Die Lehren der neuen Gerechtigkeit
vorgelesen von Reiner Makohl
Die Lehren der neuen Gerechtigkeit
Was ist Vergelten?
Was ist Nächstenliebe?
Der Text Matthäus 5,38-48 stammt aus der Bergpredigt, dort aus dem Abschnitt der Lehren der der neuen Gerechtigkeit. Diese Lehren sind Interpretationen, Auslegungen der mosaischen Gesetze nach dem Verständnis Jesu.
Im Abschnitt Mt 5,38-42 findet sich die Auslegung eines Gesetzes, wie es im 3. Buch Mose, Kapitel 24, dort in den Versen 19 und 20 niedergeschrieben ist:
Vnd wer ſeinen Neheſten verletzt / Dem ſol man thun / wie er gethan hat / 20Schade vmb ſchade / Auge vmb auge / Zaan vmb zaan / Wie er hat einen Menſchen verletzt / So ſol man jm wider thun.
Dieses Gesetz formuliert die Rechtsformel der Wiedervergeltung, die eine Reaktion auf eine vorangegangene Aktion im Sinne einer ausgleichenden, gegenseitigen Gerechtigkeit beschreibt. Die Wiedervergeltung oder Wiedergutmachung ist die Basis sozialer Vorstellung von Gerechtigkeit und deshalb Grundlage in Gesetzen und in der Rechtsprechung vieler Gesellschaften.
Dieses mosaische Gesetz hebt Jesus nun auf. Die Rache ist nicht länger Sinn des Gesetzes. Denn die juristische Formel, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, macht die Opfer zu Tätern gleicher Taten und stellt sie mit ihnen auf eine Stufe.
So kann nicht der Ruf nach Strafe als Form der Wiedergutmachung Ausdruck göttlichen Willens sein, sondern nur die Vergebung. Sie passt zur Erfüllung des höchsten Gebots, zum Gebot der Nächstenliebe.
Wie schwierig diese Auslegung Jesu für eine funktionierende Gesellschaft ist, wird in Luthers Anmerkung in der rechten Marginalspalte deutlich. Er relativiert die Aussage Jesu sofort. Dabei stützt sich er sich auf Paulus, der im Römerbrief über »Christen und die Obrigkeit« schreibt (Rom 13,1-7).
Im Abschnitt Mt 5,43-48 findet sich folgerichtig auch gleich die Auslegung von Gesetzen, wie sie im 3. Buch Mose, dort Kapitel 19, Vers 18b , und im Kapitel 26, Verse 7 bis 8 niedergeschrieben sind:
3Mos 19,18b:
DU ſolt deinen Neheſten lieben / wie dich ſelbs / Denn ich bin der HERR.
3Mos 26,7f
IR ſolt ewr Feinde jagen / vnd ſie ſollen fur euch her ins ſchwert fallen. 8Ewer fünffe ſollen hundert jagen / vnd ewr hundert ſollen zehen tauſent jagen / Denn ewre Feinde ſollen fur euch her fallen ins ſchwert.
Diese Gesetze grenzen in ihrem jeweiligen Kontext das eigene Volk von fremden Völkern ab, wobei fremde Völker in aller Regel als Feinde angesehen werden.
Jesus erkennt den Widerspruch zwischen den beiden Gesetzen. Er dehnt das erste Gesetz, das der Nächstenliebe, auf alle Menschen und somit auch auf fremde Völker, speziell aber auf Feinde aller Art aus. Gleichzeitig hebt er in der Konsequenz das zweite Gesetz, die Feinde zu hassen und zu jagen, auf.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen | ||
1899 - 1978 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen | ||
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Mt 5,38-48 | Reihe V | |
1979 - 2018 | ||
Mt 5,38-48 | Evangelium + | |
seit 2019 | ||
Mt 5,38-48 | Evangelium + |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre