lebenskraft«.
Das Wort »Ka« ist ein Eigenbegriff der ägyptischen Mythologie, für den wir keine Entsprechung kennen und den wir nur sehr umständlich und stets unvollständig umschreiben können.
Stellenwert und Bedeutung des Ka sind für den Ägypter extrem hoch gewesen, geht es doch dabei um eine Art Seele, die nicht an den Körper gebunden ist und die das irdische Leben überdauert. Es geht um die Zukunft, es geht um das Glück, das einem im Jenseits beschert sein wird, und dessen Grundlagen im Diesseits angelegt sind und gestaltet werden.
Die Interpretation ist schwierig, weil über die Jahrhunderte hinweg mit den Weltbildern der Ägypter auch der Begriff »Ka« mit seiner ihm eigenen Bedeutung einem ständigen Wandel unterlag.
Der Ka ist eine Art Lebenskraft, die Götter und Menschen besitzen. Er wird – so würden wir es heute sagen! – genetisch an die Nachkommen vererbt. Er ermöglicht erst, dass ein Mensch lebt.
Es ist möglich, dass damit ganz einfach »Leben« gemeint ist, und zwar in der Begrifflichkeit, die die Komponente beschreibt, die einen lebenden Organismus von einem toten unterscheidet.
Trotz Wissenschaft und Forschung kennen wir bis heute keine ausreichende Definition für diese Komponente und nennen sie »Leben« im Unterschied zu »Tod«.
Doch was den wahren Unterschied tatsächlich ausmacht, und ob sich Leben in Qualitäten unterscheidet, wissen wir nicht. Es lässt sich nicht fassen.
Ein lebender Körper unterscheidet sich nicht in seiner Zusammensetzung und in seinen erfassbaren Teilen vom einem toten Körper. Und doch gibt es einen Unterschied, dessen Auswirkungen wir alle kennen, der sich uns jedoch völlig entzieht.*
Unser christlicher Schöpfungsmythos erzählt, dass einst Gott dem aus Erde geformten Körper das Leben einhauchte. Seit dieser Zeit wird dieser »Lebenshauch« bei der Zeugung an die Nachkommen vererbt. Ein ähnliches Verständnis findet sich in der ägyptischen Mythologie.
In der ägyptischen Mythologie formte einst der Töpfergott Chnum auf der Drehscheibe aus Ton den Menschen und zugleich den Ka, der im Körper des Menschen wohnt. Der tönerne Mensch wurde zu einem lebendigen Wesen.
Die Ägypter abstrahierten das Leben in der Form und im Begriff des Ka. Darüber hinaus beobachteten sie, dass starke und gesunde Eltern in der Regel starke, gesunde Kinder zur Welt brachten. Und sie erkannten, dass es auch kranke, schwächliche, missgebildete und lebensunfähige Kinder gab. Hier fehlte es an Lebenskraft.
Der Ka besaß also eine sehr eigene, persönliche Qualität, die in den Grundzügen erblich war, und die schwach oder stark (reichlich, also »reich«) vorhanden sein konnte.
Ka, den man von den Göttern ererbte oder verliehen bekam, war von vorzüglicher Qualität. So sind die Pharaonen selbst, ihre Kinder, und damit auch die designierten Thronfolger, mit gutem Ka ausgestattet, reich an Ka. Sie selbst verweisen explizit darauf: In etlichen Namen der Pharaonen taucht das Wort »Ka« als qualitatives Element auf. Dort, wo es als Namensbestandteil fehlt, dürfen wir sein Vorhandensein dennoch unterstellen, so selbstverständlich, wie es für die Ägypter war.
Stirbt der Mensch, verlässt der Ka den Körper wieder und kann als eigenständiges Wesen, als Schutzgeist oder Doppelgänger des Menschen wirken. Der Körper zerfällt und wird wieder das, woraus er geformt wurde: Erde, Ton, Staub.
Für das Leben im Jenseits nimmt der Ka die entscheidende Rolle ein: Alle Bemühungen gehen dahin, dass der Leichnam nicht zu Staub verfällt und der Ka in der Nähe des Leichnams bleibt. Er soll sich wieder mit dem Körper vereinigen, um ihm zu neuer Lebenskraft zu verhelfen. Der Ka ist für das standesgemäße Wohlergehen des Verstorbenen im Jenseits zuständig.
Die Vorstellung, dass sich nach dem Tod der Ka vom Körper zu weit entfernt oder aus anderen Gründen keine Chance bekommt, den Körper wiederzubeleben, war für den Ägypter unerträglich.
So war es bei der Geburt eines Kindes wichtig, dass es viel Ka bekam (reich an Ka ist). Diese Idee war Antrieb genug für die Vielehe der Pharaonen. Sie zeugten per se Kinder, die reich an Ka waren. Für die Frauen, die ein Kind von einem Pharao oder aus dessen Familie erwarten durften, war dies das wertvollste Geschenk, das ihrem Kind gemacht werden konnte. Dies war auch Antrieb genug für Geschwisterehen oder Ehen unter Halbgeschwistern in den Kreisen der Pharaonen: Wenn beide Eltern bereits so reich an Ka waren, ist davon auszugehen, dass ihr Nachwuchs nur Vorteile daraus ziehen wird - was den Ka betrifft.
Der Totenkult und die Bestattungsrituale zielten darauf, es dem Ka leicht zu machen, den Körper neu zu beleben. Seine Feinde belegte man mit dem schwersten Fluch, der vorstellbar war: Ihr Ka solle sich von ihnen (ihrem Körper) entfernen.
Für »Ka« kannten die Ägypter ein eigenes Zeichen; »kꜢ«.
Gemalt werden zwei angewinkelte, nach oben oder vorne gestreckte Arme (das ist nicht unterscheidbar) mit offenen, ausgestreckten Handflächen.
Grafik: ©by Sabrina | Reiner | CC BY-SA
Meint die Symbolik der Hieroglyphe »Ka« eine Geste der Umarmung? Oder der flehenden Anbetung? Vielleicht der Segnung? Der sich konzentrierenden Sammlung? Womöglich ist sie ein Ausdruck für Kraft in Verbindung mit Macht wie beim Ringen?
Die Interpretationen fallen sehr unterschiedlich aus, obwohl unsere genannten Möglichkeiten alle miteinander letztendlich auf die zugrundeliegende Handlung des Umarmens zurückzuführen sind. Das Ringen, das Segnen mit erhobenen Händen, oder die Anbetung sind Abstraktionen der Umarmung, wenn auch unterschiedlich akzentuiert.
Die Hieroglyphe symbolisiert im wahrsten Sinne der Wörter »Zupacken«, »Halten«, »Bewahren«, »Schützen«. Sie zeigt in jedem Fall eine Interaktion zwischen einem aktiven und einem passiven Part, die beide nicht dargestellt sind.
Aktivität und Interaktion – das ist Lebenskraft. Und aktive Lebenskraft, die den passiven, tönernen Körper umarmt – das ist der Ka.
Erstaunlich, dass die Ägypter schon vor tausenden von Jahren in der Lage waren, derartig abstrakte Begriffswelten sehr pragmatisch und praxisnah mit nur einem einzigen Zeichen, entlehnt aus ihrer alltäglichen Erfahrung, für jeden Ägypter verständlich zu visualisieren.
Das belegt, welch große Bedeutung der »Ka« im alltäglichen Leben besaß und wie viel Übereinkunft darin bestand, was er ist und was er meint.
Grundlegende Begriffe mit hoher Bedeutung und hoher Übereinkunft im Verständnis werden in einer visualisierten, symbolischen Darstellung ganz allgemein extrem minimalisiert. Sie funktionieren ohne einen zusätzlich betonten Kontext. Der nämlich ist durch das Selbstverständnis des Seins im ganz normalen Alltag hinreichend gegeben. Ähnlich, wie wir heute das Symbol eines Herzens gerne für »Liebe«, »lieben« und »verliebt sein« verwenden, oder mit einem Emoticon bzw. einem »Smiley« eine Gefühlsregung ausdrücken, und damit völlig unmissverständlich kommunizieren. Es funktioniert selbst dann, wenn das Symbol einfachst ausgeführt, grob stilisiert und nur rudimentär dargestellt ist. Solange über seine Bedeutung Übereinkunft besteht.
:-)
Wer bereits wie Maat-ka-Ra zu Lebzeiten »Reich an Ka« ist, wie es ihr Horus-Name beschreibt, oder gar selbst das »Ka des [Sonnengottes] Ra« besitzt oder sogar ist, vom ihm persönlich verliehen bekam oder in dieser Funktion agiert, dem kann nur ein glückliches Leben beschieden sein, das lange über den Tod hinaus währen wird. Unzweifelhaft wird dieser Ka-Reichtum dafür Sorge tragen, dass Maat-ka-Ra auch im Jenseits ihre Jugendlichkeit behält und dort die erste unter den vornehmen Frauen sein wird. Sie ist von den Göttern gesegnet und beschützt.
Ihre Eignung für ihr Pharaonenamt, ihre Herkunft, die Legitimation, ihre Stärke im Diesseits und ihre Zukunft im Jenseits wurden in äußerst kompakter Form im Horus-Namen und im Thronnamen der Maat-ka-Ra formuliert: mit dem Zeichen »Ka«.
* Der Frage, was das Leben eigentlich ist, sind wir in unserem Beitrag »Gibt es einen Gott?« nachgegangen, wenn auch unter Aspekten der christlichen Religion. Doch dieser Beitrag lässt sich auch vor dem Hintergrund der ägyptischen Mythologie lesen, denn wie uns bewegten bereits die Ägypter die Fragen danach, was das Leben eigentlich ist, wie es entstanden ist und was passiert, wenn ein Mensch stirbt.
Die Könige Ägyptens führten als Namen eine feierliche Titulatur, die aus fünf Teilen bestand, die in vorgegebener Reihenfolge verwendet wurden. Die ersten vier Teile sind Namen, die der Pharao bei der Thronbesteigung erhielt. Sie waren seine Insignien als Herrscher über das Land und über die Menschen, sowie als Mittler zwischen Volk und Götter. Der Geburtsname, nach der Krönung versehen mit dem Titel »Sohn des Ra«, wurde an der fünften und letzte Stelle geführt.
In der Reihenfolge erhielt der Pharao diese Namen:
In Hieroglyphen-Texten wurden der Thronname und der Eigenname in besonderen Zierrahmen, in Kartuschen, gezeigt. Die Namen wurden durch Symbole eingeleitet, die auf ihre Bedeutung verwiesen. So ist oft vor dem Horus-Namen ein Horus-Falke mit oder Krone zu sehen, der Gold-Horus-Name hat unsere moderne Bezeichnung genau daher: Ein Horus-Falke und das Symbol für Gold, die goldene Halskette der Pharaonen (Pektorale; Brustschmuck), leiten den Namen ein. Vor dem Nebti-Namen, auch Herrinnen-Name genannt, befinden sich auf je einem Korb sitzend die beiden Göttinnen Nechbet und Wadjet.
Die Namensteile und Schreibweisen veränderten sich häufig im Laufe der Regierungszeit eines Pharaos, weshalb bestimmte Namensteile nicht selten in verschiedenen Versionen anzutreffen sind.
Ḥr :
wsrt-kꜢw
Hor:
Usert-kau
Horus:
»Die Ka-Reiche«
»Stark ist die große Lebenskraft«
Ḥr:
wsrt-kꜢw
Nbtj(j) :
wꜢḏt-rnpwt
Nebti:
Uadjet-reneput
Beide Kronen (alt.: Der der beiden Herrinnen):
»Die Jugendliche [Herrscherin über beide Länder]«
»Jung an Jahren«
»Die Gedeihende an Jahren«
bjk-nbw:
nṯrt-ḫꜤw
Bik-nebu:
Netjert-chau
Falke des Goldes:
»Erscheinung der Göttin«
»Die Göttin an Erscheinung«
n(j)-swt bjt:
mꜢꜤt-kꜢ-RꜤ
nesut bit:
Maat-ka-Ra
König von Ober- und Unterägypten:
»Die Wahrhaftige «Ka» des Ra«
»die Richtige an Ka-Kraft des Ra«
»Wahrheit ist die Seele des Ra«
n(j)-swt bjt:
mꜢꜤt-kꜢ-RꜤ
nesut bit:
Maat-ka-Ra
König von Ober- und Unterägypten:
»Die Wahrhaftige «Ka» des Ra«
»die Richtige an Ka-Kraft des Ra«
»Wahrheit ist die Seele des Ra«
sꜢ-RꜤ:
ḥꜢt-špswt
sa-Ra:
Hatschepsut
Sohn des Ra:
»Die erste der vornehmen Frauen«
sꜢ-RꜤ:
ḥꜢt-špswt ẖnmt-Jmn
sa-Ra:
Hatschepsut-chenemt-Amun
Sohn des Ra:
»Die erste vornehme Frau, Begleiterin des Amun«
sꜢ-RꜤ:
ḥꜢt-špsj ẖnm-Jmn
sa-Ra:
Hatschepsj-chenem-Amun
Sohn des Ra:
»Der erste Vornehme, Begleiter des Amun«
3 Die meisten Namen der Pharaonen sind in unterschiedlichen Versionen bekannt. Wir beabsichtigen nicht, Vollständigkeit zu erzielen. Wir zeigen hier bevorzugt die Namen in der Form, wie sie auf unseren Fotos im Abschnitt »Altes Ägypten | Fotoserien« zu finden sind. Weitere Namensteile der Titulatur zeigen wir exemplarisch in Schreibweisen, wie sie Jürgen von Beckerath in seinem» Handbuch der ägyptischen Königsnamen «publiziert hat, in dem umfangreiche Übersichten zu finden sind.
Mit den Bezeichnungen Hx (Horusname, Version x), Nx (Nebti-Name), Gx (Gold-Horus-Name), Tx (Thronname) und Ex (Eigenname) folgen wir der Systematik von J. von Beckerath. Gleiche Nummerierungen verlinken auf die selben Einträge bei ihm. Auf Varianten von Versionen, die in seinem Handbuch der ägyptischen Königsnamen nicht vermerkt sind, aber auf unseren Fotos auftauchen, weisen wir gesondert hin.
Literaturempfehlung: Jürgen. von Beckerath, Handbuch der ägyptischen Königsnamen, 2. verb. u. erw. Auflage, Verlag Philipp von Zabern, Main am Rhein 1999
Der Obelisk der Maat-ka-Ra im Amun-Tempel von Karnak bei Luxor. Seine Höhe beträgt 32 Meter, er ist vollständig mit Inschriften versehen.
Auf dem Obelisken ist sehr gut die Titulatur der Maat-ka-Ra in der mittleren der drei Spalten zu erkennen. Der Text ist von oben nach unten zu lesen.
©by Sabrina | Reiner | CC BY-SA
1. Der Horus-Name wird eingeleitet mit dem gekrönten Falken, dem Symbol des Horus. Er ist von einem rechteckigen Rahmen, dem Haus oder Hof, umgeben. Abgeschlossen wird der Name mit dem Zeichen der Fassade des Königspalastes. Das Bild symbolisiert das Haus des Horus, seinen Herrschersitz. Von ihm bevollmächtigt und beschützt regiert der im Hof genannte Pharao.
2. Der Nebti-Name wird durch das Symbol der beiden Herrinnen (Göttinnen) von Ober- und Unterägypten, Nechbet und Wadjet, eingeleitet. Die Herrschaft des Pharaos wird von ihnen legitimiert und gesegnet.
3. Der Gold-Horus-Name beginnt mit den Zeichen für Horus (Falke) und Gold (Halskette; Brustschmuck, Pektorale). Die Bedeutung ist unklar, doch kommen drei wesentliche Elemente zum Tragen: Horus selbst, die magische Schutzfunktion des Pektorales und der Reichtum des Goldes. Der Pharao wird von Horus selbst beschützt und von ihm (in der Funktion des Gold-Horus) mit Gaben des Reichtums versehen bzw. mit Gaben reich beschenkt.
4. Schließlich folgt der Thronname mit der Einleitung »König von Ober- und Unterägypten«.
5. Der Eigenname ist hier nicht abgebildet.
Bedeutung und Themen der Namen sind eng mit der ägyptischen Mythologie verbunden und ihre Tragweite ist nur schwer erfassbar. Sie kreisen wohl um die Begriffswelten der Bestimmung und Bevollmächtigung (Horus-Name), der Legitimation und Segnung (Nebti-Name), der Erhabenheit, des Wohlergehens, der Güte und des Reichtums in verschiedener Weise (Gold-Horus-Name) und um die amtliche Regentschaft selbst (Thronname).
Tragende Elemente sind die Götter Ra und Horus, sowie die Göttinnen Nechbet und Wadjet. Sie sind es, die das Amt des Pharaos bereitstellen, bestimmen und begleiten. Immer ist der Schutz des Pharaos durch diese Götter in jedem erdenklichen Sinn ihr anliegen.*
An der Spitze des Obelisken befindet sich eine Szene, die wir weiter unten mit einem Foto vom zweiten Obelisken der Maat-ka-Ra vergrößert zeigen: Maat-ka-Ra vor Amun-Ra, dem Sonnengott.
Der Teil oberhalb der Amun-Ra-Szene ist leer. Er war dafür vorgesehen, mit einer Kappe aus Metall, aus dem Elektron der Ägypter, einer Legierung aus Gold und Silber, verziert zu werden. Hier reflektierte sich das Sonnenlicht. Der Obelisk selbst wurde zum Wahrzeichen der Anwesenheit Amun-Ras. Wie Leuchtfeuer waren die Obelisken weit über das flache Land hinweg sichtbar.
Karnak war mit seinen Tempelanlagen und dem Amun-Tempel ein wichtiges religiöses Zentrum zur Zeit der Hatschepsut. Die Namenserweiterung in ihrem Eigennamen (»Begleiter(in) des Amun«) und der Tempel Djeser-djeseru in Deir el-Bahari unterstreichen ihre enge Beziehung zu Amun.
Senenmut hatte die Mittelachse des Tempels der Hatschepsut in Deir el-Bahari so ausgerichtet, dass der lange Zugangsweg zum Tempel in einer verlängerten Achse genau auf die Obelisken von Karnak zeigte. Auf diese Weise verschmolzen die Amun-Tempel in Karnak und Deir el-Bahari über viele Kilometer hinweg zu einer Einheit.
Deir el-Bahari: Blick vom Tempeleingang auf der obersten Ebene über die Rampen hin zum Nil.
Die gedachte verlängerte Achse der Rampe und des langen Prozessionsweges zeigt im Hintergrund die Tempelbezirke von Karnak und Luxor.
Foto: ©by Sabrina | Reiner | CC BY-SA
* Die Titulatur der ägyptischen Pharaonen hatte sich über Jahrhunderte entwickelt und ziemlich sicher andere Kulturen inspiriert. Selbst in der neutestamentlichen Geschichte und in den Legenden der »Weisen aus dem Morgenland« kehren diese Motive des Beschützens, der Legitimation, des Segnens und des Reichtums wieder, symbolisiert zunächst im Besuch der Weisen selbst, in den Geschenken für den neugeborenen König und später im Laufe der frühen Kirchengeschichte in der bewussten Wahl ihrer Namen.
Der Obelisk war der primäre Kultgegenstand des Sonnengottes Ra. Mit polierten oder vergoldeten Spitzen reflektierten die Obelisken das Sonnenlicht wie Leuchtfeuer weit über das Land.
Was lag für Maat-ka-Ra, die den Namen des Sonnengottes in ihrem Thronnamen führte, näher, als ihm zu Ehren Obelisken zu errichten? Obelisken, die das Sonnenlicht bis in ihren Tempel, in den Tempel von Deir el-Bahari spiegelten?
Die Namenskartusche an der Spitze des Obelisks belegt: Hier kniet Maat-ka-Ra vor Amun-Ra. Sie steht unter seinem Schutz.
Oberhalb dieser Szene war der Obelisk mit Elektron verkleidet, einer Legierung aus Gold und Silber, die das Sonnenlicht reflektierte, was weithin sichtbar war.
Foto: ©by Sabrina | Reiner | CC BY-SA
Maat-ka-Ra stellte die Verbindung der Tempel von Karnak und Deir el-Bahari durch ihre Bauten her. Das, was heute leider nur sehr trostlos, zerfallen, sandsteinfarben und grau aussieht, wo nur die Bekleidung der vielen Touristen bunte Tupfer in die Landschaft malt, war zu ihrer Zeit eine prächtige architektonische und landschaftliche Gesamtkomposition. Nichts überließen die Baumeister dem Zufall, nichts wurde dem Verfall überlassen.
Die Tempel waren mit künstlich bewässerten und gut gepflegten Parkanlagen ausgestattet und wurden von ihnen weiträumig umgeben. Reliefs, Wände und Statuen waren vollkommen bemalt. Metallgegenstände, Holz, Stoffe, Felle, Ziegel und Töpferwaren ergänzten und dekorierten die Steinbauten, Wege und Anlagen. Begrünt und farbenfroh, wasserreich, licht durchflutet, funkelnd im Sonnenlicht und reich belebt muss sich diese Region gezeigt haben.
Es war ganz sicher für jeden Zuschauer ein grandioser Anblick, wenn Maat-ka-Ra Hatschepsut mit ihrem Gefolge anlässlich großer Feste zwischen den beiden Tempelanlagen zu den Heiligtümern pilgerte oder ihren rituellen Pflichten in den Tempeln des Amun-Ra, der Hathor und des Anubis in Djeser-djeseru nachkam.
Hier, dicht an der Hauptstadt Theben, dicht am Zentrum ihrer Macht, zeigte sie den ganzen Reichtum, zeigte sie das Vermögen, die Fähigkeiten und die tiefe Spiritualität ihres Landes und der Ägypter.
Was sie in Steinen und Bauten dokumentiert hinterlassen hat, beeindruckt ebenso sehr wie ihre Fähigkeit, sich gegen alle Sitten der damaligen Zeit durchzusetzen und als Frau an die Spitze der Macht vorzudringen.
Sie faszinierte mit ihrem Durchsetzungsvermögen, mit ihrer Jugendlichkeit und mit ihrem Verstand, was die Namen ihrer Titulatur belegen. 22 Jahre lang hielt sie diese Position erfolgreich gegen den wahren Thronfolger, ihren Stiefsohn Thutmosis III., der nach ihrem Tod leider viele Hinterlassenschaften der Maat-ka-Ra zerstören ließ. Es ist ihm nicht vollständig und überall gelungen, wie beispielsweise die Obelisken im Amun-Tempel von Karnak beweisen. Mag sein, dass das auch gar nicht seine Absicht war. Mag sein, dass das »Ka« stark in Maat-ka-Ra war. Ihr Name jedenfalls hat bis heute ihren Tod überdauert.
Begleiten Sie uns nach Deir el-Bahari. Die Tempelanlage der Maat-ka-Ra Hatschepsut zählt zu den schönsten Hinterlassenschaften aus dem Reich der alten Ägypter.